GENIOS BranchenWissen > MARKETING & WERBUNG
Logo GENIOS BranchenWissen

Unternehmensberater - Krisen bringen Veränderungen und hoffentlich gutes Beratergeschäft

MARKETING & WERBUNG | GENIOS BranchenWissen Nr. 05 vom 23.05.2022


Wachstumsprognose 2021 übertroffen

Die Corona-Krise brachte den rund 26 000 deutschen Unternehmensberatungen im Jahr 2020 ein ungewohntes Umsatzminus von 3,2 Prozent. Für 2021 rechneten sie aber bereits wieder mit wachsenden Beraterumsätzen in Höhe von neun Prozent - das Aufholen gelang! Für 2021 meldete der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) sogar ein Wachstum von über zehn Prozent und einen Gesamtumsatz von 38,1 Milliarden Euro.

Am stärksten wuchsen die Organisations- und Prozessberater (Volumen 16,7 Milliarden Euro, plus elf Prozent) und die HR-Berater (Volumen 3,5 Milliarden Euro, plus 11,5 Prozent). Sie profitierten von guten Projekten im Vertrieb, in der Beschaffung und dem Supply Chain Management, von Personalthemen wie Management Diagnostik und Führungskräfteentwicklung sowie dem Employer Branding, also dem Aufbau einer starken Arbeitgebermarke. Weitere große Consultingbereiche sind die Strategieberatung (Volumen: 9,5 Milliarden Euro) und die IT-Beratung (8,4 Milliarden Euro). (1)


Noch überwiegend gute Erwartungen für 2022

Der Ukraine-Krieg beschert der Welt etliche Unsicherheiten und diese beeinflussen auch die Unternehmensberaterbranche. Die Unternehmensberater hoffen, dass ihnen die aktuellen krisenbedingten Veränderungen gutes Geschäft bringen. Impulse sollen vor allem aus den Kundenbranchen Gesundheitswesen (erwartete plus 11,5 Prozent), Chemie und Pharma (plus 13,5 Prozent), dem Öffentlichen Sektor (plus 11,5 Prozent) und sowie der größten Kundenbranche, dem Versicherungsgewerbe (plus 11,5 Prozent) kommen. Auch die Energiewirtschaft gilt als treibender Faktor des Geschäfts.

Noch bezeichnet der Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) die Geschäftslage als gut. Rund 80 Prozent der Consultingfirmen halten trotz der geopolitischen Lage an ihrer bisherigen Umsatzprognose fest, die anderen korrigieren sie nach unten; der Geschäftsklimaindex sinkt zum zweiten Mal in Folge. Vor allem große Consultingfirmen mit langen, umfangreichen Projekten sind skeptischer gestimmt, was die kommenden Monate bringen werden. (2), (3), (4), (5)


Mehr Frauen gesucht

2021 waren in Deutschland rund 219 000 Menschen bei Consultingfirmen beschäftigt, davon 162 000 als Berater. Nach wie vor ist die Consultingbranche männerdominiert, auch wenn sie sich engagiert, mit flexibleren Arbeitsmodellen und Home-Office auch für weibliche Mitarbeitende attraktiv zu sein. Immerhin ist der Anteil weiblicher Mitarbeitender im Jahr 2021 um vier Prozentpunkte auf 39 Prozent angestiegen. Bei den in Beratungsprojekten tätigen Mitarbeitenden liegt der Frauenanteil bei 29 Prozent, auf Leitungsebene bei 15 Prozent.



Trends

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Umsatz der Unternehmensberaterbranche um 85 Prozent erhöht von 20,6 auf 38,1 Milliarden Euro. In den zurückliegenden 20 Jahren hat er sich sogar fast verdreifacht. (2)



Fallbeispiele

Die Energiewirtschaft präsentiert sich als gute Klientin der Unternehmensberater. Sie verzeichnete 2021 ein Umsatzplus von 14,5 Prozent. Innerhalb der Consultingbranche kommt die Energie- und Wasserversorgung auf einen Marktanteil von 8,8 Prozent. Zum Vergleich: Verarbeitendes Gewerbe 31,6 Prozent, Finanzdienstleister 24,6 Prozent. (2)

Der IT-Berater Accenture hat das Geschäft in Russland ausgegliedert; es wird von den bisherigen Führungskräften unter neuem Namen fortgeführt. In den vergangenen Wochen hat Accenture sechs Firmen übernommen, aus den Bereichen Lieferkettenoptimierung, Big Data, Nachhaltigkeit, 5G und cloudbasierte Optimierung von Lagerlogistik. Auch in seinem Agenturgeschäft stehen Veränderungen an. Die bestehende Fragmentierung wird aufgelöst; man will sich im internationalen Geschäft den Klienten gegenüber einheitlich präsentieren, mit einem gemeinsamen Label. Daher tritt der Digitalagenturkonzern Accenture Interactive künftig weltweit unter dem Namen Accenture Song auf. Auch die deutschen Tochterunternehmen Kolle Rebbe, Sinner Schrader und Mackevision werden diesen Namen tragen, also nicht mehr ihren etablierten Namen und den Zusatz Part of Accenture Interactive. Die Agentur ist mit einem Umsatz von mehr als zehn Milliarden US-Dollar das weltweit größte Digitalnetzwerk und gehört zum rund 500 000 Mitarbeiter großen Accenture-Konzern. (6), (7), (8)



Zahlen & Fakten


2021 waren in Deutschland rund 162 000 Unternehmensberaterinnen und -berater beschäftigt.
Die Zahl aller Mitarbeitenden lag insgesamt bei rund 219 000.
Der Umsatz 2021 betrug 38,1 Milliarden Euro (plus 10,3 Prozent).
Etwa 175 Consultingfirmen erzielten mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz.
Rund 3 400 Unternehmensberatungen zählen zu der Größenklasse mit 1 bis 50 Millionen Euro Umsatz.
Rund 22 500 Marktteilnehmer erzielen einen Jahresumsatz von unter einer Million Euro.
Der Umsatzanteil der Top 10 im Markt liegt bei etwa 23 Prozent.
Zum Vergleich:
Umsatz 2020: 34,6 Milliarden Euro (minus 3,2 Prozent), Umsatz 2019: 35,7 Milliarde Euro. (2)



Weiterführende Literatur:

(1.) Employer Branding 2022
aus Arbeit und Arbeitsrecht, Heft 4 vom 06.04.2022 Seite 40-43

(2.) Berater schließen 2021 erfolgreich ab
aus www.powernews.org Meldung vom 19.04.2022 - 09:04

(3.) BDU-Consultants trotz Krieg zuversichtlich
aus wirtschaft & weiterbildung Heft 5/2022 S. 8

(4.) Geschäftslage im Consulting vielfach noch gut, Aussichten schwächer
aus wirtschaft & weiterbildung Heft 5/2022 S. 8

(5.) Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Consultingbranche zurzeit noch gering
aus wirtschaft & weiterbildung Heft 5/2022 S. 8

(6.) Sechs Firmen in einem Monat
aus ChannelPartner.de, Meldung vom 25.04.2022

(7.) Umbenennung: Kolle Rebbe und Sinner Schrader heißen künftig Accenture Song
aus horizont.net vom 26.04.2022

(8.) Wir machen das nicht aus Spaß
aus horizont.net vom 26.04.2022

Anja Schneider

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 05 vom 23.05.2022
Dokument-ID: s_mar_20220523

Alle Rechte vorbehalten. © GBI-Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH