Inhaltsverzeichnis vom 09.06.2022

Es ist eine Aussage, so vulgär und verletzend, dass sie mehreren Kindern in Erinnerung geblieben ist: "Du tanzt wie Scheiße, die im Meer gleitet." Diesen Satz sagte eine Lehrerin der Tanzakademie Zürich zu ihrer Schülerin. Die ganze Klasse hörte es, aber niemand wagte etwas zu sagen. Denn Demütigungen sind an dieser Schule Alltag.

Die Tanzakademie Zürich ist eine der renommiertesten Ballettschulen der Welt. Die Schülerinnen und Schüler werden mit Stipendien in die Schweiz geholt, gewinnen wichtige Preise und werden nach dem Abschluss von den besten Kompanien unter Vertrag genommen: dem Bayerischen oder Wiener Staatsballett, dem Stuttgarter oder Hamburger Ballett, d ...

DIE ZEIT: Herr Meier, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von den Vorwürfen gegen die Tanzakademie Zürich hörten?

Thomas D. Meier: Ich war sehr betroffen. Es sind erschütternde Schicksale, die Sie in Ihrem Artikel schildern. Dann stellte ich mir drei Fragen: Was genau ist geschehen? Wer trägt wofür die Verantwortung? Und: Wie stellen wir sicher, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Ausbildung verantwortungsvoll abschließen können?

ZEIT: Wer ist für die Missbräuche an der Tanzakademie verantwortlich?

Meier: Die Administrativuntersuchung, die ich, noch bevor der Artikel erschienen ist, in Auftrag gegeben habe, muss die Vorwürfe klären. Im ersten Quartal 2023 ...

Politik mit dem Hunger ist eines der vielen Verbrechen dieses Krieges. Russland lässt seit dem Überfall auf die Ukraine keine Getreidefrachter mehr aus den ukrainischen Häfen fahren. In Odessa und anderen Häfen stecken mehr als hundert Schiffe und Tausende Seeleute fest. Im Land selbst werden Weizenlagerstätten bombardiert. Andernorts verdorrt die Ernte in den Speichern. Die Ukraine beschuldigt Russland, Weizen zu stehlen und selbst verkaufen zu wollen. Derzeit blockieren nach Kiewer Angaben rund dreißig russische Kriegsschiffe und U-Boote den Weg der Weizenfrachter ins Schwarze Meer. Diese Frachter sind das Faustpfand für Außenminister Sergej Lawrow, wenn er mit der Türkei und den ...

GRENOBLE

Als sie Jean-Luc Mélenchon zum ersten Mal sah, war Salomé Robin noch ein Kind. Ihre Mutter hatte sie zu einer seiner Kundgebungen nach Paris mitgenommen. Mélenchon führte seinen ersten Wahlkampf als Präsidentschaftskandidat, schon damals stritt der linke Volkstribun für eine andere Republik. "Ich war erst acht und habe natürlich nichts verstanden", erzählt Robin. "Aber wie dieser Mann gesprochen hat, das hat mich sehr beeindruckt."

Der Eindruck ist geblieben. Robin ist mittlerweile 19, im vergangenen Herbst hat sie an ge fangen, in Grenoble Sozialwissenschaften zu studieren. Wie es mit dem Studium weitergeht, das hängt von den Parlamentswahlen ab, die an den beiden kommenden ...

Fast auf den Tag sechs Monate ist es her, dass Angela Merkel ihr altes Leben beendet hat, das Leben als Kanzlerin, um ein neues zu beginnen. Dazwischen lagen Tage, an denen sie keinen Menschen sah, Spaziergänge an der Ostsee, Hörbücher, Macbeth, überhaupt bevorzugt Shakespeare, Schlaf, ab und zu Besuche von Freunden, Familie, Florenz. So wenig Politik wie möglich. Das aber wurde immer weniger möglich. In Florenz schossen die Paparazzi sie ab, in den Medien wurden die Bilder gegen geschnitten: Die Kanzlerin flaniert durch Italien, während in der Ukraine Menschen sterben. Auch ihretwegen? Diese Frage wurde immer lauter gestellt, je hartnäckiger Merkel ...

Plötzlich war da dieser Satz, den alle wiederholten. Fast klang er ein bisschen dahergesagt: "Wir werden ärmer werden." Robert Habeck war der Erste, der das sagte, Chris tian Lindner folgte kurz darauf und dann, in ähnlichen Worten, auch Friedrich Merz. Es war ein Satz, der erst allmählich seine Wucht entfaltete, dessen unerhörte Bedeutung tröpfchenweise ins Bewusstsein sickerte. Seit bei Volkswagen in Wolfsburg nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten Käfer vom Band rollten, war bundesrepublikanische Politik vor allem eine Veranstaltung zum Zweck der Wohlstandsmehrung: Wachstum statt Verzicht, Chancen statt Einschränkungen. Das war so etwas wie der heimliche Grundkonsens der Republik. Auch ...

Im Bundesbauministerium gibt es keinen Personenaufzug, sondern einen Pater noster. Gefährliches Teil, darf man eigent lich erst nach einer Einweisung benutzen, aus Versicherungsgründen. Journalistinnen auf dem Weg zu Pressekonferenzen nehmen bitte die Treppe.

Als Klara Geywitz im Dezember 2021 Bundesbauministerin wurde, sagte sie, sie finde den Paternoster einschüchternd. Ein knappes halbes Jahr später, im Mai, saß sie vor einer Schulklasse in Frankfurt (Oder). Ein Schüler fragte, was ihr denn gut gefalle im Ministerium. Geywitz antwortete: "Der Paternoster." Und als die 16-Jährigen fragend guckten: "Müsst ihr mal googeln, was das ist." Ziemlich plötzlicher Angstverlust, oder? Also ein Anruf bei Klara Geywitz, a ...

ATHEN

Das Einzige, was Ishaq Amiri noch fehlt, ist ein Pass. Sobald er einen hat, will er nach Deutschland. Dort will er endlich das erreichen, was er sich vorgenommen hat. "Nicht in Griechenland. Griechenland ist ein Dschungel."

Ein Nachmittag in Athen, draußen kündigt die Sonne den Frühling an. Drinnen, im Café, erzählt Amiri von seinen Zukunftsplänen, während auf dem Fernsehbildschirm rollende Panzer und Raketeneinschläge zu sehen sind. Dazwischen ein Statement eines geschockten griechischen Premierministers. Es ist der 24. Februar 2022. Die russische Armee ist in die Ukraine einmarschiert. Noch lässt sich nur erahnen, dass auf Europa eine gigantische Fluchtbewegung zukommt. Und ...

Ein freundlicher Bär - das ist der erste Eindruck von Mansour Abbas. Mit seiner behaglichen Leibesfülle hat er an einem Tisch im italienischen Restaurant "Si" in Latrun Platz genommen, einer Ortschaft auf halbem Weg zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Ein anderer Gast, der aus dem Negev stammt, aus der Wüstenregion im Süden Israels, wo viele von Abbas′ Wählern leben, erkennt den Politiker und winkt ihm zu.

Das soll der Mann sein, der laut Israels rechtem Oppositionsführer Benjamin Netanjahu das Land in politischer Geiselhaft hält, in Abhängigkeit von Islamisten und Terrorsympathisanten? Den auf der anderen Seite der Chef der radikalen Palästinenser-Miliz ...

DIE ZEIT: Frau Schwesig, hatten Sie am 24. Februar, dem Tag des russischen Überfalls, das Gefühl, in einer anderen Welt aufzuwachen?

Manuela Schwesig: Ja. Ich kann mich sehr gut an diesen Tag erinnern. Ich hatte im Februar eine Operation, eine Nachsorge nach meiner Krebserkrankung, die ich wegen der Pandemie mehrfach verschoben hatte. Ich wurde mittwochs, am 23. Februar, aus dem Krankenhaus entlassen, konnte das erste Mal zu Hause sein. Und dann wachte ich Donnerstagfrüh, wie die meisten, mit der schrecklichen Nachricht vom Angriffskrieg auf.

ZEIT: Und was dachten Sie?

Schwesig: Es war unwirklich. Unfassbar. Ich war erschüttert und bin es ...

JA,

schreibt die Feministin Veronika Kracher: Der öffentliche Umgang mit Amber Heard steht für einen Rückfall in die Zeiten alter Herrschaftsstrukturen

Der Musiker Gil Scott-Heron hatte recht, als er 1971 besang, dass die Revolution nicht im TV übertragen wird. TV und Revolution passen nicht zusammen. Im Fernsehen, na ja, im Livestream übertragen wurde zuletzt jedoch die antifeministische Konterrevolution, in Form des Prozesses zwischen Johnny Depp und Amber Heard.

Warum ich diese harte Formulierung gebrauche? Weil der öffentliche Prozess am Ende genau diese Wirkung hatte. Er hat den Errungenschaften der feministischen MeToo-Bewegung enorm geschadet. Er suggeriert Frauen: Bevor ihr euch künftig mit ...

Anfang des Jahres war das Land an einem interessanten Punkt: In der Klimapolitik lief es. Zumindest wenn man nicht zu genau hinschaute oder nachrechnete. Die Bundesregierung hatte die Klimakrise sorgfältig auf Ministerien aufgeteilt. In der Klimabewegung konnte man endlich weniger für die Sache an sich und mehr für Details und für Geschwindigkeit kämpfen. Diese Phase ist vorbei.

Doch nicht der Krieg hat sie beendet, die politischen Antworten auf den Krieg waren es.

Nachdem Russland am 24. Februar seine Großoffensive gegen die Ukraine startete, schien es beinahe unwirklich, wie schnell und symbiotisch die Notwendigkeiten von Frieden und Klimaschutz zusammenfanden. Wir Klimabewegten ...

POLITIK

Frankreich Wie eine Studentin für die neue vereinigte Linke den Wahlkreis Grenoble zu erobern versucht VON MATTHIAS KRUPA 2

Angela Merkel Die langjährige Kanzlerin absolviert ihre ersten Auftritte als Ex-Kanzlerin. Es geht ihr erstaunlich gut damit VON TINA HILDEBRANDT UND BERND ULRICH 3

Verteilungskonflikte Jetzt rächt sich, dass die Regierung bisher nicht über Geld sprechen wollte VON ROBERT PAUSCH UND MARK SCHIERITZ 4

Regierung Wie baut man ein Bauministerium auf? Unterwegs mit Klara Geywitz VON ANNA MAYR 5

Flüchtlinge Ein junger Afghane ist seit fünf Jahren auf der Flucht und hat nur ein Ziel: Deutschland VON SIMON LANGEMANN 6

Israel Zum ersten Mal regiert ein ...

Deutschland hat eine Bundeswehr, die von Einsatzfähigkeit weit entfernt ist, und von den 100 Mil liar den für die Bundeswehr soll noch etwas abgeknapst werden? Unglaublich!

DR. ULRICH WILLMES, PADERBORN

Klar, die brenzlige Lage der ukrainischen Truppen erfordert schnelle Hilfe. Und ja, die Bundeswehr ist seit Jahren chronisch unterfinanziert.

Fakt ist außerdem, dass geostrategische und sicherheitspolitische Überlegungen in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt wurden. Aber nun das Ruder gänzlich herumzuwerfen und nur auf Abschreckung und Aufrüstung zu setzen und dabei die strukturellen Ursachen von Krisen komplett auszublenden ist garantiert der falsche Weg - so kommen wir dem hehren Ziel einer friedlicheren Welt niemals näher. R ...

Was ist Hybris? Dieser Frage geht Thomas Assheuer in seinem Essay nach. Jede Zeit würde den Begriff wohl anders definieren. War es in der Antike der Traum vom Fliegen, der Ikarus zum Verhängnis wurde, so ist es heute die Idee, den Mars zu besiedeln. Motto: "Geht nicht gibt′s nicht". Der Baum der Erkenntnis, von dem Adamund Eva in der Bibel naschten, ist eine früheMetapher für dieses im Menschen angelegteStreben. Es fehlt dem Menschen offenbar die Fähigkeit, zu erkennen, wann dieser Drang nach Erkenntnis zu einer Kraft wird, die das Gute will und doch das Böse schafft.

In der Menschheitsgeschichte finden ...

DIE ZEIT: Herr Kossert, die Welt blickt auf die Ukraine, auf die größte Flüchtlingskatastrophe in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Was lösen die Bilder der Massenflucht bei Ihnen aus?

Andreas Kossert: Neulich habe ich am Berliner Hauptbahnhof ukrainische Mütter mit ihren Kindern aus dem vollen Eurocity aussteigen sehen, der aus Warschau kam. Ich sah ihre Gesichter, Gesichter von Menschen, die um ihr Leben fürchten - ein archaisches Bild inmitten dieses hypermodernen Bahnhofs. Als 2015 die Menschen aus Syrien kamen, schien alles sehr weit weg. Der Krieg gegen die Ukraine wird direkt vor unserer Haustür geführt. Das Gefühl, was Flucht wirklich ...

Biologisch betrachtet, ist eine Tomate kein Gemüse, sondern Obst, aber das ist vielleicht alles nicht so wichtig, denn in diesen Zeiten ist sie vor allem eines: teuer. Die Preise für frische Tomaten sind im April um 39,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen - damit belegt die Tomate unter den Nahrungsmitteln den ersten Platz in der Inflationstabelle.

Das Leben wird kostspieliger, das ist die ökonomische Realität dieses Sommers. Aber wie viel kostspieliger? Und für wen eigentlich? In Zusammenarbeit mit dem gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunktur-forschung in Düsseldorf (IMK) hat die ZEIT untersucht, wie die Inflation die unterschied lichen Haushalte ...

Erst einmal ist es nur eine Zahl: 7,9 Prozent. So hoch liegt die Inflation in Deutschland Anfang Juni 2022. Um 7,9 Prozent sind die Verbraucherpreise also im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Es ist der höchste Wert seit der Ölkrise im Jahr 1973.

Aber was heißt das?

Was diese 7,9 Prozent konkret bedeuten, zeigen weitere Zahlen in den Preissteigerungs statistiken für die Bedarfe des täglichen Lebens, die fast sämtlich teurer geworden sind (siehe Grafik unten). Um herauszufinden, welche Folgen das für den Einzelnen und die Einzelne hat, haben sich ZEIT-Reporter vor Supermärkte gestellt - in Berlin und Hamburg vor ...

Wenn sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag ausnahmsweise mal außerhalb von Frankfurt trifft, nämlich in den Niederlanden, dann wird es auch am neuen Ort um ein altes Thema gehen: die Inflation. Die Preise steigen in Europa in irrer Geschwindigkeit. Die Führung der europäischen Notenbank um ihre Chefin Christine Lagarde, die lange daran glauben wollte, die Sache sei nur vorübergehend, hat sich mittlerweile eingestanden: Sie ist es nicht. Das bedeutet auch, dass es nun schnell gehen muss für die EZB, deren erste Aufgabe es ist, für stabile Preise zu sorgen. Wann, wenn nicht jetzt, angesichts einer Inflationsrate ...

Das Chaos an deutschen Flughäfen hat wohl auch mit der fehlenden Routine von Touristen zu tun. "Die Menschen haben das Reisen ein wenig verlernt", heißt es bei einer großen deutschen Fluggesellschaft. "Die Passagiere wissen nicht mehr, wie es geht", meint ein Gewerkschafter. Das würden sie öffentlich natürlich so nie sagen, wer will sich schon mit Urlaubern anlegen. Deswegen sprechen sie hier anonym. Ihre Beobachtung: Viel häufiger als vor der Pandemie fallen bei der Sicherheitskontrolle Reisende auf, die eine Literflasche Wasser im Handgepäck haben oder eine Tube Haarshampoo. Die Folge: Diskussionen mit dem Sicherheitspersonal, Handgepäck ausräumen, Flasche wegschmeißen.

Deshalb werden die ...

Die Altbauwohnung in Berlin-Kreuzberg ist ihre Firmenzentrale. Das Wohnzimmer dient als Atelier, Marketingabteilung und Vorstandsbüro zugleich. Von hier aus führt Leonie Stein das Unternehmen, das sie mit ihrem Bruder Fabian gegründet hat: Wayks. Ein langer Tisch steht mitten auf dem Eichenparkett, bunte Bilder lehnen an der Wand. An einem metallenen Gitter hängt das Ergebnis ihrer Arbeit: ein großer sandfarbener Rucksack und einige markante Taschen. Wayks verkauft hochwertiges Reisegepäck. Den Rucksack für 289, die Umhängetasche für 69 Euro.

Vor wenigen Wochen, so erzählt Stein, habe sich eine aufgeregte Kundin bei ihr gemeldet: Eine nahezu identische Tasche habe sie bei Tchibo gefunden ...

Stefan Hoops hat es an diesem Freitag nicht weit zu seiner neuen Wirkungsstätte. Sie befindet sich nur knapp 150 Meter entfernt, schräg gegenüber seinem bisherigen Arbeitsort: den Deutsche-Bank-Türmen im Frankfurter Bankenviertel. Der 42-Jährige wird Chef des Vermögensverwalters DWS, einer Tochter der Deutschen Bank. Und das nur neun Tage nach seiner offiziellen Berufung. Die erfolgte - höchst unüblich - kurz vor vier Uhr nachts am 1. Juni. Der Chefwechsel war zwar schon länger im Hintergrund vorbereitet worden. Doch auf einmal musste es ganz schnell gehen. Denn am Abend des 31. Mai wurden die Räume der DWS und der Deutschen Bank von ...

Lieber Herr Schnellner,

vergangene Woche war ich im Schwimmbad. Als ich dort meine Bahnen zog, fiel mein Blick auf die stählernen Sprung türme, die sich am Beckenrand an ein an der reihen und in den Himmel ragen. Eine brillante Aussicht dürfte man von da oben haben, ging es mir durch den Kopf. Sie genießen zu können hätte mir allerdings auch einiges abverlangt. Es hätte bedeutet, die gemütliche Bahn zu verlassen und mehrere Meter in die Höhe zu steigen, um, wenn man schon dort oben ist, sich anschließend in die Tiefe zu stürzen und gegebenenfalls am nächsten Tag mit geprellten Oberschenkeln im Büro zu sitzen. Ich ...

Da sein - das fasst ganz gut zusammen, was Karen Dombrofski hier in Raum D-133 an der Ernst-Reuter-Schule in Frankfurt den ganzen Tag macht. Gerade schaufelt sie Eiswürfel in kleine Plas tik tüten und knotet sie oben zu. Das nächste Kind mit schmerzendem Knie kommt bestimmt. Für Dombrofski sind die Tütchen mit Eis ihre Art, zu zeigen: Ich sehe dich und kümmere mich. "Es muss ja nicht jedes Mal, wenn einer hinfällt, der gesamte Unterricht lahmgelegt werden. Da kann ich einfach mal kurz reagieren."

Das klingt banal. Einerseits. Andererseits ist "Einfach mal kurz reagieren" auch eine Revolution. Oder besser: Es könnte eine ...

Maxi Pia Louis sitzt im Café Einstein in Berlin-Mitte - und wäre gerne woanders. In Afrika, in Namibia, bei den lokalen Communitys, deren Interessen sie vertreten soll und die ihre Hilfe brauchen. Sie habe genug zu tun mit Problemen, die wirklich welche sind, sagt sie. Aber sie muss sich schon wieder damit herumschlagen: Trophäenjagd. "Das ist kein Problem. Höchstens für euch, ein emotionales. Aber nicht für uns."

"Wir" - das sind für Louis die lokalen Gemeinschaften neun afrikanischer Länder, für die sie spricht. Dorfbewohner, die wissen, was es heißt, wenn das Maisfeld von Büffeln zertrampelt wird. Menschen, die nachts auf ...

DIE ZEIT: Für die Wissenschaft gibt es eine verbreitete Metapher - sie sei, heißt es oft, eine "Brückenbauerin". Und zwar gerade in autoritäre Länder. Ein treffendes Bild?

Maria Rentetzi: Schon. Eine Brücke ermöglicht zweierlei: Man kann mit den Partnern auf der anderen Seite eine Zusammenarbeit eta blie ren, eine gemeinsame Sprache. Man kann die Brücke aber auch nutzen, um an Informationen zu gelangen oder sogar um das Gegenüber auszuspionieren. Im Laufe der Geschichte haben wir beides gesehen.

ZEIT: Sie sind Historikerin und forschen über Science-Diplomacy, Wissenschaftsdiplomatie. Was verstehen Sie darunter?

Rentetzi: Einfach gesagt handelt es sich um eine Strategie, die Wissenschaft nutzt, u ...

Oft kritisieren wir andere aus dem Affekt heraus, wenn die Emotionen hochkochen, etwa weil wir uns ungerecht behandelt fühlen und wütend sind. Besonders wenn uns jemand nahesteht, neigen wir dazu, unsere Wut ungefiltert rauszulassen und zu generalisieren. Ein Klassiker: "Du machst nie was im Haushalt!" Damit kommt man nicht weiter; weder ist klar, was einen in der Situation konkret so ärgert, noch, was man gerne anders hätte.

Das andere Extrem: Wir trauen uns gar nicht erst, Kritik zu äußern - zum Beispiel im Job. Schluckt man Dinge aber zu lange runter, können sich daraus psychische Probleme entwickeln. Das sind ...

Fünf Sinne habe der Mensch, sagt man gemeinhin, zum Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Wer einen siebten Sinn besitzt, gilt bereits als übersinnlich begabt. Dabei wurden inzwischen eine ganze Reihe weiterer Wahrnehmungsarten identifiziert. Und seit der Hirnforscher Stanislas Dehaene 1997 das Buch Der Zahlensinn veröffentlichte, ist auch von einem angeborenen Sinn für Quantitäten die Rede.

Aber kann man wirklich von einem "Sinn" sprechen, der Zahlen erfasst, so wie wir eine Empfindung von heiß und kalt haben? Gibt es eine angeborene Fähigkeit, die das mühselige Abzählen von Dingen überflüssig macht? Um diese Frage dreht sich derzeit ein wissenschaftlicher Disput. Dabei ...

Es ist nicht leicht, Gavin Schmidt in Manhattan zu finden. Das Nasa Goddard In sti tute for Space Stu dies ist undercover. Am Eingang steht Columbia Business School, zwei Polizisten kontrollieren jeden, der hier hineinwill.

Gavin Schmidt ist der Direktor. Gut gelaunt erklärt er, dass sich die Vorkehrungen als nützlich erwiesen haben. So seien einmal gehässige Fundamentalisten einer Baptistenkirche hier aufgetaucht - die behaupteten, jegliche Vorhersage sei gegen Gottes Willen. Das Gebäude der Klimaforscher aber suchten sie vergeblich.

Der Geowissenschaftler Schmidt ist auf die Entwicklung von Computerprogrammen spezialisiert, die Trends in der Entwicklung des Weltklimas simulieren. Ein Schwerpunkt seines Instituts liegt auf Klimamodellen ...

Hand aufs Herz: Würden Sie einen Vertrag zum Immobilienkauf unterschreiben, bevor die Finanzierung steht? Dieses Szenario würde den meisten wohl schlaflose Nächte bereiten. Doch viele Studierende erleben das: Ihr Studium beginnt, bevor der Antrag zum Bundesaus bildungsförderungsgesetz (Bafög) bewilligt ist. Nicht weil der Antrag zu spät gestellt wurde, sondern weil die Studienentscheidung getroffen werden muss, bevor klar ist, ob man eine Förderung bekommt und, wenn ja, welche. Was, wenn der Antrag abgelehnt wird? Was, wenn die Höhe der Förderung niedriger ausfällt als an genommen? Manche hält auch die Angst vor Verschuldung davon ab, Bafög zu beantragen.

Der Weg an die Hochschule ist ...

Mit schnellem Klack-klack-klack zerteilt Emanuel eine Tomate in ganz dünne Scheiben. Die Finger drückt er ein wenig gekrümmt auf die Tomate, damit er sich mit dem scharfen Messer nicht schneidet. Das kann man auf dem Display des Handys gut sehen. Emanuel ist 13 Jahre alt, kocht gern und macht dabei Videos, die er im Internet auf TikTok postet.

TikTok ist ein soziales Netzwerk. Anfangs wurden dort vor allem lustige Tanzvideos veröffentlicht, inzwischen gibt es auf der Videoplattform so gut wie alles: Die Tagesschau bringt Nachrichten, Blogger geben Schminktipps, Jugendliche zeigen ihre Haustiere. Die Filme sind kurz, meist nicht einmal eine ...

Wenn ich nur eine deutsche Krankheit ab schaffen dürfte, dann wäre es wohl dieses stolz vor sich her getragene Unverständnis High Fashion gegenüber. Jede Saison aufs Neue droht das ganze Land in Süffisanz zu ersaufen, wenn es sich Fotofetzen der großen Modenschauen in Mailand oder Paris ansieht, weil es sich nämlich die Frage stellt, wer das bitte tragen solle, im Alltag, wer da reinpasse, wieso man so viel Geld für ein Stück Stoff ausgebe und so weiter. Wenn jedes Land die Fashion Week bekommt, die es verdient, sollten die Deutschen sehr betroffen auf die letzten Jahre der Berliner Fashion Week zurückblicken ...

Ich sitze in Rom am Flughafen in der Lounge meines Vertrauens. Ich bin eine der wenigen Frauen hier. Erst dann werde ich an Gleichberechtigung glauben, wenn ich in den Flughafen-Lounges ebenso vielen Frauen wie Männern dabei zusehen kann, wie sie das Buffet durchforsten - also wenn ich mich nicht mehr wie ein exotisches Tier im Laubwald fühle.

Ich schlürfe meinen Espresso wie die Italiener um mich herum: langsam, die Augen halb zu, Telefon am Ohr. Alle tragen perfekt sitzende Anzüge; je älter der Mann, desto besser sitzt der Anzug. Die Schulterpartien sind perfekt abgemessen, die Hosen weder zu kurz noch ...

Sie strahlt, mit Macht: Die Strahlung der Sonne ist die eigentliche Quelle allen Lebens auf der Erde. Die Sonne erwärmt die Erde und lässt Bäume und Blumen wachsen und gedeihen. Sie gibt mir Energie und das Gefühl, lebendig zu sein, sie verspricht mir eine bessere Zukunft, kann mich aber auch verbrennen und mein Land in eine Wüste verwandeln.

Immer schon hat sie machtvoll regiert. Für die Menschen im Altertum war die Sonne ein oberster Gott: Ra in Ägypten, Tonatiuh in der aztekischen Kultur, Surya im Hinduismus, Sol Invictus im Römischen Reich sind nur einige Namen für diese vielgestaltige Gottheit.

Überall ...

Es gibt für diese Landschaft keine Reiseführer und keine Wanderkarten. Sie ist der blinde Fleck einer überkartierten Gegenwart, unentdeckt, unberührt. Wer sich dann doch einmal hierher verirrt, auf die Dächer der Stadt, spürt gleich, wie anders das Licht ist, wie anders die Luft. Wie die Welt dort unten schrumpft und der Himmel sich weitet. Unten werden die Städte seit Jahren eng und enger, immer mehr Häuser entstehen, mehr Autos, Roller, Radfahrer machen die Straßen dicht, das Gedränge wächst und mit ihm der Lärm, der Dreck, der Stress, die Verschluchtung des Lebens. Hier oben hingegen: Ruhe. Und auch sonst alles, was ...

Die ersten Worte dieser Oper werden nicht gesungen. Ein fahler Anzugträger spricht sie bloß, kein Ton jedoch ist zu vernehmen von dem, was er da in die Podiumsmikrofone hineinmeint. Der Mann ist Laudator bei einer staatstragenden Preisverleihung; Stakeholder aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft sind zusammengekommen, um Bundesverdienstkreuze zu verschleudern, Nannen-Preise oder andere Formeln der Anerkennung. Der Laudator aber bewegt nur die Lippen, man hört ihn nicht, denn, das ist die Botschaft, es ist eh bloß Geschwätz, womit dieser Abend beginnt.

Einbruch mehrerer Dunkelheiten heißt die außergewöhnliche Oper, die am vergangenen Samstag am Staatstheater Kassel uraufgeführt wurde. Die Musik stammt von ...

Das Lustigste an diesem feierlichen Abend im Münchner Prinzregententheater war Olga Neuwirths "Gewand", wie man in Österreich sagt, also das, was sie anhatte. Klar, dass bei Frauen zuerst über Äußerlichkeiten gesprochen wird; klar auch, dass Neuwirth sich Gedanken gemacht haben wird, was sie zu diesem Anlass tragen würde. Schließlich bekommt man als Komponistin nicht aller Tage den mit 250.000 Euro dotierten Ernst von Siemens Musikpreis für sein Lebenswerk verliehen. Nun, Neuwirth erschien ganz in Schwarz, nur die Schnürsenkel ihrer Sneaker strahlten weiß. Der Clou aber war ihr Jackett und was daran baumelte, lose, hinten wie vorne: allerlei Kunststoffriemen und ...

Eigentlich macht ja das Glück gewöhnlich, besonders sind nur die Unglücklichen. Was aber, wenn eine ganze Welt in Trübsal versinkt? Dieser Frage geht Helene Hegemann in ihrem neu erschienenen Erzählungsband nach. Schlachtensee berichtet davon, wie eine deprimierende Gegenwart an den Grenzen der Individualität nagt.

In vierzehn Episoden zieht das Buch einen Querschnitt durch die westliche Gesellschaft: Die amerikanische Upperclass wird ebenso erforscht wie das deutsche Vorstadtprekariat, die Berliner Schickeria gleichermaßen seziert wie das Leben in den öster reichischen Alpen. Vor diesen Kulissen treten teilweise wiederkehrende Figuren auf, manche von ihnen reich, manche arm. Gemeinsamer Nenner ist das Unglück: Sie "spüren eine ...

Die Idee ist schlicht und großartig zugleich. Wie in der Novellensammlung Dekameron des Renaissance-Dichters Giovanni Boccaccio versammeln sich auch in diesem Roman Freunde auf dem Land, um einer Seuche zu entkommen. Der Handlungsort von Gary Shteyn garts Landpartie ist ein idyllischer Ort am Hudson River, man flieht wegen der Corona-Epidemie aus New York. Der Gastgeber des Jahres 2020 heißt Sasha Senderovsky, russischer Immigrant und Autor seicht-humorvoller Prosa, der seine beste Zeit schon hinter sich hat; ein Mann, der über die schöne Begabung verfügt, seine Ehe- und Finanzprobleme großräumig zu verdrängen und sich einem gut gelaunten, sorgsam gepflegten Alkoholismus hin zu geben. Zu Gast ...

Schön sollte er werden, der "Neue Mensch". Stark, potent und leistungsfähig. Wie die Utopie, für die er einmal im revolutionären Russland der Bolschewiki stand. Der neue "Sowjetmensch" war seelisch, aber auch körperlich nicht von dieser Welt. Und deshalb war es nur natürlich, dass er schon bald nach Expansion strebte, eine andere Erde, andere Planeten suchte, dass er sein Reich auf den gesamten Kosmos ausdehnen wollte, um auch noch am anderen Ende der Galaxie seine ideologische Überlegenheit unter Beweis zu stellen.

Für diesen stellaren Eroberungszug bedurfte es aber einer anderen physischen Kon sti tu tion. Der alte Körper taugte nicht mehr für das neue ...

In diesem Film gibt es zu viel zu sehen, eigentlich müsste man ständig in den Standbild-Modus schalten. In einer Computerspiel-Welt türmen sich leuchtende Wolkenkratzer; Hunderte individuell gestalteter Gnome, Feen, Teufelchen und Kuscheltiere verknäueln sich und driften wieder aus ein an der; immer neue Landschaften scheinen sich ins Unendliche zu entfalten. Dazwischen ein fliegender Blauwal, explodierende Blumenbouquets, kämpfende Superhelden - und eine Protagonistin, die wirkt, als habe man ein asiatisches Pop-Idol mit einer Disney-Prinzessin fusioniert. Von japanischen Animes ist man fantas tische Szenarios und eine gewisse Überforderung gewöhnt, aber Mamoru Hosoda legt in Belle noch einen drauf - dafür gab es bei der Premiere in ...

Ein französischer Regisseur, der deutschen Sprache nicht mächtig, inszeniert ein Stück, das er Sturm und Drang nennt. Der Abend an der Berliner Volksbühne ist, so stellt sich rasch heraus, eine Annäherung nicht nur an eine Epoche der deutschen Literatur, sondern auch an den Volkscharakter des unheimlichen Nachbarn.

Ein Fluch scheint über dem Abend zu liegen, der vorgibt, im berühmten Weimarer Hotel Elephant zu spielen. Viel eher, so denkt sich der Zuschauer, ist dies ein Totenschiff. Darauf lässt auch das Geräusch schließen, das aus den Lautsprechern tönt und das Spiel überlagert: Es klingt wie das Knarren eines führungslosen Schoners auf hoher ...

Wie viele ukrainische Kirchengebäude wurden durch den Krieg schon zerstört oder schwer beschädigt? Präsident Selenskyj sprach am Pfingst wochenende von 113 Gotteshäusern und forderte, Russland wegen der Zerstörung von unwiederbringlichem Kulturerbe aus der Unesco auszuschließen. Dazu sah man in Selenskyjs Videobotschaften eine lichterloh brennende Kirche.

Dieser Brand, der am Freitag vor Pfingsten im umkämpften Swjatohirsk eine Klosterkirche zerstörte, war ein Fanal - und ein Bild für die ganze Tragik dieses Krieges. Denn das "Kloster des heiligen Entschlafens der Gottesgebärerin" ist besonders alt und war schon immer bedroht. Gegründet im 13. Jahrhundert im Donezbecken, überstand es mehrere Zerstörungen durch die Krim-Tataren und ...

Die russische Invasion in der Ukraine ist eine historische Bedrohung. Besonders beunruhigend für orthodoxe Gläubige ist, dass die Führung der russisch-orthodoxen Kirche sich weigert, den Einmarsch als das zu bezeichnen, was er ist. Stattdessen hat sie vage Erklärungen über die "Ereignisse" in der Ukraine abgegeben. Sie hat die Brüderlichkeit des ukrainischen und des russischen Volkes in der "Heiligen Rus" betont, aber ihre Gemeinden aufgefordert, in einer Weise zu beten, die Feindseligkeiten fördert.

Dass das Moskauer Patriarchat den Krieg von Präsident Wladimir Putin unterstützt, hat seine Ursache in einem religiösen Fundamentalismus, der die Nation über die Kirche stellt und totalitären Charakter ...

Verraten Sie uns Ihr Grillgeheimnis? Eine Frage, fast so alt wie die Menschheit selbst. Sollten Sie nicht glauben, dass schon die Neandertaler am Feuer der anderen spähten, wie das Mammut-Medaillon am meisterhaftesten gelingt, leben Sie eine gottverdammte Lüge! Eine Lüge inmitten dieser Zeit des Jahres, da Grillgeruch wieder wahrhaftig, breitbeinig und unmissverständlich in der Landschaft steht, wie nichts anderes an die tierische Fressfreude in uns erinnernd. Laut dem Datenportal Statista grillen 97 Prozent der Deutschen gern! 97 Prozent, wussten Sie das? Kulturwunder, Volks union am Rost! Oder dass jährlich etwa 1,2 Mil liar den Euro für Grillfleisch ausgegeben werden? Das sind um gerechnet 133.3 ...

Neulich hatte ich Urlaub und wollte an einem Freitag in die Sauna gehen. Wo man jetzt ja denkt: Banale Geschichte, Frau Mayr, da wird keine Kolumne mehr draus. Dachte ich auch. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte: Am Donnerstag, also an einem Tag, an dem ich nicht in die Sauna gehen wollte, war in ebenjener Sauna "Damensauna" gewesen, ein Tag also, an dem ausschließlich Frauen reingelassen werden.

Womit ich weiter nicht gerechnet hatte, womit sowieso keiner und keine rechnen konnte, aber womit man wahrscheinlich hätte rechnen müssen: Wenn am Donnerstag Damensauna ist, dann ist am Freitag (und an allen anderen ...

Ingolstadt, das Audi-Werk. Eine Welt aus weißen Hallen, am Rand ein verglaster Kubus, wie Designer ihn lieben - leicht und lichtdurchflutet. Hier tüfteln 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an "Exterieur", "Interieur" und "Color & Trim" der Marke. Man könnte auch sagen: am Aussehen von Autos. Im sechsten, obersten Stock des Glaswürfels sitzt, natürlich, der Chef. Marc Lichte, 52, ist vergleichsweise unbekannt angesichts der Tatsache, dass er mit seinen Ideen unser aller Umgebung gestaltet, schließlich fahren und stehen seine Wagen überall herum. Für Volkswagen hat Lichte unter anderem drei Generationen des Golf gestaltet. Seit 2014 verantwortet er das Audi-Design. Gründe genug, ihn ...

Kinder, das kostet!

Fünf Flugtickets plus 50 Euro Aufpreis für das Baby, noch mal 50 Euro für den Extra-XXL-Samsonite-Koffer: Das macht 2560 Euro. Nur für die Flüge nach Lissabon und zurück. Dazu kommen das Ferienhaus und Restaurantbesuche vor Ort. Und die Handgeld-Beträge: Wer als Paar mit vier Kindern nur den Fuß vor die Tür setzt, ist schon an einem normalen Sonntag zu Hause mindestens 20 Euro los, für Eiskugeln, Pommes, Kuchenstücke oder Busfahrkarten. Im Urlaub potenzieren sich diese täglichen Summen noch einmal. Klar, man will es schön haben. Und bitte erholsam. Macht also für zwei Wochen nach Berechnung all dieser ...

Dornröschen lebt nicht mehr hier. Hat nie hier gelebt. Aber man muss doch gleich an sie denken, wenn man in diesen Berliner Hinterhof vorstößt, durch zwei schwere Tore hindurch, und mit einem Mal in einem wunderbar wuchernden Garten steht, vor sich ein aufragendes Backsteingebäude mit Treppengiebel, von wildem Wein und Efeu berankt.

Und da darf ich jetzt hinein und ein Hotelzimmer beziehen, nach allen Seiten abgeschirmt. Schon irgendwie märchenhaft.

Trotzdem grummelt etwas in mir wie ein leichtes Störgeräusch. Denn Märchenfantasie hin oder her, ich weiß auch Bescheid über die Vergangenheit dieses Hauses: dass hier nicht Dornröschen, aber viele andere Frauen ...

Gründungsverleger:Gerd Bucerius (1906-1995)

Herausgeberrat:Prof. Jutta Allmendinger, Dr. Nicola Leibinger- Kammüller, Zanny Minton Beddoes, Florian Illies, Dr. Josef JoffeEhemalige Herausgeber:Dr. Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002)Helmut Schmidt (1918-2015)

Vorsitzender der Chefredaktionen des Zeitverlags und Chefredakteur: Giovanni di LorenzoStellvertretende Chefredakteure: Moritz Müller-Wirth (Managing Editor),Sabine Rückert, Holger Stark, Bernd UlrichMitglieder der Chefredaktion:Malin Schulz, Tanja Stelzer, Jochen Wegner Chef/in vom Dienst: Iris Mainka (verantwortlich), Mark Spörrle

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Textchef: Dr. Christof Siemes

Geschäftsführende Redakteure: Patrik Schwarz, Andreas Sentker

Internationaler Korrespondent: Matthias Naß

Leitender Redakteur: Hanns-Bruno Kammertöns

Redaktionsleiter Digitale Ausgaben: Götz Hamann

Parlamentarischer Korrespondent: Matthias Geis

Politik Hamburg/Berlin: Tina Hildebrandt/Dr. Heinrich Wefing (verantwortlich), Mark Schieritz (stellv.), Elisabeth Raether (Seite 3), A ...

Morgens mit dem Rad auf dem Weg in die Klinik, in Gedanken schon bei den Aufgaben des Tages, erreicht meine Nase ein gar nicht zu den Abgasen der befahrenen Kreuzung passender Duft: Die Rosen neben der Straße haben begonnen zu blühen.

Beatrix Hess-Maerevoet, Magdeburg

Der junge Mann, der im ICE Richtung München hinter mir sitzt und sich ganz leise ein Märchen vorliest. Es dauert ein wenig, bis ich merke, dass er offenbar Deutsch lernt. Wer wäre als Lehrmeister auch besser geeignet als die Brüder Grimm?

Benjamin Duven, Köln

Vergangenes Jahr habe ich sechs Monate (voller Heimweh) in Frankreich verbracht. Inzwischen bin ich ...

An den genauen Moment, in dem wir es aussprachen, erinnere ich mich nicht mehr. Meine Freunde hatten schon länger von ihrem Kinderwunsch gesprochen. Ich hatte bemerkt, dass sie mich öfter verstohlen ansahen. Irgendwann, ich glaube, es war im Schwimmbad, habe ich einfach gefragt: Wollt ihr Eizellen von mir?

Es gibt Feministinnen, die sagen, eine Frau, die ihre Eizellen spende, werde unterdrückt, sie handele aus materieller Not. Aber was ist das für ein Feminismus, der Frauen freies Handeln abspricht? Ich habe vor dreizehn Jahren Eizellen an ein homosexuelles Paar gespendet, damit es sich seinen Wunsch nach einer Familie erfüllen kann. Ich ...

Zufällig bin ich während des Katholikentags kurz in Stuttgart gewesen. Der Katholikentag Nummer 102 machte einen recht traurigen Eindruck, es waren kaum Leute da. Sogar bei den Heimspielen von Hertha BSC ist manchmal mehr los.

Ich wollte schauen, was in der Stiftskirche geboten wird, meiner Stuttgarter Lieblingskirche, aber man durfte wegen des Katholikentags nur mit Maske rein. Ich hatte keine dabei. Auf der großen Bühne in der Nähe war Sultans of Swing von den Dire Straits zu hören, leider nur vom Band. Die Anwesenheit der Dire Straits hätte den Katholikentag sofort in eine andere Aufmerksamkeits-Sphäre katapultiert, womöglich wäre sogar CNN ...

VON JOHANNES DUDZIAK

Frau Kwon, Sie haben in den Neunzigerjahren begonnen, die amerikanische Rap-Szene zu fotografieren. Von The Notorious B.I.G. über Dr. Dre bis hin zu Salt-n-Pepa haben Sie alle porträtiert. Wie kam es dazu?

Richtig los ging es 1991 für mich, nach einem Besuch in einem Gefängnis im Osten von New Jersey.

Wieso ausgerechnet in einem Gefängnis?

David "Funken" Klein, ein Bekannter von mir, fragte mich, ob ich ihn dorthin begleiten wolle, weil er mit seinem Label gerade etwas Außergewöhnliches produzierte: ein Hip-Hop-Album, auf dem ausschließlich verurteilte Schwerverbrecher rappten. Lifers′ Group hieß die Gruppe, sie entwickelte sich aus ...

VON CLAIRE BEERMANN

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1. Anreise: Die Pazifikküste des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca erreicht man auf dem Luftweg, etwa von Mexiko-Stadt kommend, in einem kleinen Propellerflugzeug, was insofern nett ist, als dass es einen schon mal einstimmt auf die nächsten Tage: Es wird jetzt alles ein bisschen uriger, dschungelhafter, entrückter. Beim Überqueren der Landebahn des Flughafens von Puerto Escondido riecht man die tropische Feuchtigkeit. Es empfiehlt sich, am Geldautomaten im Flughafengebäude einen größeren Bargeldvorrat abzuheben, die Automaten in Strandnähe sind nämlich vor allem in der Hauptreisezeit (Oktober bis April) öfter mal leer gepumpt, und in Taxis und vielen Restaurants zahlt man cash.

2. Z ...

VON CLAIRE BEERMANN

Es gibt auf Städtereisen diesen Moment, in dem man denkt: Was, wenn ich die Stadt Stadt sein ließe und den halben Vormittag im Hotelbett verschliefe? Wenn ich, statt brav ins Kunstmuseum und zu den Sehenswürdigkeiten zu gehen, im Frühstückssaal versackte, um anschließend ein Nickerchen in der Bibliothek zu halten? Wohnt man im B2 Boutique Hotel, das auf einem Hügel über Zürich liegt, ist man leicht verführt, sich die Stadt ganz bequem nur von hier oben anzusehen. Da sitzt man auf dem Ledersofa, das sich wie ein Tausendfüßler durch die Lobby schlängelt, neben sich eine Tasse Tee auf einem ...

VON CHRISTINE MEFFERT

Als Maria Strickling 1941 auf die Welt kommt, ist ihr Vater seit Monaten tot, Frauen tragen nun manchmal Hosen. Während des Krieges müssen sie mit dem Leben mehr denn je ohne Männer fertigwerden.

Die nächsten Olympischen Spiele finden erst 1948 statt, doch sosehr sich die Welt verändert hat - auch dieses Mal dürfen Frauen nicht die Mittelstrecken laufen. Die 800 und die 1500 Meter, so glaubt man, sind einfach zu viel für sie.

Maria Strickling glaubte das nie. Sie ist Läuferin, Vorläuferin sogar, sie hat getan, was Frauen vor ihr kaum möglich war. Vergangenes Jahr ist sie 80 ...

VON TILLMANN PRüFER

Pink ist die Farbe der Barbie-Welt. Die Plastikpuppe von Mattel, die so ziemlich jedes weibliche Klischee verkörperte, war untrennbar mit dieser Farbe verbunden. Und deswegen wird Pink von vielen verantwortungsbewussten Eltern seit Jahrzehnten bekämpft. Wenn es eine Farbe gab, gegen die mit aller Vehemenz vorgegangen wurde, dann Rosa in sämtlichen Variationen. Beginnend mit dem 20. Jahrhundert, aber vor allem in der Nachkriegszeit, hat sich Rosa in jeglichen Abstufungen zwischen Bonbon-Pink und Zartrosé als Mädchenfarbe eta bliert. Und in den jüngeren Eman zi pa tions be we gungen wird mit aller Kraft gegen Rosa als "Mädchenfarbe" agitiert, zuletzt mit der Kampagne Pink stinks, die sich gegen Geschlechterstereotype ...

Waagerecht: 6 Der schräge Vogel aus der Blockhütte? Eher einer aus der Baumhöhle 10 Altem Spruch zufolge: Es ist bös, ... und Wasser trinken 13 Londoner Kronenaspirant gilt ja prinz-ipiell als einer der ihren 15 Überstrahlt die Margerite, bereichert die Margarine 18 Der Liebe zu ihr wird der Bewunderer der Dorfschönheit kaum erliegen 19 Als Fahnenmasten des sinkenden Moralschiffes oft nur von Strohhalmstärke 20 Vorgehen bei und Ergebnis von Vertiefungsprozessen 21 Produziert in Schichtarbeit mit klarer Hackordnung 23 Staubtransportwesen nebenbei auch 24 Die Seele des Raumes ist der ... (E. A. Poe) 27 Lage von Gemüt und Geblüm nach ...

Luna hat sich im Internet Sandalen bestellt. Genau genommen sind es keine Sandalen, sondern die Einzelteile einer Sandale, die man selbst zusammenbauen muss. So ein Sandalen-Bausatz ist nicht billig, schon gar nicht billiger als etwa Sandalen, die es im Schuhgeschäft zu kaufen gibt.

Lunas Sandalen kamen mit mehreren zugeschnittenen Sohlen und Riemen daher. Im Kit war der Link zu einem Video enthalten, das jeden Schritt der Zusammensetzung erläuterte. Luna musste etwa einzelne Teile anschleifen und eine Innensohle auf eine Laufsohle kleben. Sie hatte die Riemen durch vorgestanzte Löcher zu schieben und ihrer Fußgröße anzupassen, anschließend musste sie sie festleimen. Die ...