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Inhaltsverzeichnis vom 11.02.2021
DIE ZEIT
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Die letzte Ölung
Selbst bei Migrol denkt man um. Die große Schweizer Mineralölfirma bietet ihrer Kundschaft neuerdings nicht mehr nur Heizöllieferungen und Tankrevisionen an, sondern auch Energieberatungen. Bei einem Hausbesuch wird erörtert, welches Heizsystem der alte, in die Jahre gekommene Ölbrenner am besten ersetzt. Dabei werde die ganze Palette angeboten, sagt der Migrol-Chef Daniel Hofer, "und zwar ergebnisoffen". Von der Wärmepumpe mit Erdsonde über die Holzschnitzel- oder Pellet-Heizung bis zum Öl- oder Erdgas-Brenner. Keine Lösung werde bevorzugt, sagt Hofer. Am Beispiel eines alten, schlecht isolierten Hauses erklärt er, dass es auch heute "durchaus Sinn ergeben kann, eine alte Ölheizung durch eine neue, aber ...
Schmierige Sache
Es gab sie tatsächlich, die Geologen, die in der Schweiz nach Erdöl suchten. Bereits 1917 behauptete Albert Heim, einer der bekanntesten von ihnen, in der Schweiz gebe es reiche Ölvorkommen: "Wenn wir das Problem lösen könnten, diese Vorräte in rationeller Weise abzubauen, so wäre unser Land für einige Zeit mit den Rohprodukten der Petroleumindustrie versorgt."
Geübt, das waren die Schweizer in der Erdölexploration. Kein anderes Land schickte im Verhältnis zu seiner Bevölkerung so viele Geologen rund um den Globus auf die Suche nach dem begehrten Rohstoff, schreibt die Historikerin Monika Gisler in ihrer kleinen Kulturgeschichte des Erdöls in der Schweiz. D ...
Er lässt sich gern treiben
Der Mann, der den Medienplatz Bern im Alleingang retten will, hat eine überraschend dünne Stimme. Man hatte einen Typen mit harter Kante erwartet, einen Getriebenen. Doch Norbert Bernhard scheint eher ein Sich-treiben-Lassender zu sein. Ein träumender Philanthrop, der bis jetzt das Glück hatte, sanft zu stranden.
Ende Januar berichtete die
Handelszeitung
,
in der Schweizer Bundesstadt solle eine neue Gratiszeitung entstehen. Gehe alles nach Plan, werde ab Herbst eine Vollredaktion täglich Nachrichten aufbereiten, von Politik über Wirtschaft bis zu Sport und Kultur. Eine Zeitung für Bern, in Bern produziert. Ein Printprodukt mit einer Auflage von 70.000. Die Nachricht ...
Die Impfschleicher
Selbstverständlich muss man in einer alles erschütternden Krise auch Politikern Fehler zugestehen. Falsche Entscheidungen, zu späte Einsichten, schlechte Kommunikation: All das kommt leider vor, all das muss kritisiert - kann meist aber auch verziehen werden. Jedenfalls geht′s danach halt weiter.
Auf Deutschlands mittlerer Politik- und Verwaltungsebene spielen sich jedoch gerade Dinge ab, die nur schwer zu verzeihen sind. Die das Zeug dazu haben, der Glaubwürdigkeit von Behörden und Regierungen dauerhaft zu schaden: Mehrere Landräte, Bürgermeister und weitere Funktionsträger gestehen gerade, sich vorzeitig eine Impfung gegen das Coronavirus gesichert zu haben. Dran gewesen wären sie noch nicht: Politiker in Regierungsämtern sieht ...
Rohrkrepierer
Auch wenn das herzlos klingt: Es führt in die Irre, die Gaspipeline Nord Stream 2 mit dem Schicksal von Alexej Nawalny zu verknüpfen. Die Forderung, ihre Fertigstellung zu stoppen, weil der Kremlkritiker für Jahre im Straflager verschwinden wird, ist wohlfeil: Russlands Lager sind schon seit Langem stets gut gefüllt. Nawalny betont selbst, er sehe den Zusammenhang nicht.
Die Pointe ist aber nicht, dass man für ihn nichts tun könnte. Im Gegenteil: Deutschland und die EU hätten zielgenaue Möglichkeiten, seine Peiniger zu treffen. Seit Ende letzten Jahres kann die EU Einzelpersonen sanktionieren, die sich an Menschenrechtsverletzungen beteiligen. Eine Liste von Personen, d ...
Normal? Wohl kaum
Wer zurzeit mit Politikerinnen redet, der muss noch besser aufpassen als gewöhnlich: auf die Wörter, denn es sind viele Fremdwörter darunter. Und auf die Pausen. Die sind nämlich etwas länger, nur eine Hundertstelsekunde wahrscheinlich, aber genau darin könnte die Wahrheit liegen. Die politische Wahrheit über Covid-19, die Wildform. Und über ihre Mutanten: B.1.1.7, B.1.351 sowie die brasilianische Variante.
Eine Gesellschaft, der es vielleicht ein wenig an Zuversicht und Fantasie mangelt, um sich eine Zukunft so recht vorzustellen, fixiert sich auf die Gegenwart. Und hofft dann, dass diese Gegenwart zwar variiert, aber im Kern doch einfach: f ...
Flexibel
Bis spät in die Nacht wurde am vergangenen Wochenende in den Labors des Impfstoffherstellers BioNTech in Mainz noch gearbeitet. Die Forscher dort untersuchen gerade mit ihren Kollegen des amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer eine neue Virussequenz. Genauer gesagt: die brasilianische Variante des Sars-CoV-2-Virus. Sie wurde in Deutschland zum ersten Mal Ende Januar entdeckt, als ein Reisender sie aus Südamerika mitbrachte. Nun muss geklärt werden, ob Comirnaty, so der Handelsname des BioNTech-Impfstoffs, auch gegen diese Mutation schützt. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor.
Was jedoch bekannt ist: Bisher hat sich der Impfstoff im Wettlauf mit dem Virus gut geschlagen. So haben die Forscher ...
Rasant
Man muss sich Viren wie fließendes Wasser vorstellen. Es drängt talwärts und sucht dabei den Weg des geringsten Widerstandes. Tauchen Hindernisse auf, dann werden diese umströmt. Zurzeit stößt Sars-CoV-2 auf viel größere Hindernisse als in den ersten Monaten. Am Anfang traf das Virus noch auf ein Meer leicht infizierbarer Körper. Doch Überlebende bilden Antikörper. Solch ein Körper ist schwerer einzunehmen. Neuerdings behindern Impfungen die Verbreitung - und von Abermillionen Viren überleben die Mutanten, die sich trotz aller Widrigkeiten weiterverbreiten können. So bildete Sars-Cov-2 in den vergangenen Monaten Varianten mit Spezialfertigkeiten, inzwischen gibt es sogar Kombiviren mit mehreren Ausweichmöglichkeiten. Wie beeinflusst ...
"Ein Trost"
DIE ZEIT:
Professor Snowden, das Virus ist immer noch nicht besiegt, und nun tauchen auch noch bedrohliche Mutationen auf. Was lehrt uns die Geschichte darüber, wie Pandemien enden?
Frank Snowden:
Alle Pandemien sind endlich, das ist ein Trost. Aber jede geht auf ihre eigene Weise zu Ende. Die Spanische Grippe etwa wurde vom Ersten Weltkrieg befeuert, deshalb endete sie 1918. Bei Covid-19 gibt es keinen derartigen Treiber. Wie die Pandemie endet, hängt davon ab, wie gut wir die Ressourcen nutzen, die wir zu ihrer Bekämpfung haben. Eine weitere Lehre aus der Geschichte ist, dass keine einzelne Wunderwaffe das ...
Grüner als Annalena Baerbock?
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DIE ZEIT:
Herr Söder, wir stehen am Beginn eines Superwahljahres, aber das
alles beherrschende Thema ist derzeit die Pandemie. Worum wird in diesem Jahr gerungen
werden?
Markus Söder:
Normalerweise sind um diese Zeit schon Plakate entworfen, Strategien definiert, und es findet der erste politische Schlagabtausch statt. Das alles ist jetzt aber unangemessen. Es zählt nur Corona. Und das wird uns noch lange beschäftigen. Es wird darum gehen, wie wir Corona überwinden und welche Konzepte wir entwickeln, damit dieses Land auch auf Dauer erfolgreich bleiben kann. Jenseits dieser Krise und ihrer Folgen hat für mich ein zweites Thema hohe ...
In der Krise hilft immer ...
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*Tragen Sie hier bitte ihre ideologische Präferenz ein
Nichts bestätigt die eigenen alten Lieblingsideen so zuverlässig wie ein welterschütternder Einbruch des unvorhersehbar Neuen. Das klingt zunächst überraschend, ist aber der klare Befund, wenn man die politische und geistige Verarbeitung der Covid-19-Krise betrachtet. Es wird zwar ständig davon geredet, was für eine tiefe Zäsur Corona darstelle und dass jetzt fundamentales Umdenken nötig sei. Doch sind es in der Regel nur die anderen, die umdenken müssen, während man selbst offenbar die Lektionen der Pandemie schon gelernt hatte und längst auf dem richtigen Weg war, bevor die Krankheit sich überhaupt bemerkbar machte.
Papst Franziskus ...
Riss in der Zensurmauer
Dass soziale Medien Gesellschaften in Stämme spalten, gilt als Gemeinplatz. Umso verblüffender war, was sich vergangene Woche unter chinesischsprachigen Internetnutzern abspielte. Sonntagmorgen gegen sechs Uhr in Peking: "Gibt es Konzentrationslager in Xinjiang?" heißt die Debatte. Tausende sind zugeschaltet. Ein junger Han-Chinese ergreift das Wort. Ganz im Sinne der offiziellen Linie der KP wehrt er die Berichte westlicher Medien über die Masseninhaftierung von Uiguren ab, lenkt das Gespräch auf Rassismus in den USA. Andere widersprechen, korrigieren die Parteipropaganda vom "Anti-Terror-Kampf" in Xinjiang, Exil-Uiguren berichten, wie Angehörige in den Lagern verschwanden. Der Linientreue gerät ins Wanken, fragt schließlich hörbar erschüttert: "Wie ...
"Mario Draghi ist der Beste"
DIE ZEIT:
Sie haben Ministerpräsident Giuseppe Conte gestürzt. Jetzt könnte Mario Draghi Ministerpräsident Italiens werden. Sind Sie der Königsmacher?
Matteo Renzi:
Nein, der Königsmacher ist Staatspräsident Sergio Mattarella. Ihm müssen wir danken. Ich habe nur mit Mut folgende Meinung vertreten: Wir bekommen 200 Milliarden von der EU. Daher brauchen wir eine Regierung, die in der Lage ist, dieses Geld sinnvoll auszugeben. Da Europa uns vertraut, müssen wir den Besten an die Spitze setzen. Und Mario Draghi ist der Beste. Sagen wir so: Mattarella ist der Trainer, Draghi schießt das Tor, ich habe höchstens ein Zuspiel gegeben.
ZEIT:
...
National, moralisch und am besten staatlich
Es stand schon einmal besser um die Freiheit, das sieht auch Jaros³aw Kaczyñski so. Es gebe viele Beispiele für deren Einschränkung, sorgte sich der Vorsitzende der polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unlängst in einem seiner raren Interviews. Vor allem Menschen mit konservativen Ansichten würden daran gehindert, "sich in Sicherheit zu äußern". Die Meinungsfreiheit aber sei für den demokratischen Wettbewerb von allen Freiheiten die wichtigste: "Deshalb muss sie besonders verteidigt werden."
Kurz darauf kündigte die Regierung in Warschau ein neues Gesetz an; Kaczyñski ist stellvertretender Ministerpräsident. Der Entwurf sieht vor, dass private Medienunternehmen künftig einen "Beitrag" aus Werbeeinnahmen zahlen sollen, z ...
Die Folgen einer Rettung
Wie gefährlich ist es, Alexej Nawalny zu behandeln? Diese Frage stellen viele seit der Nachricht, dass Sergej Maximischin vergangene Woche im Krankenhaus Nr. 1 von Omsk starb. Der 55-jährige Arzt gehörte zu den Rettern von Nawalny, als dieser am 20. August vergangenen Jahres vergiftet in die Notaufnahme des Krankenhauses eingeliefert wurde. Heute, fünfeinhalb Monate danach, arbeitet nur noch einer der vier für Nawalnys Behandlung verantwortlichen Ärzte in der Omsker Klinik. Einer hat bei einer Privatklinik angeheuert. Einer ist zum Gesundheitsminister der Region aufgestiegen. Und einer, Maximischin, ist tot. Manche vermuten einen direkten Zusammenhang zwischen seinem Ableben und der Rettung. Nawalnys ...
Trumps Enkel
Als am Dienstag das zweite Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump begann, saß im Senatssaal ein junger Mann, in dem das Establishment der Republikanischen Partei lange die Zukunft des Konservatismus nach Trump gesehen hatte.
Josh Hawley ist Senator für den Bundesstaat Missouri und hat alles, was ein großes politisches Talent braucht. Er ist erst 41 Jahre alt, sieht gut aus und ist ein begabter Redner. Er ist charismatisch und hochgebildet, hat an den Elite-Universitäten Stanford und Yale Geschichte und Jura studiert. Er ist Mitglied der einflussreichen konservativen Juristen-Vereinigung Federalist Society, die Verbindungen bis in den Supreme Court hat.
Mentoren zu finden ist ...
Sind uns die Alten egal?
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DIE ZEIT:
Frau Grimm-Benne, im Januar waren bis zu drei Viertel der Corona-Toten in den Bundesländern Bewohner von Altenheimen. In Sachsen-Anhalt, wo Sie Gesundheitsministerin sind, starben seit Beginn der Pandemie schon 446 Heimbewohner. War das in diesem Ausmaß nicht zu verhindern?
Petra Grimm-Benne:
Die Politik war ja nicht untätig. In Sachsen-Anhalt hatten wir bis in den November hinein relativ wenige Infizierte. Trotzdem haben wir frühzeitig die Einrichtungen mit Masken versorgt. Schon seit Mitte Dezember gibt es eine Testpflicht in den Heimen, für alle Besucher und Mitarbeiter. Die Heimbetreiber tun, was in ihrer Macht steht. Dass es trotzdem so ...
Schluss. Aus. Amen
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Von der katholischen Kirche ist man ja einiges an Skandalen gewohnt, aber dieser hat Folgen wie keiner zuvor: Weil der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sich seit Wochen weigert, ein Gutachten über sexuellen Missbrauch in seinem Bistum zu veröffentlichen, weil er Betroffene getäuscht, Versprechen gebrochen, Kritikern mit Disziplinierung gedroht und in zwei Fällen sogar selbst Täter geschützt haben soll, treten gerade so viele Katholiken in der Domstadt aus der Kirche aus, dass das zuständige Amtsgericht überfordert ist.
Wer die katholische Kirche verlassen will, muss - wenn er sich jetzt anstellt - bis April warten. Und der Kölner Kardinal? Er gibt ...
Dausend Prozent
Aktuelle Civey-Umfrage für die ZEIT
Am Ende ist von Guy Fawkes nicht viel mehr übrig geblieben als ein, zumindest in England, sehr bekannter Kinderreim, der mit den Worten
Remember, remember / the Fifth of November
beginnt - und jene Maske natürlich, die seinen Namen trägt. Fans des gehobenen Comics ist sie durch die dystopische Graphic Novel
V wie Vendetta
bekannt - und vielen anderen als Symbol der kapitalismuskritischen Occupy-Bewegung. Aber um Guy Fawkes geht es hier nur am Rande, dafür eher um den Mann, der ihm ein Ableben bescherte, das mit "vorzeitig" durchaus beschönigend beschrieben wäre.
Sir Edward Coke vertrat 1605 ...
INHALT
POLITIK
Corona
Was, wenn Covid-19 nur der Beginn eines Pandemie-Zeitalters ist? von Bernd Ulrich
2
Mutationen - wie gefährlich sind die neuen Virusvarianten? von Harro Albrecht
3
Die Hersteller passen ihre Impfstoffe an von Ingo Malcher
3
Der Historiker Frank Martin Snowden sagt, dass Covid-19 politisch umwälzender sein wird als andere Epidemien
3
Union
Wie grün wird die CSU im Superwahljahr? Ein Gespräch mit dem
Parteivorsitzenden Markus Söder
4
Pandemie
Alle reden vom Umbruch, aber niemand hat wirklich neue Ideen von Jan Ross•
5
Italien
Der Machiavellist - ein Interview mit dem italienischen Politiker Matteo Renzi über die Krise seines Landes
6
China
Eine Woche ...
Corona aus Gendersicht
Sie haben vollkommen recht damit, dass die älteren Männer zuerst geimpft werden sollten, denn
deren Lebenserwartung ist geringer als die der Frauen. Man muss nur einmal am Sonntagmorgen in
die Musikhalle gehen (wenn man dann wieder darf). Dort sieht man fast nur weißhaarige Damen,
die Männer sind ihnen durch vorzeitiges Ableben abhandengekommen. Also, impft die Männer,
damit sie noch einen erfüllten Lebensabend haben. Die Frauen schaffen das schon, etwas länger
warten zu müssen.
UTE KOCH, PER E-MAIL
Da geriert sich ein Physiker als Fachmann für Immunologie, um seine Geschlechtsgenossen zu retten.
Leider versäumt er es, einen wesentlichen sozioökonomischen Aspekt ...
Der deutsche Richter schwimmt
Die Analyse des Versagens der Gerichte ist ebenso berechtigt wie beschämend für die dritte Gewalt. Nachdem die Parlamente in der selbst gewählten Paralyse verharren, wäre es an den Gerichten, die Gewaltenteilung aufrechtzuerhalten - doch Fehlanzeige, auch aus Karlsruhe.
Die Gründe, die Lindner dafür anführt, dass Gerichte der Exekutive alles "durchgehen" lassen, sind wohl zutreffend. Hinzu kommt das eingeübte Rollenbild des ängstlichen deutschen Richters, der bei Veröffentlichung von Urteilen oft sogar seinen Namen als Staatsorgan tilgt: Er will nicht verantwortlich gemacht werden für seine Herrschaftsausübung und schwimmt daher lieber mit.
Dafür kann man Verständnis haben angesichts des medialen Umgangs mit dem ...
Jenseits des "dunklen Afrika"
Im Fieber, unter sengender Sonne, den Tod vor Augen, sieht Heinrich Barth nur noch einen Weg, nicht zu verdursten: Er ritzt sich die Haut auf und schlürft sein eigenes Blut. In seinem Reisetagebuch wird Barth jenen Julitag des Jahres 1851 später genau beschreiben. Mit seiner Expeditionskarawane ist er in der Sahara unterwegs, im Südwesten des heutigen Libyen. Auf eigene Faust hat der Forscher aus Deutschland das geheimnisumwobene Felsmassiv Idinen erklommen - "voll Tatkraft und innerer Unrast", so steht es in seinen Aufzeichnungen. Einheimische haben ihm berichtet, dass in den Felsen die Geister und Wiedergänger von Menschen hausen, die vor langer ...
Können Pakete grüner werden?
Ding-dong! So klingt der Boom. Nie zuvor stand in Deutschland so oft ein Paketbote vor der Tür wie in diesen Tagen. Keller und Papiermülltonnen quellen über vor lauter Kartonverpackungen - und vielen Kunden wird mit jedem Klingeln das schlechte Gewissen gleich mitgeliefert: Ist ihr Online-Shopping womöglich ein schweres Klimavergehen?
Jedenfalls gibt es viele Mittäter. Rund 2,2 Milliarden Pakete ließen sich deutsche Verbraucher im vergangenen Jahr von Händlern zuschicken - das sind 320 Millionen mehr als im Vorjahr und fast eine Milliarde mehr als vor fünf Jahren. Das ermittelte das Beratungsunternehmen KE-Consult. Einen so gewaltigen Zuwachs des Online-Handels gab es ...
Der reiche Poet
***
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Kurz vor Abflug wurde es noch mal eng. Um acht Uhr abends sollte die Maschine spätestens starten. Doch der Taxifahrer konnte die Einfahrt zum Flugplatz von Bad Vöslau, südlich von Wien, nicht finden. Im Wagen saß ein Mann, der es eilig hatte wegzukommen. Jan Marsalek, kurz zuvor geschasstes Vorstandsmitglied von Wirecard, wollte an jenem Abend des 19. Juni 2020 dringend nach Minsk. Aber nun fuhr da einer, der sich nicht auskannte, und die Piloten mussten auf ihren Passagier warten. So schildert es zumindest der frühere österreichische Geheimagent Martin W. bei seiner Vernehmung durch die Polizei. Die Staatsanwaltschaft Wien wirft ihm ...
Ein Hauch von Planwirtschaft
Die Diagnose steht fest: Tieren geht es schlecht. Bauern droht der Ruin. Schuld daran sind auch die Lebensmittelhändler. Die Lösung: Werbung für Billigfleisch muss verboten werden. Das fordert der Agrarausschuss des Bundesrats. Geht es nach ihm, sollen die Dünndruckprospekte der Supermärkte verschwinden, in denen dem Betrachter gewaltige Hackfleischberge entgegenleuchten wie der Nanga Parbat in der Abendsonne.
Diese Art von Werbung reflektiere nämlich weder den Wert der Tiere noch den der bäuerlichen Arbeit, glaubt der Ausschuss. Es hat offenbar nichts genutzt, dass das Tierwohl seit fast 20 Jahren als Staatsziel im Grundgesetz steht, deswegen soll nun wenigstens die Werbung verboten werden. D ...
Es war einmal ein Stern ...
Die Wut der Daimler-Betriebsräte war groß im November. "Kostenschrubben kann jeder!", schimpften sie in einem Flugblatt. Gemeint war das Management, das dem Lkw-Geschäft des Konzerns angeblich zukunftsgefährdende Sparmaßnahmen auferlegen wollte. "Kahlschlag droht - wenn wir uns nicht wehren!!!" Drei Monate später steht kein Kahlschlag, sondern eine ganz andere Zäsur bevor. Daimler spaltet sich auf - in Mercedes-Benz, das sind die Pkw, und in die Nutzfahrzeugsparte Daimler Truck, das sind die schweren Brummis und Busse. Immerhin soll der Stern nach wie vor auf allen Fahrzeugen prangen.
Ein historisches Datum. Daimler: Wiege des Automobils, später integrierter Technologiekonzern, dann gar ...
Hotel statt Straße
Wenn Gerhard Aigner dorthin geht, wo sein Bett steht, betritt er zunächst einen Raum mit einer breiten, holzvertäfelten Rezeption. Er geht dann weiter zum Treppenhaus mit den geschwungenen Geländern, hinauf in den zweiten Stock, läuft an den Zimmern vorbei, an deren Türen noch die Nummern von früher stehen, als das hier noch ein Drei-Sterne-Hotel war. Dann schließt der 56-Jährige den Raum auf, in dem er seit zwei Jahren schläft. Aigner ist wohnungslos, aber hier hat er ein eigenes Badezimmer, einen Schreibtisch und einen Schrank. An der Wand zeigt ein großes Bild das Meer. Eigentlich will er raus hier, endlich eine ...
"Die Freiheiten sind enorm"
Die Philanthropie in Deutschland ist in Bewegung. Sie sucht sich über die traditionellen Formen wie Stiftungen, gemeinnützige GmbHs und Vereine hinaus neue Formate: zum Beispiel Plattformen für Spender, Sozialunternehmen oder Crowdfunding für Sozialprojekte. Das ist eine gute Entwicklung und für alle bestehenden Gemeinnützigkeits-Einrichtungen eine begrüßenswerte Herausforderung.
Da kommt ein Streitgespräch über die Frage "Steckt das Stiften in der Krise?" in der vorletzten
ZEIT-
Ausgabe (Nr. 5/21) gerade recht. Denn die Frage, was gemeinnützig ist und wie am wirkungsvollsten zum Wohl der Allgemeinheit gehandelt werden kann, muss in jeder Generation neu beantwortet werden. Dass im Streitgespräch dann aber erneut der ...
Frau Calviño macht einen Plan
Die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño wird im Berliner Finanzministerium neuerdings als der "spanische Trumpf" bezeichnet. Eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel lobt sie als "sehr, sehr engagiert", und der grüne Wirtschaftsexperte und EU-Abgeordnete Sven Giegold sagt: "Wenn ich jemandem zutraue, einen guten Plan zu schreiben, dann ihr."
Hinter der Schwärmerei stehen praktische Interessen: Die EU will demnächst 750 Milliarden Euro als Konjunkturpaket in ihren Mitgliedstaaten investieren, zusätzlich zum regulären Haushalt, um die Corona-Krise abzumildern (siehe Kasten). Ohne Unterstützung aus Spanien kann das kaum gelingen. Denn das Land gehört zu den wichtigsten Empfängern der Hilfe und könnte als Vorbild für andere ...
Es kommt Nachschub
Das sind gute Nachrichten, die aus Amerika kommen: Zwei weitere Impfstoffe gegen Covid-19 könnten bald zur Verfügung stehen. Der eine wurde vom US-Pharmakonzern Johnson & Johnson entwickelt, der andere von der kleinen Biotech-Firma Novavax aus dem Bundesstaat Maryland. Beide Unternehmen sind Teil der Operation Warp Speed, der Impfstoff-Initiative des ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Und beide Präparate könnten dabei helfen, dass auch Europa bald mehr Impfstoff verabreichen kann. Allerdings zeigten die Mittel in klinischen Studien teilweise eine deutlich geringere Wirksamkeit als jene von dem deutschen Hersteller BioNTech oder dem US-Unternehmen Moderna.
Johnson & Johnson hat am vergangenen Donnerstag bei der US-Aufsicht ...
Solidarisch aus Eigennutz
Über das Impfen herrschen viel Verwirrung und Aufregung. Dabei ist die Beurteilung dessen, was Impfen ist und wie man Impfen richtig interpretiert, ganz einfach: Impfen ist Kooperation. Sich impfen zu lassen bedeutet also zu kooperieren. Von Kooperation sprechen Sozialwissenschaftler immer dann, wenn sich neben individuellen Vorteilen einer Handlung auch Vorteile für andere ergeben. Beim Impfen also, dass weniger Menschen im Krankenhaus landen und die Lockdown-Zeit verkürzt wird.
Deswegen müssen wir Impfverweigerung als das bezeichnen, was es in den meisten Fällen ist: als unkooperatives, antisoziales und zutiefst eigennütziges Verhalten. Es verdient die gesellschaftliche Ächtung genau wie andere Formen mangelnder Kooperation, sei ...
"Du bist nicht ganz dicht, Dieter!"
Frisch coronagetestet und wie immer mit Hut betritt Dieter Kosslick, 72, das Berliner Büro der ZEIT. Auf dem Weg in den Konferenzraum, wo das Gespräch in vorschriftsmäßigem Abstand stattfinden kann, begegnet er einer alten Bekannten: Isabella Rossellini - ein wandfüllendes Foto der Schauspielerin schmückt den Flur. "Sie züchtet inzwischen auf Long Island Hühner", erzählt Kosslick. Eigentlich wäre jetzt die Zeit der Berlinale, bei der die beiden Interviewer Kosslick oft als schwäbisch-badische Rampensau erlebten. Doch das Festival kann nicht wie geplant stattfinden - der richtige Moment, über die Zukunft des Kinos zu sprechen.
DIE ZEIT:
Die Kinos in Deutschland sind ...
Dürfen die Kinder zurück?
Fast ein Jahr hat es gedauert, ein Konzept für einen Schulalltag mit Corona zu entwickeln. Elf lange Monate, in denen Kinder und Jugendliche zum Spielball der Politik wurden: Schulen zu, Schulen ein bisschen auf, Schulen ganz auf, Schulen zu. Die Folgen des bildungspolitischen Zickzackkurses sind nicht mehr zu übersehen. Kinder leiden unter Isolation, Jugendliche unter Zukunftsangst. Bildungsforscher warnen vor Wissenslücken, Ärzte vor psychischen Erkrankungen. Eltern fühlen sich zerrieben zwischen zu vielen Anforderungen. Lehrkräfte ächzen unter der Last, Hunderte ministerielle Schreiben umzusetzen. Elf Monate, in denen Politiker und Wissenschaftler viel Zeit damit verbrachten, Streitigkeiten auszutragen - und sich nie einig wurden, o ...
Von Frankreich lernen
Während des ersten
confinements
in Frankreich, der Corona-Einschränkungen im vergangenen Frühling, blieben Parks und Strände geschlossen, niemand durfte seine Wohnung ohne Passierschein verlassen. In einen Wald zu fahren war ebenso verboten wie gemeinsam zu joggen. Mancherorts kontrollierten Drohnen, ob alle zu Hause blieben: die Erwachsenen und die Kinder. Ab Mitte März schlossen Kitas und Schulen für acht Wochen. Nur acht Wochen, könnte man sagen. Denn wäre es nach dem Conseil scientifique Covid-19 gegangen, dem Gremium, das den französischen Präsidenten und seine Regierung während der Pandemie wissenschaftlich berät, wären die Klassenzimmer erst im September wieder geöffnet worden. Präsident Emmanuel Macron entschied ...
Erikas lange Reise
Eine Kuh stirbt in Marokko. Normalerweise wäre dieser Vorgang keinen eigenen Artikel wert, es gibt 1,6 Millionen Milchkühe in Marokko, täglich sterben Hunderte, so ist das mit den Nutztieren. Wenn die Kuh aber eine deutsche Ohrmarke trägt; wenn die Umstände ihres Todes eigentlich allem widersprechen, was deutsche Gesetze für deutsche Kühe vorsehen; und wenn schließlich diese Kuh nicht die einzige ist, der es so ergeht, sondern nur eine von sehr, sehr vielen, dann ist diese Kuh in Marokko von Interesse für die deutsche Politik.
Diese Woche wird es in Berlin um sie gehen, oder besser gesagt: um das Geschäft ...
Warum Frauen besser gegen Infektionen gewappnet sind: Der kleine Unterschied
Frauen und Männer sind in vielem gleich. Aber ihre Körper unterscheiden sich auch jenseits der Geschlechtsorgane. Das Immunsystem zum Beispiel, ein komplexes Netzwerk aus verschiedenen Organen und Zellen, funktioniert bei Männern und Frauen zwar erst einmal gleich: Ein großes Team unterschiedlicher Zellen erkennt Eindringlinge und macht diese unschädlich oder gibt, wie in einer ziemlich bürokratischen Behörde, anderen Zellen den Befehl, wiederum andere Zellen zu produzieren, die dann die Eindringlinge attackieren. Wer die Arbeit dieses Systems genauer beobachtet, findet aber Unterschiede - zum Beispiel bei den Proteinen IRF5 und TLR7.
Was sind das für Proteine?
IRF5, kurz für "Interferon-regulierender Faktor 5", r ...
Smarte Gärten in der Bude: Der Fortschrittsbericht
Eine Reaktion auf Isolationserfahrungen wie das Rentendasein, den Knast oder die Quarantäne ist, sich das Leben, das unerreichbar ist oder sich draußen abspielt, in die Bude zu holen. Das Mindeste ist eine Zimmerpflanze. Gern nimmt man sich auch ein Haustier mit in die Abgeschlossenheit.
Doch eines bedenken all diese lebensdurstigen Menschen nicht: was, wenn die Pandemie vorüber ist? Denken wir an die Frage, wie dereinst das Verreisen aussehen wird - mit Hund und durstiger Zimmerlinde an den Hacken? Weitsichtig und klug ist deshalb die Investition in einen automatischen Zimmergarten!
Die zugrunde liegende Idee ist gut abgehangen: 1830 erfand ein gewisser ...
Wer an der Uni sprechen darf - und wie
Das neue Netzwerk zur Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit, zu dem sich 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengeschlossen haben, beklagt eine Verengung des Diskursraums an den Universitäten. Political Correctness und Cancel-Culture hätten, wie es im Manifest heißt, "die freie und kontroverse Debatte auch von Außenseiterpositionen" vielerorts an den Universitäten "zum Verschwinden gebracht". Verantwortlich seien "Agenda-Wissenschaftler"
(ZEIT
Nr. 6/21).
Richtig ist, dass man in einer pluraler gewordenen Universität Menschen begegnet, die eine andere politische Agenda haben als man selbst. Und auch dass moralisch selbstgerechte Anwürfe die Debattenkultur beschädigen, stimmt. Das wirft die Frage auf, wie mit diesen Konflikten und Widersprüchen umzugehen ist.
Streit entzündet sich ...
Kühler halten, länger leben
Wie genau hängen die Krise des Klimas und die Gesundheit der Menschen zusammen? Über diese zukunftsträchtige Frage weiß die Wissenschaft bislang noch wenig - zu wenig. Doch allmählich bekommt sie in der Forschung zusehends Aufmerksamkeit, mit eigenen Lehrstühlen, mehr und besseren Publikationen. Auch das Bundesgesundheitsministerium hat im vergangenen Jahr eine eigene Abteilung dazu gegründet. Wie bedeutsam das Thema ist, illustriert jetzt eine bemerkenswerte Zahl, die von Forschern in der aktuellen Ausgabe der medizinischen Fachzeitschrift
The Lancet
veröffentlicht wurde: Pro Jahr könnten in Deutschland rund 165.000 vorzeitige Todesfälle verhindert werden, wenn das Land seine Klimaschutzziele erreichen würde. Weltweit würde es ...
Was haben Sie in Brakelsiek gelernt, Herr Steinmeier? "Bodenständigkeit, die Wolkenschieberei verhindert"
DIE ZEIT:
Herr Bundespräsident, Sie haben einen beispielhaften Bildungsaufstieg hinter sich: Ihr Vater war Tischler, Ihre Mutter arbeitete in einer Pinselfabrik. Sichtbarer Ausdruck Ihrer Karriere ist das Schloss Bellevue, in dem gerade dieses Interview stattfindet. Erwischen Sie sich manchmal noch dabei, dass Sie sagen: Wie bin ich da bloß hingekommen?
Frank-Walter Steinmeier:
Weder das Schloss noch das Studium wurden mir in die Wiege gelegt. Es war ein weiter Weg. Ich hatte eine behütete Kindheit, aber in einem Elternhaus ohne Klavier und Bibliothek. Ich hatte viel Glück, bin denen sehr dankbar, die mich schon in der Grundschule ermutigt haben. M ...
Schafft echtes Vertrauen
Die aktuellen Wissenschaftsbarometer lassen die Wissenschaft jubeln: Das Vertrauen in sie ist auf einem neuen Höchststand. Im November 2020 gaben 60 Prozent der Befragten an, der Wissenschaft eher oder voll zu vertrauen. 70 Prozent stimmten der Aussage zu, dass ein Grund für ihr Vertrauen sei, dass Wissenschaftler Experten auf ihrem Feld sind. Robuste Daten, auf denen man sich ausruhen kann, oder sind sie nur trügerischer Schein?
Der Februar 2021 ist der Monat der Evolution: Am 12. feiern wir Charles Darwins Geburtstag, und am 24. Februar vor 150 Jahren erschien Darwins
The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex
...
Als was gehst Du?
Es war wie Zauberei: Wenn ich mein Cowboyhemd anzog, meinen Cowboyhut aufsetzte und mir meinen Pistolengurt umschnallte, war ich ein echter Cowboy! Auch wenn ich nicht in Amerika lebte, keine Rinderherden durch die Prärie trieb, meine Pistole nur ein Spielzeug war und ich natürlich auch kein Pferd besaß. Sondern nur ein Klapprad. Allerdings nannte ich mein Rad Hatatitla, nach einem der Pferde aus den berühmten
Winnetou
-Geschichten. Wenn ich in meiner Wildwest-Montur losfuhr, sagte ich "Hü", wenn ich anhalten wollte, "Brrrrrr!". Und glaubt es oder glaubt es nicht: Mein Klapprad gehorchte mir aufs Wort!
Klar war: Ich trug nicht ...
Im Baumhaus der Zukunft
Für Friedensreich Hundertwasser stand schon vor einem halben Jahrhundert fest: Es müssen mehr
Bäume in die Stadt. Nicht bloß in den Parks sollten sie wachsen, nicht nur auf Dächern,
sondern auch drinnen, in den Wohnungen, sollte man sie pflanzen, wobei natürlich für diese
"Baummieter", wie er sie nannte, die Fenster immer offen bleiben müssten. So könnten sie sich
weit hinauslehnen und die Fassaden in einen vertikalen Wald verwandeln. "Die sterilen Wände
der Häuserschluchten, unter deren Aggressivität und Tyrannei wir täglich leiden, werden wie
grüne Täler, wo der Mensch frei atmen kann", schwärmte der Wiener Künstler.
Selbstverständlich sollte so ein ...
"Liebe Kolleg*innen in der Stadtverwaltung"
Wie es zu der inzwischen breiten Akzeptanz des Genderns, sogar in der gesprochenen Sprache,
gekommen ist, weiß ich nicht. Irgendwann, wenn die feministische Linguistik mehr Geld bekommt,
wird auch das erforscht werden. Einstweilen freue ich mich einfach nur, dass die feministische
Sprachkritik, die in Deutschland seit Mitte der Siebzigerjahre aktiv ist, nach all den Kämpfen
in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein scheint.
Im Folgenden möchte ich erzählen, wie es anfing, welche Erfolge wir hatten, welche
Rückschläge wir verkraften mussten und welche Teile der Gesellschaft unsere Ideen aufgenommen
und weiterentwickelt haben. "Wir", das sind deutschsprachige Feministinnen und ...
Endlich
In den vergangenen anderthalb Jahren haben 185 deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler in
ziemlicher Diskretion einen Bund geschmiedet, den sie die actout-Gruppe nennen. Vor ein paar
Tagen ist die Gruppe an die Öffentlichkeit gegangen und hat enormes Aufsehen erregt. Selbst
das US-Branchenblatt
Hollywood Reporter
wird über sie berichten. Und einzelne
Mitglieder der Gruppe werden anonym bedroht. Warum das alles? Im jüngsten Magazin der
Süddeutschen Zeitung
haben die Gruppenmitglieder öffentlich gemacht, dass sie
schwul, lesbisch, bisexuell, queer, nicht binär oder transsexuell sind. Zu den Prominentesten
unter ihnen gehören Ulrich Matthes, Mavie Hörbiger, Mark Waschke, Udo Samel, Georg Uecker und
Maren Kroymann. Mit ...
Impressum
Gründungsverleger:
Gerd Bucerius (1906-1995)
Herausgeberrat:
Prof. Jutta Allmendinger, Dr. Nicola Leibinger-Kammüller, Zanny Minton Beddoes, Florian Illies, Dr. Josef Joffe
Ehemalige Herausgeber:
Dr. Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) Helmut Schmidt (1918-2015)
Vorsitzender der Chefredaktionen des Zeitverlags und Chefredakteur:
Giovanni
di Lorenzo
Stellvertretende Chefredakteure:
Moritz Müller-Wirth (Managing Editor),
Sabine Rückert, Holger Stark, Bernd Ulrich
Mitglieder der Chefredaktion:
Malin Schulz, Jochen Wegner, Dr. Stefan
Willeke (Chefreporter)
Chef/in vom Dienst:
Iris Mainka (verantwortlich), Mark Spörrle
Textchef:
Dr. Christof Siemes
Geschäftsführende Redakteure:
Patrik Schwarz, Andreas Sentker
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Redaktionsleiter Digitale Ausgaben:
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...
Flensburg lässt grüßen
Es ist noch nicht lange her, da radelte ich von Westberlin nach Ostberlin und dachte nach. Über Twitter, über unsere Demokratie, über Feminismus, Rassismus und Veganismus, über Melanie Brinkmann und den
Bergdoktor,
über den Untergang des Abendlandes und die Psychologie des Haustiers, über Impfprivilegien, "Makne" (Maske + Akne), Kurkuma, den Mietspiegel und Kamala Harris, darüber, dass die Tellergerichte in der
ZEIT-
Kantine neuerdings so Krankenhauswarmhaltedeckel haben, über den Osten, natürlich, über Altlinke und Neurechte, über Hochwasser, über Zahnzusatzversicherungen - und über die Bahn und warum sich in deren gerade ziemlich leeren Zügen ausgerechnet in meiner Nähe hartnäckig Personen aufhalten, d ...
Ein Menschenfreund
Rudolf Steiner hat in den letzten Jahren eine eigentümliche Karriere als Hassobjekt gemacht.
Kritische Äußerungen von Anthroposophen zu den Corona-Maßnahmen haben das noch verstärkt. Sie
waren in der vorigen Ausgabe der
ZEIT
Anlass für einen scharfen Angriff von Ronald
Düker auf die Anthroposophen-Szene. Zugleich stellte er die Anthroposophie insgesamt und ihren
Gründer Steiner unter Verdacht. All dies kann nicht unwidersprochen bleiben.
Gewiss lassen sich manche Blüten im Umkreis der Steinerhäuser trefflich karikieren. Und Steiner selbst ist ein leichtes Opfer. Die "geistige Welt", von der er spricht, ist das nicht schöner Nonsens? Und war er nicht, wie man hört, Rassist ...
Gerechtigkeit. Was sonst?
Eine tiefgreifende gesellschaftliche Krise wie die derzeitige produziert erhöhten normativen Orientierungsbedarf. Woran soll man sich halten, wenn nichts mehr ist, wie es war, und noch nicht absehbar ist, wie es sein wird?
Eine beliebte Antwort ist: Solidarität beziehungsweise in neuer Form Zusammenhalt. Diese geschmeidigen Begriffe haben aber ihre Tücken. Sie lassen offen, wer wie zusammenhalten soll - Alte und Junge in einer Gesellschaft oder nur die Jungen untereinander, möglicherweise über Grenzen hinweg? Die Deutschen, die EU-Bürgerinnen und -Bürger oder wer - und weshalb?
Man muss keine neuen Begriffe erfinden, um zu verstehen, dass in Zeiten, in denen wertvolle Ressourcen wie ...
Worüber denken Sie gerade nach, Dirk van Laak? Über herrenloses Eigentum
Ich denke über Eigentum nach. Damit bin ich nicht allein, aber als Zeithistoriker reizt mich
besonders zum Nachdenken, dass das Thema mit interessanten Tabus und einer scheinbaren
Eindeutigkeit besetzt ist. Weil der möglichst umfassende Schutz des privaten Eigentums eine
tragende Säule der liberalen Denkungsart und der bürgerlichen Gesellschaft ist, gilt es als
klar, dass alles irgendjemandem gehört oder gehören soll, und zwar von Rechts wegen. Zumal
Juristen sind sich da sicher: Nur für eine "juristische Sekunde", so heißt das Konstrukt einer
kurzen Zeit zwischen dem Tod des Erblassers und dem Übergang an den Erben, kann es demnach
herrenloses Eigentum geben. S ...
"Literatur muss freundlich sein"
Oberbilk, warnt Mithu Sanyal am Telefon, sei selbst für Düsseldorfer Verhältnisse verwinkelt und unübersichtlich, außerdem könne etwas frische Luft nicht schaden. Gut gelaunt kommt sie mir auf dem Hollandrad Richtung Hauptbahnhof entgegen. Sanyal führt durch ihr Viertel, in dem es marokkanische Imbisse, Cafés und Gemüseläden gibt, vor denen sich ein paar Männer mit Masken unterhalten. Damals, nach der berüchtigten Silvesternacht von Köln, sei die Polizei hier zur Großrazzia angerückt. Ein Fall von Racial Profiling? Und Oberbilk als Teil des Problems, für das es, wie Sanyal sagt, in Deutschland lange kaum einen Namen gab und eine Debatte schon gar nicht? Womit ...
Welche Couch passt am besten zu uns?
Als Jürgen Habermas Ende der Siebzigerjahre Martin Warnke um einen Buchbeitrag "zur geistigen Situation der Zeit" bat, dachte er vermutlich an eine programmatische Stellungnahme zur Zeitgeschichte. Vorbild des später legendären Suhrkamp-Sammelbandes war jedenfalls Karl Jaspers′ gleichnamige Schrift aus dem Jahr 1931, ein Versuch, Denken und Zeitgeist jener Jahre darzustellen. Warnke nahm den Aufruf zur Situationsbestimmung wörtlich und antwortete mit seinem Aufsatz
Zur Situation der Couchecke.
"Die Couchecke", so beginnt der Text, "ist einmal entstanden. Was wäre verloren oder gewonnen, wenn sie wieder verschwände?" In wenigen pointierten Beobachtungen zur Veränderung des bürgerlichen Wohnraums gelang dem Autor eine Gesellschaftsanalyse, die ...
Sehr guter Stoff
In dem Jahr, dessen eindringlichstes Bild bislang die Einspritzung des Impfstoffs ist, wird das Remake einer Geschichte gezeigt, in der eine andere Injektion im Zentrum steht.
Wir Kinder vom Bahnhof Zoo,
die 1978 als Buch herausgegebenen Interviewprotokolle von Christiane F., haben die allgemeine Vorstellung von der Heroinsucht seit vierzig Jahren geprägt. Spätestens mit der Verfilmung des Buchs 1981 ist das Bild des jugendlichen Fixers, der sich in einer öffentlichen Toilette eine Überdosis setzt und noch mit der Kanüle im Arm neben der Kloschüssel zusammensackt, für alle Zeiten ins kollektive Bewusstsein eingegangen. Es ist eine fast ironische Pointe, d ...
"Jüdischsein hieß, nicht richtig dazuzugehören"
1 Welches Tier ist das politischste?
Der Mensch. Die Tatsache, dass die Menschheit an Geschichten glaubt und die Welt durch Geschichten erfährt, die zugleich ihre Verletzlichkeit und ihre Stärke zeigen, macht uns zu sehr politischen Wesen.
2 Welcher politische Moment hat Sie geprägt - außer dem Kniefall von Willy
Brandt?
Die Ermordung von Izchak Rabin im Jahre 1995. Damals studierte ich in Israel und war an dem Abend, als der Ministerpräsident starb, auf der Kundgebung, auf der er seine letzte Rede hielt. Als er die Bühne verließ, wurde er erschossen. Ich war 20 Jahre alt und aktives Mitglied der Friedensbewegung. W ...
Woher nehmen wir die Zuversicht?
Vielleicht motiviert das schon mal: Wir sind uns selbst nicht komplett
ausgeliefert
Das Furchtbare für Menschen, die am sogenannten Guillain-Barré-Syndrom erkrankt sind, ist,
dass es den Körper sukzessive lähmt. Die Lähmung beginnt in der Regel in den Händen und Füßen
und wandert dann langsam aufwärts ins Gesicht, bis selbst die Atmung nicht mehr funktioniert.
Das Tröstliche bei einer Erkrankung am Guillain-Barré-Syndrom ist, dass es nicht nur
therapierbar ist - sondern dass die Lähmungen im besten Fall wieder vollständig
verschwinden.
Als die Krankheit bei dem Mann auf Station 6 ihren Höhepunkt erreichte, konnte er noch nicht
einmal husten. Jetzt, vier ...
Investment im Kaninchenbau
Die letzten Wochen über habe ich die GameStop-Sache verfolgt, bei der Kleininvestoren einen Aktienkurs nach oben trieben, auf dessen Absturz große Hedgefonds gewettet hatten. Ich fragte mich, was das für Leute sind. Also suchte ich jemanden, der GameStop- Aktien gekauft hatte, und rief ihn an: einen netten Mittdreißiger aus Baden-Württemberg, der über die Internetplattform Reddit von der Aktion erfahren hatte. Er machte die Investition auf dem Parkplatz eines Krankenhauses, in dem seine Frau gerade ihr zweites Kind bekam. Wegen der Pandemie durfte er nicht rein. Ein paar Tage später verkaufte er seine Aktien mit fast 2000 Euro Gewinn. So weit, s ...
Akzeptiere ich nicht
Ich bin ein toleranter Mensch, doch, wirklich: Ich akzeptiere so allerlei. Auch Cookies akzeptiere ich, und zwar in sämtlichen Formen. Wann immer mich eine Website fragt, und das passiert ja neuerdings ständig, klicke ich hektisch: Okay, akzeptieren, alle, Hauptsache, es geht endlich mal weiter! Ich bin nämlich nicht nur sehr tolerant, sondern auch schrecklich ungeduldig. Und schrecklich dumm, mögen Sie nun bei sich denken: Weiß er denn nicht, dass Cookies - diese Gedächtnisstützen des Netzes - seine Daten stehlen? Doch, das weiß er wohl! Und er nahm es bisher hin. Stehlt mir meine Seele, aber bitte nicht meine Zeit.
Im ...
Estragon
Man freut sich ja wirklich über jedes Grün, das sich bei diesen Temperaturen schon ans Licht traut. Es müssen nicht mal Schneeglöckchen oder die ersten Blätter der Krokusse sein. Ich find′s schon toll, wenn die Monstermalven, deren penetrantes Lila mir ab Mai wieder auf die Nerven gehen wird, noch im Schnee ein paar winzige hellgrüne Blattansätze an ihren holzigen Stielen zeigen. Doch dass der Russische Estragon sich zwischen der immer noch wintertoten Minze blicken lässt, macht mir Sorgen. In ein paar Monaten wird er auch dem Thymian die Luft nehmen und dem Lavendel die Sonne, und ich werde den Tag ...
Jetzt mal ganz privat
DIE ZEIT:
Herr Orth, Ihrer Erfahrung nach: das Thema Menschenrechte schon bei der Hauptspeise oder lieber erst während des Desserts ansprechen?
Stephan Orth:
Das ist für gar keine Mahlzeit ein geeignetes Thema. Jedenfalls nicht in Saudi-Arabien. Bei Kritik am Königshaus blocken die Leute ab, kriegen Angst. In der Stadt Buraida etwa war ich mal mit einem Gastgeber im Auto unterwegs, niemand hätte mithören können. Aber als ich das Thema anschnitt, hat er nur gerufen: "Ich liebe den König, ich liebe den König!" Die Saudis wissen genau, was mit denen passiert, die sich empören, sie wissen, mit welcher ...
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