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Schienengüterverkehr - Experten prognostizieren Nachfragerückgänge

TRANSPORT & LOGISTIK | GENIOS BranchenWissen Nr. 04 vom 25.04.2018


Transport und Logistik im Stimmungshoch

Die deutsche Logistikwirtschaft hat das Jahr 2017 mit einem Umsatzplus von rund fünf Prozent abgeschlossen. Damit verlief das Jahr deutlich besser als die Jahre davor. 2018 soll es infolge der weiterhin verlässlich robusten Konjunktur in Deutschland und Europa mit fast dem gleichen Tempo weitergehen. Vorausgesagt ist für das laufende Jahr ein Umsatzplus von vier Prozent.

Die Transportbranche kam 2017 nicht ganz an die Umsatzzuwächse der Gesamtlogistik heran, verzeichnete aber ebenfalls Anstiege. So legte die Güterverkehrsleistung 2017 um 1,8 Prozent zu; dies ist der höchste Anstieg seit 2013, als die Verkehrsleistung sogar um 2,1 Prozent wuchs. 2018 werden die Transporteure aktuellen Schätzungen zufolge mit einem ähnlich hohen Plus rechnen können. (1)


Wachstumstempo nimmt ab

Ab 2019 allerdings soll sich die Transportzunahme in Deutschland nach Berechnungen von Experten allerdings deutlich verlangsamen. Jährlich nur noch plus 0,3 Prozent würden bedeuten, dass die Transporteure gefährlich nah an die Grenze zur Stagnation geraten.

Ein Grund für die Wachstumsverlangsamung soll es sein, dass Massengüter an Bedeutung verlieren; zum zweiten geraten die Verkehrsträger an ihre Kapazitätsgrenzen, was die Wachstumschancen ebenfalls dämpft. 2018 werden LKW beim Transport von Erzen, Steinen und Erden den Schätzungen zufolge noch ein Plus von 0,8 Prozent erzielen (bei der Verkehrsleistung), schon 2019 soll es jedoch Rückgänge in einer Größenordnung von 0,6 Prozent geben. Noch größer soll der Schwund im Segment Kohle, Rohöl und Erdgas ausfallen. Hier werden schon 2018 Rückgänge erwartet, nämlich um 0,8 Prozent; 2019 bis 2021 sollen die Einbußen sogar bei 1,1 Prozent liegen.

Laut dem Bundesamt für Güterverkehr dürfte das Wachstum auf der Straße und auf der Schiene bis 2021 auf 0,2 Prozent jährlich abflauen. Die Binnenschifffahrt wird sogar schrumpfen, nämlich um 0,1 Prozent jährlich. Ausgenommen vom Ende des Booms ist die Luftfracht. Sie verzeichnete 2017 eine Erhöhung der Transportleistung um satte 6,5 Prozent, wird in diesem Jahr um gut vier Prozent zulegen und soll laut aktuellen Schätzungen auch bis 2021 jährlich um drei Prozent wachsen.

Der üblicherweise stärker wachsende Straßengüterverkehr wird seine starke Stellung des Jahres 2016 von 71,1 Prozent der Verkehrsleistung bis 2021 daher um nur wenige Prozente auf 72 Prozent ausweiten. Die Güterbahn verliert im gleichen Zeitraum Marktanteile von zuvor 17,7 Prozent auf 17,5 Prozent. Für die Binnenschifffahrt ist ein Anteil von 7,9 Prozent prognostiziert, 2016 waren es noch 8,3 Prozent. (1), (3)





Fallbeispiele


DB Cargo weiter in der Verlustzone

Auch wenn belastbare Zahlen noch nicht vorliegen, ist doch unzweifelhaft, dass die Schiene vom gestiegenen Transportaufkommen 2017 - wie gewohnt - nur wenig profitiert hat. Ablesen lässt sich das Dilemma an den bereits vorliegenden Zahlen der Deutschen Bahn. Die Schienengütersparte DB Cargo ist mit großem Abstand die Nummer eins auf dem deutschen Schienengütermarkt. Fast 60 Prozent der 2016 auf dem deutschen Schienennetz erbrachten Verkehrsleistung gingen auf das Konto der Deutsche-Bahn-Tochter. 2011 betrug der Anteil allerdings noch 74 Prozent, was zeigt, dass private Güterbahnen an Bedeutung gewinnen.

2017 hat DB Cargo eine um 2,3 Prozent geringere Verkehrsleistung erbracht als im Jahr davor. Der Umsatz sank um ein Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Der Verlust stieg auf 90 Millionen Euro; 2016 hatte das Minus 81 Millionen Euro betragen. Damit fuhr die Gütersparte der Bahn zum dritten Mal in Folge Verluste ein. Mit verursacht wurde das unzureichende Ergebnis durch den Tunneleinsturz in Rastatt. Die Güterstrecke wurde gesperrt, DB Cargo konnte hier wochenlang keine Güter transportieren. Dies schlug stark ins Kontor, denn die Strecke vom Rheinland in die Schweiz gilt als besonders wichtiger Güterkorridor.

DB Cargo hofft nun darauf, dass der Masterplan Schienengüterverkehr der Bundesregierung positive Effekte nach sich zieht. Die Hoffnungen richten sich insbesondere auf die angekündigten Senkungen der Preise für die Trassennutzung. Von den acht Milliarden Tonnenkilometern, die der Masterplan der Schiene verschaffen soll, will sich DB Cargo fünf Milliarden abzweigen. Da die Verkehrsleistung von DB Cargo 2017 bereits über 92 Milliarden Tonnenkilometer betrug, wären auch fünf Milliarden Tonnen freilich kein ganz nennenswerter Zuwachs.

Deutlich besser als DB Cargo steht der Bahn-Gesamtkonzern da. Das Unternehmen hat 2017 mit 42,7 Milliarden Euro (die einem Plus von 5,2 Prozent entsprechen) einen neuen Umsatzrekord erzielt. Das Vorsteuerergebnis stieg von 1,46 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf 1,69 Milliarden Euro. Der Nettogewinn legte um sieben Prozent von 716 Millionen Euro auf 765 Millionen Euro zu. (2), (4), (6)


Güterbahn soll leiser werden

DB Cargo und das Schienenlogistikunternehmen VTG AG testen im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) neue Güterwaggons, die leiser und wirtschaftlicher sind als frühere Konstruktionen. Erst seit 2017 fördert die Bundesregierung die Entwicklung von besonders leisen Güterwagen. Für die Umrüstung bestehender Güterwagen auf lärmarme Bremstechnik stellt der Bund 152 Millionen Euro bereit. Ab dem Jahr 2020 sollen laute Güterwaggons gar nicht mehr fahren dürfen. (5)



Zahlen & Fakten



Frachtraten stiegen im Schneckentempo

Die weiterhin wachsende deutsche Wirtschaft und nicht zuletzt der Fahrermangel haben dazu geführt, dass der Frachtraummangel im vergangenen Jahr für viele Auftraggeber wie Spediteure ein Hauptproblem war. In der volkswirtschaftlichen Theorie müsste eine solche Angebotsknappheit zu Preissteigerungen führen, was im Transportwesen aber kaum geschah. Viel mehr stiegen die hier als Frachtraten bezeichneten Preise nur gemächlich, nämlich um 0,3 Prozent je Quartal. Auch im Langfristvergleich sind die Preissteigerungen im Transportwesen nur gering. So stiegen die Frachtraten zwischen dem zweiten Quartal 2015 und dritten Quartal 2017 um gerade einmal 0,47 Prozent. (7)



Weiterführende Literatur:

(1.) Der Boom neigt sich dem Ende
aus Verkehrs Rundschau, Heft 16/2018, S. 26-28

(2.) Ein schwieriges Jahr
aus Verkehrs Rundschau, Heft 9/2018, S. 18-19

(3.) Der Schienengüterverkehr in Deutschland ist besser als sein Ruf
aus Verkehrs Rundschau, Heft 9/2018, S. 18-19

(4.) "2017 war herausfordernd für den Schienengüterverkehr"
aus "Verkehr" Nr. 09/2018 vom 02.03.2018 Seite 3,6

(5.) Innovation auf Probefahrt / Im Auftrag des BMVI testen DB Cargo und VTG Güterwagen mit Zukunftstechnik an Bord
aus DVZ Verkehrs-Zeitung, Heft 11/2018, S. 12

(6.) Bahn lockt immer mehr Kunden an / Schienenverkehr Staatskonzern erzielt Rekordumsatz - Aber DB Cargo fährt immer noch Verlust ein
aus Frankfurt Neue Presse vom 23.03.2018, Seite 4

(7.)Frachtraten vom Boom unbeeindruckt
aus Verkehrs Rundschau Nr. 13/14/2018, Seite 16-19

Robert Reuter

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 04 vom 25.04.2018
Dokument-ID: s_tra_20180425

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