ER GEHT DURCHS LAND wie ein Geist. Er kommt in der Nacht oder wenn Nebel über den Feldern liegt. Am nächsten Tag sind die Hunde auf der Weide müde, oder Rinder stehen eng zusammengedrängt, in einen Sandweg im Wald sind frische Spuren gedrückt, in einer Linie, die Vorderpfote genau in der Hinterpfote. Und manchmal liegen morgens die Schafe da, die Kehle durchgebissen, die Wolle blutig, die Flanken angefressen, in der Nähe Krähen.Der Wolf ist zurück.150 Jahre, nachdem er in Deutschland ausgerottet wurde, 18 Jahre, nachdem in der Lausitz wieder eine Wölfin Junge geboren hat, läuft er bis an ...
Ein Statistiker, der sich weigert, seine Zahlen für die Regierung zu schönen, die Angestellte einer Agrarbehörde, die Schmiergelder von Bauern ablehnt: Die Fernsehshow "Integrity Idol" zeigt unbestechliche Regierungsmitarbeiter. Narayan Adhikari von der Organisation Accountability Lab hat die Show mit ins Leben gerufen.GEO: 2014 startete "Integrity Idol" in Nepal. Heute hat die Fernsehshow mehr als zehn Millionen Zuschauer in sieben Ländern weltweit. Hat Sie der Erfolg überrascht?NARAYAN ADHIKARI: Anfangs stieß unsere Idee, eine Show über ehrliche Beamte zu produzieren, auf Skepsis. Deshalb freut mich die hohe Einschaltquote. Wichtiger sind aber die Diskussionen, die unsere Sendung überall dort auslöst, wo ...
Konzentriert betrachtet Reynir Ragnarsson das Display des Leitfähigkeitsmessgeräts: 604 Mikrosiemens pro Zentimeter. Ein hoher Wert, sagt er und zieht den Sensor aus dem Wasser. Mit ihm hat der 84-Jährige festgestellt, dass der Gletscherfluss nahe seinem Heimatdorf Vik i Mýrdal im Südwesten Islands viele gelöste Salze mit sich trägt.Eine große Menge von Chlor- oder Fluorverbindungen im Wasser könnte auf einen bevorstehenden Ausbruch des nahe gelegenen Vulkans Katla hinweisen, erklärt der Hobbyforscher und schnuppert. Die Luft riecht nach Schwefel - ein Hinweis darauf, dass Katla aktiv ist.Fürchtet er sich vor Katla? Im Gegenteil. "Ich hoffe, ich lebe lange genug, um ...
Weltweit gibt es mindestens 12 000 essbare Pflanzen, schätzen Biologen. Doch nur die wenigsten davon werden in großem Stil angebaut. Und gerade einmal drei nutzt der Mensch exzessiv: Reis, Mais und Weizen, bei denen Zuchtprogramme und Gentechnik für robuste und ertragreiche Sorten sorgen.Kaum beachtet werden dagegen viele Tropenpflanzen: Maniok und Helmbohne, Bittermelone und Süßkartoffel werfen auf dem Weltmarkt wenig Gewinn ab. Daher wurden sie nie so sehr wie etwa Reis auf Nährstoffgehalt oder Ertrag getrimmt. Dabei könnten optimierte Sorten ein Werkzeug sein im Kampf gegen den Hunger, so das African Orphan Crops Consortium (AOCC).Dieser Zusammenschluss von Forschern, Wirtschaftsunternehmen ...
Wer sich in Marokko auf die Spuren der Berber begibt, muss am Ende meistens kilometerweit zu Fuß gehen, über Bergpässe und Schotterpisten. In entlegenen Dörfern des Atlas-Gebirges, zwischen der Sahara im Süden und den Küsten von Atlantik und Mittelmeer im Norden, pflegen die letzten traditionell lebenden Amazigh, die "freien Menschen", wie sie sich selbst nennen, ihre alten Bräuche und Sprachen. Sie wohnen in Lehmhütten und Höhlen, ohne Zugang zu Strom, fließendem Wasser oder medizinischer Versorgung.Nur in der Isolation konnten sie sich behaupten. Denn überall im Maghreb, von Marokko bis Libyen, versuchten die verschiedenen Regierungen jahrzehntelang, den Ureinwohnern Nordafrikas ihre ...
Wegen der Nähe zur Gravitationsdelle. Aus dem Weltall betrachtet, erscheint unser Planet als runde blaue Kugel, aber dieser Eindruck täuscht: Durch die ungleiche Verteilung der Massen hat er viele Beulen und Einbuchtungen. Auch auf den Ozeanen würden sich Höhen und Tiefen zeigen, wenn wir Gezeiten und Strömungen abschalten könnten und die Erde von einer ruhigen Wasseroberfläche bedeckt wäre. Wo im Untergrund massereicheres Gestein liegt, ist die Schwerkraft stärker und zieht mehr Wasser an. Ergebnis: ein Wasserberg. Bei leichterem Material in der Tiefe wirkt eine schwächere Gravitation, das Wasser fließt ab.Im Meer vor Südindien stünde das Wasser durch diesen Effekt ...
Ja, sie können zumindest dazu beitragen. Rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland haben Übergewicht, das sind rund vier Kinder in einer durchschnittlichen Schulklasse. Solche Kinder sind besonders gefährdet, im späteren Leben gesundheitliche Probleme zu entwickeln.Alle Programme, die den Kindern und Jugendlichen helfen sollen, ihr Übergewicht verlässlich loszuwerden, sind bisher nur mäßig erfolgreich. Daher suchen Forscher nach weiteren Wegen zur Prävention.Deutsche Wissenschaftler haben zu diesem Zwecke 57 Studien mit mehr als 200 000 Teilnehmern weltweit analysiert. Ihr Fazit: Häufige Familienmahlzeiten hängen messbar mit einem geringeren Body Mass Index (BMI) und gesünderer Ernährung bei Kindern ...
Diana LaarzFotos: Florian Bachmeier, Text: Diana LaarzVon den letzten Stunden eines HuhnsEIN HUHN folgt Ignatz Crimschi in den Tod. Fünf Tage zuvor ist Crimschi, 87 Jahre alt, in seinem Bett verbrannt. Mit ihm fast sein gesamtes Haus, an den Weinreben im Vorgarten baumeln verkohlte Trauben. Vermutlich war Ignatz Crimschi mit einer Zigarette in der Hand eingeschlafen.Der Tag des Begräbnisses ist einer der heißesten des Sommers in Letea, einem Dorf im rumänischen Donaudelta, am Rande Europas. Ein Traktor, der normalerweise auf seinem Anhänger Schilf transportiert, fährt den offenen Sarg durch den Ort. Im Führerhaus hängen weinrote Vorhänge. Staub legt sich ...
Jenny NiederstadtText: Jenny NiederstadtZUM FLIEGEN kam Jeffrey Milstein über das Putzen: Jeden Sonntagmorgen lief er als Teenager in den Hangar der Flugschule von Santa Monica, um dort die Fußböden zu wischen. Im Gegenzug erhielt er Unterrichtsstunden in einer Cessna 150, einem kleinen Zweisitzer. Aus dem Cockpit schoss Milstein erste Aufnahmen der Stadt unter sich, Los Angeles. "Der Blick von dort oben war für mich unendlich faszinierend", erinnert sich der Fotograf heute. Seinen Flugschein erhielt er mit 17.Inzwischen ist Milstein 74 Jahre alt und geht immer noch in die Luft. Fünf Jahre lang stieg er mit Hubschraubern und Kleinflugzeugen wieder ...
GEO-AUSGABE MÄRZ 2018AllgemeinWarum schreiben Sie nicht einfach unsere Schulbücher? Und zwar deshalb, so mein Kompliment, weil Sie es verstehen, Sachverhalte so zu schildern, dass sie erstens interessant (dafür sollte es eine eigene Wissenschaft geben), zweitens sehr gut verständlich (Ihre didaktischen Fähigkeiten sind geradezu genial) und drittens ästhetisch hoch an spruchsvoll dargestellt sind. Wollen wir unseren Kindern nicht Schulbücher geben, die ihnen Freude machen?ALEXANDER BOESCH, VIA E-MAILBlick in die Vorzeit mit einem Bezug zu unserer jetzigen. Es ist eine kunstvoll gestaltete Geschichte mit vielen Überraschungen, wunderbaren Vergleichen und neuen Wortkostbarkeiten, die das Lesen zu einer großen Freude machen. Die bildnerischen ...
Aus der Sommerküche in das FischerbootManchmal ist ein scharfes Messer wichtiger als viele Fragen* "Plachie de peste" heißt ein Leibgericht der Bewohner des rumänischen Donaudeltas. Ein einfaches Fischragout mit viel Gemüse, Essig und Peperoni. GEO-Reporterin Diana Laarz wurde während ihrer Recherche kurzerhand als Küchenhilfe angestellt. Dabei war der Einsatz am Schneidebrett auch eine vertrauensbildende Maßnahme. In den Tagen zuvor hatten die misstrauischen Fischer der Hafenstadt Sulina die Journalistin abblitzen lassen. Sie versteckten sich oder erzählten Schauergeschichten über Morde an neugierigen Schnüfflern. Das gemeinsame Kochen und Essen brach das Eis. Ein Fischer erklärte sich schließlich bereit, die Reporterin und den Fotografen ...
Christoph Kucklicknahe der niedersächsischen Gemeinde Goldenstedt macht seit Monaten ein Rudel Wölfe auf sich aufmerksam. Die Tiere haben bereits Schafe und Rinder gerissen, sie wurden, so heißt es, in der Nähe eines Waldkindergartens gesichtet, sie verbreiten Angst.Offenbart sich hier die Natur des Wolfes? Eher die des Menschen. Der Unheimliche könnte in diesem Fall ein niederländischer Tierfilmer gewesen sein, der, um dramatischere Aufnahmen zu erhalten, die Wölfe wohl angefüttert hat. Dies gehört zu den schlechtesten Ideen, die Menschen im Umgang mit den Tieren haben können.Überhaupt besitzt der Wolf das Talent, die weniger erfreulichen Eigenschaften unserer Spezies offenzulegen: Die Debatte ...
Thomas KaiserText: Thomas Kaiser, Fotos: Christian Beutler/KeystoneDAS LEBEN, SO HEISST ES, beginnt mit einem Schrei und endet mit einem Seufzer. In Quinten, so sagt man, folgt auf den ersten Schrei und auf den letzten Seufzer jeweils dasselbe: eine Schifffahrt über den Walensee. Denn geboren werden die meisten Quintnerinnen und Quintner im Spital Walenstadt, ihre letzte Ruhe finden sie auf den Friedhöfen der Pfarrei Quarten.Vom Dorf Quarten aus erscheint Quinten winzig. Kaum mehr als ein paar kalkweisse und holzbraune Punkte sind über den fjordähnlichen, gut 1500 Meter breiten Walensee hinweg erkennbar. Bald einzeln, bald in kleinen Gruppen scheinen die wenigen ...
Wer entdeckt einen Quallenflohkrebs, wer findet den Felswatt-Kurzflügler, wer die nur bohnengroße Mäuseöhrchen-Schnecke? Am 16. Juni 2018 schwärmen Experten für Tiere, Pflanzen und Pilze auf der Insel Norderney aus, bei einer der vier Hauptveranstaltungen des GEO-Tags der Natur.Seit 2006 beteiligt sich die Verwaltung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer an der Arten-Inventur im Rahmen des GEO-Tags, seit 2008 lädt sie jedes Jahr auf eine andere der sieben ostfriesischen Inseln. Zuletzt waren Borkum, Spiekeroog, Juist und Wangerooge an der Reihe mit der Inspektion.Norderney wurde zuletzt 2009 untersucht. Damals machten die 40 Teilnehmer mehr als 1000 Arten ausfindig. Darunter waren auch auffallende ...
Florian HanigText: Florian Hanig, Fotos: Elyse ButlerKÖNNEN KORALLEN, diese traumbunten Zerbrechlichkeiten, zu Monstern werden? Können wir Menschen sie zu bedrohlichen Wesen machen?Es sind merkwürdige Fragen, die einem bei der Fahrt zu Ruth Gates, der Leiterin des Hawaiianischen Instituts für Meeresbiologie, durch den Kopf gehen. Leicht lässt sich die Anreise auf das Eiland Moku o Lo′e, gelegen in der Kaneohe-Bucht im Osten von Hawaiis drittgrößter Insel Oahu, als Anfangsszene eines unheimlichen Thrillers imaginieren: ein verlassener Bootssteg vor einer zerklüfteten, von Nebel umhüllten Bergkette, ein kleines Motorboot, das auftaucht und einen übersetzt.Die Insel: ein Fleckchen undurchdringlicher Dschungel, eingefasst von einem ...
TANJA C. VOLLMEREIN KLEINES MÄDCHEN kämpft um ihr Leben. Die Mediziner sind ratlos. Alles ist getan. Keine Besserung in Sicht. Wenig Zeit bleibt. Verzweiflung steht den Eltern im Gesicht."Ich werde aber erst sterben, wenn der Baum vor meinem Fenster keine Blätter mehr hat", so verkündete das Mädchen im Sommer.Dann ist es Herbst, und der Baum vor Station 4 beginnt sein Laub abzuwerfen. Das Mädchen spricht jede Nacht mit ihm und erzählt dabei von Träumen, die sie den Eltern lieber verschweigt. Nur noch ein Blatt am Baum. Jeden Morgen reißt sie die Augen auf, um dieses zu erspähen. Es ...
1. Wer prägte den Begriff "Wonnemonat"?a Papst Leo III.b Karl der Großec Ludwig der XIV.2. Wer gehört zu den Eisheiligen?a Servatiusb Pankratiusc Sophia3. Zu welcher Pflanzenfamilie zählen Maiglöckchen?a Spargelgewächseb Korbblütlerc Amaryllisgewächse4. Einst aß man in Deutschland Maikäfersuppe - wie viele Käfer gehörten in eine Portion?a 3b 30c 505. Wer schrieb "Der Mai ist gekommen"?a Emanuel Geibelb Matthias Claudiusc Justus Wilhelm Lyra6. Wo feiert man Beltane?a Schottlandb Schwedenc Irland7. Welches Ereignis prägte den Internationalen Tag der Arbeiterbewegung?a Haymarket Riot in Chicagob Volksaufstand in der DDRc Internationaler Arbeiterkongress in Paris8. Wer wurde am ...
Ja, aber auf menschliche Hilfe können sie dabei noch nicht verzichten. Er ist zwei Meter groß, fährt auf Ketten und hat zwei Kameras, mit deren Hilfe er sich im Raum orientiert. Der Job des "In situ Fabricators": Stahlstäbe, die ihm von Menschen gereicht werden, zu einem Gitter zusammenzuschweißen. In das Gitter füllen Wissenschaftler Beton. So entsteht eine Betonwand, ganz ohne Schalung.Der Roboter ist Teil eines interdisziplinären Forschungsprojekts der ETH Zürich mit Wirtschaftspartnern. Derzeit bauen sie ein dreigeschossiges Gebäude, das DFAB House."Es ist nicht das Ziel, Menschen auf der Baustelle völlig zu ersetzen", sagt Matthias Kohler, Architekturprofessor an der ...
Nein, obwohl Experimente dafür sprechen. Wie lassen sich Kinder für Mathematik begeistern? Vielleicht indem sie für erledigte Hausgaben Geld bekommen - so jedenfalls die Idee eines australischen Firmengründers. Er hat eine App für das Smartphone entwickelt, mit dem Schüler jede Woche zehn Dollar verdienen können sollen, wenn sie mathematische Aufgaben lösen. Das Geld sammelt er über eine Gebühr von ihren Eltern ein.Wie stark Geld Schüler motiviert, haben Wissenschaftler der University of Chicago genauer erforscht: Sie zahlten 14-jährigen Schülern acht Monate lang pro Monat 50 Dollar, wenn sie nicht mehr als einmal unentschuldigt gefehlt hatten und in sämtlichen Fächern "befriedigend" ...