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Sal. Oppenheim - eine Privatbank verliert ihre Unabhängigkeit

STRATEGIE | GENIOS WirtschaftsWissen Nr. 09/2009 vom 22.09.2009


Sal. Oppenheim verliert Eigenständigkeit

Die Deutsche Bank hat bekannt gegeben, dass sie langfristig eine Komplettübernahme des Bankhauses Sal. Oppenheim anstrebt. Damit verliert die Kölner Privatbank endgültig ihre Eigenständigkeit. Dem vorausgegangen sind erhebliche Verluste im Investmentgeschäft und Missmanagement. Besonders durch die Beteiligungen am Handelskonzern Arcandor, der inzwischen Insolvenz angemeldet hat und an der Deutschen Industriebank, aber auch durch die Finanzkrise gerät das 1789 gegründete Bankhaus in Schieflage und ist auf die Deutsche Bank angewiesen.

Sal. Oppenheim verwaltet ein Vermögen von 132 Milliarden Euro und hat ausschließlich sehr wohlhabende Kunden. Mit der Übernahme akquiriert die Deutsche Bank so einen neuen Kundenstamm. (1), (2)


Sal. Oppenheim und die Deutsche Bank

Die Rettung von Sal. Oppenheim erfolgt nur Dank der Deutschen Bank. Diese möchte sich an der Privatbank Sal. Oppenheim beteiligen, ein Anfang ist bereits gemacht. Die Deutsche Bank vergibt an die Anteilseigner von Sal. Oppenheim einen Kredit in Höhe von 300 Millionen Euro. Mit diesem Kredit konnten die Gesellschafter das Eigenkapital der Bank auf 2,1 Milliarden Euro erhöhen, die Gesamtkapitalquote steigt damit von zuletzt rund 12 Prozent auf 13,3 Prozent. Die Deutsche Bank gewährt diesen Kredit, da es gerade eine Buchprüfung bei der Privatbank vornimmt und einen Einstieg erwägt. Der jetzt kurzfristig gewährte Kredit wird dann später auf den noch zu ermittelnden Kaufpreis angerechnet. Noch möchte sich die Deutsche Bank nur mit einer Minderheitsbeteiligung zwischen 30 und 50 Prozent an Sal. Oppenheim einkaufen. (3), (4)


Sal. Oppenheim und Madeleine Schickedanz

Die Gesellschafter von Sal. Oppenheim sind neben der Quelle Erbin Madeleine Schickedanz Großaktionäre des Arcandor Konzerns. Beiden droht nun ein Totalverlust, da deren Arcandor Aktien inzwischen fast wertlos geworden sind. Der Insolvenzverwalter glaubt, dass alle Großaktionäre kein Geld erhalten werden, da sie nur nachrangige Gläubiger sind. Davon betroffen sind auch die Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim. Denn es gibt nur Geld zu verteilen, wenn der Verkauf von Arcandor alle Gläubigerforderungen deckt und zusätzlich noch ausreichend Eigenkapital übrig bleibt. Das dieser Fall eintreffen wird, ist sehr unwahrscheinlich. Schickedanz gab bereits in einem Interview bekannt, dass ihr der Verlust des gesamten Privatvermögens droht, wenn Arcandor nicht gerettet werden kann und gleichzeitig ihre Bankkredite fällig werden. (5)



Trends Fusionswelle unter VermögensverwalternAufgrund der Finanzkrise erwartet die Deutsche Bank eine neue Übernahmewelle in der Vermögensverwaltungsbranche. Als Gründe nennt sie steigende Kosten und den zunehmenden regulatorischen Druck. Als Beispiel dient die Commerzbank, die ihre Schweizer Vermögensverwaltungstöchter bereits verkauft hat, allerdings auch um die Auflagen für die notwendigen Staatshilfen in Deutschland zu erfüllen. Außerdem scheint es, dass die niederländische ING ihr Vermögensverwaltungsgeschäft ebenfalls veräußern möchte. Aber auch die Deutsche Bank springt auf diesen Zug auf und beteiligt sich an der Privatbank Sal. Oppenheim. (6)Sal. Oppenheim verliert Vertrauen bei reichen KundenLaut einer Studie des Marktforschungsunternehmens BrandControl verliert Sal. Oppenheim das Vertrauen bei ihren reichen Kunden. Nur noch 14 Prozent der wohlhabenden Befragten vertrauen ihrer Bank, Ende letzten Jahres waren es noch 23 Prozent. Ebenfalls 14 Prozent vertrauen Sal. Oppenheim nach eigenen Angaben gar nicht mehr, das sind drei Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Dies zeigt, dass sich die Probleme der Privatbank auch auf das Image des Unternehmens negativ auswirken. Für die Studie wurden 1 000 Personen befragt, die mindestens 100 000 Euro im Jahr verdienen. (7) Trends


Fusionswelle unter Vermögensverwaltern

Aufgrund der Finanzkrise erwartet die Deutsche Bank eine neue Übernahmewelle in der Vermögensverwaltungsbranche. Als Gründe nennt sie steigende Kosten und den zunehmenden regulatorischen Druck. Als Beispiel dient die Commerzbank, die ihre Schweizer Vermögensverwaltungstöchter bereits verkauft hat, allerdings auch um die Auflagen für die notwendigen Staatshilfen in Deutschland zu erfüllen. Außerdem scheint es, dass die niederländische ING ihr Vermögensverwaltungsgeschäft ebenfalls veräußern möchte. Aber auch die Deutsche Bank springt auf diesen Zug auf und beteiligt sich an der Privatbank Sal. Oppenheim. (6)


Sal. Oppenheim verliert Vertrauen bei reichen Kunden

Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens BrandControl verliert Sal. Oppenheim das Vertrauen bei ihren reichen Kunden. Nur noch 14 Prozent der wohlhabenden Befragten vertrauen ihrer Bank, Ende letzten Jahres waren es noch 23 Prozent. Ebenfalls 14 Prozent vertrauen Sal. Oppenheim nach eigenen Angaben gar nicht mehr, das sind drei Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Dies zeigt, dass sich die Probleme der Privatbank auch auf das Image des Unternehmens negativ auswirken. Für die Studie wurden 1 000 Personen befragt, die mindestens 100 000 Euro im Jahr verdienen. (7)



Fallbeispiele


Sal. Oppenheim hilft beim Umbau von Bionade

Der Hersteller der Limonade Bionade steht vor einer Umstrukturierung. Sal. Oppenheim hat den Auftrag erhalten, die Strukturen des Getränkeherstellers zu durchleuchten und Verbesserungsvorschläge einzureichen. Ziel ist es, entweder eine neue Partnerschaft einzugehen, eine Beteiligung eines Investors zuzulassen oder gar der Verkauf des Unternehmens. Seit kurzem stagniert der Absatz des Getränks.

Gründe hierfür sind die wachsende Konkurrenz und Preiserhöhungen. Bereits vor einem Jahr erklärte Finanzchef Manfred Ziegler, Bionade müsse sich einen Partner suchen für die Abfüllung und eventuell auch für den Vertrieb. Sal. Oppenheim soll nun bei diesem Prozess behilflich sein. (8)


Mediobanca an Investmentsparte interessiert

Die italienische Investmentbank Mediobanca, mit Sitz in Mailand hat an der Investmentsparte von Sal. Oppenheim Interesse gezeigt. Angeblich wurden bereits erste Verhandlungen geführt. Allerdings werden noch die Ergebnisse der Gespräche der Deutschen Bank mit Sal. Oppenheim über den Kauf des Private-Banking-Geschäfts abgewartet. Falls es zu einer Übernahme kommen sollte, wäre das die erste Akquisition von Mediobanca im Ausland. Bisher hat die italienische Bank nur Zweigstellen in Paris, Frankfurt und Madrid. (9)


Sal. Oppenheim verzögert Bekanntgabe der Halbjahreszahlen

Grundsätzlich veröffentlichen die Banken ihre Halbjahresergebnisse Ende August. Die größte europäische Privatbank Sal. Oppenheim hingegen wartet mit der Bekanntgabe. Ein Grund für diese Entscheidung wird wohl die derzeit stattfindende Buchprüfung der Deutschen Bank bei Sal. Oppenheim sein. Weiterhin sagte ein Sprecher der Bank, sie seien nicht verpflichtet die Zahlen zu veröffentlichen, sondern möchten bis Mitte September damit warten. Bis dahin soll auch die Buchprüfung durch die Deutsche Bank abgeschlossen sein. (10)



Weiterführende Literatur:

(1.) Aufräumen am Rhein
aus Focus, 31.08.2009; Ausgabe: 36; Seite: 104-105

(2.) Adlige Zocker
aus Der Spiegel, 10.08.2009, Nr. 33, Seite 62

(3.) Deutsche Bank spart bei Reichen
aus Financial Times Deutschland vom 02.09.2009, Seite 15

(4.) Deutsche Bank ermöglicht Kapitalspritze für Sal. Oppenheim
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2009, Nr. 185, S. 13

(5.) Totalverlust mit Arcandor - Schickedanz und Sal. Oppenheim könnten leer ausgehen
aus Kölner Stadtanzeiger, 25.08.2009

(6.) Deutsche Bank erwartet Fusionswelle unter den Vermögensverwaltern
aus DIE WELT, 02.09.2009, Nr. 204, S. 19

(7.) Vertrauen in Sal. Oppenheim geht zurück
aus Handelsblatt Nr. 160 vom 21.08.09 Seite 26

(8.)Sal. Oppenheim soll Umbau von Bionade vorantreiben
aus Financial Times Deutschland vom 03.08.2009, Seite 7

(9.) Mediobanca baut im Ausland aus
aus Finanz und Wirtschaft vom 15.08.2009, Seite 1,12

(10.)SAL. OPPENHEIM will trotz aller Neugierde der Branche ihre Halbjahreszahlen noch nicht preisgeben
aus Handelsblatt Nr. 166 vom 31.08.2009, Seite 22

M.Dengl<b></b><b><i>M.Dengl</i></b>

Metainformationen

Quelle: GENIOS WirtschaftsWissen Nr. 09/2009 vom 22.09.2009
Dokument-ID: c_strategie_20090922

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