Inhaltsverzeichnis vom 15.04.2010

Am Start

Dresden steht Berlin, Hamburg und Oberhausen nicht nach. Hier wie dort hat der Kurzfilm ein schönes Forum. Fünfstellige Preisgelder locken vor allem junge Regisseure in die sächsische Hauptstadt, in der jetzt mit Annegret Richter eine neue Leiterin des Filmfestes die Bühne betritt.

Annegret Richter, 35, ist überzeugt: Kaum eine andere Kunstform kann so schnell und experimentell auf den Zeitgeist reagieren. Unter den bisher Ausgezeichneten des Filmfestes befindet sich übrigens auch ein Oscar-Preisträger: Florian Henckel von Donnersmarck zeigte in Dresden sein vierminütiges Erstlingswerk Dobermann, sieben Jahre später gewann er in Hollywood den Oscar für sein Stasi-Drama Das Leben der Anderen.
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Man kann Hans-Bernd Menzel für einen "Öko" halten. Er war Mitglied bei Greenpeace. Er besitzt Anteile an einem Windrad. Seine Mutter erzog ihn zum Stromsparen. Und wenn man der Süddeutschen Zeitung glauben darf, dann fährt Menzel leidenschaftlich gern Fahrrad. Doch bei genauerem Hinsehen verblasst das Grün.

Greenpeace hat Menzel schon Ende der siebziger Jahre verlassen. "An Schornsteine anketten, Tanker mit Schlauchbooten stoppen - das ist mir einfach zu spektakulär", sagt er. Mit dem Windrad spart er Steuern. Und die Sache mit dem Fahrrad?Darauf will er nicht mehr angesprochen werden.

Hans-Bernd Menzel, 54 Jahre alt, kräftiger Körperbau, freundliches rundes Gesicht, i ...

Herr Asül, Sie werden als Kabarettist sowohl von Ihrem Publikum als auch von der Presse hoch gelobt. Gab es im Hinblick auf den Beruf jemals Selbstzweifel?

Nein, weil ich ganz naiv und unbekümmert an die Sache herangegangen bin. Ich habe mir gesagt, och, ich probiere das jetzt mal, das scheint eine spaßige Angelegenheit zu sein, und wenn ich es nicht kann, dann lasse ich es eben bleiben. Und wenn man dann mitkriegt, dass es funktioniert, hätten Selbstzweifel ja fast krankhafte Züge.

Ihre Karriere klingt so spielerisch leicht. Hatten Sie nie eine Krise, gab es nie einen Wendepunkt?

Doch, aber kurioserweise ...

Lösung aus Nr. 15.

Der Achämenide Dareios (um 549 bis 486 v. Chr.) begleitete 522 den persischen Großkönig Kambyses II. auf dem Feldzug nach Ägypten. Nach dessen Tod erschlug Dareios den Usurpator Bardiya/Gaumata und ließ sich in Pasargadae zum Großkönig krönen. Ende 521 war das Reich befriedet. Dareios eroberte das Indus-Tal und bekämpfte die rebellischen Saken. Athen arrangierte sich in einem Bündnispakt mit ihm, unterstützte aber den ionischen Aufstand 500 bis 494. In der legendären Schlacht von Marathon besiegte Miltiades 490 eine persische Strafexpedition. Als zweite Residenz neben Susa ließ Dareios Persepolis bauen. Aischylos pries ihn in "Die Perser" ...

Wolfgang Schmidbauer, 68, ist einer der bekanntesten deutschen Paartherapeuten. Die Fragen dieser Kolumne werden in seinem neuen Buch "Paartherapie: Konflikte verstehen, Lösungen finden" vertieft, das beim Gütersloher Verlagshaus erschienen ist.

Iris und Kai sind seit zwei Jahren ein Paar. Von Beginn an ist ihre Beziehung von großer Nähe geprägt. Kai ist allerdings beruflich bedingt häufig unterwegs. Wenn er im Hotel ist, telefonieren die beiden abends miteinander und legen danach nicht auf, sondern schlafen neben dem Telefonhörer. Es ist ein Ritual, das sie sich aus den Anfangszeiten ihrer Beziehung erhalten haben. Iris sagt, die Schlafgeräusche ihres Freundes seien beruhigend für sie ...

Ach, hätte der Deutsche seinen May nur ordentlich gelesen, vielleicht wäre seine Speisekarte vielfältiger. Schließlich ritt der Abenteuer-Autor aus Radebeul nicht nur mit Winnetou durch die Prärie, wo Köstlichkeiten zubereitet wurden wie eine Bärentatze, die einige Tage unter der Erde von Maden mürbe geknabbert worden war.

Karl May ließ auch seinen Helden Kara Ben Nemsi mit seinem pfiffigen Begleiter Hadschi Halef Omar und seinem Gaul Rih durch den Orient ziehen. Und wo der Reisende auch aufschlägt, überall wird ihm Hammel gereicht. Ein Wüstensohn lädt ihn zu einem fetten Hammelschwanz ein, es gibt "am Spieß gebratene Hammel", "Gemenge von Reis und ...

Die Redaktion des ZEITmagazins wippt in diesem Frühling zu "Hollywood", dem HIT von Marina And The DiamondsVergessen Sie Pac-Man, der war so was von Achtziger!Hier kommt Puckman, ein REGAL von Mirko Ginepro. Direkt zu bestellen beim Designer unter www.ginepro.orgWer in etwas blättert, das "Lovebook Summer 2010" heißt, und nichts findet, hat kein Herz. All diese schönen GESCHENKE gibt es bei dawanda.comVivienne Westwood hat für die englische Traditionsfirma Cole & Son TAPETEN entworfen, die ihre vergangenen Kollektionen zitieren: www.cole-and-son.comEndlich tut mal einer was für Ruhm und Ehre des sogenannten kaufmännischen UND-Zeichens: Unter http://ampersandampersand.tumblr.c ...

Derzeit kann ich meine Träume nicht als angenehm bezeichnen. Ich bin in einer extremen Lebenssituation und so beschäftigt, dass ich im Traum viele Angelegenheiten verarbeite, für die ich tagsüber keine Zeit habe. Letzte Nacht habe ich zum Beispiel von meiner neuen Show geträumt und bin sie immer wieder durchgegangen. Ich werde den ersten Teil allein spielen, ohne ein Wort zu sprechen, und die Songs wie einen Liederzyklus am Klavier singen. Mein Kostümbildner hat für diesen Auftritt einen fünf Meter langen Umhang mit Federn und Glitzersteinen entworfen. Wie wird es wirken, wenn ich damit auf die Bühne komme?Im Traum drehte ...

Dienstboten muss man bezahlen, aber man kann sie nicht kaufen. Namentlich ihre Loyalität bleibt unberechenbar. Berühmt ist der Satz, der eine jahrhundertealte Erfahrung mit schwatzhaftem Personal zusammenfasst: "Für Kammerdiener gibt es keine Helden."

Und natürlich hat, was ein Diener über seinen Herrn, sei er König, Feldherr oder Politiker, sagen kann, nachdem er ihn täglich in Unterwäsche oder bei kindischen Ausflüchten erlebt hat, nichts Heroisches mehr. Umgekehrt geht aus der Dienerperspektive nicht so viel hervor, wie es der an Intimitäten interessierte Zeitgenosse glauben will. Die politischen oder militärischen Leistungen bleiben davon unberührt, und nicht einmal der Charakter, wenn er sich auf ...

Sehr geehrte Frau N., danke für Ihren Brief. Sie bringen mich doch glatt dazu, zum zweiten Mal eine Kolumne über einen Bob-Dylan-Song zu schreiben. Übrigens habe ich fast auf den Tag genau vor acht Jahren die erste dieser Kolumnen verfasst. Als ich so alt war, acht Jahre, fuhren meine Eltern zum ersten Mal mit mir ans Mittelmeer, nach Italien. Oder waren es überhaupt nicht meine Eltern?Sie ließen sich scheiden, etwa zu dieser Zeit. Von da an lebte ich abwechselnd bei den Großeltern und meiner Mutter und fuhr zweimal im Jahr mit meinem Vater in den Urlaub. Diese Urlaube ...

Ist es Irrsinn?Und hat es System?Nur wenige Monate nach der Finanzkrise, die man gemeinhin als die schlimmste seit den dreißiger Jahren beschreibt, machen die Banken schon wieder hohe bis absurd hohe Gewinne. Sogar die UBS, die noch vor Kurzem wegen krimineller Machenschaften und Spekulationen in den USA vor dem Abgrund stand und nur mit unser aller Geld über Wasser gehalten werden konnte, schickt sich an, wieder Milliarden einzubringen. Sie hat fürs erste Quartal einen Vorsteuergewinn von 2,5 Milliarden Franken angekündigt, gerade rechtzeitig vor der heiklen Generalversammlung in dieser Woche.

Das ist doch gut so. Sagen sie. Freuen ...

Ist es eine Pilgerfahrt?Allein über Ostern kamen 60000 Menschen zum Gehege am Aareabhang - angezogen von den Bärenzwillingen Urs und Berna. Wer vom Strom mitgeschwemmt wurde, wunderte sich und gab sich dann der kollektiven Verzückung hin, die die Leute schon auf der nahe gelegenen Nydeggbrücke innehalten ließ. Weil die Tierfreunde nur Augen für die Bären, aber nicht für den Verkehr hatten, musste die Polizei am Karfreitag die Brücke sperren.

Beim Bärengehege regulierten Securitas-Wächter das Personenaufkommen an der steilen Zuschauertreppe. Denn der Andrang könnte hier zu einem Massensturz führen wie bei der Tour de France. Von der Treppe aus hat ...

Erinnern Sie sich noch an den letzten Wahlkampf?Da warnte die SVP landesweit vor einem "Geheimplan gegen Blocher" und malte die Gefahr an die Wand, dass ihr Chef mit einer Politintrige aus der Regierung geworfen werden solle. So schaffte es die Regierungspartei erneut, sich als diskriminierte Oppositionsbewegung zu verkaufen, als Outsider in der classe politique . Prompt legte sie bei den Wahlen 2007 um 2,2 Prozent zu.

Danach wurde Christoph Blocher tatsächlich abgewählt - und seine Partei stieg stetig weiter bergauf. Mit dauerhaftem Erfolg kultiviert sie ihre Rolle als verfolgte Unschuld, als bodenständige Kraft, die sich nicht aufs Gemauschel ...

Respect!Die Band erntet Anerkennung, Achtung, Respekt. Letzten Freitag, nach ihrem Konzert im House of Blues in Los Angeles, riet der Kritiker des LA Weekly, diesen Act keinesfalls zu verpassen: "Allein schon der Anblick eines head-banging Leierkasten-Spielers ist unvergesslich."Das neue Album schaffte es in die heatseekers- Charts von Billboard - also der US-Hitparade für Nachwuchskünstler -, und die Fachpresse deckt die Schweizer Gruppe schon längst mit Lob ein. Man kriege "detailverliebte, abwechslungsreiche Songs zu hören, mal eher ruhig, mal rasend", befand Schwarzmetall nach der letzten Platte; Metalglory urteilte: "Heftige Folkeinflüsse gehen eine gedeihliche Partnerschaft mit dem allgegenwärtigen Deathgeschrammel ein." ...

Neuhaus/Suha

Wenn Männer wie er in der Zeitung stehen, dann in aller Regel in jenem Teil, in dem Geschäftsberichte, Übernahmeschlachten und Aktienkurse abgehandelt werden. Gut drei Jahrzehnte lang war Herbert Liaunig ein fixer Bestandteil der Berichterstattung auf den Wirtschaftsseiten. Er sei "Österreichs größter KonzernVirtuose" hieß es dort noch vor zehn Jahren: Kein anderer Industrieller habe "so oft fusioniert, abgespalten, übertragen, verschmolzen, verkauft und erworben, umgeschuldet und emittiert" wie er. Mittlerweile sind Nachrichten über den 64-jährigen Industriekapitän im Wirtschaftsteil jedoch rar geworden. Heute findet sich sein Name vor allem in den Spalten des Kulturressorts.

Er sei ein "Fitzcarraldo an der Drau", meinte ...

Meine Eltern führten als Nebenerwerbsbauern eine Landwirtschaft mit fünf Kühen. Der Vater verdiente als Tischler, später als Maler und Anstreicher Geld. Daneben hat er geschnitzt und alte Möbel wieder instand gesetzt. In meiner Kindheit verbrachte ich viel Zeit bei ihm in der Werkstatt. Während er tüftelte, werkte ich an meinen Booten. Basteln, bauen, die Zeit vergessen - das war meine Welt.

So intensiv geht es heute auch in meinem Münchner Atelier zu. Wenn etwas meine Aufmerksamkeit erregt, mache ich eine Skizze oder notiere ein Wort auf einem Zettel, den ich an die Wand klebe. Irgendwann - oft Jahre später - ...

Klack. Schon wieder. Eine Hand schiebt sich schützend vor die Flamme des Feuerzeugs. Tabak knistert. Schon kräuselt sich der blaue Dunst. Ein tiefer Lungenzug aus der Lucky Strike. Ohne Rauch geht′s nie, schon gar nicht in der amerikanischen Fernsehserie Mad Men . Die spielt in einer Werbeagentur im New York des Jahres 1960 und gibt Auskunft über eine Zeit, in der alles anders war. Ganz anders.

Die männlichen Protagonisten schwelgen unwidersprochen im Alltags-Chauvinismus, die Frauen gefallen sich als adretter Aufputz mit Spitztüten-BH. Allen gemeinsam ist jedoch der permanente Griff zum Glimmstängel. Gleichgültig ob im Büro, im Aufzug, im Kinderzimmer oder ...

Alle würden weiterhin glauben, die Dame lasse es an Deutlichkeit nicht fehlen. Hätte da nicht der freiheitliche Parteichef gerade noch rechtzeitig befunden, die freiheitliche Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz habe sich "nicht sehr präzise" von dem ganzen Nazi-Schmazi-Kram abgegrenzt. Das Land ist verwirrt. Soll jetzt, präzise gefragt, im Rahmen des Verbotsgesetzes alles verboten, nichts verboten oder nur ein bisschen etwas verboten werden?Und wenn ja, dann was?Das "Sieg", das "Heil" oder bloß das "!"?Ohne Präzision in dieser zentralen Frage würde das ganze Land in grenzenloses Chaos versinken. Verständlich, dass sich Herr Strache nun von Frau Rosenkranz abgrenzen möchte. Abgrenzung ...

Die Darstellung von Andreas Kreiter über seinen Leidensweg als Bremer Bürger und Forscher ist symptomatisch für die Verfasstheit größerer Teile der Deutschen. Diese sind an Erkenntnisgewinn und therapeutischem Nutzen von Forschung ohnehin nicht sonderlich interessiert.

Die Antwort von Wolfgang Apel auf die Vorwürfe von Prof. Kreiter lässt sich an Heuchelei kaum überbieten. Wer steckt denn wohl hinter der beispiellosen Plakataktion gegen die Berufung des renommierten Wissenschaftlers an die Uni Bremen mit Nennung von Anschrift und Telefonnummer, die ihn selbst und seine Familie in existenzielle Bedrängnis brachte?Unsere grünen Apologeten werden erst zufrieden sein, wenn wir alle statt tierischer Produkte nur ...

Die Einführung ethnisch geschlossener "Migrantenschulen" fällt Jahrzehnte hinter den Integrationsdiskurs zurück, ist eigentlich sogar eine Kapitulation. Wer die Idee gemeinsamer Schulen für alle Ethnien aufgibt, nimmt Kindern in manchen Stadtvierteln die letzte Schnittmenge zur Mehrheitsgesellschaft, die überhaupt noch existiert. Wie so etwas mit dem Ankommen und der Teilhabe in einer Gesellschaft zusammengehen soll, bleibt rätselhaft.

Ingo Juknat, Düsseldorf

Für dauerhaft Zugewanderte muss ein Eingliederungsgebot gelten. Der innere Zusammenhalt einer Gesellschaft erfordert einen Grundkonsens, das heißt eine gemeinsame Sprache und eine für alle verbindliche Werte- und Rechtsordnung. Wollte man allen in Deutschland lebenden ethnischen Bevölkerungsgruppen einen Sonderstatus gewähren, zerfiele unsere Gesellschaft in ...

Die zeit: Was gehört für Sie zu einem Frühwarnsystem zum Schutz vor einem möglichen Amokläufer?

herbert scheithauer: Im Projekt Networks Against School Shootings (Netwass), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, wollen wir mit der gesamten Schule, mit allen Lehrern, aber auch Schulpsychologen oder Polizeibeamten vor Ort zusammenarbeiten. Im sozialen Netzwerk Schule werden Lehrer für das Thema sensibilisiert. Dort, wo bereits Krisenteams existieren, werden wir an diese Strukturen anknüpfen, in anderen Schulen muss ein solches Team möglicherweise erst gebildet werden. Wir möchten ein System installieren, das Lehrer dazu befähigt, das Ausmaß einer Bedrohung besser einschätzen zu können. E ...

Wie treibt man Eltern in den Wahnsinn?Es hat den Anschein, dass die schwarz-grüne Regierung in Hamburg dazu ein mehrstufiges Experiment startet.

Stufe eins des Experiments musste inzwischen abgebrochen werden: Die grüne Schulsenatorin, unterstützt vom schwarzen Bürgermeister, wollte den Eltern das Recht nehmen, zu entscheiden, auf welche Schulform ihr Kind nach der Grundschule wechselt. Nur das überraschend erfolgreiche Volksbegehren einer Elterninitiative ließ den Senat von diesen Plänen Abstand nehmen.

Stufe zwei des Experiments spaltet gerade nicht nur die Elternschaft, sondern die ganze Hansestadt: Die Grundschulzeit soll von vier auf sechs Jahre verlängert werden, und die Grundschule wird in Primarschule umgetauft. D ...

Vielleicht hätte Egon Tegge nie den Mut gehabt, diese kleine Revolution an seiner Schule anzuzetteln, hätte er sich zuvor nicht acht Jahre lang angehört, welche Konflikte in den "betrieblichen Organisationsstrukturen einer Schule" schwelen, was Lehrer aufregt, quält, krank macht. Als Personalrat der Hamburger Schulbehörde kannte er die Probleme von Pädagogen in- und auswendig. Das Gehetze in den Pausen, wo es nur darum ging, in kürzester Zeit möglichst viele Informationen abzufangen, Fragen loszuwerden, Probleme zu klären. Die Lautstärke in den Lehrerzimmern, das Chaos und der Dreck auf den Tischen, alte Kaffeebecher, Zeitungen, Bananenschalen und nirgends ein sicheres Plätzchen für all das, w ...

Pitsch. Pitsch. Pitsch. Wasser tropft von der Stoßstange, eine Pfütze bildet sich auf dem Asphalt. Wohl ist der Himmel wolkenverhangen über Rotterdam, aber geregnet hat es nicht. Der quietscheentchengelbe Bus mit der nassen Stoßstange, der im Leuvehaven parkt, unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von jenen Gefährten, mit denen Touristen in der ganzen Welt durch die Städte gekarrt werden. Gut, mit seiner leicht ovalen Schnauze und der riesigen Frontscheibe sieht er etwas schnittiger aus. Und von hinten betrachtet, fallen die verschlungenen Rohre und Leitungen auf, die von einem großen Gitter geschützt werden. Auch ist da das Wasser, das noch ...

Singen in der Toskana-Sonne.

Es gibt Songs, die nach wenigen Takten ein Gefühl von Sommersonne, Strand, cremigen Eistüten und Vespafahrten auf italienischen Landstraßen auslösen. Solche Lieder können Touristen nun unter professioneller Anleitung in einer toskanischen Villa einstudieren. Die neue Gesangsreise des Spezialveranstalters musica viva stellt die canzoni del sole von Sängern wie Luigi Tenco, Paolo Conte, Gino Paoli und anderen in den Mittelpunkt. Die Kursteilnehmer erhalten Unterricht in Stimmbildung, lernen, wie man sich auf der Bühne gut präsentiert, und singen unter Anleitung von Eva Spagna, der italienischen Sängerin des Berliner Trios ...e la luna?Songs aus den Fünfzigern ...

Eine Bettwanze schätzt das Dunkel. Tagsüber duckt sie sich unter den Lattenrost, wohnt hinter Bilderrahmen oder zwischen den Seiten der Bibel auf dem Hotelnachttisch. Dass sich Parasit und Mensch ein Zimmer teilen, bemerkt Letzterer erst am nächsten Morgen: wenn die Stiche jucken, die der blutgierige Mitbewohner in seine Haut gebohrt hat.

Cimex lectularius, etwa fünf Millimeter kurz, rotbraun und behaart, war aus Deutschland so gut wie verschwunden. Nun ist die Bettwanze zurückgekehrt: in private Schlafzimmer, in Jugendherbergen und eben auch an die Stätten, in denen man auf besonders erholsamen Schlaf hofft - in Hotels. "Immer mehr Gasthäuser klagen über Wanzenbefall", s ...

Von den Fenstern des Kensington Palace aus schaut man über den silbrig-kalten Teich in die Baumkronen des Parks. Noch kahl, die Äste. In wenigen Wochen wird hier eine grüne Firewall zwischen dem Palast und der Welt stehen, dahinter wird sich eine endlose, über 250 Hektar große Dschungelzone in den Hyde Park hinein ausbreiten, bis zum Horizont. London ist weit. Man hört Vögel, nicht Autos. Leute hecheln hinter ihren Windhunden her, man trägt dieses Frühjahr viel Windhund. Auch das ist, vom Palast aus gesehen, weit weg. Hier oben, an den Fenstern des geradezu ländlich wirkenden Palastes aus Backstein, hier standen sie, d ...

In einer Zeit, in der alle Welt vom sexuellen Missbrauch vor allem in der katholischen Kirche spricht, mag es abwegig erscheinen, wenn einer zum Thema Religion an den Glutkern der Bibel zu erinnern sucht. Ich will es gleichwohl riskieren.

Gott ist Liebe, betonte das erste große Rundschreiben Benedikts XVI. Doch es gibt einen zweiten biblischen Gottesnamen, der auch in der neutestamentlichen Gottesbotschaft Widerhall und Bestätigung findet: Gott ist Gerechtigkeit. "Dies wird sein Name sein... Der Herr unsere Gerechtigkeit" (Jeremias 23,6). Dieser Gottesname mag für die Rede von einem platonischen Ideengott vernachlässigbar erscheinen, unverzichtbar ist er aber für den ...

Zu Engeln hatte ich seit jeher ein gutes Verhältnis. Das fing im katholischen Kindergarten an, als ich die Erzengel in ungefähr 700 Zeichnungen verewigte und zu Weihnachten goldene Pappflügel trug fürs Krippenspiel. Das setzte sich im Studium fort, wo das Bild vom "Engel der Geschichte" der Anfang meiner Leidenschaft für Walter Benjamin war. Heute noch freut mich das Lob "Du bist ein Engel" mehr als die präziseren Fassungen wie "Danke für das selbst gemachte Tiramisu". Natürlich schwirrt in jedem meiner Lyrikbände mindestens ein Engel.

Vor Kurzem habe ich einen lustigen Engelsfilm gesehen: die 186. Folge der Simpsons mit dem Titel ...

Wie kann man an die Barbarei der Nazis erinnern, ohne sie in der Erinnerung zu verharmlosen, zu verkleinern, zu entsorgen?Wer sich diese Frage stellt, kommt auch heute an zwei Kunstwerken nicht vorbei. Beide markieren in ihrer Monumentalität die Pole, zwischen denen sich das Gedenken aufspannen kann: einerseits der Dokumentarfilm Shoah von Claude Lanzmann, der von den Vernichtungslagern der Nazis nüchtern berichtet, andererseits der Spielfilm Schindlers Liste von Steven Spielberg, der das Grauen in fiktive und suggestive Bilder fasst - zwei exemplarische Formen der Erinnerung, mit denen sich auch Corinna Harfouch auseinandergesetzt haben dürfte. In Stuttgart beweist sich die Schauspielerin ...

Seinen Platz in den Annalen des Pop hatte er längst sicher, umstritten blieb stets, unter welcher Berufsbezeichnung man ihn führen sollte. Manager, Mentor, Entdecker, das alles trifft es nur halb. Rattenfänger, Strippenzieher, Scharlatan, es klingt entschieden zu hässlich angesichts der Verdienste des Mannes um ein angemessenes Verständnis unserer polymorph fortgeschrittenen, der Dauerunterhaltung verpflichteten Kultur. Er selbst nannte sich schlicht und altmodisch Impresario. Doch auch das blieb nur eines von vielen Etiketten für das kulturelle Charisma des Malcolm McLaren.

Die Schwierigkeiten bei der Begriffsbildung sind dem Umstand geschuldet, dass McLaren seine Rolle in der Pophistorie nicht nur ausfüllte, sondern eigenhändig kreierte. S ...

DIE ZEIT: Dominik Graf, bei der Premiere von Im Angesicht des Verbrechens auf der Berlinale wollten Sie sich unterm Sitz verkriechen. Waren Sie besonders nervös, weil diese Serie das Größte ist, an das Sie sich bislang getraut haben, eine Art Krönung Ihrer Laufbahn?

DOMINIK Graf: Es waren zweieinhalb sehr harte Jahre, so viel Zeit habe ich noch nie mit einem Film verbracht. Man lebt wie mit einem Computer im Kopf, mit dessen Hilfe man versucht, von Minute eins bis Minute 480 alles im Blick zu behalten. Da wir aber nicht mal im kleinsten Detail chronologisch gedreht haben, habe ich mich ...

Viele ahnen es ja in stillen Momenten und wollen es doch nicht so recht glauben: Unsere Wirklichkeit ist ein großer Wahn, voller Trugbilder und Hirngespinste. Einer, der uns unablässig auf diesen Verblendungszusammenhang - welch schönes, leider aus der Mode gekommenes Wort - unserer Gegenwart stößt, ist Rainald Goetz. Der Mittfünfziger spielt seit vielen Jahren den Kronzeugen einer - ansonsten ja kaum mehr existenten - Gesellschaftskritik, den Maskenabreißer und Moralisten, der jedoch klüger ist als die meisten derjenigen, die üblicherweise so umschrieben werden. Denn der Daseinskritiker Goetz weiß stets, dass er selbst Teil der von ihm mit lustvollem Entsetzen beschriebenen Hölle ...

Nun nimmt sich der Westen eines russischen Klassikers wieder an: Der 100. Todestag von Leo Tolstoj steht bevor. Zu Beginn des Jahres wurde das breite Kinopublikum durch den Film Ein russischer Sommer mit der Biografie des Schriftstellers bekannt gemacht. Leider ging Helen Mirren für ihre Rolle der leidgeplagten Ehefrau des Schriftstellers bei der Oscarverleihung leer aus. Verdient hätte sie ihn, überspielte sie doch meisterlich manche Schwäche der Romanvorlage von Jay Parini. Die großen Romane Tolstojs, Anna Karenina und Krieg und Frieden, erscheinen in längst überfälliger Neuübersetzung, und ebenso der späte Tolstoj, der oft als "Verrückter" belächelt wird, ist nun in ...

Mark Twains Eltern waren so arm, dass sie schließlich ihre einzige Sklavin verkaufen mussten. Sie hieß Jenny, weiß der Himmel, was aus ihr geworden ist - Mark Twain, der meistens nicht sehr an die Vorsehung glaubte, wird bezweifelt haben, dass der Himmel Buch führte über schwarze Jennys. Die armen Eltern hießen Jane Lampton und John Marshall Clemens. Mark Twain hieß eigentlich Samuel und kam am 30. November 1835 zur Welt, als fünftes Kind, im Flecken Florida in Missouri. Mark Twain war ein Name, den er sich nach einem Ausdruck aus der Sprache der Mississippi-Lotsen gab, er selber war jahrelang ein ...

Hätte Helene Hegemann nicht in einem kleinen Päckchen das Strobo- Büchlein bekommen und geremixt, hätte es keinen Skandal, kein Plagiat, eine Rezension hier wahrscheinlich auch nicht gegeben, hätte es vermutlich das Buch nicht gegeben, die zwei Bücher, wie man richtig sagen müsste, also zuerst Strobo, das seit 2009 bei dem Hobby-Verlag SuKuLTuR lag und neu aufgelegt wird, und I am Airen Man, das der Blumenbar Verlag jetzt herausbringt. Und ohne diese Autorin gäbe es diesen Autor und den sogenannten Hype nicht, der für den 28 Jahre alten Airen, der seinen echten Namen noch nicht sagen will, von dem aber bekannt ...

Mark Twains Nachtschattengewächse

Ein Fund, zum Todestag des Dichters am 21. April Von Theo Stemmler

Mark Twains Romane Die Abenteuer Tom Sawyers (1876) und Huckleberry Finns Abenteuer (1884) genießen Kultstatus: nicht nur, doch auch als Bücher für die Jugend. Mark Twain konnte aber ganz anders - und schrieb ganz anderes: "unanständige" Texte, die keineswegs jugendfrei sind. Dass er nicht nur über das Leben am Mississippi und - in seinen Reisebüchern - über diverse Länder berichtete, sondern auch über die unteren Regionen des menschlichen Körpers, ist selbst seiner Fangemeinde ziemlich unbekannt.

Zu diesem Genre gehören die Texte 1601 - Kamingespräche...zur Zeit ...

Obwohl es in Deutschland nur wenige kennen, ist das lyrische Werk John Donnes eines der einflussreichsten in der englischsprachigen Literatur. Vor allem im angehenden 20. Jahrhundert wurde Donne (1572 bis 1631), Zeitgenosse Shakespeares, von Autoren wie T. S. Eliot oder C. S. Lewis wegen seiner dissonanten Sprachgewalt als Wegbereiter einer modernen Ästhetik gefeiert. Die geistreich komplexen Konzetti innerhalb seiner Gedichte entfalten einen einzigartigen Ton: Großer Metaphern- und Figurenreichtum trifft auf Umgangssprache, trifft auf sensible Reflexion, trifft auf innere Zerrissenheit. So löblich es ist, dass der Insel Verlag für John Donne endlich ein großes Publikum finden will, so fatal ist es, d ...

Brigitta Rupp-Eisenreich ist heute eine 81 Jahre alte Dame. Vor 58 Jahren hat sie in einer schönen Sommernacht in Paris den Dichter Paul Celan kennengelernt. Damals kam Celan gerade von der ersten Deutschlandreise seines Lebens zurück. In Niendorf bei Lübeck hat er bei der Tagung der Gruppe 47 nicht nur seine große unmögliche Liebe, die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann, wiedergetroffen, sondern auch den heute fast vergessenen österreichischen Schriftsteller Herbert Eisenreich. Wenige Tage später macht Eisenreich seinen neuen Freund Paul Celan in Paris mit seiner schönen jungen Schwester Brigitta bekannt. Zu dritt ziehen sie durch eine Pariser Nacht voller Zauber, flanieren ...

Im Warteraum des Studios 449 in Köln-Mülheim, es ist kurz vor achtzehn Uhr: bunte Lichter, Klein-Vegas-Gefühle. Höllenmäßig laute Lambada-Musik. Der Auftritt des Schriftstellers Rainald Goetz in der Show von Harald Schmidt - er hätte natürlich nicht in der vergangenen Woche, sondern vor zehn, zwölf Jahren stattfinden müssen, damals, als der Schriftsteller und der Showmaster mit einem Internettagebuch und einer Late-Night-Sendung zwei Erregungsposten besetzt hielten, von denen Gags, Geistesblitze und tägliche Fundamentalkritik an der bundesdeutschen Gegenwart gesendet wurden. Weil zwischen diesen beiden Männern jahrelang so viel los war, liegt auf dieser Show eine tolle Spannung.

Kurz noch einmal zur Vergegenwärtigung der ...

Es ist eine gespenstische Zeitreise zurück in eine Epoche, als man in Westdeutschland glaubte, die Zukunft durch Beton gestalten zu können. Als der Fortschritt daran gemessen wurde, Natur in Infrastruktur zu verwandeln. Als in China gigantische Stauseen errichtet wurden, weil der Weltgeist ein Ingenieur war. Was damals in der BRD Wirtschaftswunder genannt wurde, sieht heute oft genug nach flächendeckender Bausünde aus. Der Hochmoselübergang ist ein Bauprojekt aus ebendiesem Geist der sechziger Jahre. Damals entstand in Rheinland-Pfalz die Idee, durch eine gewaltige Brücke, die nicht nur den Fluss, sondern das ganze Moseltal überqueren sollte, Eifel und Hunsrück verkehrstechnisch zu verbinden. Doch ...

Alles klar, hahaha, ich werde draufhalten", funkte ein US-Soldat im Juli 2007, als er auf einer staubigen Straße in Bagdad über ein Dutzend Zivilisten aus der Luft erschoss. Unter den Opfern: Namir Noor Eldeen und Said Chmagh, Pressefotografen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Piloten hatten die beiden großen Canons mit ihren langen Objektiven als Waffe identifiziert, kurz Rücksprache gehalten und gefeuert. Was die GIs durch die Zielkamera des Kampfhubschraubers sehen, was sie sagen - es wird zugleich als Video aufgezeichnet. Reuters hatte das Band im Rahmen seiner Aufklärungsbemühungen immer gefordert. Doch das US-Militär verschleppte die Herausgabe und beharrte darauf, die Journalisten ...

Was für ein grandioser Unsinn: Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins und der Publizist Christopher Hitchens wollen mithilfe des Londoner Menschenrechtsanwalts Geoffrey Robertson den Papst verhaften lassen. Wenn Benedikt XVI. im Herbst nach Großbritannien reist, sollen ihn englische Polizisten festnehmen, und ein Richter Ihrer Majestät soll ihn wegen seiner Verstrickung in den Missbrauchsskandal der katholischen Kirche anklagen. Wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger. Und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Kirche müsse endlich das "volle Gewicht des internationalen Rechts zu spüren" bekommen.

Dawkins und Hitchens , die für gewöhnlich keiner Wirtshausschlägerei aus dem Weg gehen, schon gar nicht, wenn es gegen Gott ...

Es gibt ein Buch, das es nie in die Bestsellerlisten geschafft hat, obwohl es über westliche Befindlichkeiten ungleich besser Auskunft gibt als manch dicker Roman. Dieses Werk ist das Counterinsurgency Field Manual, das 2006 verfasste Handbuch der U.S.Army zur Bekämpfung Aufständischer. Soldaten lernen darin, dass sie auf der Welt nicht willkommen sind und in befreiten Gebieten nicht mit Handschlag, sondern mit Handgranaten begrüßt werden. Und dann lernen sie noch etwas: "Amerikanische Vorstellungen davon, was normal oder rational ist, sind nicht allgemeingültig."

Man muss keine hellseherischen Fähigkeiten besitzen, um zu prophezeien, dass dieser Satz noch Karriere machen wird. E ...

Manchmal will einfach gar nichts klappen. So ist das auch bei Jimmy Grimble. Jimmy ist 15 Jahre alt, hat Segelohren und steckt in den Wirren der Pubertät. Er liegt oft auf seinem Bett und grübelt. Er hat Angst, auf die Ritzen im Bürgersteig zu treten. Und er ist auch noch der Kleinste in seiner Klasse. Die anderen Jungen rauchen schon und küssen Mädchen - und wenn sie nicht rauchen oder küssen, verprügeln sie Jimmy.

Doch das ist längst nicht alles: Es ist nicht schön, wo Jimmy wohnt. Das Wetter ist schlecht. Und seine Mutter hat wenig Zeit für ihn, weil ...

Wozu braucht der Mann nur all diese Cremedosen?Kochlöffel, Töpfe, frische Kräuter - klar, all das gehört in eine Küche. Aber wieso stapeln sich zwischen Herd und Spüle sechs große Dosen Handcreme? "Ganz einfach", sagt Patrice Brault und grinst. "Daraus mache ich gleich Joghurt."Joghurt aus Creme?Igitt!

Aber Patrice Brault, der mit hochgekrempelten Ärmeln in der Küche steht, will gar keine Feinschmecker überzeugen. Er will dafür sorgen, dass der Creme-Joghurt, der gleich serviert wird, schön aussieht. Die Fälschung soll nämlich nicht verspeist, sondern fotografiert werden. Das Bild wird später eine Joghurtverpackung zieren. Und da muss die weiße Masse vor ...

Mathematische Ideen entstehen nicht im Labor und nur selten planmäßig. Man muss Zeit finden zum Nachdenken, muss Überlegungen nachhängen können, muss Ruhe haben oder auch gelegentliche Ablenkung, muss sich konzentrieren oder ausspannen. Dafür gibt es kein allgemeingültiges Erfolgsrezept. Das spiegelt sich auch in den Orten wider, an denen mathematische Ideen entstehen.

Am Schreibtisch

Der Mathematiker, sagt ein Bonmot, sei "ein mythologisches Wesen, halb Mensch, halb Stuhl."Natürlich entsteht viel Mathematik am Schreibtisch, der nach allgemeiner Ansicht ein Ort der Ruhe, der Konzentration, ohne Ablenkung ist.

Ohne Ablenkung?Von Leonhard Euler wird berichtet, dass er konzentriert am Schreibtisch arbeiten konnte, während ...

Ein männliches Kind und eine Frau, beide rund zwei Millionen Jahre alt: Dieser Knochenfund aus der südafrikanischen Malapa-Höhle entzückt die Wissenschaftler. Mit Australopithecus sediba (siehe unten Mitte) gibt es Zuwachs für die Menschenfamilie.

Manche Forscher sagen, die neue Art könnte ein direkter Vorfahre der Gattung Homo sein, ein Hominide also. Andere würden den Vormenschen sogar selbst als Homo-Spezies klassifizieren - kein seltenes Durcheinander.

So viele neue Gesichter wie in den letzten Monaten gab es schon lange nicht mehr. Erst im März war Hominin X vorgestellt worden, der unsere Ahnengalerie bereichert: womöglich ein bislang unbekannter Vetter. Und im vergangenen Jahr hatten ...

Vielen Menschen sind künstliche Süßstoffe suspekt. Ob sie beim Abnehmen helfen oder ob sich der Körper die Kalorien woanders holt, ist umstritten. Wenigstens dass Ferkel mit ihnen gemästet würden, ist Unfug (siehe Stimmt′s, ZEIT Nr. 15/08).

Schwerer wiegt der Vorwurf, Süßstoffe förderten Krebs. Besonders Aspartam (unter dem Markennamen Nutrasweet in Tausenden von Lebensmitteln und Getränken enthalten) ist in zwei Studien aus den Jahren 1995 und 2005 verdächtigt worden. Die jüngere der beiden stammt aus Italien, da wurden Ratten mit Aspartam gefüttert, und insbesondere die weiblichen Tiere wiesen eine erhöhte Rate an Hirntumoren auf.

Bei beiden Arbeiten gab es aber Kritik ...

Am schwersten ist ihm der Gang zum Chef gefallen. Dem Mann, der ihn vor acht Jahren in die Politik holte, der ihm Freiheiten eingeräumt hat, von denen seine Amtskollegen in anderen Bundesländern oft nur träumen. Doch als Jan-Hendrik Olbertz dann vor Ministerpräsident Wolfgang Böhmer stand, fiel es ganz leicht. "Er hatte Verständnis für meine Entscheidung", sagt Olbertz, als könnte er selbst nicht verstehen, warum eigentlich.

Diese Nachricht dürfte das Selbstverständnis so manchen Berufsstrippenziehers durchgerüttelt haben: Olbertz, 55 Jahre alt, Kultusminister von Sachsen-Anhalt, einer der angesehensten und einflussreichsten Bildungspolitiker der Republik, degradiert sich selbst. Freiwillig. Er kandidiert für das Amt des ...

"Jeder Schatz, der tiefer in der Erde vergraben ist, als ein Pflug geht, gehört in die Verfügungsgewalt des Königs", heißt es im Sachsenspiegel, dem bedeutendsten Rechtsbuch des deutschen Mittelalters. Könige regieren in Deutschland zwar nicht mehr, dieses Gesetz gilt trotzdem: 13 Bundesländer haben das "Schatzregal" (lat. regalis

Roger Mintey schlüpft in eine warme Jacke, zieht die vom letzten Ausflug noch lehmverschmierten Gummistiefel über seine Waden, schnallt Schutzpolster um die Knie und holt den tragbaren Metalldetektor und einen Spaten aus seinem Toyota Corolla. Er stapft auf eine Weide hinter den Stallungen der Clifton Cottage Farm in der Grafschaft Sussex. Ein südenglisches Idyll, Schafe grasen unter jahrhundertealten Eichen und Buchen, neugeborene Lämmer probieren ihre wackeligen Beine aus. Jenseits der heckenbesäumten Wiesen ragen die Kalkfelsen der North Downs auf. Die Morgensonne wirft lange Schatten.

Mintey fährt mit der tellergroßen Sonde über das Gras. Lange tut sich nichts. Dann piepst die ...

Es soll eine Mischung aus Altem und Neuem werden. Das World Conference Center Bonn (WCCB) besteht aus den früheren Plenargebäuden des Deutschen Bundestags, dem Neuen Plenarsaal (Foto unten) und dem zeitweilig als Ausweichquartier genutzten Wasserwerk.

Hinzu kommen ein Erweiterungsbau und ein Kongresszentrum sowie ein Hotel (Foto rechts). Die Grundsteinlegung war im Mai 2007. Als Investor hatte die Stadt Bonn 2005 die amerikanische Firma SMI Hyundai ausgewählt. Anfang 2009 geriet diese Gesellschaft in Geldnöte. Die Kosten für das Projekt waren von 140 auf 200 Millionen Euro gestiegen und der Investor war nicht in der Lage, den Differenzbetrag zu finanzieren. Die Bauträgerfirma ...

Das ist ihre Vergangenheit: Bonn, Altes Rathaus, schwerer Eichenschreibtisch, Teppiche, Kurfürst in Öl, Fotos von Staatsgästen und prächtige Blumenbouquets.

Und das ihre Gegenwart und Zukunft: Vorort Bad Godesberg, Zentrale der Deutschen Welthungerhilfe, Fünfzigerjahre-Ambiente, winziges Büro, unscheinbarer Schreibtisch, Grünpflanze, Besprechungstischchen.

15 Jahre lang zählte Bärbel Dieckmann zu Deutschlands beliebtesten Stadtoberhäuptern. 2008 hätte sie sich zu einer vierten Kandidatur entschließen können, doch sie winkte ab. Heute ist sie, als Nachfolgerin von Ingrid Schäuble, ehrenamtliche Präsidentin der Welthungerhilfe. Statt Amtskette und Staatsbankett heißt es für sie: Spenden sammeln und hin und wieder mit einem Promi eine Fundraising-Reise unternehmen. Oder nach Ulm fahren, zu ...

Der belgische EU-Handelskommissar Karel De Gucht verteidigt die Geheimverhandlungen über das Acta-Abkommen. Mit dem Anti-Counterfeiting Trade Agreement wollen Industrienationen den Kampf gegen Produktfälschungen und Datendiebstahl im Internet verstärken. Es geht dabei nicht nur um globale Strafen gegen den Handel mit gefälschten Jeans und Handtaschen, sondern auch um die Eindämmung von Urheberrechtsverletzungen im Internet, etwa wenn Hollywoodfilme illegal in Tauschbörsen kursieren. Diese Woche verhandelt eine EU-Delegation mit Vertretern aus Ländern wie Japan, Australien und den USA in Neuseeland - streng vertraulich und zum Ärger des EU-Parlaments.

"Wir können unsere Verhandlungsposition doch nicht auf den Tisch legen und jeden Schritt vorab bekannt ...

Es ist noch nicht lange her, dass Sigmar Gabriel, damals als Umweltminister, im Zusammenhang mit hohen Ölpreisen zurechtweisend feststellte: "Mit Kernenergie kann man nicht Auto fahren."Ich zitiere das nicht wegen der Kernenergie, sondern wegen der allgemeinen Begeisterung für elektrische Batteriefahrzeuge; denn deren Kraftstoffversorgung muss natürlich aus Kraftwerken kommen. Man erinnere sich auch: Noch vor kurzer Zeit gaben sich viele Fachleute ganz sicher, Elektrofahrzeuge mit Batterie könnten den Brennstoffzellenautos nicht das Wasser reichen. Wasserstoff sei die Lösung, denn Brennstoffzellen nutzten Wasserstoff als Kraftstoff, und der werde wahrscheinlich aus Wasser hergestellt - ja, wir würden gar zu einer Wasserstoffgesellschaft. Auch die ...

Fast erscheint es, als wolle oder könne Lidl aus alten Fehlern nicht lernen. Ähnlich wie der Drogerist Schlecker oder der Textilhändler KiK schafft es auch der Discounter immer wieder, sein schlechtes Image aufzufrischen. Vergangene Woche wurde er von der Verbraucherzentrale Hamburg verklagt. Es geht um die Arbeitsbedingungen in den Fabriken ausländischer Lieferanten, die für Lidl Textilien fertigen. Es ist das erste Mal, dass ein solcher Fall vor dem Kadi landet.

Auch viele andere Händler lassen in Billiglohnländern produzieren. Lidl muss in der Öffentlichkeit nun stellvertretend für sie büßen. Und selbst wenn die Verbraucherschützer vor Gericht unterliegen sollten, wird bei den ...

Es sollte der Tag der Abrechnung werden für den Mann, den viele für den Hauptschuldigen der weltweiten Finanzkatastrophe halten. Am Mittwoch vergangener Woche stand Alan Greenspan dem Untersuchungsausschuss des Kongresses öffentlich Rede und Antwort. Doch der ehemalige US-Notenbankchef wies jede Schuld von sich. Seine jahrelange Niedrigzinspolitik nach dem Ende des Börsenbooms der neunziger Jahre habe keinesfalls die Überhitzung des Immobilienmarktes angefacht. Das sei das Resultat einer weltweiten Geldflut und Spekulationswut gewesen, beharrte Greenspan, den sie einst "Maestro" nannten.

Die Diskussion um Greenspans Erbe ist alles andere als von gestern. Derzeit tobt ein Streit unter Volkswirten und Geldpolitikern, bei dem es ...

Die Blumensträuße auf dem Gabentisch drängen sich um die mehrstöckige Cremetorte. Ein Akkordeonspieler stimmt Happy Birthday an, der Chor aus dünnen Stimmen singt auf Französisch mit: Joyeux an-ni-ver-sai-re, joyeux anni-ver-saire. Gratulanten drücken Hélène Thomas links und rechts Küsschen auf die Wangen, die stellvertretende Bürgermeisterin überreicht eine Ehrenmedaille. Die Jubilarin kneift angestrengt die hellen Augen hinter der Brille zusammen, als wisse sie nicht, wohin sie zuerst schauen soll.

Hélène Thomas feiert in der Seniorenresidenz Arche des Noyers in Tours an diesem Tag ihren 100. Geburtstag. Früher war das Erreichen dieses hohen Alters etwas Besonderes, heute ist Thomas eine unter vielen in ...

Es gehört zum Jobprofil eines Ministers für Innovation, dass ihm ab und zu was Neues einfällt. Also gibt Andreas Pinkwart, der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP und wahlkämpfende Landesminister von Nordrhein-Westfalen, nun den Vorkämpfer für das neue Steuerkonzept der Liberalen. Neu ist der Versuch, möglichst viele Elemente des bisherigen Konzepts (ein Tarif mit wenigen Stufen und hoher Entlastung) mit dem in Einklang zu bringen, was die Finanzlage des Staates tatsächlich zulässt (gar nichts). Herausgekommen ist ein Sowohl-als-auch-Konzept: Die FDP will sowohl Steuern senken als auch konsolidieren als auch investieren.

Es gehört zum Wesen solcher Sowohl-als-auch-Konzepte, dass man bei ihrer praktischen Umsetzung ...