Über Schubladendenken
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HAUS DER BEGEGNUNG
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Im Zweifel für den Zweifel
Ich wäre nicht überrascht, wenn Sie diesen Text hier dämlich fänden. Während er entstanden ist, war ich mir nämlich unsicher, ob ich schreiben kann. Ich bin mir übrigens auch unsicher, ob ich gut reden kann. Und laufen. Ob ich cool rauchen kann. Und küssen. Um ehrlich zu sein, bin ich mir meistens gar nicht so sicher, ob ich überhaupt irgendwas richtig kann. Mein ganzes Leben ist ein einziger Selbstzweifel.
Ich brauche kein Mitleid, ich halte Selbstzweifel für eines der besten Gefühle überhaupt. Ich glaube sogar, die Welt braucht ganz dringend mehr Menschen mit Selbstzweifeln, dann würde sie zu einem besseren, v ...
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NOTIZEN AUS DEM ALLTAG
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"ICH JAGTE ALLEM NACH, WAS VERGNÜGLICH WAR"
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Postgeheimnis
Nichts, glaube ich, deutet darauf hin, dass ich je shoppingsüchtig gewesen bin. Aber päckchensüchtig bin ich wahrscheinlich. Mein Wohlbefinden bessert sich ungemein, wenn ein Päckchen für mich eingetroffen ist - natürlich nur für kurze Zeit, so ist das ja bei Suchtmitteln. Kaum ein Anruf in meinem Büro macht mich so froh wie der der Kollegen vom Empfang, die die Post entgegennehmen: "Da ist ein Päckchen für dich, holst du es bitte?"
Dann lasse ich alles stehen und liegen, sofort, selbst wenn ich nichts erwarte. Das Päckchen ist dann ein Rätsel in Kartonform. Die Frage, was wohl drin ist, stellt sich ...
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Anna Prasser
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Um die Ecke gedacht Nr. 2476
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"Warum weckst du mich so früh?"
Lotta fällt es schwer, morgens aufzustehen. Ich habe ihr einen Wecker geschenkt, der war nicht laut genug. Dann hat Lotta noch einen Wecker bekommen, einen, der ein infernalisches Piepen veranstaltet. Es ist ein Ton, der vergleichbar ist mit dem Alarm eines Rauchmelders.
Am Wochenende möchte Lotta ausschlafen. "Ausschlafen" beinhaltet allerdings, dass der Schlaf irgendwann einmal zu Ende ist. Bei Lotta ist das aber nicht der Fall. Zuerst bin ich geduldig. Dann bin ich missmutig. Ich meine, man sollte ja irgendwann mal in den Tag kommen, auch wenn es keinen Pflichttermin gibt, oder? Schließlich, meist am frühen Nachmittag, schaue ich dann ...
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Die Boxerin Zeina Nassar sollte wegen ihres Kopftuchs auf Wettkämpfe verzichten. Ihre Trainerin nahm das nicht hin
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Zeit ist Geld
VON KERSTIN BUND
Kurz nach dem Weltfrauentag hat der Feminismus zum Kampfmodus zurückgefunden. Die Wut richtet sich diesmal gegen die Bundesfamilienministerin, Franziska Giffey von der SPD. In einem Interview sagte sie: Väter von Kindern, die nach einer Trennung bei der Mutter aufwachsen, sollten finanziell entlastet werden. Die Ministerin findet es nämlich ungerecht, dass Väter auch dann den vollen Unterhalt zahlen müssen, wenn das Kind viel Zeit bei ihnen verbringt. Mit dieser gängigen Praxis, findet Giffey, müsse Schluss ein.
Bislang ist es so, dass ein Vater, der sich nach der Trennung um seine Kinder kümmert, genauso viel zahlen muss wie einer, der ...
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Alt und unklug
VON BERND ULRICH
Erwachsensein ist auch nicht mehr, was es mal war. Reife und Gelassenheit, Weitblick, das Einstehen für die eigenen Taten, hach, wie war das schön! Und erhaben! Heute hingegen reichen einige Zehntausend Kinder aus, die freitags fürs Klima demonstrieren und dazu - Schreck, lass nach - die Schule schwänzen, und schon verliert die organisierte Gerontokratie die Fassung.
Der CDU-Generalsekretär versucht, die junge Heldin der Bewegung, Greta Thunberg, in Mitleid und Herablassung zu ertränken. Der Vorsitzende der FDP entmündigt sie per Interview und will lieber die "Profis" ranlassen. Und das sind nur die Gegner der "Fridays for Future"-Bewegung. Noch ...
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Enttäuscht und erleichtert
VON ROBERT PAUSCH UND BERND ULRICH
Das Problem bei guten Geschichten ist, dass sich die Wirklichkeit für gewöhnlich nicht in Gestalt von Geschichten zeigt, sondern ohne sonderliches Interesse an der eigenen Erzählbarkeit einfach so geschieht. Nur ganz selten verhält es sich umgekehrt. Da drängt sich die Wirklichkeit in einer Weise literarisch auf, dass es schon fast verdächtig ist. So etwa im Fall Sahra Wagenknecht. Tragödie, Schicksal, Historie, Leib-Seele-Problematik, Titaninnenkampf, Heldinnenepos, Wort und Macht - scheint alles dabei zu sein.
Zufall oder Schicksal
Dass Sahra Wagenknecht ihren Rückzug von der Fraktionsspitze ausgerechnet an dem Tag verkündet, da sich der noch viel spektakulärere ...
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Im Zug der Zeit
VON KERSTIN KOHLENBERG
Ihre Chefin, die wohl berühmteste Abgeordnete Amerikas, die 29-jährige Sozialistin Alexandria Ocasio-Cortez, ist schon in ihrem Wahlbezirk in New York angekommen, als Corbin Trent und Zack Exley in Washington noch auf den Zug warten.
Corbin Trent, 38, ist der Pressesprecher von Ocasio. Zack Exley, 49, ist ihr politischer Berater. Beide sind seit dem ersten Tag ihres rasanten Aufstiegs dabei - der mehr als außergewöhnlich ist, denn es als Sozialistin in Amerika zu schaffen, dem Musterland des Kapitalismus, gleicht einem Wunder. Exley und Trent haben die charismatische Ocasio als Kandidatin entdeckt. Sie haben ihr politisches Programm geschrieben. Und ...
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Ein Land hängt in der Luft
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Scheintoter Herrscher - lebendiges Volk
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"Stellen Sie sich vor, man würde erlauben, Hunde betäubungslos zu kastrieren"
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Deutsch und frei
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Passt euch an
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Ausstieg in Fahrtrichtung rechts
VON ANNE HÄHNIG
Eigentlich gibt sich Martin Patzelt Mühe, seine Friedfertigkeit zu zeigen. An seinem Jackett klemmt ganz winzig ein Anstecker, den er extra hat anfertigen lassen. Darauf eine blaue Taube. Das internationale Menschenrechts-Symbol. Und auch sonst sieht Patzelt nicht gerade wie der geborene Unruhestifter aus. Eher genau so, wie man sich einen wie ihn, einen Bundestagsabgeordneten der CDU, eben vorstellt: dunkelblauer Anzug, kariertes Hemd, Halbrandbrille.
Doch das Äußere trügt: Martin Patzelt, 71, ist ein Provokateur.
Vor einigen Wochen sagte er bei einem Neujahrsempfang seiner Partei einen Satz, der bald darauf bundesweit diskutiert wurde. "Wenn kein anderer Koalitionspartner zur ...
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Angstbeißerei
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Frauen
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Zieht euch bloß warm an
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Die Wutmacher
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Nicht in unserem Namen
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Lauter Rezepte gegen Geplapper
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Wer arbeitet, soll bleiben dürfen
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Vom Stolz, Arbeiter zu sein
VON ROBERT MUELLER-STAHL UND ROBERT PAUSCH
Wer heute über die Linken spricht, der spricht über ihre Krisen. Und wer über diese Krisen spricht, kommt um zwei Begriffe nicht herum: Identität und Klasse. Wie zwei Pole stehen sie sich in den Debatten gegenüber. Zwischen ihnen liegt das Feld, auf dem der Niedergang der Linken vermessen wird, auch von ihren eigenen Anhängern. Die Linke, kann man häufig lesen, habe "die Arbeiterklasse verraten", indem sie sich vom einen zum anderen Pol bewegt habe. Es gehe ihr kaum noch um Materielles, um die "objektiven Widersprüche", den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit, sondern vorrangig um die ...
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Großer Zapfenstreich
VON JÖRG KRAMER
In der Fußballwelt gibt eine Spezies von Nörglern den Ton an, die man die universellen Spezialkritiker nennen kann. Auf ihrem Spezialgebiet knöpfen sie sich den Spezialgegenstand ihrer Kritik vor und kritisieren ihn universell. Sie tadeln, brandmarken und verreißen dann alles in Grund und Boden. Diese Kritiker agieren nicht nach den Regeln der Vernunft. Zum Beispiel rügen sie ihre Pappenheimer dann besonders streng, wenn diese endlich genau das tun, was sie zuvor immer von ihnen gefordert haben. Oder dann, wenn die Kritisierten plötzlich davon absehen, zu tun, was sie, die Kritiker, ihnen vorwerfen. Dann hauen sie genüsslich drauf, dass ...
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"Das Steigerlied - Gänsehaut!"
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So scheitert mehr als nur die Digitalsteuer
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Verloren in der Servicewüste
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Behindert Wirecard Ermittlungen?
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Drohbrief vom Botschafter
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Die Angst vorm Fliegen
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Die Ölchefs in Maduros Zellen
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Im Bann der vier Ringe
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"Diese Sache ist wirklich verrückt!"
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Der Habgierige
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Die Fabriken von morgen
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Die System-Tüftler
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Vom Bau lernen
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Von Bremen zum Mars
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Auch hier kann man therapieren
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"Wir arbeiten oft mit Mitteln von gestern"
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Worte allein retten diesen Tiger nicht
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Ich geb Gas
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In die Irre geführt
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Abwehr des zweiten Angriffs
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Sie können es einfach nicht lassen
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Der junge und der alte Brecht, und wir
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Die Unergründliche
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Zwei schwarze Seelen
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"Es gibt Minuten im Leben, die lassen einen um Jahrhunderte altern"
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Heimat. Was bedeutet sie heute?
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IMPRESSUM
Gründungsverleger: Gerd Bucerius (1906-1995)
Herausgeberrat: Prof. Jutta Allmendinger, Zanny Minton Beddoes, Florian Illies, Dr. Josef Joffe, René Obermann Ehemalige Herausgeber: Dr. Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) Helmut Schmidt (1918-2015)
Vorsitzender der Chefredaktionen des Zeitverlags und Chefredakteur: Giovanni di Lorenzo
Stellvertretende Chefredakteure: Moritz Müller-Wirth (Managing Editor) Sabine Rückert Bernd Ulrich Mitglieder der Chefredaktion: Malin Schulz, Holger Stark, Jochen Wegner, Dr. Stefan Willeke (Chefreporter)
Chef vom Dienst: Iris Mainka (verantwortlich), Mark Spörrle
Textchef: Dr. Christof Siemes
Geschäftsführender Redakteur: Patrik Schwarz
Internationaler Korrespondent: Matthias Naß
Leitender Redakteur: Hanns-Bruno Kammertöns
Redaktionsleiter Digitale Ausgaben: Götz Hamann
Parlamentarischer Korrespondent: Matthias Geis
Politik: Bernd Ulrich/Dr. Heinrich Wefing (verantwortlich), Elisabeth Raether (stellv.), Mohamed Amjahid, Dr. Jochen Bittner, Andrea ...
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Regie aus der Ferne
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Der neue Ernstfall
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Die Ostalgie der Schrankwand
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Erst er machte Oper lebenswichtig
VON HANS NEUENFELS
Als der Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann den Dirigenten Michael Gielen im Jahre 1977 zum Intendanten der Frankfurter Oper berief, wurde in Deutschland - und bald darüber hinaus - das Musiktheater offiziell eröffnet. Das, was die großartigen Regisseure Walter Felsenstein und Joachim Herz in Ost-Berlin erarbeitet hatten, war eine wichtige, aber eng an die Personen gebundene Vorarbeit. Das lässt sich auch über die Verdienste Wieland Wagners in Bayreuth sagen.
Die Konfrontation, die die Musik im tiefsten Unterbewusstsein auslöst, die Situationen und Bilder - fragwürdig, zweifelnd, verzweifelt, manisch, besessen -, die sie dann evoziert, und die Ästhetik, die sie daraus ...
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