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Musikindustrie - 2016 hat sich das Wachstum verfestigt

MEDIEN & VERLAGE | GENIOS BranchenWissen Nr. 04 vom 28.04.2017


Deutscher Musikmarkt verzeichnet viertes Plus in Folge

Die Musikindustrie befindet sich seit Ende der neunziger Jahre im Abwärtstrend. In Deutschland, dem viertgrößten Musikmarkt der Welt, gingen fast 40 Prozent der Erlöse verloren. Doch inzwischen hat sich ein Boden gebildet. Seit vier Jahren wächst die Branche wieder. 2016 verzeichnete sie ein Plus von 3,0 Prozent und einen Umsatz von 1,59 Milliarden Euro. Wachstumstreiber sind die Streaming-Angebote von Wettbewerbern wie Spotify, Apple Music oder Deezer. Das Segment wuchs um 72,7 Prozent. Den Löwenanteil am Umsatz hat mit 53,8 Prozent nach wie vor die CD, allerdings gingen die Verkäufe mit 8,9 Prozent weiter zurück. Auch die Downloads verlieren an Bedeutung. Derweil hält die Renaissance der Schallplatte an. Hier betrug das Wachstum 40,1 Prozent. Der Marktanteil beträgt inzwischen 4,4 Prozent. (1), (6), (8), [Abb. 1]


Wachstum auf dem globalen Musikmarkt festigt sich

Die Erlöse auf dem globalen Musikmarkt sind 2016 um 5,9 Prozent auf 15,7 Milliarden Dollar gestiegen, das war das zweite Wachstumsjahr in Folge. In den anderthalb Jahrzehnten zuvor war der globale Tonträgermarkt um 40 Prozent geschrumpft. Wachstumstreiber ist das Musikstreaming, das mittlerweile fast ein Drittel des gesamten Tonträgergeschäfts ausmacht. Die globalen Einnahmen der Musiklabels aus dem Streaming-Geschäft sind 2016 um 60 Prozent nach oben geschnellt. Damit konnten die Musikabonnements die Einbußen aus dem stark schrumpfenden Geschäft mit Musikdownloads und den bröckelnden CD-Verkäufen mehr als wettmachen. In der Musikindustrie ist man aber noch zurückhaltend. Dort sieht man sich allenfalls "in der Frühphase einer fragilen Erholung". (2), (4)



Trends

Die Wachstumstreiber auf dem Musikmarkt sind inzwischen Streamingdienste wie Spotify, Apple Music und Deezer. Zusammen haben diese mittlerweile 112 Millionen zahlende Kunden. Diese erhalten gegen einen monatlichen festen Beitrag freien Zugang auf ein nahezu unbeschränktes Repertoire an Musikstücken. Spotify beispielsweise kassiert dafür in Deutschland 9,99 Euro im Monat. Musiker beschweren sich seit langem darüber, dass sie mit dem Streaming ihrer Titel zu wenig Geld verdienen. Den Durchbruch für das Streaming brachte hierzulande die Vereinbarung zu den Urhebervergütungen zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und dem Digitalverband Bitkom Ende 2011. (2), (8)

Rund 44 Prozent der deutschen Internetnutzer nutzen Musik-Streamingdienste wie Spotify, Deezer, Soundcloud und Apple Music. Dies geht aus einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom hervor. Rund ein Viertel der Streamer bezahlt für die Musikangebote. (8)

Ein weiterer Trend auf dem Musikmarkt ist die Wiedergeburt der Schallplatte. In Großbritannien gab es 2016 die meisten Vinyl-Verkäufe seit 25 Jahren. Mehr als 3,2 Millionen Schallplatten wurden auf der Insel verkauft, das sind 53 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Anteil von Vinyl liegt inzwischen bei gut fünf Prozent. In Deutschland ist die Entwicklung ähnlich. Hier liegt der Marktanteil bei 4,4 Prozent. Dabei schien die LP schon kurz vor dem Aus. 2006 wurden hierzulande noch 300 000 Exemplare verkauft, und damit ein Bruchteil der Mengen aus der Hochphase in den achtziger Jahren. (3)



Fallbeispiele

Spotify ist mit weltweit mehr als 50 Millionen zahlender Kunden der Marktführer im Streaming-Geschäft. Die Schweden haben kontinuierlich in das weltweite Wachstum investiert, aber bisher keinen Gewinn erzielt. Allein im Jahr 2015 verzeichnete Spotify einen Verlust von 182 Millionen Euro. Seit Jahren wird über einen Börsengang oder eine mögliche Übernahme des Unternehmens spekuliert. Neuesten Gerüchten zufolge könnte es in New York ein Listing geben. Spotify wird mit rund 8,5 Milliarden Dollar bewertet. (5), (8)

Mit einem Album-Charts-Marktanteil von 43 Prozent ist das in Berlin ansässige Label Universal Music der führende Player im Music Business - gefolgt von Sony und Warner. 17 Prozent des Marktes entfallen auf Independent-Label, das sind Musikunternehmen, die unabhängig von den drei führenden Konzernen sind. Universal Musics hat rund 5 000 Künstler unter Vertrag. Die Berliner sehen im Streamen von Musik die Zukunft. Dieser Geschäftszweig ist im vergangenen Jahr um 70 Prozent gewachsen, zwar zu Lasten des Download, unter dem Strich gab es dennoch mehr Wachstum. (6)

Im Gegensatz zu der Tonträgerindustrie befinden sich die Konzertveranstalter schon lange in einem Aufwärtstrend. Bei Europas größtem Ticketvermarkter, CTS Eventim, ist der Konzernumsatz nach vorläufigen Zahlen 2016 allerdings leicht auf 830 Millionen Euro gesunken. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg dagegen um 7,7 Prozent auf 195 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge erhöhte sich auf 23,4 von zuvor 21,7 Prozent. Für das Geschäftsjahr 2017 erwartet CTS Eventim weiteres Wachstum. Da CTS im vergangenen Jahr weniger Großtourneen veranstaltete, schrumpfte der Umsatz in dem Segment Live-Entertainment um elf Prozent auf 439 Millionen Euro. Der Umsatz des Handels mit Eintrittskarten stieg dagegen um 14 Prozent auf 395 Millionen Euro. (7)

Darüber hinaus liefert sich die Musikindustrie eine Dauerfehde mit der Online-Plattform Youtube. Die Labels werfen Youtube vor, viel zu wenig für dort abrufbare Musikinhalte zu bezahlen. Nach Schätzung des Branchenverbands IFPI entrichtet Youtube für jeden seiner Nutzer weniger als einen Dollar im Jahr an Lizenzgebühren an die Musikwirtschaft. Bei Spotify, das reguläre Lizenzen zahlt, sind es 18 US-Dollar. Youtube hat mehr als eine Milliarde Nutzer, Musikvideos zählen dort zu den populärsten Inhalten. (2), (6)



Zahlen & Fakten


Abbildung 1: Umsätze im deutschen Musikmarkt
in Mrd. EuroGesamtumsatzUmsatz mit physischen Tonträgern
20031,811,81
20041,751,74
20051,751,72
20061,711,62
20071,651,57
20081,621,48
20091,581,4
20101,491,29
20111,481,24
20121,441,14
20131,451,12
20141,481,11
20151,550,99
20161,590,99

Quelle: Bundesverband Musikindustrie Eigene Recherchen

Weiterführende Literatur:

(1.) Zum vierten Mal in Folge mit Umsatzplus
aus SPIEGEL ONLINE

(2.) Streaming sorgt für Wachstum in der Musikindustrie
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.04.2017, Nr. 97, S. 19

(3.) Schwarz ist die Hoffnung
aus DIE WELT, 07.01.2017, Nr. 6, S. 12

(4.) Spotify, Apple Music & Co. Streaming treibt Wachstum in der Musikindustrie an
aus Handelsblatt online vom 25.04.2017

(5.) Die Einhörner zeigen der Wall Street ihre Muskeln
aus Neue Zürcher Zeitung vom 13.04.2017 Seite 31

(6.) Berlins Musikindustrie geht mit Streaming in die Zukunft
aus Berliner Morgenpost online, 18.04.2017, 08:41:00

(7.) CTS Eventim wächst nur mit Eintrittskarten
aus Börsen-Zeitung vom 25.02.2017, Nr. 40, S. 12

(8.) Online-Musikdienste boomen
aus Allgemeine Zeitung Mainz vom 11.03.2017 Seite 8

Thomas Trares

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 04 vom 28.04.2017
Dokument-ID: s_med_20170429

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