Inhaltsverzeichnis vom 30.03.2003

M.I./wus. BERLIN. Während die Union noch über ihre Einstellung zum Irak-Krieg streitet, hofft die SPD auf einen schnellen Sieg der Alliierten. SPD-Generalsekretär Olaf Scholz widersprach der Kritik, die Bundesregierung nehme zu Amerika eine neutrale Haltung ein. "Die Vereinigten Staaten und Großbritannien sind und bleiben unsere Verbündeten. Ihnen wünschen wir Erfolg", sagte er im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Zugleich machte er deutlich, die Parteiführung halte den Krieg nach wie vor für einen "fatalen Fehler". Dennoch wünsche man ...

rüb./hcr./F.A.Z. WASHINGTON/KUWEIT-STADT/BAGDAD. Beim ersten Selbstmordanschlag auf amerikanische Truppen seit Beginn des Irak-Krieges sind am Samstag im Süden des Landes vier Soldaten getötet worden. Die irakische Regierung drohte mit weiteren derartigen Attentaten auf die alliierten Truppen; der irakische Dikator Saddam Hussein zeichnete den Attentäter posthum mit zwei Medaillen aus.

Ein Militärsprecher des amerikanischen Zentralkommandos in Doha (Katar) berichtete, in der Nähe von Nadschaf habe sich am Morgen ein Taxi einem Kontrollpunkt genähert. Der Fahrer sei ausgestiegen und ...

cag./ank. BERLIN. Der Vorsitzende der Rürup-Kommission, Bert Rürup, will bis zur entscheidenden Sitzung des Gremiums am 9. April für einen radikalen Wandel im Gesundheitssystem werben. In einem gemeinsam mit dem Berliner Ökonomen Gert Wagner verfaßten Papier schlägt er vor, den Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung vom Einkommen abzukoppeln. Statt dessen soll jeder erwachsene Versicherte rund 200 Euro im Monat zahlen. "Die beitragsfreie Mitversicherung der nicht erwerbstätigen Ehegatten entfiele, die der Kinder bliebe unverändert enthalten", heißt es in dem Papier, das ...

Der Iraker Hasan Hussain, 48, lebt seit 30 Jahren in Deutschland. In diesen Tagen telefoniert er fast täglich mit Verwandten in Bagdad, darunter seiner Mutter, 68.

Herr Hussain, wie geht es Ihren Angehörigen?

Sehr schlecht. Die Menschen, so erzählen sie, schlafen Tag und Nacht nicht. Sie sind erschöpft, finden keine Ruhe. Im Krieg von 1991 wurde die Stadt nur nachts bombardiert, tagsüber konnte man schlafen, sich Gedanken darüber machen, wie man sich noch schützen könnte. Diese Verschnaufpausen gibt es in ...

VON MICHAEL INACKER

BERLIN. Was ist beim Feldzug der Amerikaner und Briten im Irak schiefgelaufen? Und was heißt das für die weitere Strategie des Krieges? Folgt man den Diskussionen in Washington, lautet der Vorwurf: Es war falsch, die bisherige Powell-Doktrin durch die Rumsfeld-Doktrin zu ersetzen. Während der damalige Generalstabschef Powell amerikanische Streitkräfte im zweiten Golfkrieg 1991 nur mit überwältigender Überlegenheit einsetzen wollte, vollzog der jetzige Verteidigungsminister Rumsfeld die Kehrtwende: Militärische Schlagkraft sollte nicht mit großen Truppenumfängen, sondern mit High-Tech-Waffen und einer ...

VON RAINER HERMANN

ISTANBUL. Die Nordfront ist eröffnet. Keine Nacht vergeht, in der nicht amerikanische Transportflugzeuge einfliegen. Im kurdischen Teil des Nordiraks setzen sie immer wieder neue Soldaten ab. Ihr militärischer Nutzen ist noch gering. Wichtiger ist die politische Botschaft der amerikanischen Präsenz nördlich von Bagdad. Sie richtet sich an die Kurden, die bange Tage auf diese Verstärkung gewartet haben und nun nicht mehr allein den irakischen Stellungen gegenüberstehen.

Sie richtet sich an die Iraker, die ihre Verteidigungslinien nun im Norden ...

VON AHMAD TAHERI

FRANKFURT. Die iranischen Ajatollahs sind notorische Opportunisten. Wochenlang hüllten sie sich in Schweigen über den Aufmarsch der Alliierten am Golf. Sie rechneten mit einem schnellen Sturz Saddam Husseins. Doch als der amerikanische Marsch nach Bagdad ins Stocken geriet, trommelte die islamische Führung etwa 5000 Menschen auf dem Platz der Revolution zusammen. Hinzu kamen einige tausend, die vom Freitagsgebet zurückkamen. "Tod Amerika, Tod Saddam", skandierten die Demonstranten im Herzen Teherans. Eine Gruppe Hizbullahi, die Schlägertruppe der schiitischen Falken, bewarf ...

VON RAINER HERMANN

ISTANBUL. Sie ist die härteste Nuß, die die Koalitionstruppen zu knacken haben: die Republikanische Garde Saddam Husseins. Schon auf ihrem langen Marsch nach Bagdad machen die amerikanischen und britischen Soldaten mit ihr Bekanntschaft. Ihre wirkliche Bewährungsprobe müssen die Koalitionstruppen aber bestehen, wenn sie den Verteidigungsring um Bagdad durchstoßen wollen. Dort warten die besten der acht Divisionen der Republikanischen Einheiten auf sie. Große historische Namen tragen sie wie "Hammurabi" und "Nebukadnezar". Ihre 60 000 Soldaten sind der Kern der ...

VON HANS-CHRISTIAN RÖSSLER

AL RATQA, IRAK. Die Fernsehbilder hat keiner gesehen. Aber was sie gehört haben, genügt den meisten. Es war nur ein amerikanischer Versorgungskonvoi, kein Kampfverband. Bei Nassirija, im Süden des Iraks, verfuhren sich die Soldaten und gerieten in einen Hinterhalt: Einige nahmen die Iraker gefangen, andere erschossen sie offenbar auf der Stelle, obwohl sie sich ergeben hatten. "In der Wüste kann man sich schnell verfahren. Aber daß sie die Jungs einfach erschießen", sagt John Sweeny. Auch er fährt in ...

VON AMR HAMZAWY

KAIRO. Vor kurzem traf sich der ägyptische Staatspräsident Hosni Mubarak mit Chefredakteuren der staatlich kontrollierten Tageszeitungen. Es ging um den Verlauf der militärischen Operationen im Irak und die Bemühungen Ägyptens, ein Ende des als ungerecht empfundenen Krieges herbeizuführen. Ganz nebenbei soll Mubarak bemerkt haben, daß die Medien ein ehrliches Bild der Entwicklungen zeigen sollten, die Zeit politisch begründeter Informationsbeschränkung sei vorbei.

Ägypten stehe an der Seite der irakischen Bevölkerung und verlange die sofortige Beendigung der amerikanisch-britischen Invasion, hieß ...

VON MICHAEL MIERSCH

MÜNCHEN. Angenommen, George W. Bush wäre auf die Seminolen-Indianer in Florida schlecht zu sprechen, weil diese Al Gore gewählt hatten. Voller Zorn befiehlt er, ihre Siedlungen zu bombardieren und abzubrennen. Dann läßt er den Everglades-Nationalpark und benachbarte Feuchtgebiete trockenlegen, um den aufmüpfigen Indianern ein für allemal ihre Schlupfwinkel zu nehmen. Nicht auszudenken? Hätte Bush tatsächlich solch ein Verbrechen begangen, die Welt wüßte davon. Als jedoch Saddam Hussein genau dies tat, schwieg die Welt.

Nach dem ersten Golfkrieg 1991 ...

VON KATJA GELINSKY

WASHINGTON. Die Kriegsgegner, die die Washingtoner Polizei dieser Tage mit Handschellen fesselte, passen nicht ins Bild von den "Randalierern" und "Vaterlandsverrätern", das manche Befürworter des Irak-Krieges von der amerikanischen Friedensbewegung zeichnen. Zu den Verhafteten gehörten ein Bischof der methodistischen Kirche, deren prominentestes Mitglied Präsident Bush ist, ein katholischer Bischof und ein Rabbiner. Gemeinsam mit anderen Demonstranten hatten sie sich in einem Park versammelt, in dem "aus Sicherheitsgründen" nicht protestiert werden durfte. Die 68 Kriegsgegner ließen sich von der ...

VON MECHTHILD KÜPPER

BERLIN. In diesen Wochen treibt der Krieg im Irak mühelos alle paar Tage einige zehntausend Menschen auf die Straßen. Am Samstag waren es in Berlin abermals 50 000, die von zwei Treffpunkten aus zur Siegessäule spazierten, Großeltern mit Enkeln, Väter mit Söhnen, Freundeskreise - und Funktionäre aus Parteien, Organisationen, Friedensinitiativen.

Wer sind die Leute, die seit Wochen gegen den Krieg demonstrieren, welcher Art ist der Pazifismus, der sich auf den Straßen deutscher Städte zeigt? Der Soziologe Dieter Rucht ...

POLITIK Zu "Wir brauchen jetzt zwei Riesen" von Romano Prodi und "So wird Europa verlieren" von Thomas Schmid (23. März):

Wie werden die fünfzehn Jahre nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" in zwanzig Jahren von Historikern beurteilt? Sie werden feststellen, daß der Verfall der kommunistischen Macht dem Verteidigungsbündnis Nato seinen Zweck entzogen hat, der fünfzig Jahre lang die gute Beziehung zwischen Amerika und Westeuropa aufrechterhielt. Das Konzept, die Nato als internationale "Fremdenlegion" einzusetzen, mußte daran scheitern, daß im Ernstfall immer ...

REISE Zu "Der Fernfahrkartenautomat" von Nils Minkmar (23. März):

Ihre Begeisterung für obige, ja nicht mehr ganz neue DB-Errungenschaft ist mir ein Rätsel. Allerdings eines, das sich auflösen läßt. Die Lösung lautet: Nutzen Sie den Automaten einfach noch häufiger, verwenden Sie noch intensiver die "grazile Geste", aber kosten Sie auch Krisensituationen aus, etwa dann, wenn die Automaten reihenweise versagen (in Köln schon erlebt), das Geld zwar abgebucht, aber das Ticket nicht da ist, der Schalter nebenan überfüllt, der Bedienstete überfordert ...

POLITIK Zu "Bagdad im Bombenhagel, Basra hart umkämpft" von Mathias Rüb (23. März):

Der Irak-Krieg ist momentan zwangsläufig das beherrschende Thema (nicht nur) auf den Titelseiten der Zeitungen, so auch in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 23. März. In fetten Lettern lesen wir auf der Titelseite die Hauptzeile "Bagdad im Bombenhagel, Basra hart umkämpft", während die Unterzeile die näheren Aktivitäten und Einschätzungen der Angreifer umreißt: "Alliierte setzen Offensive ,Schock und Ehrfurcht′ fort. Befehlshaber Franks: ,Ein beispielloser Krieg′. Türkische Truppen ...

WIRTSCHAFT Zu "Erdbeben in Gütersloh" von Rainer Hank (2. März):.

Als evangelischer Theologe frage ich mich: Was ist denn falsch daran, wenn ein Unternehmer die Beziehung zu seiner Familie nicht seiner beruflichen Tätigkeit opfert und nicht an die Börse geht? Wenn er an der sozialen Verantwortung des Unternehmers in der Gesellschaft festhält und seine Stiftung nicht einer anonymen Verwaltung überlassen will? Wenn es ihm nicht nur um das Funktionieren von Menschen in der Funktionsgesellschaft heute geht, sondern auch um ihr ...

VON HANS RIEBSAMEN

WIESBADEN. Ein Fingerabdruck auf dem Rahmen der "Mona Lisa" wurde 1911 Vincenzo Perugio zum Verhängnis. Die Pariser Polizei konnte dem Louvre-Angestellten nachweisen, daß er das Gemälde gestohlen hatte - damals, ein knappes Jahrzehnt nach Deutschland, waren endlich auch die Franzosen von der Tauglichkeit der neuen Methode der "Daktyloskopie" überzeugt.

Das Problem ist bis heute dasselbe geblieben: Die politischen Entscheidungsträger brauchen häufig Jahre, gar Jahrzehnte, bis sie die neuesten kriminaltechnischen Methoden akzeptieren und sie in ihren Sicherheitsapparaten einführen lassen. D ...

VON WULF SCHMIESE

BERLIN. Das Bemühen um Neutralität ist groß fernab der Fronten. Hierzulande drucken Zeitungen Kästchen, um ihre Leser zu warnen: Vorsicht bei Berichten über den Irak-Krieg! Auch im deutschen Fernsehen lautet das Mantra der Moderatoren seit zehn Tagen, daß sie beim besten Willen nicht mehr für Objektivität bürgen könnten. Amerika belügt uns wie der Irak, so die Botschaft, doch wir Deutschen sind diesmal besonders wachsam. Das ist die Lehre aus den vorherigen Kriegen am Golf, im Kosovo, am Hindukusch. G ...

VON FRITZ FRIEDEBOLD

SCHWALBACH/SAAR. Die Hauptstraße heißt Hauptstraße in Schwalbach. Auffällig viele Heilpraktiker und Masseure bieten ihre Dienste an. Tiefer gelegte Autos beschleunigen zwischen der Kirche "St. Martin" und der Pizzeria "Calabria". Das "Sonnentreff-Bräunungscenter" wirbt auf einem verblichenen Schild: "Ab DM 5,- sind Sie dabei." Schwalbach, ein paar Kilometer von Saarlouis entfernt, hat offenbar nach Gesundheit und fittem Äußeren strebende Einwohner, die gern schnell fahren, es aber ansonsten nicht eilig haben. Ein Plakat kündigt für diesen Sonntag die "1. S ...

VON MICHAEL INACKER

BERLIN. Einen der wichtigsten Männer in ihrem Leben hat Angela Merkel noch nie gesprochen. Das politische Schicksal der CDU-Vorsitzenden hängt vom schnellen Erfolg des amerikanischen Oberbefehlshabers im Irak-Krieg, Tommy Franks, ab. Daß er am Ende obsiegen wird, ist eine Frage der Zeit. Genau darin aber liegt das Problem der Unionschefin, die sich unmißverständlich auf die Seite Amerikas geschlagen hat. Franks und Merkel haben zwei unterschiedliche Kalender: einen militärischen, der jedoch für den abschließenden Erfolg kein Datum vorgesehen hat ...

VON WULF SCHMIESE

BERLIN. Es sind nur zwei hinzugewonnene, virtuelle Punkte in den Umfragen: 32 Prozent der Deutschen würden - wäre an diesem Sonntag Wahl - SPD wählen; 47 Prozent die Union. Doch das wenige Mehr wirkt auf die Sozialdemokraten, die nach einem halben Jahr andauernden Kräfteschwund seit zwei Wochen wieder langsam zulegen, wie der Zaubertrank des Druiden Miraculix. Sie wähnen sich seit Kriegsbeginn stark und ihre politischen Gegner nicht mehr wirklich in der Überzahl.

"Das Problem der Kakophonie liegt jetzt ...

VON JOSEF OEHRLEIN UND ANNE SCHNEPPEN

LIMA/TOKIO. Was tut eine schöne Frau, wenn sie von einem sehr mächtigen Mann geliebt wird und wenn schließlich herauskommt, daß ihr Liebhaber ein wahres Monster ist, ein Unhold, der grausame Taten begangen hat? Sie weint. Jacqueline Beltrán, die Geliebte des einst in ganz Peru gefürchteten "schwarzen Mönchs" Vladimiro Lenin Montesinos, hat bei ihrem Schlußplädoyer geweint. Dabei hatte der Geheimdienstchef und noch geheimere Berater des früheren peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori ihr nur kleine Gefälligkeiten erwiesen. Er ...

VON CARSTEN GERMIS

Warum ist der Bundeskanzler eigentlich so wütend auf die Professoren in der Rürup-Kommission? Sie quatschen ihm zuviel, klagt Gerhard Schröder. Überrascht ihn das wirklich? Die Erfahrung macht der Kanzler doch seit Jahren. Da gab es die Weizsäcker-Kommission zur Reform der Bundeswehr, die Süssmuth-Kommission zur Zuwanderung, die Hartz-Kommission zur Deregulierung des Arbeitsmarktes. Immer quatschte einer zuviel. Immer gab es gezielte Indiskretionen. Intrigen gehören nun mal zum Geschäft, wenn die Politik ordnungspolitische Vorgaben nicht wagt und es Kommissionen überläßt, den ...

Von Klaus-Dieter Frankenberger

Das Gift der Irak-Krise hat sich in alle Winkel der internationalen, atlantischen und europäischen Politik ausgebreitet. Spuren dieses Gifts, das eine ungeheure spalterische Wirkung entfaltet, finden sich sogar in den deutschen Parteien wieder: Um die amerikafreundliche Haltung der CDU-Vorsitzenden ist mittlerweile ein heftiger Kampf entbrannt. Noch scheint niemand einen Rat zu wissen, wo das Serum zu suchen ist, mit dem wenigstens verhindert werden könnte, daß sich die Prozesse der Zerrüttung und der Entfremdung ungehemmt fortsetzen - und damit ...

VON SYLKE TEMPEL

Der Krieg gegen Saddam Hussein stehe erst am Anfang, sagt der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Der Schaden, der dem globalen diplomatischen Netzwerk durch die Ungeschicklichkeit aller Akteure zugefügt wurde, müsse aber jetzt schon behoben werden, verlangt vor allem der britische Premierminister Tony Blair. In Camp David sprach er deshalb mit Bush besonders eindringlich auch über den palästinensisch-israelischen Konflikt. Es sei höchste Zeit, sagte Blair, den vom Nahost-Quartett - Vereinigte Staaten, Europäische Union, Vereinte Nationen und Rußland - entwickelten ...

VON MATTHIAS RÜB

Keine gute Kriegswoche für die amerikanische Regierung. Der Vormarsch, ja, der Sturm auf Bagdad der ersten Tage nach Kriegsbeginn ist zum Erliegen gekommen. Aus der irakischen Hauptstadt gehen Meldungen von Explosionen auf Marktplätzen mit Dutzenden von Toten - vor allem Frauen und Kinder - um die Welt. Deren Ursache kann zwar kaum jemand zweifelsfrei ermitteln, doch die "arabische Straße" und die ohnedies dem Krieg gegenüber skeptisch eingestellte Öffentlichkeit in den meisten westlichen Staaten werden in ihrer Meinung bestärkt, d ...

VON THOMAS SCHMID

Die Antikriegsbewegung liegt mit ihrem Instinkt nicht falsch: Die amerikanische Regierung hat die Welt tatsächlich getäuscht. Sie hat in der Irak-Krise nicht ernsthaft auf die Vereinten Nationen, also auf Verhandeln und Eindämmen, gesetzt. Der Irak-Krieg ist nicht defensiv, sondern offensiv, er ist ein imperialistischer Krieg. Deswegen wird er als Rückfall, als Atavismus, als Wiederkehr einer überwunden geglaubten dunklen Vergangenheit angesehen. Vielleicht aber hat die amerikanische Regierung ja gute Gründe für ihren Weg gehabt.

Lehrer und Schüler, Eltern und ...

VON OTTO KALLSCHEUER

Wem nutzt der Krieg am Golf? Ein Nutznießer steht fest: Robert Mugabes Chancen, sein politisches Ende hinauszuzögern und den Hungertod seines Landes zur endlosen Folter hinzuziehen, vergrößern sich mit jeder irakischen Gegenwehr. Als Hans Magnus Enzensberger 1991 den irakischen Diktator "Hitlers Wiedergänger" nannte, empörten sich alle politisch Korrekten. Im März 2003 ernannte sich Mugabe selbst zum "Hitler in Zimbabwe" - und die Empörung der Weltöffentlichkeit blieb aus.

Mugabe nutzte die Gunst der Stunde, den Krieg gegen Saddam H., ...

Diana Pinnow arbeitet bei der amerikanischen Armee in Hanau. Ihr Mann kämpft am Golf. Seit dem Beginn des Kriegs begleiten wir Diana und berichten über das Leben einer Soldatenfrau.

VON CORNELIA VON WRANGEL

BABENHAUSEN / VILSECK. Für Diana ist der Krieg abstrakt und weit weg und doch wieder nicht. Er ist ganz nah, weil ihr Mann in diesem Krieg kämpft. Diana denkt das Natürlichste der Welt, wenn sie hört, daß wieder amerikanische Soldaten gefallen sind. "Es wird doch nicht meiner sein." ...

VON JÜRG ALTWEGG

GENF. Es ist ein Unwesen wie aus dem Horrorfilm. Vierzig Zentimeter groß werden die Monstren. Ihr Verhalten ist aggressiv, für ihre Umwelt sind sie eine existenzbedrohende Gefahr: Im Südwesten Frankreichs treiben gewaltige Ochsenfrösche ihr Unwesen. Wenn im Ententeich und sogar im Hühnerstall über Nacht die Küken verschwinden, war es nicht der Fuchs, sondern ein Frosch - ein Riesenquaker aus Florida, zwei Kilogramm schwer. Mehrere zehntausend sollen es schon sein. Sie fressen Teiche leer und bedrohen das Leben in ...

Die geistige Öde breitete sich weiter aus, wie insbesondere die unmaßgeblichen Äußerungen von Lehrern - Bundeskanzler Schröder hatte sie zur allgemeinen Erheiterung einst als "faul" beschrieben - und ihrer Schüler bezeugten. Aus einem in diesem Milieu nicht selten anzutreffenden Unverstand heraus befanden sie, der Krieg sei nicht gut und die Amerikaner seien an allem schuld, und führten als Kronzeugen die Vereinten Nationen an - eine Vereinigung, in der zweifelhafte Staaten ein Übergewicht haben und die sich in erster Linie damit ...

Herber Rückschlag auf dem Weg zur EM. Die DFB-Elf verspielt beim 1:1 gegen Litauen die Tabellenführung.

VON MICHAEL HORENI

NÜRNBERG. Am Ende verteidigte Litauen mit seiner gesamten Mannschaft den eigenen Strafraum. Und nachdem der große Außenseiter aus dem Baltikum mit gebündelter und letzter Kraft auch noch die fünf Minuten Nachspielzeit ohne weiteren Schaden überstanden hatte, war eine der größten Überraschung in der deutschen EM-Qualifikationsgeschichte tatsächlich nicht mehr abzuwenden. Die deutsche Mannschaft erreichte gegen Litauen in Nürnberg nur ein rundum enttäuschendes ...

Oliver Kahn: Es schien ein gemütlicher Abend zu werden für den deutschen Torhüter, aber die Beschäftigungslosigkeit im Frankenstadion endete nach einer guten Stunde. Beim Gegentor war er chancenlos, mit einer Parade verhinderte er ein zweites Tor für Litauen und bewahrte den Weltmeisterschaftszweiten vor einer noch größeren Blamage.

Arne Friedrich: Solide Leistung des Berliners, der aber nicht verhindern konnte, daß in der deutschen Abwehr in der zweiten Halbzeit bisweilen größere Desorientierung herrschte.

Christian Wörns: Der Senior in der Viererkette wirkte in ...

Rudi Völler: "Zwanzig Minuten haben wir genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Da waren wir aggressiv und haben die Litauer zu Fehlern gezwungen. Dann aber haben wir leider aufgehört, diesen Fußball zu spielen. Da hat man gedacht, daß es mit geringerem Aufwand auch geht. Da waren wir schludrig, wollten mit weniger Laufbereitschaft den Gegner an die Wand spielen. Erst nach dem 1:1 haben wir wieder versucht, Fußball zu spielen. Aber das hat nicht gereicht."

Oliver Kahn: "In ...

VON MICHAEL ASHELM

FÜRTH. Ein insgesamt harmonischer Abschied, doch ganz ohne Stichelei wollte der große Boß den Abtrünnigen nicht aus seiner Pflicht entlassen. Neben den vielen freundlichen Worten formulierte Gerhard Mayer-Vorfelder also ein paar Sätze, die Jürgen Kohler zum Schluß gar nicht erst kommentieren wollte. "Das war schwach", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Die Mannschaft ist noch nicht perfekt, da wird der Nachfolger einiges zu tun haben." Die deutliche Kritik galt dem ältesten DFB-Nachwuchs, der sogenannten "U 21"-Nationalmannschaft, d ...

VADUZ/ZÜRICH (sid). Die Superstars Michael Owen und David Beckham haben die englische Fußball-Nationalmannschaft im Rennen um die Qualifikation zur Europameisterschaft 2004 in Portugal gehalten. Durch die Tore des Torjägers (28. Minute) vom FC Liverpool und Kapitän Beckham (53.) von Manchester United zum 2:0-Erfolg in Vaduz gegen Liechtenstein verkürzten die Briten in der Gruppe 7 ihren Rückstand auf den spielfreien Tabellenführer und WM-Dritten Türkei auf zwei Punkte.

Der Auftritt der Engländer beim Team des deutschen Trainers Ralf Loose fand ...

Das schottische Team besiegt Island 2:1 und ist Tabellenführer. Briegel gelingt mit Albanien eine Überraschung.

GLASGOW (dpa). Zwei Jungprofis haben den ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts und die schottische Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation auf Platz eins der Tabelle geschossen, nachdem die deutsche Mannschaft parallel nur ein Remis gegen Litauen schaffte. Der 23 Jahre alte Kenny Miller (12. Spielminute) und der ein Jahr jüngere Lee Wilkie (70.) erzielten am Samstag in Glasgow die Tore zum mühevollen, aber verdienten 2:1 ...

Wenige Tage vor der Trennung von Frank Neubarth haben Sie einen "größeren Bonus" für den Trainer gefordert. Woher kam Ihr plötzlicher Sinneswandel?

Wir wollen nächste Saison europäisch spielen, deswegen mußten wir ein Zeichen setzen. Es war eine Entscheidung, die nichts mit der Klasse von Frank Neubarth zu tun hat. Aber die Kritik an Neubarth hat auch die Truppe gehemmt. Er hatte hier keine Lobby, soviel ist klar. Er ist ein kühlerer Mann als viele andere in diesem Geschäft. Wir wollen ...

VON RICHARD LEIPOLD

GELSENKIRCHEN. Mitten in einer Saison vom Bundesligaspieler zum Teamchef aufzusteigen ist ungewöhnlich. Selbst "auf Schalke", wo es zum Mythos gehört, daß die Uhren manchmal anders gehen. Marc Wilmots hat diesen Wechsel binnen weniger Stunden vollzogen: Der 34 Jahre alte Belgier räumte seinen alten Spind und zog ein paar Türen weiter in die Trainerkabine. "Acht Spiele, ein Ziel", so umreißt er den Arbeitstitel seiner Mission. Das Ziel ist die Qualifikation für den Europapokal. Und was ist der Weg? "Teamgeist", s ...

VON JOACHIM MÖLTER

In den zurückliegenden Wochen ist Fedor Radmann, der Vizepräsident des Organisationskomitees (OK) für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006, wegen seiner geheimen Geschäftsbeziehungen in die Kritik geraten. Der OK-Präsident ist Franz Beckenbauer. In der nächsten Woche will die Deutsche Fußball-Liga entscheiden, ob und wie sie den FC Bayern München wegen dessen Geheimvertrag mit dem Medienkonzern von Leo Kirch bestraft. Der Präsident des Klubs ist Franz Beckenbauer; er ist auch der Aufsichtsratschef der FC Bayern AG. Franz Beckenbauer trägt die Gesamtverantwortung für ...

VON ROLAND ZORN

WASHINGTON. Monatelang stellte Victor Kraatz seiner Partnerin Shae-Lynn Bourne immer wieder dieselbe Frage: "Wie wär′s mit noch einem Jahr?" Nach langem Warten bekam der kanadische Eistänzer von seiner Partnerin im August 2002 endlich das Jawort. Seitdem haben die zwei ihre letzte Saison dazu genutzt, aus einem Hochsommerversprechen die Erfüllung ihrer Laufbahn zu machen. Nach zwölf gemeinsamen Jahren im Schatten noch besserer Konkurrenten waren Bourne/Kraatz am Freitag abend (Ortszeit) im MCI Center von Washington endlich am Ziel: Sie ...

1 Welche sportliche Leistung bewundern Sie am meisten?

Nicht aufzugeben und mit Anstand weiterzumachen, auch wenn ein Sieg in unerreichbare Ferne gerückt ist.

2 Was war Ihre größte sportliche Leistung?

Mein DLRG.

3 Ihr Erfolgsgeheimnis?

Nur alles ist alles. Dabeisein reicht nicht.

4 Was war Ihre größte sportliche Niederlage?

Die Diagnose einer Knochenerkrankung in meinem linken Fuß. Schulsport gab es für mich ab der 7. Klasse nur noch außer Konkurrenz. Bis auf Schwimmen.

5 Ihr Lieblingsgegner?

Beim Tischtennis nehme ich ...

Im Tennis mag ein Aufschlag schnell sein, im Tischtennis aber ist er ein großes Rätsel. Der Aufschläger gibt es seinem Gegner auf, denn er kann dem Ball mit Unterarm und Handgelenk entweder Seitenschnitt geben, Unterschnitt, Überschnitt, eine Kombination von allem oder auch - sehr beliebt - gar keinen Schnitt. Das sind aber noch nicht alle Tricks. Das Rätsel wird noch schwieriger, wenn der Aufschläger den Ball verdeckt, mit der Hand, mit dem Oberkörper, mit dem Kopf. Dem Gegner hilft da ...

ril. KÖLN. Manchmal fällt es Hans Zach schwer, freundlich zu bleiben oder wenigstens korrekt. Kritiker werfen dem Trainer der Kölner Haie vor, das Beschimpfen von Schiedsrichtern gehöre zu seinen Spezialdisziplinen. Doch Zach kann auch anders. Nach dem 3:2 über die Mannheimer Adler im ersten Halbfinalspiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gab sich der zuweilen heißblütige Übungsleiter des Meisters verständnisvoll. Er könne und wolle dem Schiedsrichter "keinen Vorwurf machen". Petr Chvatal hatte dem Kölner Tino Boos einen regulären Treffer ...

VON FRIEDHARD TEUFFEL

COURMAYEUR. Zwei Jahre lang hat Jörg Roßkopf kein Länderspiel mehr gemacht, sich lange vorbereitet auf die Rückkehr in die Nationalmannschaft - und dann steht auf der anderen Seite der Tischtennisplatte ausgerechnet ein Abwehrspieler. Hätte die Rückkehr nicht etwas aufregender sein können, etwas fordernder? "Ich habe schon lange nicht mehr gegen einen Abwehrspieler verloren. Gegen Abwehr hätte ich auch mit verletztem Arm gut spielen können." Roßkopf hat sich daher ein bißchen gelangweilt, obwohl es doch eine große Bühne ...

Die Vereinigten Staaten führen Krieg gegen den Irak, die Deutschen, die Franzosen und andere protestieren. Was bekommen Sie davon mit? Gibt es antideutsche Kommentare?

Ich habe bis jetzt keine negativen Erfahrungen gemacht, weder in Dallas noch in anderen Städten. Die Fans waren immer normal zu mir. Das finde ich auch gut so, ich habe mit der Politik, die wir in Deutschland machen, nichts zu tun. Ich bin kein Politiker.

Mit der amerikanischen Politik haben Sie ebenfalls nichts zu tun, aber ...

VON HEIKKI KULTA

HELSINKI. Finnland ist das Land der tausend Seen - und der tausend Rennfahrer. Mit dem Sieg von Kimi Räikkönen beim Großen Preis von Malaysia am vergangenen Sonntag setzte sich eine erfolgreiche Tradition fort. Räikkönen ist in diesem Jahr der einzige Finne in der Formel 1, doch mindestens zwei Kandidaten stehen bereit, in die Renner zu steigen. Heikki Kovalainen, 21 Jahre alt, gehört zum Renault-Nachwuchsteam und fährt in diesem Jahr in der Telefonica-Nissan-Serie mit dem besten Auto. Nico Rosberg, e ...

Der Himmel verdunkelt sich, die Sonne ist hinter Schlieren verschwunden, ein Schatten fällt auf das blasse Gesicht, das dem Jungen gehört, der seinen Arm in die Luft reißt und die Hand ausstreckt, den Zeige- und den Mittelfinger zu einem V gespreizt. Ein Vogel schwebt über den Menschen, die sich jetzt die Hände reichen und einen Kreis bilden, als ob sie gemeinsame Atemübungen machten, leer die Gesichter, voll die Herzen, verlorene Gestalten in einer kalten Welt. Auf Bagdad fallen Bomben, die ...

Die Amerikaner am Nebentisch hatten den Fehler gemacht, etwas zu laut und hämisch über "Old Europe" zu sprechen, so laut, daß der Kellner im "Vavin" es hören konnte. Dann kam das Essen. Unser Essen. Wir bekamen einen Salade au chèvre chaud; die Amerikaner bekamen nichts. Nach dem Salat wurden Carré d′Agneau, Soupe de Poisson und Steak Tartare serviert. Die Amerikaner saßen vor leeren Tellern und riefen Wütendes in Richtung Küche. Nach einiger Zeit sagte ein mitfühlender Gast, er glaube, die ...

FREITAG ABEND. Mit siebzehn verkleidete sich die Tochter eines Tiroler Büchsenmachers als Bursch und hob einen Adlerhorst aus. Später emanzipierte sich Anna Stainer-Knittel von Vater, Pfarrer und Natur und reüssierte als Alpenmalerin in der Münchner Boheme. 1870 erzählte sie ihr Abenteuer in einem Innsbrucker Andenkenladen Wilhelmine von Hillern: Zwei Superweiber hatten sich gefunden. Wilhelmine schrieb keck liberale Romane für die "Gartenlaube"; ihr Leben war der beste: wie Trotzköpfchen Herrgottsschnitzerin von Oberammergau wurde. "In dem Mädchen steckt ein wunderbarer Goldschatz", orakelte ...

FREITAG ABEND. Eines Tages steht der Sohn im Wohnzimmer und klagt seine Vergangenheit ein. Guten Tag, guten Tag, ich will mein Leben zurück. Doch das, was sein Leben hätte sein können, ist bereits das eines anderen, seines Klons. An ihn hat er alles verloren, seine Einzigartigkeit und seinen Vater. Doch auch die Kopie ist nicht einmalig, von ihr gibt es noch 19 andere.

"A Number" hat Caryl Churchill ihr jüngstes Drama genannt, das jetzt unter dem Titel "Die Kopien" an ...

FREITAG ABEND. Im Hotel der Liebe ist Saisonende. Die Partys sind vorbei, man liegt herum, und übrig bleibt die Sehnsucht nach großer Leidenschaft. Bereits das erste Bild in Corinna von Rads Inszenierung der Operette "Die schöne Helena" von Jacques Offenbach rückt den antiken Stoff ins Jetzt. Jedoch ein Jetzt im Zustand der gelangweilten Dekadenz. Aus Helenas halbgöttlicher Herkunft, da Zeus ihre Mutter als Schwan verführte, ist der Name des Grand Hotels geworden, dessen Lobby und Bar der Ort der Handlung ...

FREITAG ABEND. Wunschkonzert im Theater. Da sind endlich mal alle zufrieden, gar nichts kann schiefgehen. "I can′t get no satisfaction" dröhnt es durch die Halle Kalk, die rechtsrheinische Spielstätte des Kölner Schauspiels. Die Band greift in die vollen, und das Publikum kreischt, als würde Mick Jagger höchstselbst durchs Müngersdorfer Stadion zappeln. "′Cause I try, ′cause I try . . ." Das Theater spielt Rock ′n′ Roll. Dabei ist der "Stones"-Hit schon die Zugabe, Zugeständnis einer Postkarten-Aktion, mit der die ...

"Das ganze Leben einer Frau an einem einzigen Tag, an einem Tag . . . und in diesem Tag ihr ganzes Leben." So heißt es in "The Hours", der nun endlich auch in den deutschen Kinos läuft. Nicole Kidman hat für ihre Darstellung der Virginia Woolf den Oscar bekommen, Meryl Streep und Julianne Moore waren für die besten Nebenrollen nominiert. Es ist ein Film über Frauen - und als weibliche Kino-Besucherin ertappt man sich bei der Frage, wie ein ...

Leonardo da Vinci hat nicht nur viele muskulöse Männer gezeichnet, er soll selber einer gewesen sein. Leider trifft das auf die Liebhaber seiner Kunst nicht immer zu. Und deshalb haben die jetzt ein ernstes Problem. Sämtliche Gemälde und fast alle Zeichnungen - dieses Buchereignis ist nämlich zunächst mal eine physische Zumutung: zehn Kilogramm Leonardo.

Überwältigung durch Größe und Gewicht. Bodybilder für Bodybuilder. Der Taschen-Verlag hat die erste umfassende Darstellung des inkommensurablen Gesamtwerks dieses Künstlers auf ein ebensolches Format gebracht. Daß ...

Warum haben Sie nie über Ernst Jünger geschrieben?

Ernst W. Genske, Brühl

Jawohl, es stimmt. Seit über einem halben Jahrhundert schreibe ich über deutsche Literatur, zumal des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber nie habe ich eine Kritik über ein Werk von Jünger veröffentlicht, nie habe ich versucht, ein Porträt von ihm zu skizzieren oder mich mit seiner Gedankenwelt auseinanderzusetzen. Diese Welt interessiert mich nicht, sie ist mir vollkommen fremd, ja, ich empfinde vieles in seinem Werk als abstoßend.

Spricht es nun gegen einen ...

Zwei Personen - offenbar Mutter und Tochter - haben also via Landgericht München I eine einstweilige Verfügung gegen den Roman "Esra" von Maxim Biller erwirkt. Der Verlag darf demzufolge keine weiteren Exemplare verkaufen. Wohlgemerkt: Es geht um einen Roman. Es handelt sich nicht um die Reportage über das Liebesleben eines Torwarts oder die Eskapaden eines alternden Tennisspielers - wir haben es zu tun mit fiktiver Prosa. Damit hat der Fall literarisches Gewicht: Man will einem anerkannten Schriftsteller verbieten, vorgefundenes Material ...

WIEN, 12. Oktober 2002.

Meinem Mitarbeiter Boris klebt eine schlaflose Nacht im Gesicht. Der Mann ist auf Alkoholentzug und nuckelt an der Milchflasche wie am weichen Busen einer Frau. Der Ekel zieht sich um seinen Mundwinkel und die Qual. Ich kenne die Sucht, habe heroinkranke Freunde in den Tod begleitet und mein Fett mühevoll abgebaut, das sich wie ein Würgegriff um meinen Hals geschlungen hatte. Boris macht ein Kreuzzeichen und beginnt sein Geständnis. "Ich bin ein Betrüger. Die Brillanten, die ...

VON TREVIRA BUDDENSIECK

Von Nancy Reagan weiß man, daß sie ihren Astrologen konsultierte und die Ergebnisse auch ihrem Gatten Ronald nicht vorenthielt. Als ehemaliger Schauspieler war dieser nicht unempfänglich für entsprechende Hinweise. George Bush dagegen ist so erfüllt vom Heiligen Geist, daß dort für andere Einflüsterungen kein Bedarf besteht. Wenn das Bonmot Robert Kagans von den Bewohnern des Mars und der Venus irgendeinen tieferen Sinn haben soll, dann hätten die Amerikaner nur einen Tag warten müssen, bis sie sich mit ihren ...