Inhaltsverzeichnis vom 28.06.2010

Handelsblatt

53 Dokumente
Ex-Politiker gefragt wie selten zuvor
Sven Afhüppe Berlin Die vergangenen Wochen gehören wahrscheinlich zu den turbulentesten im Leben von Friedrich Merz. Anfang des Monats schien es, als könne es in der nächsten Zeit ruhig um den Ex-CDU-Politiker werden. Da hatte Merz nach heftigem Streit mit Walther Leisler Kiep, dem Ehrenvorsitzenden der Atlantik-Brücke, seinen Rücktritt vom Vorsitz des renommierten Herrenclubs verkündet. Doch anders als viele vermutet hatten, ist der 54-jährige Rechtsanwalt keineswegs in der öffentlichen Versenkung verschwunden. Der Bankenrettungsfonds Soffin hat Merz zum Abwickler der angeschlagenen WestLB bestellt, beim Bundesverband deutscher Banken war er als neuer Hauptgeschäftsführer im Gespräch, und selbst Minister der schwarz-gelben Bundesregierung suchen ...
Barocker Franke auf dem Sprung
Axel Höpner München Dieses Büro zeugt von höchster Disziplin. Spartanisch und unprätentiös eingerichtet ist das Eckzimmer mit zweckmäßiger, günstiger Büroausstattung. Eine vollgekritzelte Tafel erinnert an die letzte Teambesprechung. Persönliche Dinge wie Familienbilder? Fehlanzeige. Und wenn man dann den Besitzer dieses Büros fragt, was er denn privat so mache, um einmal den Kopf freizubekommen, dann fängt Siegfried Russwurm an, von dem Besuch kürzlich in der Leitzentrale von Saudi-Aramco zu schwärmen. "Da geht einem Technikfreak wie mir das Herz auf."

Als eben dieser Technikfreak ist er in seinem neuen Job nach Ansicht vieler sogar noch besser aufgehoben als in seinem alten: Anfang ...
Auf einen Kaffee mit ... Peter Wolf Karstadts Ex-Konzernchef sagt, weshalb die Offerte des Investors Berggruen ein Glücksfall für das insolvente Warenhaus ist
Christoph Schlautmann Düsseldorf Keinen Cappuccino, auch keinen Macchiato", fleht Peter Wolf den Kellner im Düsseldorfer Interconti an. Nur einen ganz einfachen Filterkaffee will er - so, als folge er der Stimme seines ehemaligen Mentors, des Tchibo-Lenkers Günter Herz.

Auch der hatte sich lange dem Trend aus Italien verweigert - so lange, dass sein Nachfolger Peter Wolf am Ende das darbende Geschäft mit den braunen Bohnen wieder in Ordnung bringen musste. Ohne die Rettungstat, das erzählen sich Personalberater heute, wäre er wohl nie auf den heißesten Chefposten des deutschen Einzelhandels geraten: 2006 bugsierte ihn Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, der Wolf auf einer ...
Börse hofft auf gute zweite Halbzeit
Christian Schnell Frankfurt Die Frage nach dem zweiten Halbjahr dominiert in dieser Woche so sehr das Börsengeschehen, dass viele fast die drei Handelstage übersehen, die im ersten Halbjahr noch anstehen. Eine wesentliche Erkenntnis lässt sich indes schon jetzt in die zweite Halbzeit übertragen: Konjunkturdaten bestimmen wieder das Geschehen, die Krise der Euroländer tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Die Marktstrategen der DZ Bank halten das für besonders ermutigend.

Nun ist außer Konjunkturdaten in dieser Woche nicht allzu viel los, was die Börsen bewegen könnte. Lediglich einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihen haben noch zur Hauptversammlung geladen.Darunter ...
Die Gefahren sind noch nicht gebannt
A. Cünnen, J. Hackhausen, M. Maisch Frankfurt, London Die Finanzwelt ist nur knapp einer Katastrophe entgangen. Darauf lässt ein Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) schließen. Von "einer schweren Störung der Märkte" ist dort die Rede. Was sich Anfang Mai abgespielt hat, war nach Meinung der Notenbanker ähnlich gefährlich wie die Pleite der US-Bank Lehman Brothers. Die hatte die Märkte im Herbst 2008 an den Rand des Kollaps gebracht.

Für die europäischen Währungshüter ist klar: Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Sieben Wochen ist es her, dass die Euro-Länder, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EZB sich zu einem beispiellosen Schritt entschlossen ...
Japans Banken von allen Seiten in der Kritik
Jan Keuchel Tokio Für japanische Verhältnisse grenzte der Antrag an Majestätsbeleidigung. Ob man nicht die Vergütung aller Manager individuell aufschlüsseln könne, wollte ein Aktionär vergangene Woche auf der Hauptversammlung der Mizuho-Finanzgruppe wissen. Brüsk wurde sein Ansinnen abgelehnt. Immerhin aber ließ Takashi Tsukamoto, Chef der zweitgrößten Bank im Lande, die Aktionäre wissen, dass man angesichts der Finanzkrise nicht einfach so zur Tagesordnung übergehe: Seine eigene Entlohnung und die der zwei anderen Präsidenten in der Gruppe würden für drei Monate um 30 Prozent gekürzt.

Ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Situation von Japans Banken sei geprägt von einer "weiterhin schwachen Performance", u ...
Londoner Banker müssen bescheidener werden
Michael Maisch London Die Banker in der Londoner City müssen den Gürtel enger schnallen. Den Aktionären der Banken wird es nicht besser gehen. In ihrem neuen Bericht zur Stabilität des Finanzsektors macht die britische Notenbank unmissverständlich klar, dass die Banken mit den künftigen finanziellen Belastungen nur fertig werden, wenn sie Boni und Dividenden zusammenstreichen und einen größeren Teil ihrer Gewinne einbehalten, um die Reserven zu stärken.

Gerade erst hat die britische Regierung eine Sonderabgabe gegen die Banken verhängt, die ab 2011 jährlich rund zwei Mrd. Pfund in die leeren Staatskassen spülen soll. Darüber hinaus kommen auf die Geldhäuser deutlich höhere ...
Wenn die Männer von Q3 die Jagd auf der Couch beginnen
Sonia Shinde Frankfurt Ihr Revier ist der Kapitalmarkt. Ihre Arbeit ist häufig frustrierend. Ihre Gegner sind Bauernfänger und Betrüger, gegen die sie auch undercover vorgehen. Doch martialisch sehen die Männer von Q3, allesamt Mitarbeiter der Finanzaufsicht, gar nicht aus. Wer Jagd auf Kriminelle macht, die ohne Erlaubnis Finanzgeschäfte betreiben und Verbraucher um Erspartes prellen, bracht weder Pistole noch schusssichere Weste.

Viele Betrüger kommen davon.

Doch immer noch kommen viele Betrüger davon. Denn wo kein Kläger, da kein Richter und "die Bereitschaft der Staatsanwälte Kapitalmarktdelikte zu verfolgen, ist sehr unterschiedlich", sagt Michael Sell, Direktor der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für Querschnittsaufgaben. D ...
Auf Durchschnittsmaß gestutzt
Peter Köhler, Oliver Stock Frankfurt Die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim schrumpft von Gardemaß auf Durchschnittsgröße. Nach Milliardenverlusten und der Übernahme durch die Deutsche Bank in diesem Jahr sind mehr als ein Drittel der in Hochzeiten 2200 Beschäftigten nicht mehr an Bord. Jetzt geht es auch in Luxemburg, wohin die Bank auf dem Gipfel ihres Expansionsdrangs 2007 ihren Firmensitz verlegt hatte, ans Eingemachte. Mit einem Abbau von 100 Stellen wird die Zahl der Beschäftigten fast halbiert. Die einst stolze Traditionsbank wird zur Konzerntochter der Deutschen geschrumpft.

Luxemburg verschärfte Niedergang.

Gerade einmal drei Jahre ist es her, dass eine in gesellschaftsrechtlichen und ...
Goldman Sachs soll für kriminellen Partner büßen
WASHINGTON/NEW YORK. Erneut schlechte Nachrichten für Goldman Sachs: nicht nur dass die US-Investmentbank im Verdacht steht, ihre eigenen Kunden hinters Licht geführt zu haben. Jetzt muss sie sich auch noch den Vorwurf gefallen lassen, Mitschuld daran zu tragen, dass Anleger eines betrügerischen Hedge-Fonds viel Geld verloren haben.

Die US-amerikanische Finanzmarkt-Regulierungsbehörde FINRA verdonnerte Goldman Sachs dazu, knapp 21 Mio. Dollar an die Geschädigten der 2005 zusammengebrochenen Bayou Group zu zahlen. Die Bank hatte für Bayou einen Großteil der Geschäfte abgewickelt. Goldman habe die Anzeichen für kriminelle Machenschaften bei dem Partner ignoriert, hieß es in dem Vorwurf der Geschädigten. Die Behörde lieferte ...
Erleichterung an der Wall Street
Rolf Benders New York Ausgelassene Stimmung in der Stone Street, der Partymeile der Broker und Banker einen Steinwurf von der Wall Street entfernt. An langen Biertischen sitzt das Fußvolk der US-Finanzgemeinde und stößt auf die nächsten Bonusrunden an. Denn seit Freitagabend ist klar: Auch das härteste Regulierungsgesetz seit den 1930er-Jahren wird das Wachstum der Wall Street nicht ausbremsen. "Es hätte viel schlimmer kommen können, wir sind echt happy", sagt ein Händler der Investmentbank Morgan Stanley. Und auch in der Chefetage ist man erleichtert.

Nach anderthalb Jahren harter Auseinandersetzungen zwischen Lobbyisten und Politikern hat der Vermittlungsausschuss des US-Parlaments am Freitag jenes ...
Eine schmerzliche Trennung
Christoph Kapalschinski, Axel Postinett Düsseldorf Bunt und lustig wie auf einem Kindergeburtstag geht es zu auf der Webseite Symbian.org. Putzige kleine Roboter im Comic-Stil gezeichnet stolzieren über den Bildschirm, und alles riecht nach Start-up, Aufbruch und Zukunft. Aber in der Zentrale des Betriebssystem-Herstellers in London herrscht Krisenstimmung. Gerade hat der frühere Symbian-Eigentümer und Großkunde Nokia verkündet, dass er die Software auf seinen prestigeträchtigen Smartphones der N-Serie künftig nicht mehr verwenden wird. Das Spitzenmodell Nokia N8, Nachfolger von N97 und 97mini, wird das letzte mit Symbian sein. Danach wechselt Nokia zu MeeGo, einer gemeinsamen Entwicklung mit Intel.

Mit Symbian wäre ...
US-Finanzmarktregeln: Die Gewinner und Verlierer
Der vermutlich größte Gewinner ist der Einzelhandel. Jahrzehntelang waren Wal-Mart & Co gegen die Gebühren der Banken für den Einsatz von Plastikgeld zu Felde gezogen. Im Windschatten der Finanzmarktreform hatten sie nun Erfolg. Das neue Gesetz limitiert die Zahlungsverkehrsgebühren und bringt den Einzelhändlern große Entlastung. Immerhin hatten sie 2009 fast 20 Mrd. Dollar an Banken und Kreditkartenfirmen gezahlt.

Ebenfalls finanziell profitieren werden die Derivatebörsen, allen voran der Chicagoer Marktführer CME. Ein großer Teil der bislang außerbörslich gehandelten Papiere muss nun auf einer regulierten Plattform angeboten werden. "Die CME wird ihren Marktanteil dadurch deutlich erweitern", sagte Chris Wahlen, Geschäftsführer von Institutional ...
Craig Venter: Der Richard Branson des Bio-Labors
Matthias Eberle New York Der Drang, sich mit übermenschlichen Kräften zu messen, muss in den Genen von Craig Venter liegen. In seiner Kindheit raste er mit dem Fahrrad die Runway des San Francisco Airport hinunter, um es eine Zeit lang mit der Beschleunigung von Flugzeugen aufzunehmen. Später, nach frustrierenden Jahren im Vietnam-Krieg und einer wechselhaften Karriere als Biochemiker, verbeißt er sich in einen Wettlauf um die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts. Sein Gegner: Die öffentlich finanzierte, internationale Forschungstruppe Human Genome Project (HGP), der Venter die Schnelligkeit einer Schnecke vorwirft.

Der Endspurt der konkurrierenden Genforscher begeistert in der fantasiereichen New-Economy-Zeit nicht nur ...
Das Milliardengrab der Pharmaindustrie
S. Hofmann, M. Telgheder, P. Schäfer Frankfurt Die Worte für den großen Tag waren sorgsam gewählt: Nicht weniger als die Veröffentlichung des "Buchs des Lebens" gaben die Regierungschefs Bill Clinton und Tony Blair und die beiden Wissenschaftlern Craig Venter und Francis Collins bekannt, als sie vor zehn Jahren die Entschlüsselung des menschlichen Genoms verkündeten. Das Tor zu einer neuen Ära war aufgestoßen. Medien feierten die Pionierleistung, die Heilung von tödlichen Krankheiten wie Krebs schien nur noch einen Schritt entfernt.

Die Euphorie über die "Gene der Hoffnung", wie sie der französische Arzt und Forscher Daniel Cohen schon Anfang der 90er Jahre ...
Deutschland schlägt England, Uruguay setzt den Siegeszug der Südamerikaner fort, Ghana lässt Afrika weiter hoffen
Erst kurz vor dem Anpfiff hatte das Bangen ein Ende: Der Oberschenkel von Bastian Schweinsteiger war bereit für den Einsatz gegen England. Ohne ihren Mittelfeldstrategen, der den verletzten Kapitän Michael Ballack vertritt, durften sich die Deutschen nach Ansicht vieler Kommentatoren kaum Hoffnung auf einen Erfolg gegen England machen - selbst wenn die Briten bei dieser WM bislang alles andere als überzeugend auftraten. In einem packenden Spiel siegte Deutschland mit 4:1.

Wembley andersherum.

Englands Trainer Fabio Capello wollte früh Klarheit. Lange vor Anstoß des Achtelfinals gegen Deutschland benannte er die Spieler, die zu einem Elfmeterschießen antreten würden. Ein Zeichen von ...
Entwicklungshelfer spielen "kick and rush"
Stefan Merx Pretoria Die kleinen Mädchen haben ihren Tanz gut einstudiert. Mit wildem Hüftschwung begrüßen sie den Mann aus Deutschland, der da aus dem Auto steigt und gleich den nagelneuen Bolzplatz einweihen wird - ein Schmuckstück mitten im Armutsviertel Winterveldt bei Pretoria. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel nutzt die Fußball-WM, um Gutes zu tun: "Noch vor ein paar Wochen habt ihr auf einem Dreckfeld gespielt, nun habt ihr einen hübschen Platz", sagt der Festredner. "Der Platz steht für Gemeinschaft, Gewaltfreiheit und Sicherheit", erklärt Niebel den Kindern und ermuntert: "Macht etwas aus eurem Leben." Eine Straßenecke weiter kicken Jugendliche auf einem Dreckfeld. S ...
Investoren-Trio steht vor Kauf von "Le Monde"
Holger Alich Paris Frankreichs Traditionszeitung "Le Monde" wird wohl an den Lazard-Banker Matthieu Pigasse, den Telekom-Unternehmer Xavier Niel und den Mäzen Pierre Bergé verkauft. Die Redakteurs-Holding von Le Monde, die knapp die Hälfte der Stimmrechte an der Zeitung hält, hat mit großer Mehrheit für das Investoren-Trio gestimmt. Heute dürfte daher der Aufsichtsrat der Zeitung die Aufnahme exklusiver Verkaufsgespräche mit den Bieter beschließen.

Die Redakteure lehnten damit ein Angebot des Verlegers des Magazins "Le Nouvel Oberservateur", Claude Perdriel, ab. Dieser hatte sich mit France Télécom und der spanischen Verlagsgruppe Prisa verbündet.

Unfreiwillige Schützenhilfe bekamen Bergé, Niel und Pigasse von Frankreichs Staatspräsident ...
Oberstes US-Gericht hilft Porsche und Vivendi
NEW YORK/STUTTGART/PARIS. Der Obersten Gerichtshof in den USA hat Klagen ausländischer Investoren vor amerikanischen Gerichten deutlich erschwert. Das Gericht entschied in einem Grundsatzurteil, dass US-Wertpapiergesetze nicht für ausländische Investoren gelten, die im Ausland Aktien von nicht-amerikanischen Unternehmen kaufen. In Europa beklatschten am Wochenende vor allem Porsche und der französische Medienkonzern Vivendi das Urteil - beide sind massiven Klagen von Investoren aus aller Welt vor US-Gerichten ausgesetzt.

Unternehmen aus Europa sind erleichtert.

Experten werten das Urteil als weitreichend für Unternehmen. "Europäische Konzerne können mit dieser Entscheidung des Gerichts sehr zufrieden sein", sagte der Hamburger Professor für Wirtschaftsrecht, Heribert Hirte der Nachrichtenagentur ...
Spielzeug wird nächstes Jahr deutlich teurer
Joachim Hofer Nürnberg Die Turbulenzen der Weltwirtschaft machen sich bald in den Kinderzimmern bemerkbar. Angesichts des steigenden Dollars, vor allem aber wegen höherer Transportkosten werden Spielwaren kommendes Jahr zum Teil deutlich teurer. "Je nach Warengruppe sind Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent zu erwarten", sagt Achim Weniger, Vorstand des Spielwaren-Händlerverbundes Vedes.

Noch lässt sich nicht genau sagen, wie tief die Verbraucher künftig ins Portemonnaie greifen müssen. "Momentan laufen die Verhandlungen der Ware fürs nächste Frühjahr", sagt Vedes-Chef Thomas Märtz. Weil Plüschtiere, Modellautos und Puzzles fürs Weihnachtsgeschäft längst geordert seien, würden die Preise wohl erst im kommenden Jahr steigen.

Der größte ...
Das Testat: Die überraschend guten Quartalsergebnisse sieht Oracle mal wieder als Beleg für die eigene Stärke im Vergleich zum Erzrivalen SAP. Die Amerikaner vergleichen aber Äpfel mit Birnen
Jens Koenen Frankfurt Was wären Oracle-Zahlen ohne Sätze wie diesen: "In den zurückliegenden zwölf Monaten ist das Software-Geschäft von Oracle auf Basis eines konstanten Dollars stetig um fünf Prozent gewachsen, während SAPs Geschäft über deren letzte vier Quartale um 24 Prozent gesunken ist." Es war Charles Philips, President von Oracle, der bei der Präsentation der Zahlen für das letzte Quartal des laufenden Fiskaljahres mal wieder die Gelegenheit nutzte, um dem Erzrivalen aus Deutschland vors Knie zu treten.

Die Provokation ist nicht überraschend, die verbalen Rangeleien zwischen dem weltgrößten Hersteller von Firmensoftware SAP und dem Kontrahenten Oracle haben Tradition. Die ...
Koreaner greifen Continental an
Tino Andresen, Mark Christian Schneider Düsseldorf, Hannover Der globale Wettbewerb in der Reifenindustrie spitzt sich zu. Der koreanische Reifenhersteller Hankook greift den deutschen Konkurrenten Continental verstärkt im Wachstumsmarkt Asien sowie in seiner Heimat an. "Wir erweitern unsere Produktionskapazitäten sowohl auf dem europäischen als auch auf dem asiatischen Markt", sagte Hankooks für das operative Geschäft in Europa zuständiger Manager Jin-Wook Choi dem Handelsblatt.

Die Asiaten erheben den Anspruch "der technologischen Marktführerschaft" und stellen sich Premiumanbieter Conti damit frontal in den Weg. Hankook investiert rund fünf Prozent des jährlichen Umsatzes in Forschung und Entwicklung (F&E). Der finanziell klamme Conti-Konzern hat 2009 nur ...
"Das Beste oder nichts": Die neue Markenbotschaft von Mercedes wirkt mehr wie ein Ultimatum denn wie ein Versprechen
Was für eine Symbolik. Glücklich ist, wer unter einem guten Stern geboren wurde. Einem Stern folgten die Heiligen Drei Könige auf dem Wege zur Geburtsstätte Christi. Zweitausend Jahre später wäre das Trio sicher Mercedes gefahren. "Ihr guter Stern auf allen Straßen." Ein seelenberuhigender Werbesatz, der im letzten Jahrhundert die Autos mit dem Stern und ihre Besitzer in religiöser Stimmung vereinigte. Mercedes repräsentierte den Zenit in der Karriere eines Automobilfahrers.

Fragt man Erwachsene danach, fließen zwangsläufig vergangene Mythen in die Erzählung: das erste Automobil, Sieger und Siege, Status und Stuttgart, Qualität zu jedem Preis. Der Mercedes - mit lockerer Selbstverständlichkeit ...
Deutschlands Unternehmer: Politisch heimatlos
S. Afhüppe, H. Eschbach, T. Sigmund Berlin, Düsseldorf Das war ein Ergebnis ganz nach dem Geschmack der Unternehmer: "Die Wahl stärkt den Investitionsstandort Deutschland", jubelte Karl-Heinz Streibich, der Vorstandsvorsitzende der Software AG. Auch Martin Herrenknecht, Chef des gleichnamigen Maschinenbauunternehmens, schlug den hohen Ton an: "Eine schwarz-gelbe Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel ist eine sehr gute Ausgangsbasis, um Deutschland fit für die Zukunft zu machen."

Diese Zeiten der Harmonie zwischen Unternehmertum und Bundesregierung sind vorbei. Die Firmenchefs und ihre leitenden Angestellten sind nicht nur enttäuscht, sie sind wütend. "Die in Berlin" ist zum Synonym für einen Frust geworden, der tiefer wurzelt, a ...
Neue Hürde für Iran-Handel
Mathias Brüggmann Warschau Die sieben führenden Industrienationen und Russland haben der deutschen Wirtschaft am Wochenende noch einmal ins Gewissen geredet: Firmen aus G8-Ländern dürften sich nicht mehr in Iran engagieren, mahnten sie beim Gipfel in Kanada. Die von der Uno jüngst beschlossenen neuen Sanktionen gegen das wegen seiner Atompolitik weitgehend isolierte Land müssten befolgt werden.

Schon die vorherigen Sanktionsrunden hatten der deutschen Wirtschaft das Leben schwer gemacht, doch über den Umweg Dubai war es ihr immer noch gelungen, ihre Produkte in Iran abzusetzen. "Dubai ist bisher Irans Offshore-Handelszentrum und spielt eine gewaltige Rolle in der iranischen Wirtschaft", sagt der Iran-Experte ...
Kärrnerarbeit im Auftrag des Herrn Van Rompuy
Thomas Ludwig Brüssel Wenn Belgien am 1. Juli die rotierende EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, geschieht das in aller Bescheidenheit: "Der Vertrag von Lissabon hat uns einen Ständigen Präsidenten und eine Hohe Vertreterin für Außenpolitik gebracht. Das begrüße ich und werde deshalb dahinter zurückstehen", sagte der belgische Premier Yves Leterme nach einem Treffen mit Abgeordneten des EU-Parlaments.

Nachdem die Belgier ihre Regierung jüngst abgewählt haben, ist Leterme geschäftsführend im Amt, bis eine neue Regierung steht. Das kann Monate dauern.

Schon verspotten Beobachter Leterme als "lahme Ente". Tatsächlich aber könnte er für die EU der richtige Mann zur richtigen Zeit am rechten Ort sein. D ...
Nordkoreas Kim bereitet Nachfolge vor
Jan Keuchel Tokio Die Anzeichen für einen Machtwechsel in Nordkorea verdichten sich. Anfang September soll das Politbüro der Kommunistischen Partei erstmals seit 44 Jahren zusammentreten, um "unter Berücksichtigung der neuen Bedürfnisse" eine neue Führungsspitze zu bestimmen, meldete die Nachrichtenagentur KCNA. Die Ankündigung hat in Südkorea und Japan Spekulationen ausgelöst, dass Diktator Kim Jong-Il seinem jüngsten Sohn Kim Jong Un einen wichtigen Parteiposten anvertrauen und so seine Nachfolge vorbereiten könnte.

Erst am Samstag hatten die sieben führenden Industrienationen und Russland (G8) beim Gipfel in Kanada ihre harte Haltung gegenüber dem international weitgehend isolierten nordkoreanischen Regime bekräftigt. Mit der Versenkung eines südkoreanischen ...
Wissenswert: Wir sind besessen davon, uns mit unseren Nachbarn, Kollegen und Freunden zu vergleichen - und machen uns damit systematisch unglücklich
Olaf Storbeck London Spätestens wenn der Kandidat die 16 000-Euro-Frage richtig beantwortet hat, will Günther Jauch in aller Regel wissen: "Was haben Sie mit dem Geld vor?" Die Antworten sind meist so wenig originell wie die Frage des "Wer wird Millionär?"-Moderators: ein neues Auto, eine größere Renovierung am Haus, eine Fernreise.

Spannender wäre die Frage, was denn wohl die lieben Nachbarn machen, wenn man etliche Tausend Euro reicher nach Hause kommt. Denn ein dicker Geldgewinn ist für die unmittelbare Umgebung eines Menschen fast genauso wichtig wie für ihn selbst. Das zeigt eine neue Studie eines amerikanisch-niederländischen Forscherteams.

Darin ...
High Noon der Professoren
Norbert Häring, Stefan Menzel Frankfurt, Wien Fünf Meter nur trennen die beiden Professoren aus Amerika. Der eine, Stan Liebowitz aus Texas, steht am Rednerpult hier in der Wiener Musikhochschule und doziert. Der andere, Felix Oberholzer aus Harvard, ist unter den Zuhörern, er sitzt in einer der vordersten Reihen.

Wissenschaftlich aber liegen Welten zwischen den beiden Herren. Dass sie überhaupt auf derselben Veranstaltung auftreten, ist eine kleine Sensation. Seit Jahren liefern sich Liebowitz und Oberholzer einen erbitterten Streit, wie ihn die Wirtschaftswissenschaften selten gesehen haben. Ein zäher Schlagabtausch, in dem es um die Krise der Musikindustrie geht, das Internet und sauberes ...
Existenzgründern droht Beitragsexplosion
Dietrich Creutzburg Berlin Existenzgründern und Kleinunternehmern droht ein explosionsartiger Anstieg ihrer Beiträge zur Arbeitslosenversicherung - ohne dass sie dafür bessere Leistungen erhalten: Nach einem Gesetzentwurf der Regierung sollen sich ihre Monatsbeiträge bis 2012 mehr als vervierfachen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert Korrekturen. Beitrag und Leistung müssten ein nachvollziehbares Verhältnis haben, mahnt er in einer Expertise für den Bundestag, die dem Handelsblatt vorliegt.

Dabei geht es um eine einst mit den Hartz-Reformen eingeführte Option, wonach Kleinselbstständige unter Bedingungen freiwillig der Arbeitslosenversicherung beitreten können, damit sie für den Fall des Scheiterns geschützt sind. Mit dem "Beschäftigungschancengesetz", das noch vor der Sommerpause verabschiedet ...
Bundesregierung spart auf Kosten der Industrie
Klaus Stratmann Berlin Die Pläne zur Umsetzung des Sparpakets der Bundesregierung versetzen die Industrie in Aufregung: Die Energiesteuerbelastung für das gesamte produzierende Gewerbe soll drastisch steigen. Das geht aus einem Papier des Bundesrechnungshofs hervor, das dem Handelsblatt vorliegt. Angekündigt war dagegen, lediglich Missbrauchsfälle bei Energiesteuerbegünstigungen abzuschaffen. Nun soll es auch die Ehrlichen treffen. Die Empfehlung des Rechnungshofes wird derzeit vom Wirtschafts- und vom Finanzressort geprüft.

Das Thema Energiesteuern genießt in den Sparplänen der Bundesregierung hohe Priorität: Es steht auf Platz eins der 80 Mrd. Euro umfassenden Streichliste, die die Koalition Anfang Juni vorgelegt hatte. Unter den Überschrift "Abschaffung von Mitnahmeeffekten ...
Banken können sich nach G20-Gipfel als Sieger fühlen
Daniel Goffart, Markus Ziener Toronto Die Banken müssen sich vorerst nicht an den Kosten der Krise beteiligen. Auf dem Gipfel der wichtigsten Industrieund Schwellenländer (G20) in Toronto gab es gestern keine Verständigung darüber, wie der Finanzsektor zur Kasse gebeten werden kann. Zwar hat die EU und allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel im Streit über die Sparpolitik deutliche Fortschritte gegenüber der US-Position erzielen können. Doch für die Einführung einer Bankenabgabe und einer Finanzmarkttransaktionssteuer fand sich keine Mehrheit.

Einigung auf Defizitziel.

Die Wende beim Thema Sparpolitik kam überraschend. Noch unmittelbar vor dem Gipfel der 20 wichtigsten Länder hatten sich die USA als ...
Paul Martin: "Die G20 muss für neuen Schwung sorgen, sonst kommt die nächste Bankenkrise"
Paul Martin übernahm 1993 als Kanadas Finanzminister eines der höchsten Defizite in einem G7-Land. Bis 2002 gelang es ihm, ein Minus von 42 Mrd. Dollar auszugleichen und fünf Budgets mit Überschuss in Folge vorzulegen. Zudem hat er Staatsschulden in Höhe von 36 Mrd. Dollar zurückgezahlt. Martin, von 2003 bis 2006 Premier, gilt zudem als Ideengeber, die G8 auf die G20 auszuweiten. Mit dem Liberalen sprach Markus Ziener.

Handelsblatt: Was ist jetzt zu tun: sparen oder Geld ausgeben?

Paul Martin: Es gibt hier kein Entweder-oder. Wenn man zu viel spart, dann beeinträchtigt das die Wirtschaft, und das Defizit steigt. Andererseits: Wenn ...
Vorerst keine Antworten auf große Fragen
So nach und nach wird deutlich, was das Volk nach der Wahl des Bundespräsidenten erwarten kann. Dass Joachim Gauck im Schloss Bellevue heiraten will, wussten wir schon. Auf eine "Denkfabrik", wie sie Christian Wulff jetzt angekündigt hat, waren wir aber nicht vorbereitet. Der CDU-Politiker will völlig überraschend "im neuen Amt Anstöße zu großen Fragen unserer Zeit geben", wie die "Bewältigung der demografischen Entwicklung oder die Verhinderung einer Überforderung der jungen Generation". Angesichts der kurzen Vorbereitungszeit auf das Amt des Bundespräsidenten will Wulff seine erste bedeutende Rede allerdings erst am 3. Oktober halten. Also noch genug Zeit, um die "Denkfabrik" auf ...
Die Fußball-WM, der neue Wilhelminismus und wir
Letzte Woche konnte ich ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft in einer kleinen nordfranzösischen Stadt verfolgen. Der Kontrast hätte nicht größer sein können als zum Spiel Deutschland-Ghana daheim: Bei uns fährt kaum noch ein Auto ohne Plastikfahne herum, einige Häuser in meinem Stadtteil schmücken sich mittlerweile mit Nationalflaggen in der Größe eines Fußballtors, und in der Nachbarschaft läuft kaum noch ein Jugendlicher ohne Schwarzrotgold auf der Backe herum. In Arras dagegen beim Spiel Frankreich-Südafrika: nichts, gar nichts. keine Trikolore an den Autos, nirgends Blauweißrot.

Nun mag das auch damit zusammenhängen, dass wir noch im Spiel sind bei der WM und die deutschen ...
Europa braucht einen Modernisierungsschub
Erinnern Sie sich noch an die selbst gesteckten Lissabon-Ziele der EU von 2000? War irgendwas mit "Dynamik". In diesem Jahr sollte es so weit sein: wettbewerbsfähigster und dynamischster Wirtschaftsraum der Welt. Widrige Umstände, Krisen, mangelnder nationaler Wille - in der Umsetzungsphase kam vieles dazwischen. Heute steht nicht Aufbruch, sondern Eindämmung der Euro-Krise auf dem Programm. Schade. Doch der Grundgedanke von Lissabon, Fortschritt, Wachstumsschub und Mehrbeschäftigung, ist unverändert lebendig.

Wenn sich Europa dafür entscheidet, bis zum Jahr 2020 den Treibhausgas-Ausstoß nicht um 20, sondern um 30 Prozent gegenüber 1990 zu verringern, gewinnt nicht nur der Klimaschutz. Mit den entsprechend verbindlichen Rahmenbedingungen ...
Jobs riskiert Streit mit der Politik
Axel Postinett Bis zu 1,5 Mio. iPhone 4 hat Apple nach Analystenschätzungen an einem Tag abgesetzt. Ein riesiger Erfolg für den Konzern mit seinen 42 Mrd. Dollar Umsatz. Aber zur selben Zeit startet Apple ein gefährliches Abenteuer: den Einstieg in den Werbemarkt mit Eingriffen in die Privatsphäre der Kunden. Das stellt den Saubermann-Konzern in der öffentlichen Diskussion auf eine Stufe mit Googles peinlichem Street-View-Auftritt. Und es erinnert an die Datenschutz-Operette von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Apple will laufend anonymisierte Daten über den Standort seiner iPhone-Nutzer sammeln und anderen mitteilen. Nach US-Politikern und -Justizministerium fordert jetzt die deutsche Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger Transparenz ...
Das garstige Lied der Steuererhöher
Michael Eilfort Es fing an mit einem lieblichen Duett von CSU und FDP, das für die Ohren der Hotelbranche bestimmt war. Dem folgte ein dissonanter Chor mit dem Tenor: Die Politik kommt vor den Bürgern, und wenn sie Geld braucht, sollen die ihre freche Forderung nach mehr Netto vom Brutto zurückstellen. Da die Politik immer Geld braucht, folgt jetzt die klägliche Steuererhöhungs-Kantate einiger christlich-liberaler Politiker. Eine garstige Musik.

Wie lässt sich so viel Missklang rechtfertigen? Ganz einfach: Das ist alles gaaanz gerecht, weil es "die Reichen" treffen soll und der Staat zudem mit den Einnahmen gaaanz tolle Sachen macht, zum ...
Die USA bestimmen die Regeln
Die USA haben sich festgelegt. Ein rund 2000 Seiten starkes Gesetz beschreibt, wie man sich in der weltweit größten Volkswirtschaft eine Regulierung der Banken vorstellt, die eine Wiederkehr der Finanzkrise verhindern soll. Die Wall Street muss zwar ordentlich bluten. Dennoch hat Washington darauf geachtet, die eigene Finanzbranche im Wettbewerb nicht zu sehr zu schwächen.

Das beste Beispiel ist die Derivateregulierung. So müssen die Großbanken zwar einen Teil ihres Derivatehandels abgeben. Aber das Geschäft mit Zins- und Devisenkontrakten, also der Teil, der im internationalen Wettbewerb der Institute und der Volkswirtschaften die größte Bedeutung hat, dürfen sie behalten. Anders ausgedrückt: Der Handel ...
Der Kampf um Rohstoffe wird rauer
Das Ringen um die Rohstoffvorräte der Welt ist auch ein Ringen zwischen Systemen. Das liberale System offener Märkte tritt an gegen den zentral gesteuerten Staatskapitalismus chinesischer Prägung. Insofern bietet uns der Rohstoffmarkt einen Vorgeschmack auf das, was uns insgesamt beim Kampf um die Vorherrschaft in der Weltwirtschaft bevorsteht. Das ist nicht nur für die Politik eine Herausforderung. Auch die Unternehmen sollten in ihrer Strategie die sichere Versorgung mit Rohstoffen berücksichtigen.

Die klassischen Industriestaaten haben stets darauf gesetzt, dass sie ihren Rohstoffbedarf auf freien Märkten zu akzeptablen Preisen decken können. Die Ölpreisschocks der siebziger und achtziger Jahre haben Europa, Nordamerika und ...
Globalisierung auf dem Rückzug
Die G20 sind ein Bündnis der Krise. Und ohne Krise erweist sich die Gruppe der weltweit wichtigsten Wirtschaftsnationen als das, was sie eigentlich ist: ein Zusammenschluss von Ländern höchst unterschiedlicher Interessen. Und wer den absurd hohen logistischen Aufwand auf dem Gipfel in Toronto erlebt hat, der wird sich nicht wundern, wenn eines nicht allzu fernen Tages die Lust auf die netten Gruppenbilder ganz vergeht.

Mit jedem weiteren Halbjahr, das zwischen den Gipfeln vergeht, schwinden die Gemeinsamkeiten. Denn Schwellen- und Industrieländer verfolgen ganz unterschiedliche Strategien, wenn es um Krisenbewältigung und Zukunft geht. Der kanadische Premier Stephen Harper glaubt daher eher an ...
Risikofaktor Banken: Wie lässt sich der Boom finanzieren?
Die deutschen Unternehmen haben in der Krise ihre Hausaufgaben gemacht. Doch entspannt zurücklehnen können sich die Manager nicht - es warten neue Herausforderungen. Die größte ist die Finanzierung des Aufschwungs. Nachdem die Unternehmen im vergangenen Jahr eisern gespart haben, müssen sie jetzt wieder mehr Geld in die Hand nehmen. Denn der Lageraufbau und ein steigender Forderungsbestand binden viel Liquidität.

Die Refinanzierung über den Kapitalmarkt etwa durch Anleihen ist allerdings nach wie vor schwierig. Auch die Banken sind vorsichtiger, wenn es über die bereits bestehenden Kreditlinien hinausgeht. Frisches Geld gibt es kaum. Laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ...
Frank Mattern: "Wir haben gewaltig an Wettbewerbs- fähigkeit gewonnen"
Interview mit McKinsey-Chef Frank Mattern Handelsblatt: Herr Mattern, zurzeit wird der Zustand der deutschen Wirtschaft in rosaroten Farben gemalt. Halten Sie das für übertrieben?

Mattern: Wir neigen in Deutschland ja nicht zum übertriebenen Optimismus. Fakt ist aber: Seit der Jahrtausendwende haben wir gewaltig an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Dazu haben die Lohnzurückhaltung der Tarifpartner und die Reformen der rot-grünen Regierung maßgeblich beigetragen. Unsere exportabhängige industrielle Wirtschaft ist dadurch erheblich flexibler geworden.

Handelsblatt: Was uns am Ende auch nicht vor einem konjunkturellen Einbruch bewahrt hat.

Mattern: Es ist aber erstaunlich, dass die Arbeitslosigkeit in der Krise kaum angestiegen ist. Über tarifliche Instrumente und ...
Eine deutsche Sensation
Markus Hennes, Susanne Metzger Düsseldorf Seit zwei Jahrzehnten analysiert Karlheinz Küting die Jahresabschlüsse der großen börsennotierten Aktiengesellschaften in Deutschland. In dieser Zeit hat der Bilanzpapst aus Saarbrücken schon alles erlebt. Fast alles.

Was er beim Blick in die Bücher der Konzerne für das vergangene Jahr entdeckt hat, kann Küting zunächst kaum glauben. Inmitten der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte haben die deutschen Unternehmen nicht nur das Schlimmste abgewendet. Sie stehen am Ende des Horrorjahres sogar besser da als zu dessen Beginn. "Das ist eine kleine Sensation", sagt Küting.

Der Professor und das Beratungsunternehmen Oliver Wyman haben sich in Zusammenarbeit mit dem ...
Italien hat seine Lebensfreude verloren
Forza Italia" müssten solidarische Europäer den Italienern nicht nur angesichts der Schmach bei der Fußball-Weltmeisterschaft aufmunternd zurufen. Auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Südländer ist steigerungsfähig. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) krachte nicht nur im Krisenjahr 2009 in ähnlich hohem Tempo in den Keller wie in Deutschland. Italiens Wirtschaft schrumpfte bereits im Vorjahr. Und während Experten für Deutschland in diesem Jahr einen Anstieg des BIP um zwei Prozent für realistisch halten, rechnet etwa die OECD für Italien mit einem BIP-Zuwachs von lediglich einem Prozent.

Eine solch trübe Lage kann nur besser werden, meint die Mehrzahl der italienischen Manager offenbar, so der Internationale Handelsblatt ...
Großbritannien: Die City schöpft neuen Mut
Die Londoner City und mit ihr die gesamte britische Wirtschaft haben eine beispiellose Krise hinter sich. Mit knapp fünf Prozent sackte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zurückliegenden Jahr in einer ähnlichen Größenordnung ab wie in Deutschland und Italien. In diesem Jahr erleben die Briten eine zwar beschwerliche, aber doch recht aussichtsreiche Aufholjagd. Die OECD rechnet für dieses Jahr mit einem BIP-Plus von immerhin 1,3 und im kommenden Jahr von gar 2,5 Prozent. Die Manager auf der Insel selbst, die für den Internationalen Handelsblatt Business-Monitor befragt wurden, bestätigen diesen Trend mit den im Kern zuversichtlichen Aussichten. Das Investitionsklima ist nur ...
Schweiz: Es geht weiter bergauf
Ein Nespresso auf die Schweiz! Die Krise hat die Eidgenossen nicht aus dem Tritt gebracht. Der Wirtschaftseinbruch 2009 war mit etwa 1,5 Prozent vergleichsweise gering - und die Wachstumsprognosen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für 2010 und 2011 sind mit rund zwei Prozent sehr ordentlich.

Kein Wunder, dass die Schweizer in Feierlaune sind, wie der Internationale Handelsblatt Business-Monitor zeigt: Nirgendwo sind mehr Manager so zufrieden mit dem eigenen Standort wie in der Alpenrepublik. Nirgendwo erwarten weniger eine Verschlechterung der Standortbedingungen in den kommenden zwölf Monaten. Nirgendwo ist das Investitionsklima so gut und die Einstellungsbereitschaft derart ausgeprägt. D ...
Frankreich: Tristesse macht sich breit
Madame Lagarde, Wirtschaftsministerin in Paris, spricht lieber über ihren großen Nachbarn Deutschland - wenn auch mit scharfem Unterton - als über die wirtschaftliche Leistungskraft ihres eigenen Landes. Der Grund lässt sich in den Statistiken der französischen Wirtschaftsinstitute ablesen: Die Arbeitslosenquote schnellte vergangenes Jahr auf mehr als neun Prozent nach oben und dürfte in diesem Jahr weiter steigen. Die Wachstumsaussichten sind eher verhalten.

Das spiegelt sich auch in den Plänen der französischen Wirtschaftselite wider: Während gerade einmal 15 Prozent der für den Internationalen Handelsblatt Business-Monitor befragten Führungskräfte zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, planen 36 Prozent, ihre Mitarbeiterzahl in den kommenden zwölf Monaten ...
Spitzenmanager strotzen vor Optimismus
Dorit Heß Frankfurt Nach der Gruselgeschichte 2009 erlebt die deutsche Wirtschaft Mitte 2010 ein Sommermärchen. Die Orderbücher füllen sich kontinuierlich, die Produktionsbänder laufen ohne lange Pausen, und viele Mitarbeiter haben wieder beide Hände voll zu tun. Dass die deutsche Wirtschaft den tiefsten Einbruch ihrer Nachkriegsgeschichte derart gut überwinden würde, hatte so gut wie niemand zu hoffen gewagt. Die Manager haben sich ordentlich verschätzt - und wurden ganz überwiegend positiv überrascht vom bisherigen Verlauf des Jahres eins nach dem Schreckensjahr.

Fast drei Viertel aller Führungskräfte in Deutschland geben an, die Konjunktur habe sich "besser" als zu Jahresbeginn von ihnen erwartet entwickelt, u ...
Bankenabgabe schmälert Steuereinnahmen
Frank M. Drost, Sven Afhüppe Berlin Die von der Bundesregierung geplante Bankenabgabe wird in ihrer jetzigen Konstruktion die Steuereinnahmen des Bundes verringern. Denn die Kreditinstitute können die Bankenabgabe, mit der man sich gegen künftige Schieflagen von Banken besser rüsten will, steuermindernd als Betriebsausgabe geltend machen. "Eine risikoadjustierte Bankenabgabe wäre eine Betriebsausgabe und würde als solche grundsätzlich den steuerlichen Gewinn mindern, soweit kein Betriebsausgabenabzugsverbot vorliegt", heißt es in einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Carsten Sieling. Derzeit gelte kein derartiges Verbot für die Bankenabgabe. Das Schreiben des Finanzministeriums liegt dem Handelsblatt vor.

Das Bundesfinanzministerium will den Gesetzentwurf für ...
Gutverdiener im Visier der FDP
Thomas Sigmund Berlin Guido Westerwelle hat die parteiinterne Diskussion über Steuererhöhungen für Gutverdiener nicht gestoppt. "Wir bleiben bei unseren Zielen." Die FDP sei aber bereit, neue Wege zu gehen, heißt es vieldeutig in einem dem Handelsblatt vorliegenden Grundsatzpapier des FDP-Chefs, das er gestern Abend bei einer Klausurtagung von Partei- und Fraktionsvorstand verteilen ließ. Der Parteichef wolle das Ende der kontrovers geführten Debatte abwarten, bevor er sich heute festlege, verlautete von Teilnehmern des Strategietreffens.

Derweil mehren sich bei den Liberalen die Stimmen für eine stärkere Belastung oberer Einkommensgruppen. Spitzenpolitiker der Liberalen erhoffen sich dadurch ein stärkeres soziales Profil, das der ...
Das neue deutsche Wirtschaftswunder
McKinsey-Chef Frank Mattern lacht selten und geht mit Lob eher sparsam um. Der Mann neigt nicht zu Übertreibungen. Wenn er allerdings in diesen Tagen über den Zustand der deutschen Volkswirtschaft spricht, weiß er nur das Beste zu berichten: "Seit der Jahrtausendwende haben wir gewaltig an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen", sagt er. Die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise hält er für überwunden: "Das haben Gewerkschaften, Arbeitgeber und Politik ziemlich gut gemacht."

Niedergeschlagenheit war gestern, der Optimismus ist nach Deutschland zurückgekehrt. Alle relevanten Kennziffern auf dem Armaturenbrett der Volkswirtschaft sind in den grünen Bereich gedreht: Der Export wuchs im ersten Quartal um 10,3 Prozent ...
Merkel setzt sich gegen Obama durch
Auf dem G20-Gipfel in Toronto hat Bundeskanzlerin Angela Merkel im Streit über die Konsolidierungspolitik einen überraschenden Etappensieg erzielt.

Noch im Vorfeld des Gipfels hatten die USA Europa und allen voran Deutschland zu weiteren schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen gedrängt. In Toronto stimmte US-Präsident Barack Obama jedoch auf Vorschlag von Gastgeber Kanada einer Verpflichtung der Industrieländer zu, ihre Haushaltsdefizite bis 2013 zu halbieren.

Bundeskanzlerin Merkel wertete die Erklärung zur Schuldenreduzierung als "Erfolg". "Das ist mehr, als ich erwartet habe", sagte Merkel. Das Ziel der Defizithalbierung sei allerdings "sehr anspruchsvoll". Es markiere zudem den "Beginn der Exit-Strategie", also den Umstieg von kreditfinanzierten Konjunkturprogrammen zu einer ...

Pressearchiv > Handelsblatt > 28.06.2010
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