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Private Fernsehsender - RTL und ProSiebenSat.1 mit neuen Bestwerten

MEDIEN & VERLAGE | GENIOS BranchenWissen Nr. 03 vom 31.03.2016


RTL mit neuem Umsatzrekord

Die RTL Group hat 2015 ihren Umsatz um 3,8 Prozent auf 6,03 Milliarden Euro gesteigert. Damit hat Deutschlands größter Fernsehsender erstmals die Schwelle von sechs Milliarden Euro geknackt. Das Betriebsergebnis kletterte um zwei Prozent auf 1,17 Milliarden Euro, ebenfalls ein Bestwert. Der Nettogewinn stieg um 21 Prozent auf 789 Millionen Euro. Das Deutschland-Geschäft, die digitalen Geschäftsfelder und günstige Wechselkurseffekte sorgten für Auftrieb. 2016 erwartet RTL ein Umsatzplus zwischen 2,5 und 5,0 Prozent. Das operative Ergebnis soll auf Vorjahresniveau verharren. Die RTL Group ist der größte private Fernsehkonzern Europas. In Deutschland gehören die Sender RTL, Vox, RTL II, Super RTL, RTL Nitro, N-TV und Geo Television zur Gruppe. RTL befindet sich zu drei Vierteln in der Hand von Bertelsmann. (1), (3), [Abb. 1]


ProSiebenSat.1 ebenfalls mit neuen Höchstwerten

Der zweitgrößte deutsche Privatsender ProSiebenSat.1 hat 2015 Umsatz und Ergebnis auf neue Höchstwerte gesteigert. Die Erlöse kletterten um 13,4 Prozent auf fast 3,3 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür waren ein solides TV-Geschäft, vor allem aber das rasante Wachstum der Digitalbeteiligungen und Onlineportale. Der nicht bereinigte Überschuss (nach Anteilen anderer Gesellschafter) nahm dagegen unterproportional um 4,6 Prozent auf 391 Millionen Euro zu. Grund dafür waren unter anderem höhere Verwaltungskosten und höhere Ertragsteuern. Auch 2016 soll der Konzernumsatz um mehr als zehn Prozent zulegen. ProSiebenSat.1 ist inzwischen in den Dax aufgestiegen. Zur Gruppe gehören die Sender ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins sowie die Spartenkanäle Sixx, Sat.1 Gold und ProSieben Maxx. (2), [Abb. 2]


Wie weit trägt die Digitalisierungsstrategie?

Um sich vom klassischen Fernsehgeschäft unabhängiger zu machen, bauen die Fernsehsender ihr digitales Geschäft aus. Die Gründe: Die Werbekunden folgen den jüngeren TV-Konsumenten ins Netz. Zudem schauen sich immer mehr Menschen die Inhalte am Computer, auf dem Laptop, dem Tablet-PC oder dem Handy an. Die Digitalisierungsstrategie könnte aber bald an Grenzen stoßen. Denn im Netz ist die Konkurrenz groß. Streaming-Vorreiter Netflix, Alphabet (früher Google) mit der Videoplattform YouTube, Apple mit Apple TV und Amazon mit Amazon Fire sind dort bereits stark präsent. Zudem drängen Zeitungsverlage wie Axel Springer ins Netz. Dadurch steigt die Gefahr, dass die Zahl der attraktiven Übernahmeziele kleiner wird. Zudem könnten sich die Sender irgendwann verzetteln. ProSiebenSat.1 ist jetzt schon an mehr als 260 Unternehmen beteiligt. (4), (5)





Fallbeispiele

Um sich breiter aufzustellen, baut RTL das Digitalgeschäft aus. Die Umsätze in dem Bereich wuchsen 2015 um gut 72 Prozent auf 510 Millionen Euro. Unter dem Strich schreibt das Digitalgeschäft schwarze Zahlen, auch wenn in einzelnen Teilbereichen noch Anlaufverluste anfielen. Finanziert wird das Wachstum über die Cashflows, die im klassischen Fernsehgeschäft erwirtschaftet werden. Für Akquisitionen stehen jährlich etwa 250 Millionen Euro zur Verfügung. Auch in absehbarer Zukunft ist in dem Bereich mit zweistelligen Zuwachsraten zu rechnen. Zur Diversifizierung trägt auch die Tochter Fremantle Media bei, über die RTL eigene Inhalte produziert. Inzwischen stammen nur noch knapp 50 Prozent der Gesamterlöse aus der Fernsehwerbung. (1)

Bei RTL ist im klassischen Fernsehgeschäft die Deutschland-Tochter der Wachstumstreiber. 2015 steigerte RTL Deutschland den Umsatz um 4,5 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis legte um 5,2 Prozent auf 684 Millionen Euro zu. Grund dafür waren höhere TV-Werbeeinnahmen. In Frankreich und den Niederlanden verbuchte RTL dagegen leichte Verluste. (1), (3)

Die Mediengruppe RTL Deutschland hat den Onlinevideovermarkter Smartclip gekauft. Zunächst erhält der Sender 93,75 Prozent der Anteile, auf den Rest hat RTL eine Option. Der Kaufpreis liegt bei 48,2 Millionen Euro. Smartclip gehört zu den führenden Bewegtbildvermarktern in Deutschland. Das Unternehmen arbeitet mit rund 700 Partnern zusammen. Die Werbeflächen von Publishern und Geräteherstellern werden über die programmatische Plattform SmartX verkauft. In Deutschland erreichen die Hamburger rund zwölf Millionen Unique User. Weltweit sind es 70 Millionen. Mit der Übernahme von Smartclip will RTL im Onlinevideomarkt an Relevanz gewinnen. (6), (7)

Auch ProSiebenSat.1 will sein Online-Geschäft ausbauen. 2018 soll dieser Zweig die Hälfte zum geplanten Umsatz von 4,2 Milliarden Euro beisteuern. Aktuell sind es knapp 40 Prozent. Zu den Digitalbeteiligungen zählen Reiseportale wie ferien.de, billiger-mietwagen.de, Vergleichsseiten wie Verivox, E-Commerce-Plattformen wie moebel.de und Gaming-Firmen. Die digitale Expansion drückt allerdings auf die Margen und erhöht die Verschuldung. (4), (5)

Im März ist ProSiebenSat.1 als erster Medienkonzern in den DAX aufgestiegen. Dort ersetzen die Unterföhringer den Düngemittelhersteller K+S. Mit einem Börsenwert von über zehn Milliarden Euro lässt der Konzern schon jetzt Industriegrößen wie ThyssenKrupp, Lufthansa und RWE hinter sich. Gemessen am Umsatz gehört ProSiebenSat.1 mit 3,3 Milliarden Euro allerdings zu den kleinen Unternehmen im DAX. Nur die Deutsche Börse setzte 2015 weniger um. (5)



Zahlen & Fakten


Abbildung 1: RTL Group - Zahlen nach IFRS
in Mill. Euro20152014
Umsatz6.0295.808
Ebita1.1671.144
Ebita-Marge (%)19,419,7
Überschuss863733
davon RTL-Aktionäre789652
Freier Cashflow983934
Nettofinanzposition670599

Quelle: Unternehmen Entnommen aus: Börsen-Zeitung vom 11.03.2016, Nr. 49, S. 10 (1)
Abbildung 2: ProSiebenSat.1 - Zahlen nach IFRS
in Mill. Euro20152014
Umsatz3.2612.876
davon Digitalgeschäft846611
Ebita881818
davon Digitalgeschäft170129
Ebit730695
Finanzergebnis-126-134
Nettoergebnis391374
Freier Cashflow-1277
Nettofinanzschulden1.9401.503

Quelle: Unternehmen Entnommen aus: Börsen-Zeitung vom 26.02.2016, Nr. 39, S. 11 (2)

Weiterführende Literatur:

(1.) Deutsche Sendergruppe verhilft RTL zu Rekorden
aus Börsen-Zeitung vom 11.03.2016, Nr. 49, S. 10

(2.) ProSiebenSat.1 wächst auf Kosten der Marge
aus Börsen-Zeitung vom 26.02.2016, Nr. 39, S. 11

(3.) RTL jubelt über Rekordergebnis
aus Neue Westfälische vom 11.03.2016, S. 6

(4.) ProSiebenSat.1 Media Phoenix aus der Asche
aus WirtschaftsWoche NR. 011 vom 11.03.2016 Seite 038

(5.) Die Werbemeister
aus EURO, 23.03.2016, Nr. 4, S. 26 - 29

(6.) RTL-Gruppe will Smartclip kaufen
aus W&V Online-Magazin vom 18.03.2016

(7.) Kauf mich, kauf Dich
aus Horizont 12 vom 24.03.2016 Seite 001

Thomas Trares

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 03 vom 31.03.2016
Dokument-ID: s_med_20160331

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