Inhaltsverzeichnis vom 05.07.2010

Handelsblatt

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Kosmopolit wird neuer Chef bei der ING Diba
Peter Köhler Frankfurt Kürzlich präsentierte sich Roland Boekhout dem Aufsichtsrat und den Vorstandskollegen im Hotel Frankfurter Hof. Der erste Eindruck vom neuen Vorstandsvorsitzenden der ING Diba war durchaus positiv: weltgewandt, strukturiertes Denken, humorvoll. Der 46-Jährige tritt seinen Posten bei der größten Direktbank in Deutschland am 1. Oktober 2010 an.

Der Niederländer mit deutscher Mutter ist mit einer Amerikanerin verheiratet und hat vier Kinder. Boekhout studierte BWL in Rotterdam und absolvierte danach eine Eliteausbildung an der INSEAD im französischen Fontainebleau.

Nach einem kurzen Intermezzo in der Industrie startete er seine Karriere bei der ING 1991 als Senior Credit Analyst. Nach zahlreichen ...
Peter Löscher: "Wir stehen Asien als Partner zur Seite"
Im Gespräch mit Handelsblatt-Redakteur Axel Höpner erklärt Peter Löscher, welche Ziele er als neuer Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses hat.

Handelsblatt: Was steht für Sie künftig im Vordergrund?

Peter Löscher: Ich setze auf Kontinuität. Die Schwerpunkte der APA-Arbeit - Partnerschaft, Innovation und Nachhaltigkeit - werden zentrale Orientierungspunkte bleiben.

HB: Seit Jahren verschieben sich die Wachstumsbeiträge zum globalen BIP von den Industriestaaten in Richtung Asien. Wie lange setzt sich diese Entwicklung noch fort?

Löscher: Asien ist und bleibt die Region mit der größten Dynamik im Wirtschaftswachstum. Auch in den kommenden Jahren werden wir dort im Durchschnitt Wachstumsraten von fünf bis sechs Prozent sehen, w ...
Der neue Mister Asien
Axel Höpner, Klaus Stratmann München, Berlin Das Asien-Geschäft boomt, insbesondere Aufträge aus China befeuern die Weltwirtschaft. Doch der Erfolg muss mit harter Lobbyarbeit immer wieder neu abgesichert werden. Siemens-Chef Peter Löscher, seit Freitag Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses (APA) der deutschen Wirtschaft und damit Nachfolger von BASF-Chef Jürgen Hambrecht, wird alles daransetzen, das Asien-Geschäft weiter anzukurbeln. Und Löscher weiß, an welchen Stellen die deutsche Wirtschaft ihren Auftritt in Asien optimieren kann.

Der APA versteht sich als Sprachrohr der deutschen Wirtschaft gegenüber der Politik in Deutschland und in Asien. Der Ausschuss, getragen von den Spitzenverbänden der Wirtschaft, hat sich zum Ziel gesetzt, die ...
Chartgespräch mit Stefan Salomon, freier Charttechniker Dem Dax droht jetzt ein Baisse-Schicksal à la Dow Jones, S&P und Euro Stoxx
Ulf Sommer Düsseldorf Monatelang hielt sich der Dax prächtig. Er mochte sich der miesen Stimmung an den vielen großen Börsenplätzen auf der Welt nicht anschließen. Während in Asien, Europa und an der Wall Street seit dem Frühjahr ein Index nach dem anderen in den Sinkflug überging, knüpfte der Dax ein ums andere Mal an sein Jahreshoch an. Die vergangenen Tage bestätigen aber die von Skeptikern längst gehegte Befürchtung: Auf Dauer gelingt es dem Dax nicht, sich dem immer negativeren Gesamttrend zu entziehen. Die Korrektur nach unten hat begonnen.

Doch der Reihe nach: Schon im Mai fiel der weltweit wichtigste Börsenindex, d ...
Die Sorgen um die Konjunktur bestimmen das Marktgeschehen
Anke Rezmer Frankfurt Der Dämpfer vom US-Arbeitsmarkt vom vergangenen Freitag dürfte an den Börsen vorerst nachwirken. Der deutlichste Rückgang der Beschäftigtenzahl in den USA seit Oktober 2009 - immerhin um 125000 Arbeitnehmer - hat die Sorge um eine Erholung der Weltkonjunktur verstärkt, die bereits zuvor die Aktienkurse belastet hat. Und auch in dieser Woche dürften Nachrichten fehlen, die die Investoren aus ihrem Stimmungstief ziehen. Heute bleiben die US-Finanzmärkte wegen des Unabhängigkeitstages geschlossen. Nur wenige börsenrelevante Indikatoren oder Zahlen stehen an. Für die nächsten Wochen rechnen Bankstrategen wie die von der DZ Bank mit stärkeren Kursschwankungen, da Marktbewegungen wegen der niedrigen ...
Wirtschaftsdaten und die Entscheidung über die Leitzinsen
Heute: Die US-Finanzmärkte bleiben wegen des Unabhängigkeitstages geschlossen. In Berlin wird der Markit Services und Composite Einkaufsmanagerindex Deutschland für Juni veröffentlicht, in London das Pendant für die Eurozone. Aus Brüssel kommt der Einzelhandelsumsatz für die Euro-Zone im Mai.

Dienstag:In Düsseldorf wird der Prozess gegen den ehemaligen Vorstand der IKB, Stefan Ortseifen, wegen Untreue und Börsepreismanipulation, fortgesetzt. In München tagt der Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags zur BayernLB und deren Kauf der österreichischen Hypo Group Alpe Adria. Aus New York kommt der US-Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen für Juni. Freenet lädt zur Hauptversammlung, Diehl zur Bilanzpressekonferenz.

Mittwoch: In Berlin werden die Auftragseingänge der Industrie ...
Top-Manager lauern auf günstigere Kurse
Christian Schnell Frankfurt Dass sie ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt haben, zeigen Deutschlands Top-Manager bei ihrem Anlageverhalten in den vergangenen Wochen immer öfter. Immer dann, wenn der Deutsche Aktienindex (Dax) sich dem unteren Bereich der Spanne zwischen 5700 und 6300 Punkten nähert, kaufen sie. Wenn er im oberen Bereich unterwegs ist, halten sie sich zurück. Seit Jahresanfang gleicht der Dax-Verlauf einem stetigen Hin und Her zwischen den beiden Marken.

Die Ruhe der vergangenen Wochen könnte bald dahin sein.

Deswegen gab es bis zum neuerlichen Abwärtstrend in der vergangenen Woche auch auffällig wenige Käufe. Insgesamt nur drei Kauforders gab es ...
Der Glanz des Goldes
Stefan Schneider Düsseldorf Der Run auf Gold ist ungebrochen. Die Angst vor Staatspleiten zum Beispiel in den kriselnden Euro-Ländern und Inflationssorgen treiben Anleger in das glänzende Edelmetall. Das zeigt sich nicht nur im steigenden Goldpreis, der vor wenigen Wochen mit 1 265 Dollar je Feinunze ein Allzeithoch markierte und im Ansturm privater Anleger auf Goldbarren. Auch die Anbieter von so genannten Exchange Traded Commodities (ETC) auf Gold spüren den Goldrausch.

ETC sind Anleihen beziehungsweise Schuldverschreibungen, die - ähnlich wie Rohstoff-Zertifikate - die Entwicklung von Rohstoffen abbilden. In Deutschland werden Gold-ETC von der Deutschen Börse Commodities, der Royal Bank of Scotland, E ...
Wenn die Bilanz im Depot nicht stimmt, sind nicht immer die Märkte schuld
Anke Rezmer Frankfurt Sind Sie unzufrieden mit der Entwicklung Ihres Depots? Wen der routinemäßige Blick über die Geldanlagen zum Halbjahr unzufrieden stimmt, der entdeckt vielleicht zu wenige Top-Dividendentitel der vergangenen sechs Monate wie Infineon oder BMW in der Übersicht und hat stattdessen aktuelle Underperformer wie China-Aktienfonds oder südeuropäische Staatsanleihen im Portfolio. Vielleicht hat der Anleger aber auch ein paar Grundregeln der Geldanlage missachtet. Es kann daher nicht schaden, sich wichtige Kriterien für gute Geldanlage ebenfalls routinemäßig in Erinnerung zu rufen. Experten wie Verbraucherschützer oder unabhängige Berater legen Anlegern folgende Daumenregeln ans Herz, anhand derer sie die Qualität des eigenen Portfolios ...
Commerzbank ahoi
Frank M. Drost, Mark C.Schneider Berlin, Hamburg Unbemerkt von der Öffentlichkeit entwickelt sich die Commerzbank-Tochter Deutsche Schiffsbank zum weltgrößten Schiffsfinanzierer. Mit einem Schifffahrtsportfolio von 23 Mrd. Euro nimmt die Deutsche Schiffsbank zwar derzeit den zweiten Rang hinter der HSH Nordbank ein, die auf ein Volumen von 30 Mrd. Euro kommt. Doch die HSH hat bereits signalisiert, künftig ein kleineres Rad in der Schiffsfinanzierung drehen zu wollen. Ein acht bis zehn Mrd. Euro großes Schifffahrtsportfolio wurde in ihre interne Abbaubank verlagert. Die Deutsche Schiffsbank hat andere Pläne. "Wir machen in diesem Jahr selektiv Neugeschäft und halten an der Höhe des ...
Elektronische Lastschrift bedroht
Yasmin Osman Franfurt Dem im deutschen Einzelhandel beliebten elektronischen Lastschriftverfahren droht ein schleichender Tod. Zu dem Ergebnis kommt eine Untersuchung des auf Zahlungsverkehr spezialisierten Beraters Paysys, die dem Handelsblatt vorliegt. Das Lastschriftverfahren, bei denen ein Kunde im Geschäft mit seiner Girocard (früher: EC-Karte) und Unterschrift zahlt, gerät von drei Seiten in Bedrängnis. Beim Handel ist die Zahlungsform beliebt, weil sie günstiger ist als die "echten" Girocard-Zahlungen mit Geheimzahl.

Erstens soll die deutsche Lastschrift durch ein europäisches Verfahren (Sepa) abgelöst werden. Derzeit existieren beide Systeme parallel, doch in Europa wächst politischer Druck, die deutsche Lastschrift abzuschaffen. Zweitens könnten Banken Kontendaten auf ...
Die rettende Infusion
Torsten Riecke, Michael Maisch Zürich, London Die Banken greifen in ihrer Not nach jedem Strohhalm. Angesichts des riesigen Kapitalbedarfs, der durch eine strengere Finanzregulierung auf die Kreditinstitute zukommt, sind smarte Banker jetzt auf eine Idee verfallen, die auch bei Finanzwächtern und Politikern Gefallen findet. Zwangswandelanleihen (contingent convertibles) sollen im Notfall Kredite in Eigenkapital umwandeln. Nicht mehr der Staat soll die Kreditinstitute retten müssen (bail-out), sondern die Gläubiger sollen an den Kosten des Krisenmanagements beteiligt werden (bail-in). Investoren begegnen dem von Bankern bereits als Allheilmittel gefeierten Instrument jedoch noch misstrauisch.

Regulierer fordern von den Banken eine bessere Kapitalausstattung.

Nach Schätzung des ...
Allein auf den Barrikaden
Torsten Riecke Zürich Exzessive Managergehälter erregen den Zorn von Öffentlichkeit und aktivistischen Aktionären. Doch die großen institutionellen Anleger kümmert das kaum. Sie segnen meist unbeeindruckt die enormen Gehaltssteigerungen ab. Das ist das Ergebnis einer Studie, mit der die Schweizer Anlegerstiftung Ethos die Vergütungen von 49 großen Konzernen in der Alpenrepublik untersucht hat. Für das vergangene Jahr meldet Ethos einen Anstieg der Vergütungen um 21 Prozent auf knapp 1,3 Mrd. Franken. Während die Managergehälter in Industrieunternehmen nur um zwei Prozent zulegten, stieg die Bezahlung der Banker um 73 Prozent. Und das, obwohl die Aktionäre inzwischen bei 21 Schweizer Großunternehmen die ...
EU will Betrüger härter bestrafen
Ruth Berschens Brüssel Die Europäische Union (EU) will betrügerische Spekulanten deutlich härter als bisher bestrafen. Die Geldbuße müsse mindestens doppelt so hoch sein wie der durch illegale Transaktionen entstandene Gewinn, sagte Generaldirektor Jonathan Faull, der seit Anfang Juli in der EU-Kommission für die Regulierung der Finanzmärkte zuständig ist. Die höheren Strafen sind ein Element der geplanten Novelle der EU-Marktmissbrauchsrichtlinie. Den Entwurf dafür wird die Kommission Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres vorlegen.

Der Vizevorsitzende des EU-Ausschusses für Börsenaufsicht (CESR) Carlos Tavares verlangte eine europaweite Vereinheitlichung der Strafen. Momentan gebe es je nach Mitgliedstaat extreme Unterschiede beim Strafmaß. Eine Marktmanipulation werde ...
Börsenchefin Christine Bortenlänger sieht Frauenquote als richtigen Weg
In der deutschen Wirtschaft führt nach Ansicht der Münchner Börsenchefin Christine Bortenlänger (Foto) kein Weg an einer gesetzlich vorgeschriebenen Quote vorbei, um den Anteil der Frauen im Top-Management zu erhöhen. "Es bewegt sich zu wenig ohne die Quote", sagte die 43-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. Lange habe sie eine Quote abgelehnt, da niemand gerne das Gefühl habe, nur aufgrund einer Gesetzesvorgabe einen Spitzenposten zu erhalten. "Inzwischen habe ich meine Meinung geändert, weil ich sehe, dass es anders nicht geht." Bortenlänger ist eine der wenigen Frauen in den Chefetagen der deutschen Finanzlandschaft. Als sie den Posten an der bayerischen Börse vor ...
Ökonomen wünschen sich einen schwächeren Euro
Norbert Häring Frankfurt Der Euro ist nach Ansicht von Volkswirten auch bei Kursen um 1,23 Dollar noch überbewertet. Eine schwächere Währung wäre nach einhelliger Ansicht der Mitglieder des Expertengremiums EZB-Schattenrat wünschenswert, um die bremsenden Wirkungen der staatlichen Konsolidierungsbemühungen auf die Konjunktur abzufedern. "Die scharfe Abwertung des Euro seit November wird die Konjunktur in diesem Jahr deutlich unterstützen", meint Julian Callow, Europa-Chefvolkswirt von Barclays Capital. "Eine weitere Abwertung wäre wünschenswert, um die Bremswirkungen der sinkenden Staatsdefizite auszugleichen", setzt er hinzu. Der EZB-Schattenrat ist ein Gremium aus 15 internationalen Ökonomen.

Kaufkraftparität bei 1,10 - 1,15 Dollar.

"Der Euro ist ...
Experten befürchten Vertrauensverlust
Norbert Häring Frankfurt Viele führende Volkswirte sind skeptisch, ob der geplante Stresstest für die europäischen Banken das Vertrauen der Anleger in das Finanzsystem wiederherstellen wird. "Das Risiko von Kommunikationspannen und Missverständnissen ist sehr groß", warnt Jacques Cailloux, Europa-Chefvolkswirt der britischen Royal Bank of Scotland (RBS). Da möglicherweise von Land zu Land unterschiedliche Annahmen getroffen würden, sei es extrem wichtig, die Kommunikationsstrategie gut zu planen, drängt der Experte.

Bei einem Stresstest wird die Überlebensfähigkeit von Banken unter Extremszenarien getestet. Die Behörden wollen bei den aktuellen Tests herausfinden, welche Auswirkungen ein Wirtschaftseinbruch und ein Wertverfall von Staatsanleihen auf die Bilanzen von rund ...
"Wir haben gründlich danebengelegen"
Handelsblatt: Mit der US-Finanzmarktreform wird es für Investoren künftig leichter, Ratingagenturen wegen Fehlurteilen zu verklagen. Macht Sie das nervös?

Deven Sharma: Wir beobachten das durchaus mit gewisser Sorge. Es gibt bereits einen Trend dazu, dass Investoren den Rechtsweg beschreiten, um die Ratingagenturen haftbar zu machen. Die jetzt beschlossene Finanzmarktreform könnte noch mehr Investoren dazu ermutigen, um von eigenen Fehlentscheidungen in der Investition abzulenken. Wir fürchten da einen gewissen Missbrauch.

HB: Und der könnte das Ende von S&P bedeuten?

Sharma: Nein. Bislang wurden die meisten Klagen ja aus Mangel an Substanz auch abgewiesen. Zudem gestalten wir unsere Ratingprozesse so, dass es ...
Sioux erhalten neuen Häuptling
Christine Weissenborn Düsseldorf Die letzte Verhandlung zog sich über Stunden bis in die Nacht hin. Dann gab auch die letzte Bank klein bei - Taipeh war am anderen Ende der knatternden Leitung -, und erklärte sich bereit, auf sämtliche Forderungen zu verzichten. Lewin Berner, Geschäftsführer des Investors Square Four, genehmigte sich daraufhin erstmal eine gekühlte, württembergische Rebe. Verdient, wie er fand. Endlich durfte er Sioux, den Schuhhersteller aus Walheim am Neckar, übernehmen. Zwei Jahre dauerte sein Ringen. Es hat sich gelohnt.

Am Freitag verkündete Berner den Abschluss der Transaktion. Auch der letzte Altgläubiger würde auf seine Forderungen verzichten und das ...
Klose vor WM-Rekord, Angela Merkel trinkt ein Bier mit, Maradona fehlt die Kraft
Der Siegeszug der Südamerikaner ist beendet: Von den fünf qualifizierten Teams hatten es vier bis ins Viertelfinale geschafft. Im Halbfinale ist mit Uruguay nun nur noch ein einziges übrig. Punkten konnten dafür die zuvor stark kritisierten Mannschaften aus Europa. Die deutsche Nationalelf ist nach ihrem 4:0-Erfolg gegen Argentinien bei den Buchmachern sogar zum Titelfavoriten avanciert.

Kein Freudenrausch.

Von übertriebener Euphorie war im Team von Joachim Löw auch kurz nach dem mit Bravour gemeisterten Viertelfinale nichts zu spüren: "Wir brauchen uns nicht zu verstecken", war das einzige Eigenlob, zu dem sich Lukas Podolski hinreißen ließ. Während er mit den Journalisten ...
Werber enttäuschen WM-Sender
Hans-Peter Siebenhaar Düsseldorf Die deutsche Nationalelf beschert ARD und ZDF Traumquoten, dennoch wird die Fußball-WM für sie nicht zum finanziellen Erfolg. Trotz Marktanteilen in Rekordhöhe gelingt es ihnen nicht, ausreichend Werbekunden anzulocken, um die hohen Kosten für den Rechteerwerb zu refinanzieren. Die ARD will deshalb künftig weniger Geld für die Sportrechte ausgeben. "Es ist schon frustrierend, wenn Millionen vor den Bildschirmen sitzen und der Markt das ignoriert", sagte Hans-Joachim Strauch, Chef des ZDF-Werbefernsehens, dem Handelsblatt.

Bei den Mainzern sind längst nicht alle Werbeplätze ausgebucht. "Das liegt vor allem an den Mediaagenturen, die offenbar andere Prioritäten haben", kritisierte Strauch. Auch der ...
Google macht jetzt auch Urlaub
Eberhard Krummheuer, Axel Postinett Düsseldorf Mit Superlativen wird nicht gespart. Die Touristikbranche spricht von einer "neuen Gefechtslage", "einem Erdbeben" oder schlicht einem "Hammer": Google will für 700 Mio. US-Dollar die im Online-Flugbuchungsgeschäft als Top-Dienstleister geltende US-Gesellschaft ITA Software übernehmen. Das wird nicht ohne Folgen bleiben: Google-Chef Eric Schmidt machte in einer Telefonkonferenz zum Wochenende unmissverständlich klar, dass er nicht wie bisher weitermachen wolle: Das, was Google mit den ITA-Daten machen werde, werde "nichts ähneln, was heute schon auf dem Markt sei". Nach Youtube (rund 1,7 Mrd. Dollar) und Admob (750 Mio. Dollar) ist ITA Googles drittgrößte Akquisition. Heute liefern ...
Sieg mit den drei Streifen auf der Brust
Joachim Hofer München Nach dem Schlusspfiff liegen sie sich in den Armen: Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller, Mezut Özil und Lukas Podolski. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat 4:0 gegen Argentinien gewonnen. Die Bilder der jubelnden Jungs geht um die Welt - und gleichzeitig auch das der drei Streifen auf ihrer Brust. Darunter steht Adidas. Der deutsche Sportartikelhersteller hat mehr als 200 Spieler der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika mit Trikots ausgerüstet, in denen sie werbewirksam übers Spielfeld spurten.

Aufmerksamen WM-Zuschauern ist es schon zu Beginn des Turniers aufgefallen: Oft tragen die Spieler ein und derselben Mannschaft ganz unterschiedliche Trikots. Die Farbe ist ...
Phoenix ist hochverschuldet, gilt aber operativ als gesund
Die Phoenix Pharmahandelsgruppe ist seit vielen Jahren das umsatzstärkste, zugleich aber auch das undurchsichtigste Unternehmen der Merckle-Gruppe. Mit einem Umsatz von 21,6 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2009 (das am 31. Januar des vergangenen Jahres endete) und gut 23 000 Beschäftigten ist das Unternehmen der zweitgrößte Arzneimittelhändler in Europa nach der britischen Gruppe Alliance Boots und knapp vor dem Stuttgarter Konkurrenten Celesio.

Der Konzern publiziert weder Bilanzdaten noch eine Gewinn- und Verlustrechnung. Er ist nach Informationen aus dem Bankenbereich bisher mit insgesamt etwa vier Mrd. Euro verschuldet. Das operative Geschäft gilt jedoch als relativ gesund.

Pharmagroßhändler Tamro ist die Perle ...
Heidelberg Cement schafft es in die erste Börsenliga
Den Aufstieg von Heidelberg Cement in den Elite-Index der deutschen Industrie am 21. Juni hätte vor einem Jahr noch kaum jemand für möglich gehalten: Das Unternehmen hatte sich durch die Übernahme des britischen Konkurrenten Hanson für 14 Milliarden Euro hoch verschuldet und musste mitten in der Finanzkrise um eine längerfristige Refinanzierung kämpfen. Der Grund: Großaktionär Adolf Merckle hatte 2007 eine kurzfristige Finanzierung des Deals über drei Jahre durchgesetzt. Das Unternehmen geriet dadurch unter massiven Druck der Banken. In einem wahren Husarenritt gelang im September 2009 Vorstandschef Bernd Scheifele die Umschuldung mit einer Kapitalerhöhung über mehr als zwei Milliarden Euro. Alleinerbe ...
Daimler meldet im Juni Rekordabsatz
Markus Fasse München So gut gelaunt war Dieter Zetsche schon lange nicht mehr. "Es macht fast schon wieder Spaß, Zeitung zu lesen", witzelte der Daimler-Chef auf der Handelsblatt-Autotagung. Und er lieferte auch gleich eine gute Schlagzeile mit. Der Juni habe das Zeug dazu, der beste Mercedes-Verkaufsmonat aller Zeiten zu werden, ließ Zetsche die Branche wissen.

Daimler ist wie die Konkurrenten BMW und Audi von der Entwicklung der vergangenen Monate überrascht worden. Nach der Lehman-Pleite standen 2009 monatelang die Bänder still, Zehntausende Beschäftigte gingen in Kurzarbeit. Doch mit Beginn dieses Jahres zog die Nachfrage allmählich, später explosionsartig an. Vor allem die ...
Das Auto der Zukunft ist auf dem Weg
Die deutsche Autoindustrie arbeitet mit Hochdruck an der Serienreife alternativer Antriebe und vor allem am Elektroauto. "Das Auto 2.0 ist ein besseres Auto", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der Handelsblatt-Autotagung. "Es ist nicht übertrieben, von einer Neuerfindung des Automobils zu sprechen." Daimler setzt auf Elektroantriebe, Hybridmotoren und Brennstoffzellen, die ab 2013 serienmäßig auf den Markt kommen sollen.

Auch BMW lüftet ein wenig sein geheimnisvolles "Project I". Erstmals präsentierten die Münchener Details des elektrogetriebenen Stadtflitzers, der ebenfalls 2013 vom Band laufen soll. Das Fahrzeug unter der Marke BMW soll vier Sitze und Saft für 150-250 Kilometer Stadtfahrt haben. Der ...
Druck auf Autozulieferer wächst
C. Herz, M.C. Schneider, M. Buchenau München Das Verhältnis ist seit Jahren prekär. Die heikle Beziehung zwischen Autokonzernen und ihren Zuliefererunternehmen wird ausgerechnet zum Ende der schweren Branchenkrise noch angespannter. Die deutschen Zulieferer befürchten nach einer aktuellen Umfrage durch die wachsende Marktmacht der großen Hersteller einen zunehmenden Druck zum Sparen. Vor allem die steigende Bedeutung des neuen VW-Porsche-Konzerns lässt die Zulieferer zittern. Eine große Mehrheit von 85 Prozent sieht die Gefahr, dass die Lieferanten angesichts der stärkeren Verhandlungsmacht der Wolfsburger zu höheren Zugeständnissen bei den Preisen gezwungen werden. Das ergab eine Erhebung des Car-Centers Automotive Research der Universität Duisburg-Essen ...
Afrika nutzt seine Chancen nicht
Wolfgang Drechsler Kapstadt Die Idee klang verlockend: Wer in diesem Jahr zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Südafrika reisen wollte, sollte den Besuch des sportlichen Megaevents doch mit einem Abstecher zu den majestätischen Victoria-Fällen in Simbabwe, einer Wüstensafari in Namibia oder einem Strandurlaub auf der Zuckerrohrinsel Mauritius verbinden.

Seit Jahren rührt Sepp Blatter, Präsident des Weltfußballverbands Fifa, für Afrika die Werbetrommel. Entsprechend groß war seine Hoffnung, dass die erste Fußball-WM auf afrikanischem Boden nicht nur dem Gastgeber, sondern auch den Nachbarstaaten, ja dem ganzen Kontinent zugute kommt.

Zumindest wirtschaftlich hat sich das Vorhaben als kapitaler Fehlschlag erwiesen. Gerade einmal 40 000 Tickets und ...
Klamme Kassen, teure Zigaretten
Bernd Kupilas New York Victor Patel zeichnet das Zigarettenregal mit neuen Preisen aus. Eine Eins und eine Zwei schiebt er in die Vorrichtung und schüttelt den Kopf. "Zwölf Dollar für eine Schachtel Camel - das ist doch Wahnsinn", schimpft er, eingezwängt in seinen Mini-Kiosk an der 16. Straße, Ecke 6. Avenue in Manhattan. Der Bundesstaat New York hat die Tabaksteuer erhöht, um 1,60 Dollar je Schachtel. Zum Staat gehört auch die Metropole New York, die zusätzlich ihre eigene Steuer erhebt und so einen einsamen Rekord schafft: In keiner anderen Stadt Amerikas ist das Rauchen so teuer.

Schuld ist David ...
Statistikfehler: Mehr Menschen suchen einen Job
Rolf Benders New York Kein gutes Haar lässt John Williams an den Statistikern der Regierung. "Sie weisen die Arbeitslosenquote zu niedrig aus und bei der Zahl der neu geschaffenen Stellen schätzen sie gerne viele Hunderttausend im Jahr dazu", sagt der 61jährige Unternehmensberater, der sich seit 1982 mit dem Newsletter "Government Shadow Stats" zum angesehensten Kritiker von US-Regierungsstatistiken gemausert hat. "Washington verschleiert das Ausmaß der Arbeitslosigkeit."

Bei der Arbeitslosenquote begann für ihn der Sündenfall mit der Statistikreform der Regierung Clinton 1994. Damals wurden eine Reihe unterschiedlicher Varianten der Arbeitslosenquote geschaffen - alles nur um die Öffentlichkeit zu verwirren, sagt Williams. "Die ...
Jetzt streitet auch Amerika über die Konjunktur
R. Benders, B. Kupilas, M. Ziener New York, Washington Eine Serie schlechter Wirtschaftsdaten und wachsende Haushaltsprobleme der Bundesstaaten haben in den USA eine Debatte über ein neuerliches Konjunkturprogramm entbrennen lassen. Auslöser ist der erste Rückgang der Beschäftigung in diesem Jahr. Im Juni sank die Zahl der Stellen stärker als erwartet um 125 000 und damit so heftig wie seit Oktober 2009 nicht mehr. "Die Chancen, dass wir wieder in die Rezession zurückrutschen, steigen. Und was tun wir? Weniger als nichts", schimpfte Volkswirt Robert Reich am Wochenende. Der Berkeley-Professor gehört neben Nobelpreisträger Paul Krugman zu den prominentesten Befürwortern neuer staatlicher Programme ...
Koalition nimmt Einzelhandel ins Visier
Dietrich Creutzburg, Daniel Delhaes Berlin Der Lebensmittel-Einzelhandel gerät mit seiner Marktmacht ins Visier der Politik. Nachdem das Bundeskartellamt bereits eine detaillierte Untersuchung möglicher Preisabsprachen eingeleitet hat, deuten sich in der schwarz-gelben Regierungskoalition im Bund nun Überlegungen an, die Marktverhältnisse zwischen Handel und Lebensmittelproduzenten notfalls über eine Änderung des Wettbewerbsrechts neu zu ordnen.

Erste nähere Erkenntnisse über die Marktmacht des Einzelhandels will der Verbraucherausschuss des Bundestages heute in einer Expertenanhörung sammeln. "Wir müssen zeitnah Klarheit in diese Debatte bringen", sagte der Ausschussvorsitzende Michael Goldmann (FDP) dem Handelsblatt. Ziel des Ausschusses sei es zu prüfen, ob "zwischen den Produzenten und dem bekanntermaßen ...
Energiesteuerlast soll deutlich steigen
Klaus Stratmann Berlin Das Finanzministerium will mit harten Einschnitten bei den Energiesteuerprivilegien für das produzierende Gewerbe den Haushalt sanieren. Das geht aus einem dreiseitigen Konzept des Finanzressorts hervor, das dem Handelsblatt vorliegt. Die Pläne gehen weit über die Vorschläge des Bundesrechnungshofes hinaus, die in der vergangenen Woche publik geworden waren. Betroffene Unternehmen sprechen von einem "Frontalangriff gegen den Mittelstand".

Im Jahr 1999 hatte die damalige rot-grüne Regierung dem produzierenden Gewerbe mit der ökologischen Steuerreform Privilegien bei der damals eingeführten Stromsteuer eingeräumt. So sollte die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhalten bleiben.

Nach den Vorstellungen von Minister Wolfgang Schäuble soll der Sockelbetrag, d ...
Frisches Geld für Gesundheit
Peter Thelen Berlin Mehr Netto vom Brutto hatte die FDP den Bürgern versprochen. Den Arbeitgeberbeitrag zur Krankenversicherung wollte die Koalition einfrieren, um den beginnenden Aufschwung am Arbeitsmarkt nicht zu gefährden - und mit Steuergeld wurde auf dem Höhepunkt der Krise der Krankenkassenbeitrag gesenkt.

Nun die Kehrtwende: Voraussichtlich zum 1. Januar will die Bundesregierung den allgemeinen Beitragssatz um 0,6 Prozentpunkte anheben. Der Arbeitnehmerbeitrag steigt dadurch von 7,9 auf 8,2 Prozent, der Arbeitgeberbeitrag von sieben auf 7,3 Prozent des Bruttolohns.

Für die Wirtschaft bedeutet dies Mehrbelastungen von fast drei Mrd. Euro bei den Lohnzusatzkosten. Die Rentenversicherung - de ...
Brüderle stoppt Speicherung von Mitarbeiterdaten
Thomas Sigmund Berlin Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will die groß angelegte Speicherung von Arbeitnehmerdaten auf unbestimmte Zeit aussetzen. "Wir müssen verschärft über ein Moratorium nachdenken", sagte Brüderle dem Handelsblatt. Die Belastungen der öffentlichen Haushalte dürften durch dieses Verfahren nicht durch die Decke gehen. "Außerdem ist immer noch nicht klar, ob bei Teilen des Mittelstands tatsächlich eine Entlastung stattfindet", sagte der Minister.

Seit dem 1. Januar sind die Arbeitgeber verpflichtet, die Entgeltdaten ihrer Beschäftigten an eine bei der Deutschen Rentenversicherung angesiedelte zentrale Speicherstelle zu übermitteln. Das Vorhaben geht auf eine noch unter Rot-Grün eingesetzte Kommission unter Vorsitz von Peter Hartz zurück. E ...
Finanzen: Sieben Bundesländer stehen bislang besser als im Rezessionsjahr da
Axel Schrinner Düsseldorf Während Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble dieses Jahr auf das höchste Defizit aller Zeiten im Bundeshaushalt hinsteuert, dürfte das Loch in den Länderhaushalten sogar etwas geringer als im Rezessionsjahr 2009 ausfallen. Das Institut für Weltwirtschaft erwartet, dass die 16 Bundesländer dieses Jahr 24 Mrd. Euro mehr ausgeben, als sie einnehmen werden. Damit wäre das Defizit eine Mrd. Euro geringer als im Vorjahr. "Wesentlicher Grund sind die Landesbanken, die dieses Jahr weniger verschlingen werden als im Vorjahr", sagte der Kieler Finanzexperte Alfred Boss dem Handelsblatt.

Letztes Jahr hatten Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg ihre Landesbanken mit Milliardenspritzen vor dem Zusammenbruch ...
Jobwunder erleichtert das Sparen
D. Creutzburg, D. Riedel, A. Schrinner, S. Afhüppe Berlin, Düsseldorf Die Bundesregierung setzt bei ihrer Finanzplanung auf den Arbeitsmarkt. Ab 2013 soll die Bundesagentur für Arbeit (BA) Überschüsse erwirtschaften und beginnen, ihre Schulden beim Bund abzustottern. Das geht aus der Vorlage für den Haushalt und die mittelfristige Finanzplanung hervor, die das Bundeskabinett am Mittwoch beschließen wird.

Der Arbeitsmarkt habe sich trotz Rezession "erfreulich robust" gezeigt, heißt es darin. Nach den aktuellen Prognosen erscheine es "durchaus realistisch", dass die Arbeitsagentur (BA) schon 2010 drei Mrd. Euro weniger benötige als geplant. Bislang ist im Etat 2010 ein Extra-Zuschuss an die BA von ...
Neue schwarz-gelbe Steuern: Mehreinnahmen sind schon fest verplant
Sven Afhüppe, Klaus Stratmann Berlin Die Bundesregierung hat in ihrer mittelfristigen Finanzplanung die Milliardeneinnahmen aus zwei neuen Steuern schon fest eingeplant - obwohl bislang völlig unklar ist, ob, wann und wie Brennelemente- und Finanztransaktionssteuer eingeführt werden. Denn die Steuer auf atomare Brennelemente ist womöglich rechtlich nicht durchsetzbar und die Börsensteuer wohl ohne die EU nicht machbar.

Die Anwaltskanzlei Clifford Chance kommt in einem bislang unveröffentlichten Gutachten laut "Spiegel" zu dem Ergebnis, dass die Brennelementesteuer als Verbrauchsteuer mit "europäischen Richtlinienvorgaben unvereinbar" sei, da der Strom aus Kernenergie gegenüber Strom aus anderen Energieträgern benachteiligt würde. Die Regierung will mit der Steuer ab ...
Die Kanzlerin, die blaue Kladde und ein Minister
In Ausnahmesituationen ist es besonders schwer, sein wahres Naturell zu verbergen. Das gilt gerade für Politiker. Die Fußball-Weltmeisterschaft ist so eine Ausnahmesituation. Solange wir noch dabei sind.

Unsere Jungs haben sich ja - offensichtlich erfolgreich gecoacht von ihrem Trainer - bislang überbordende Euphorie, jede Anmaßung, man könne vielleicht weiterkommen als in die nächste Runde, tunlichst verkniffen. Von Jogi Löw ganz zu schweigen, der immer noch so tut, als ob ein Titel gaaaanz weit weg wäre.

Das eint ihn mit der Kanzlerin. Die sprang zwar bei jedem der vier Tore gegen Argentinien vom Sitz und klatschte begeistert - doch mit Blick ...
Resterampe statt Edelschneider D
Christine Weißenborn Du sollst keinen Rabatt geben, heißt das oberste Gebot in der Luxusgüterindustrie. Es geht um Markenspektakel, um Glamour und den Nimbus von Einzigartigkeit. Hugo Boss hat Mut bewiesen und sich von diesem Grundsatz verabschiedet. Aber war das klug?

Mit feuerroten Prozentzeichen an den Fensterfronten lockt der Edelschneider aus Metzingen quer durch die deutschen Innenstädte. Während sich das Unternehmen aus der Provinz am Donnerstag in der Hauptstadt mit viel Tamtam feiern und seine Dressmen und Mannequins über den Laufsteg der Fashion Week stöckeln lassen wird, erinnert das Ambiente der Hugo-Boss-Läden derzeit eher an Rudis Resterampe. Dabei sollen genau diese ...
Mit der "Wulff-Elf" den Euro-Raum neu aufstellen
David Marsh Der frisch gebackene Bundespräsident Christian Wulff möchte wirtschaftspolitische Felder besetzen, neue Antworten auf alte Fragen geben. Wie wäre es, wenn er ein weitgehend tabuisiertes Thema aufgreifen und mit seinem eigenen Akronym versehen würde? Projekt WULFF - Währungsunion Leistungsstark, Fit & Frei. Deutschland zuzüglich zehn nordeuropäischer Nationen mit soliden Volkswirtschaften. Eine zukunftstaugliche Mannschaft.

Seit einigen Monaten kursieren Mutmaßungen über einen deutschen Ausstieg aus der Währungsunion. Sollte die Zuneigung anderer Europäer zugunsten einer inflationären Politik übermäßig ansteigen, so das Kalkül der Finanzmärkte, könnten die Deutschen aus dem Euro austreten - und eine neue D-Mark-Ordnung einführen. Allein agieren würde aber Deutschland ...
Von der geistigen Verflachung des deutschen Liberalismus
Obwohl die FDP mit dem alltäglichen Krisenmanagement in der Koalition eigentlich gut ausgelastet ist, startet sie im Oktober endlich die Arbeit an einem neuen Grundsatzprogramm. Für 2011 plant die Parteispitze zahlreiche Diskussionsforen und Veranstaltungen im ganzen Land. Und 2012 soll ein Bundesparteitag dann die neuen Leitideen der Liberalen verabschieden.

Die ganze Übung läuft also über viele Monate. Guido Westerwelle muss deshalb von Anfang an aufpassen, nicht den Faden zu verlieren. Ob diese Generaldebatte zu einer geistigen Erneuerung der liberalen Partei beiträgt oder lediglich zu einem Selbstbeschäftigungsmarathon der Mitglieder verkommt, hängt vor allem von der inhaltlichen Führung der Diskussion ab. Wenn ...
Alarmstufe Braun
Frederic Spohr Der Mann hat einen Riecher für die ganz großen Themen. Als einer der Ersten redete Meinhard Miegel schon Ende der 70er-Jahre über die Verkrustungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Früher als die meisten anderen warnte er auch vor der explodierenden Staatsverschuldung, ebenso wie vor der Überalterung der Gesellschaft. Wenn Miegel sich auf einen neuen Trend stürzt, lohnt es sich hinzuhören.

Seit zwei Jahren beschäftigt sich der Bonner Sozialwissenschaftler mit einer unbequemen Frage: Wie wichtig ist Wirtschaftswachstum für die politische Stabilität? Und was passiert mit der Gesellschaft, falls unser Wohlstand in Zukunft stagnieren sollte? Im Sommer 2008 stand Miegel mit ...
Eine deutsche Lebenslüge
Michael Hüther Im Umfeld des G8/G20-Gipfels geriet die Bundesregierung mit ihrem Sparpaket heftig unter Beschuss: Nach der heimischen Kritik meldete sich US-Präsident Obama - flankiert von Paul Krugman und George Soros - zu Wort, um den deutschen Kurs als irrig, die weitere konjunkturelle Stimulierung als unvermeidbar zu bewerten. Das Ergebnis des Gipfels sah indes ganz anders aus: Die G20 hat sich darauf verständigt, die Staatsdefizite in den Industrieländern bis 2013 zu halbieren und ab 2016 die Staatsschulden zu verringern. Die Bundesregierung hat eine wichtige Orientierung international durchgesetzt. Das ist begrüßenswert.

Dennoch bleibt eine Frage auf der Tagesordnung: Wie kann bei ...
Der neue Koalitionsvertrag
Wenn das Kabinett am Mittwoch den Haushalt 2011 und den neuen Finanzplan beschließt, landet der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP im Papierkorb. Schuldenbremse und Sparprogramm legen dann den Rahmen fest, in dem bis 2013 regiert werden kann. Dabei hat die Koalition noch großes Glück, dass Deutschland die tiefste Rezession der Nachkriegsgeschichte offenbar schneller überwinden kann, als man noch im Winter befürchten musste. Damit werden die Vorgaben der Schuldenbremse sogar leichter zu erreichen sein als erwartet.

Den Koalitionsvertrag macht auch der geringere Spardruck zur Makulatur: Wer die Steuern für die Mittelschicht senken will, wird sie an anderer Stelle erhöhen müssen. D ...
Am 15. Juli ist das Pokerspiel um Karstadt vorbei
Im Poker um die Zukunft von Karstadt läuft die Zeit ab. Investor Nicolas Berggruen und das Vermieterkonsortium Highstreet haben nur noch zehn Tage für eine Einigung. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hat dem Investor bis zum 15. Juli Zeit gegeben, um wichtige Details wie eine Einigung über den Mietpreis herbeizuführen.

Einen Tag später hat Görg einen Termin beim Amtsgericht in Essen vereinbart. Dort soll das Gericht prüfen, ob die Bedingungen für den Insolvenzplan erfüllt sind. Die Prüfung wird sehr genau ausfallen, da das Gericht für Fehler, die sich aus seiner Einschätzung ergeben, haftbar gemacht werden kann. Sind alle Bedingungen erfüllt, kann ...
"Wir wollen in den nächsten Tagen die deutsche Regierung ansprechen. Es muss jemand für Deutschland und Karstadt aufstehen. Immerhin stehen 25000 Arbeitsplätze auf dem Spiel - und viele deutsche Innenstädte."
Handelsblatt: Herr Berggruen, Ihr Name ist in Deutschland inzwischen fast so bekannt wie das Warenhaus Karstadt, das Sie erwerben wollen. Stört Sie der Rummel nicht?

Nicolas Berggruen: Ich habe nie gedacht, dass der Karstadt-Kauf ein derart großes Interesse hervorruft. Aber ich verstehe, dass viele Menschen in Deutschland daran interessiert sind, wie es mit Karstadt weitergeht. Die Öffentlichkeit habe ich dabei nie gesucht.

HB: Ist es nicht für Sie gefährlich, sich öffentlich als möglicher Karstadt-Eigentümer zu äußern, wenn die Kaufchancen gerade einmal fifty-fifty stehen?

Berggruen: Wenn sie nur fifty-fifty stünden, würde ich das auch nicht tun. 90 Prozent unseres Weges haben ...
Stresstests werden Ende Juli veröffentlicht
DÜSSELDORF. Die Ergebnisse der neuen Stresstests für die europäischen Banken sollen in knapp drei Wochen veröffentlicht werden. Die Bekanntgabe sei um den 23. Juli herum geplant, sagte Frankreichs Wirtschaftsministerin Christine Lagarde gestern am Rande einer Konferenz in Aix-en-Provence. In Kürze werde die Fachwelt zudem ein besseres Verständnis der genauen Kriterien für den Test haben und auch wissen, wie scharf das Krisenszenario für die Tests gezeichnet worden sei. "Dann wird man sehen, dass die Banken in Europa solide und gesund sind", sagte Lagarde.

Bei Stresstests wird die Überlebensfähigkeit der Banken unter Extrembedingungen getestet. Bei den aktuellen Tests soll unter anderem geprüft ...
Die Geier kreisen über BP
BERLIN. Arabische Staatsfonds wollen den Ölkonzern BP mit frischem Kapital vor einer feindlichen Übernahme durch einen Branchenrivalen bewahren. Das britische Unternehmen ist wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko angeschlagen. Mehrere staatlich kontrollierte Investmentfonds aus der Golf-Region hätten der Führung von BP strategische Beteiligungen angeboten, berichtete die angesehene, in Abu Dhabi erscheinende Zeitung "The National" gestern.

Demnach gibt es zwei Varianten: Die Golf-Fonds könnten BP entweder zum Verkauf stehende Geschäftsteile abnehmen oder sich an einer möglichen Kapitalerhöhung beteiligen. Ein BP-Sprecher lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab, der sich auf informierte Kreise in Golf-Staaten berufen hatte. Die britische "Sunday Times" ...
Schuldenbremse Aufschwung
Donata Riedel Berlin Die Kanzlerin sprach vom "Wendepunkt in der Haushaltsund Finanzpolitik": Weg von der Schuldenpolitik vergangener Jahrzehnte, hin zu "soliden und generationengerechten Staatsfinanzen", die nur mit "dem beispiellosen Sparpaket" der Regierung zu erreichen seien. So redete Angela Merkel am 7. Juni, als sie das Sparpaket vorstellte.

Jetzt zeigt sich jedoch: Was Deutschland bevorsteht, ist keinesfalls ein brutaler Kurs der Kürzungen. Der Kabinettsentwurf für den Haushalt 2011 und der neue Finanzplan der Regierung zeugen eher von einer Spar-Illusion.

Denn den größten Beitrag zu gesunden Staatsfinanzen leistet die gute Konjunktur mit dem neuen deutschen Jobwunder. Die Lücke zwischen dauerhaften Einnahmen und ...
Brüderle, hilf
Wochenlang hatte sich Investor Nicolas Berggruen als Karstadt-Retter feiern lassen. Doch Helden sehen anders aus als der Mann, der am Donnerstag in einem feinen Londoner Hotel zum Interview mit dem Handelsblatt erschien.

Drei Wochen hatte er vergeblich versucht, eine Einigung mit den Vermietern der Karstadt-Häuser herbeizuführen. Doch diese Vermieter sind eben keine normalen Vermieter.

Highstreet heißt das Vermieter-Konsortium, in dem Goldman Sachs und die Deutsche Bank die führende Rolle spielen. Beide Banken steckten zugleich auch hinter einer Investorengruppe, die sich als Käufer des insolventen Karstadt-Konzerns angeboten hatte. Sie waren jedoch nicht zum Zug gekommen.

Als Bieter scheiterten sie an dem ...
Adolf Merckle ist tot, sein Imperium lebt
Am Abend des 5. Januar 2009 sah Firmengründer Adolf Merckle keinen anderen Ausweg mehr als den Freitod. Sein verschachteltes Konglomerat aus Firmen und Beteiligungen steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Da warf er sich vor den Zug. Die Familie war erschüttert. Die Republik trauerte. Das Land hatte eine Ikone des Wirtschaftswunders verloren.

Adolf Merckle hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem er sich entschuldigte. Einen Grund für seinen Freitod nannte der 74-Jährige nicht. Aber seine Familie wusste, was ihm das Herz brach: Die Banken hatten in seinem Leben die Regie übernommen.

Vor mehr als einem Jahr trat Ludwig Merckle das Erbe des Vaters an. V ...

Pressearchiv > Handelsblatt > 05.07.2010
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