Es ist keine Krise. Es ist Krieg. In Europa. Seit Wladimir Putin vorzwei Wochen in die Ukraine einmarschiert ist, ist nichts mehr, wie eswar. Was dieser Umstand für die Millionen Menschen in der Ukrainebedeutet, ist nur schwer (in Worte) zu fassen. Angesichts dessenrücken ökonomische Fragen natürlich in den Hintergrund. Klar ist aberebenso: Die Industrie muss sich neuen, teils noch nie dagewesenenHürden stellen. Denn für die Weltwirtschaft hat der Kriegweitreichende Konsequenzen -während jene der weiter grassierendenPandemie noch lange nicht bewältigt sind.Russland zeichnet für zehn Prozent und die Ukraine für vier Prozentder globalen Weizenexporte verantwortlich. Österreich steht voreinschneidenden Fragen wie der ...1
Lange bevor Putin seinen Feldzug gegen die Ukraine begann, warRussland im Krieg. Allerdings nicht mit Panzern, Flugzeugen oderRaketen, sondern mit frei erfundenen Geschichten, manipuliertenBildern und Videos. Denn das Land führt einen Desinformationskrieggegen den Westen. "Die russische Führung ist nicht die einzige Quellevon Desinformation in Europa, aber ganz klar die größte", so derösterreichische EVP-Abgeordneter Lukas Mandl in einer Stellungnahmezum HORIZONT. Der Politiker gehört seit zwei Jahren demSonderausschuss zu Einflussnahme aus dem Ausland auf alledemokratischen Prozesse, einschließlich Desinformation an.Genau beobachtet wird die russische Desinformationskampagne vonNewsguard. Das Unternehmen katalogisiert Falschmeldungen über denKonflikt, die von seinem Analysten-Team identifiziert und widerlegtwurden. "Schon Monate vor ...3
O RFKorrespondent Christian Wehrschütz und seine nüchternstoische Artvom Krieg in der Ukraine zu berichten, sind derzeit in (fast) jederNachrichtensendung des ORF zu hören und zu sehen. Wehrschütz, 60, isterfahrener Kriegs-und Krisenreporter, Major der Miliz,Militärdolmetsch für Russisch und Ukrainisch und beschäftigt sichseit 30 Jahren mit der Ukraine. HORIZONT erreichte ihn in BilaZerkwa, einer 200.000-Einwohner-Stadt südlich von Kiew.HORIZONT: Sie berichten seit einigen Tagen nur mehr vereinzelt ausKiew, sind in den Süden ausgewichen. Welche Überlegung standdahinter?CHRISTIAN WEHRSCHÜTZ: Wenn tatsächlich ein Großangriff auf Kiewerfolgt, die Infrastruktur zusammenbricht und wir nicht mehrberichten können, nützt mir dort das beste Bildmaterial nichts.Deshalb ...3
Es hat 314 Jahre gedauert: Zum Internationalen Frauentag 2017 schriebSolmaz Khorsand als erste Frau in der Geschichte der Wiener Zeitungden Leitartikel. Im HORI-ZONT-Interview erzählt die Journalistin,Podcasterin ("Ganz offen gesagt") und Autorin ("Pathos"), dass es ihrdabei aber um etwas Größeres ging.Internationalen Frauentag als erste Frau den Leitartikel in derWiener Zeitung geschrieben. Wie sehr mussten Sie dafür kämpfen?SOLMAZ KHORSAND: Ich tue mir da ein bisschen schwer mit diesemLeitartikel-Thema, weil ich merke, dass es von einigeninstrumentalisiert wird, um gegen die Wiener Zeitung zu bashen. Daswird sehr martialisch dargestellt, auch in feministischen Kreisen,weil sich so die Geschichte eines Kampfes besser ...5
Egal, ob es um das richtige Geschäftsmodell für Streaming geht oderdie Frage, ob Deutschland einen "nationalen Champion" und also eineFusion von P7S1 und RTL braucht: In den zentralen strategischenFragen verfolgen die beiden großen TV-Konzerne aktuell diametralentgegengesetzte Positionen. Wohin die Reise bei den Münchnern geht,erläutert Vorstand Wolfgang Link im Interview.HORIZONT: Herr Link, die Expert: innen streiten sich darüber, was füreinen deutschen Streamingdienst die schlauere Strategie ist: einAbomodell oder AVoD, also Advertising- Video-on-Demand. Sie setzenbei Joyn weitgehend auf Werbefinanzierung -kommen Sie nicht langsamins Grübeln, wenn Sie sehen, dass RTL+ inzwischen knapp dreiMillionen Abos vermeldet? WOLFGANG LINK: Im Gegenteil. Wir sind ...6
HORIZONT: Hätten Sie sich als liberale Politikerin vorstellen können,dass es in Europa Krieg gibt?BEATE MEINL-REISINGER: Die Bilder, die wir in den vergangenen Tagengesehen haben, sind unfassbar und unerträglich -Angriffe auf zivileEinrichtungen mit vielen Toten auf beiden Seiten, das lässt michsprachlos zurück. Die Sicherheit und Freiheit Europas wird gerade vonden Ukrainer: innen gegen einen Angriff Putins verteidigt. Wir stehenvor einer Zeitenwende, die entweder dazu führt, dass Europa zerfällt,oder dass wir uns auf die Füße stellen und zu einem souveränen,vereinten, handlungsfähigen Europa kommen mit einer Perspektive fürdie Vereinigten Staaten von Europa. Noch nie war die Hoffnung sostark für ...7
HORIZONT: Als wir uns den Termin für dieses Interview ausgemachthaben, dachte ich, wir reden über die Folgen oder Nichtfolgen derPandemie für die österreichische Wirtschaft. Und jetzt ist diePandemie von einem Krieg vor der Haustür abgelöst worden.GABRIEL FELBERMAYR: Es ist von ähnlicher Struktur. Beides ist wieeine Naturkatastrophe von außen hereingebrochen. Weder der Krieg nochdie Pandemie sind in Österreich hausgemacht. Insofern gibt es daschon Parallelitäten. Sollten sich die Dinge für die Unternehmenzuspitzen -sei es durch die westliche Sanktionspolitik oder durchGegensanktionen -wenn kein Gas mehr fließen sollte, dann hätten wirin vielen Branchen Schwierigkeiten bis hin zu Produktionsausfällen,die eine gewisse Ähnlichkeit mit ...9
Sie sind unsere heimlichen Begleiter durch das Internet. Cookies,digitale Brotkrümel, die uns überall hin verfolgen. Es sind nurwenige Zeilen Computer-Code, die eine Webseite, die man besucht, aufdem Gerät oder im Browser speichert. Das kann nützlich sein: Geht manetwa in einen Onlineshop und legt ein Produkt in den Warenkorb,verlässt die Seite aber zwischendurch wieder, ist der Warenkorb nochimmer gefüllt, wenn man wieder auf die Seite zurückkehrt.Sehr früh in der Digitalgeschichte erkannten Werber aber, dass dieseBrotkrümel auch für sie sehr nützlich sein könnten. Denn wenn jedeWebseite, die man besucht, einen digitalen Brotkrümel hinterlässt undein Unternehmen diese Daten webseitenübergreifend auswertet, k ...10
Es handle sich um ein "Industry First" und das Ergebnis extensiverDiskussionen mit allen sechs globalen Mediaagentur-Netzwerken, diesich zu dem ausgearbeiteten Dokument bekennen: Im Dezemberpublizierte die European Association of Communications Agencies(EACA) neue "Media Auditing Guidelines", die Werbern sowie derenAgenturen und Wirtschaftsprüfern als Rahmen für transparentere undeffizientere Media-Audits dienen sollen (siehe Infobox). Unterstütztwird dies offiziell von GroupM, Omnicom Media Group, Publicis Groupe,Mediabrands, Dentsu sowie Havas.Media-Auditing, also die Überprüfung von Werbeinvestitionen auf dieEinhaltung von Kennzahlen wie GRP (Werbedruck) sowie TKP(Wirtschaftlichkeit) und auf die von Agenturen verhandeltenMedien-Rabatte, führte in der Vergangenheit zu einem Spannungsfeldzwischen Prüfern und Agenturen. Es habe sich auch zu ...12
Laut "Slow Fashion Monitor 2021" von Splendid Research glauben nur 24Prozent der Kundschaft, dass H& M ein nachhaltiges Warensortimentbietet. 40 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt -dabei engagiert sichH&M schon seit mehr als 20 Jahren für Nachhaltigkeit. HendrikHeuermann erklärt, warum diese Wahrnehmung nicht die größte Rollespielt.HORIZOT: Herr Heuermann, Sie sind seit 2015Nachhaltigkeitsbeauftragter für H&M. Nervt es nicht, dass Sie seitherständig danach gefragt werden, ob H&M Greenwashing betreibt?HENDRIK HEUERMANN: Den Frustrationsgrad sollte man nichtüberschätzen. Erstens mache ich das, was ich mache, mit viel Spaß.Sie können mich nachts um drei wecken und ich habe Lust, Ihnen zuerklären, was Biobaumwolle ist. Z ...16