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Anlagestrategien: Optionen versus Futures

STRATEGIE | GENIOS WirtschaftsWissen Nr. 10/2004 vom 20.10.2004

Beitrag

In schwierigen Zeiten ist die richtige Anlagestrategie entscheidend für den Erfolg an der Börse. Um hierbei die passende Strategie für sich zu finden, sind zuvor Überlegungen zur eigenen Risikobereitschaft wichtig. (9)

Folgender Artikel beschreibt zunächst den Unterschied zwischen Optionen und Futures. Anschließend wird auf einige ausgewählte Anlagestrategien für institutionelle Investoren eingegangen.



Optionen versus Futures

Optionen gibt es in unterschiedlichen Variationen. Eine wesentliche Einteilung ist jedoch die Unterscheidung zwischen Kaufoptionen (call option) und Verkaufsoptionen (put option). Bei einer call option erhält der Käufer mit dem Kauf der Option das Recht, eine spezifizierte Menge eines zugrunde liegenden Wertes bis zu einem bestimmten Fristende zu einem bei Verkauf vereinbarten Preis vom Verkäufer zu kaufen. Der Käufer einer put option hingegen erwirbt mit der Option das Recht, zu einem vorher ausgemachten Preis am Ende einer bestimmten Frist an den Verkäufer zu verkaufen. (1), (8)

Futures umschreiben ein Terminkontraktgeschäft. Dies meint eine vertraglich bindende Vereinbarung zweier Vertragsparteien über einen bestimmten Basiswert auch underlying genannt. Hierzu gehören beispielsweise Waren, Devisen oder Aktienindizes. Futures sind bezüglich der Menge, dem zukünftigen Zeitpunkt und dem bereits bei Vertragsabschluss definiertem Preis genau festgelegt. Unterschieden wird zwischen dem Kauf von Futures (Long-Future-Position) oder Verkauf von Futures (Short-Future-Position). (3)



Anlagestrategien für Optionen

Veroptionierungsstrategie

Bei einer Veroptionierungsstrategie auf Aktienbasis wird beispielsweise für das gesamte Fondsvolumen ein Aktienportfolio erworben. Zusätzlich wird für jede Aktie eine Einzelaktien-Option erworben. Mittels dieser Strategie erzielt man zwar keine Kursgewinne, hat aber einen sicheren Ertrag aus den Prämien der Optionen. Eventuelle Verlustrisiken durch enorme Kursrückgänge, welche die sicheren Erträge überwiegen können, können durch den Kauf einer Index-Put-Option abgesichert werden. (2)


Dynamischer Collar-Ansatz

Bei dieser Strategie wird das Portfolio aus Aktien und Renten zusammengestellt, so dass das Risikomanagement darin besteht, die Aktienrisiken zu beachten. Hierbei erfolgt die Streuung des Aktienrisikos über Aktienindex-Optionen. Die Kosten dieser put option werden durch Verkäufe von höher bewerteten call options gesichert. Das Portfolio bewegt sich demnach innerhalb der Basispreise zwischen put und call ähnlich wie ein ungesichertes Portfolio. (2)



Anlagestrategien für Futures

Rollover Strategie

Die Strategie hierbei liegt darin, nach dem Erwerb eines Futures kurz vor Laufzeitende auf den nächsten längeren Future überzugehen, das heißt zu rollen. Dieser ist entsprechend günstiger. Damit erzielt der Käufer von Verfall zu Verfall eines Futures eine so genannte positive Rollperformance. (3)


CPPI-Strategie

In der CPPI (Constant Proportion Portfolio Insurance) Strategie wird eine statistisch ermittelte optimale Asset Allocation zusammengesetzt, die eine maximale Verlustbegrenzung zum Ziel hat. Diese Allokation wird periodisch wiederholt. Dadurch steht eine solche Strategie in starker Abhängigkeit von Marktentwicklungen. Schlechtere Märkte und damit ein sinkender Risikopuffer machen es erforderlich, risikoreiche Anlagen abzustoßen. Hierzu werden Future-Kontrakte eingesetzt. Diese haben eine hohe Liquidität und geringe Transaktionskosten. (2), (8)



Fallbeispiele



Im Energiesektor bremst der hohe Ölpreis neben dem Wirtschaftswachstum auch die Aktienkurse. Eine Strategie erscheint vor diesem Hintergrund dennoch lukrativ: die Investition in Rohstoff-Futures. Der Vorteil liegt darin, dass Rohstoff-Futures direkt wirken. Risiken, die durch einen direkten Kauf von Aktien bestimmter Energieunternehmen entstehen, werden durch Investitionen, die sich direkt auf Rohstoffpreise konzentrieren, verringert. Dabei sollte beachtet werden, dass eine Rollover-Strategie bei Rohstoff-Futures nur geringen Profit abwirft. (3), (5)

Chartist Uwe Wagner, Chef der Wertpapierhandelsbank Wagner & Lang, favorisiert Futures. Dabei setzt er hauptsächlich auf DAX- und Euro-Stoxx-50-Futures. Wagner bevorzugt jedoch den DAX, da dieser volatiler als der Euro Stoxx 50 ist. Der Euro-Stoxx-50-Future dagegen ist seiner Ansicht nach liquider. Dies gewinnt bei großen Anlagebeträgen an Bedeutung. (4)

Die Unico Asset Management setzt mit dem Hedge-Dachfond AI Multi-Hedge Strategy verschiedene Strategien ein. Diese kombinieren unter anderem folgende Einzelstrategien: Long/Short Equity, Convertible Arbitrage, Merger Arbitrage und Futures. (6)

Weiterführende Literatur:

(1.) Lauer, Jörg, Moderne Finanzierungsinstrumente, Attraktives Investment-Banking mit Immobilienportfolie, Betriebswirtschaftliche Blätter, 01.07.2004, S. 346
aus Betriebswirtschaftliche Blätter, Juli 2004, Nr. 07, S. 346

(2.) Tönnes, Kay-Peter / Becker, Ulf, Absolute Return-Strategien Modeerscheinung oder Anlagealternative für jede Börsenphase?, Die Bank, Heft 04/2004, S. 260
aus Die Bank, Heft 04/2004, S. 260-264

(3.) Allenspach, Urs, Anlegen mit Rohstoffderivaten: Futures sind als Basiswerte häufig lukrativer als die Preise am Kassamarkt, Prolongationsabschlag motiviert Rollover-Geschäfte, Finanz und Wirtschaft, 07.08.2004, S. 13
aus Die Bank, Heft 04/2004, S. 260-264

(4.) Klotz, Antonie, "Das Ziel ist kontinuierlicher Gewinn bei geringer Volatilität", Börse Online, 23.09.2004, S. 48
aus Börse Online vom 23.09.2004, Seite 48

(5.) Pfiffner, Fritz, Funds of Hedge-Funds: Test noch nicht bestanden, NZZ am Sonntag, 11.01.2004, S. 42
aus Börse Online vom 23.09.2004, Seite 48

(6.) O.V., Zielfonds gesucht, newcomer, Financial Times Deutschland, 02.08.2004, S. 24
aus Financial Times Deutschland vom 02.08.2004, Seite 24

(7.) Andreß, Ralf, Wissenschaft weist Nutzen nach, Welt am Sonntag, 05.09.2004, S. WS1
aus Financial Times Deutschland vom 02.08.2004, Seite 24

(8.) Langer, Bernhard, Wertsicherungskonzepte fallen auf fruchtbaren Boden, Mit "Total Return"- oder "Absolute Return"-Ansätzen verwandt - Wesentlicher Unterschied ist die Priorität der Investmentziele, Börsen-Zeitung, 26.06.2004, S. B2
aus Börsen-Zeitung, 26.06.2004, Nummer 121, Seite B2

(9.) Fugger, Horst, Keine Angst vor komplexen Strukturen, Erfindergeist und Nachfrage bestimmen das Wachstum am Derivatemarkt, Financial Times Deutschland, 22.06.2004, S. BE1
aus Financial Times Deutschland vom 22.06.2004, Seite BE1

(10.) Jochims, Dörte / Wohleb, Dirk, Geldanlage - Total-Return-Fonds, Wunsch und Wirklichkeit, Capital, 22.01.2004, S. 114
aus Capital vom 22.01.2004, Seite 114

(11.) Wittrock, Olaf, Konservative Strategien liegen im Trend, Absolute- und Total-Return-Produkte verkaufen sich in schwachen Börsenzeiten gut. Verluste vermeiden ist das oberste Ziel der Fondsmanager, Financial Times Deutschland, 16.09.2004, S. BE6
aus Financial Times Deutschland vom 16.09.2004, Seite BE6

M.Sydow

Metainformationen

Quelle: GENIOS WirtschaftsWissen Nr. 10/2004 vom 20.10.2004
Dokument-ID: c_strategie_20041020

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