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Kostenfaktor Dienstwagen - immer mehr Unternehmen setzen auf professionelles Fuhrparkmanagement

TRANSPORT & LOGISTIK | GENIOS BranchenWissen Nr. 02/2008 vom 25.02.2008

Beitrag

Durch professionelles Fuhrparkmanagement lassen sich nicht nur Kosten einsparen. Auch in ökologischer Hinsicht ist die Vergabe der Flotte an einen Dienstleister oft eine sinnvolle Entscheidung.



Flottenmanagement hilft bei der Kostensenkung

Unternehmens-Fuhrparks sind teuer: Nach den Personalkosten und den Ausgaben für Immobilien bildet die Fahrzeugflotte fast immer den drittgrößten Kostenblock. Immer mehr Firmen legen das Management ihrer Fuhrparks daher in professionelle Hände. Insbesondere für europa- und weltweit agierende Firmen stellt sich das Flottenmanagement nämlich als eine "Wissenschaft für sich" dar, wie es eine Wirtschaftszeitung kürzlich formulierte. Trotzdem setzen bisher erst 20 Prozent der Unternehmen auf professionelles Flottenmanagement, obwohl sich die Kosten nach Expertenschätzungen hierdurch um bis zu 15 Prozent senken lassen. Flotten- oder Fuhrparksmanagement - die Begriffe werden synonym gebraucht - umfasst das Leasing neuer Fahrzeuge, die Versicherung, Wartung und Belegabwicklung sowie die Fuhrparkordnung. (1), (3)



Leasingfirmen bieten vollen Service

Die zentrale Steuerung des Fuhrparks ist nicht zuletzt deshalb oft billiger, weil die Anbieter die Kosten aller Fahrzeuge in Europa jederzeit vergleichen können. Zudem erhalten sie bei höheren Stückzahlen Rabatte von den Autoherstellern. Auch Leasingunternehmen bieten diesen Service ihren Kunden daher verstärkt an und decken dabei mittlerweile alle Märkte innerhalb der Europäischen Union ab. Wichtige Unternehmen der Branche sind Leaseplan, GE Fleetservices, ALD und der Full-Service-Anbieter Masterlease. (3)



Großkonzerne gehen voran

Den Flottenmanagern kommt es derzeit zugute, dass auch der Mittelstand die Betreuung seiner Fuhrparks als sinnvolle Maßnahme zur Effektivitätssteigerung entdeckt hat. Bei international tätigen Konzernen wie Hewlett Packard, IBM, Microsoft oder dem Pharma-Unternehmen Bristol Meyer Squibb werden die Fahrzeugparks indessen schon seit längerer Zeit zentral gesteuert. (1), (3)



Heuschrecken lieben Flottenmanager

Dass sich immer mehr Firmen für europaweites Flottenmanagement entscheiden, ist häufig die Folge der Übernahme eines Unternehmens durch einen Finanzinvestor. Finanzinvestoren drängen auf Kostenreduzierung - und oft sind Entlassungen hierfür die erste Maßnahme. Weiteres Rationalisierungspotenzial bieten die Fuhrparkkosten, weshalb die Investoren auf die Einführung eines professionellen Flottenmanagements drängen. Nach Aussage von Albert de Cillia, dem Geschäftsführer des Fuhrparkmanagement-Anbieters GE Fleetservices, kostet ein Dienstwagen durchschnittlich 10 000 Euro im Jahr. (3)



Kenntnis der Verhältnisse vor Ort

Für ein europaweites Flottenmanagement spricht zudem, dass die betreffenden Anbieter den Fahrzeugmarkt vor Ort oft sehr gut kennen. Dies ist nicht nur bei der Anschaffung der Autos und der dabei erzielbaren Rabatte wichtig: Flottenmanager wissen auch, welches Image ein Fahrzeug in einem anderen Land besitzt. So kann beispielsweise ein VW Passat, der in Deutschland gegenüber Daimler-Benz und BMW über ein geringeres Prestige verfügt, anderswo ein der Dienststellung des Fahrers durchaus angemessenes Fahrzeug sein. Ein weiteres Feld, auf dem die Dienste international tätiger "Fleetmanager" weiterhelfen, ist der Umweltschutz. Autos, die viel CO2 ausstoßen, werden künftig teurer, in Frankreich und Großbritannien sind sie es jetzt schon. Fuhrparkprofis sind über die jeweiligen Landesbedingungen informiert und beraten dabei, welches Fahrzeug in umweltsteuerlicher Hinsicht am günstigsten zu unterhalten ist. (1), (2), (3)



Fallbeispiele

Mit "Fuhrpark-Monitoring" Benzin sparen

Fuhrpark-Monitoring ist das Sammeln von Daten während des Betriebs eines Fahrzeugs. Dies übernimmt eine Software, die den Fahrzeugverbrauch auf unterschiedlichen Strecken ebenso exakt ermittelt wie Beschleunigungswerte oder die Temperatur des Motoröls. Fuhrpark-Managementsysteme wie beispielsweise "Fleetboard" von Mercedes-Benz greifen die Daten ab, speichern sie und verarbeiten sie weiter zu aussagefähigen Größen. So lässt sich mithilfe eines solchen Systems beispielsweise der Fahrstil des Kraftfahrers bewerten und gegebenenfalls korrigieren, um kraftstoffsparender vorwärts zu kommen. Eingesetzt wird "Fleetboard" insbesondere in schweren LKW. (4)


Ökoflotten im Vormarsch

Die Gesamtheit aller Dienstwagen liegt bei Produktion des Treibhausgases CO 2 hinter den Produktionsmaschinen an zweiter Stelle. Seit der Klimawandel in der Öffentlichkeit täglich präsent ist, reagieren die Unternehmen hierauf und stellen ihre Fuhrparks immer mehr auf umweltfreundliche Antriebe um. So wuchs der Anteil der so genannten "Ökoflotten" in den vergangenen Jahren um über 30 Prozent, wobei Hybrid- und gasbetriebene Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Dennoch wird erwartet, dass Benzin- und Dieselmotoren auch weiterhin den größten Teil der Flotten ausmachen werden - allerdings mit drastisch reduziertem Verbrauch. (5)


Trainings für ökologisches Fahren

Ein spezielles Angebot für ökologisches Flottenmanagement hat die Fleet-Company GmbH in Oberhaching im Programm. Das Dienstleistungspaket "Greenfleet" der TÜV-Süd-Tochter beinhaltet Fahrtrainings für Unternehmen, in denen die Angestellten die Tricks des ökologischen und ökonomischen Fahrens kennen lernen. Die Fleet Company lässt die Kursteilnehmer vor und nach dem Training dieselbe Strecke befahren, und die Ergebnisse sind oft erstaunlich: Zehn bis 20 Prozent weniger Benzin werden nach dem Kurs verbraucht, während die Durchschnittsgeschwindigkeit häufig sogar ansteigt. "Schonendes Fahren bedeutet also auf keinen Fall langsameres Fahren", sagt Roland Vogt, der Geschäftsführer der Fleet-Company. Ein wichtiger Kunde des Unternehmens ist die Deutsche Post AG, die regelmäßig ihre Paketzusteller zu dem Fahrtraining schickt. (5)


Leasing immer beliebter

Immer größer wird in den letzten Jahren der Anteil geleaster LKW an der Brummi-Flotte. Jedes Jahr wächst der Anteil der "geborgten" Fahrzeuge um über zehn Prozent. Das beachtliche Wachstum ist nicht zuletzt auf den allgemeinen Boom bei Nutzfahrzeugen zurückzuführen. Experten gehen davon aus, dass geleaste LKW mittelfristig 75 Prozent des Lastwagenbestandes ausmachen werden. Bei den PKW gilt der Markt indessen weitgehend als gesättigt. (6)

Zahlen & Fakten

Freie Werkstätten legen zu

Auf der Suche nach Möglichkeiten zur Kostensenkung lassen Flottenmanager ihre Fahrzeuge immer öfter bei freien Werkstätten statt bei Vertragswerkstätten warten. Die Nachfrage nach günstigen Wartungsangeboten ist konstant hoch und legt ständig zu. Hierzu trägt die veränderte Rechtslage bei: Den freien Werkstätten wurde bestätigt, dass sie Reparaturen und Wartungsmaßnahmen auch im Rahmen einer Garantieleistung des Herstellers vornehmen dürfen - solange sie sich an dessen Vorgaben halten. Die Hoffnungen der Freien haben allerdings kürzlich einen Dämpfer erhalten: Das Bundesverfassungsgericht hat im Dezember Daimler-Benz darin Recht gegeben, dass seine Garantiezusagen nur gelten können, wenn das Fahrzeug von einer Mercedes-Werkstatt gewartet wird. In der Flottenbranche hat das Urteil zu erheblicher Verunsicherung geführt. (7)





+Auch Österreich folgt dem Trend

Auch in unserem Nachbarland Österreich gehen die Unternehmen dazu über, ihre Flotten von Fuhrpark-Profis europaweit zentral steuern zu lassen. Die Fuhrparkanbieter sehen in der Alpen-Republik besonders großen Nachholbedarf: Noch immer werden rund 70 Prozent der Firmenflotten von den Unternehmen selbst verwaltet. (8)





+Volkswagen-Leasing feiert Erfolg bei Großkunden

Gute Bilanzzahlen hat die Volkswagen-Leasing für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Im Geschäftsbereich "Großkunden und Flotten" erhöhte sich der Fahrzeugbestand um 7,2 Prozent auf 398 000 Einheiten. Das Neugeschäft wuchs gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent. Gleichzeitig stieg der durchschnittliche Fahrzeugpreis. (9)





+Lufthansa setzt auf Sixt Leasing

Auch die Deutsche Lufthansa hat die Betreuung ihres Fuhrparks ausgelagert. Seit einem Jahr managt der Full-Service-Dienstleister Sixt Leasing die Flotte des Luftfahrtunternehmens. Rund 1 000 Fahrzeuge hat die Airline in ihrem Bestand. (10)

Weiterführende Literatur:

(1.) Selbach, David, Gute Europäer, Impulse, 01.02.2008, S. 72
aus Impulse vom 01.02.2008, Seite 82

(2.) Bottler, Stefan, Jedem das Seine, Autoflotte, Heft 11/2007, S. 56
aus AUTOFLOTTE, Heft 11/2007, S. 56-57

(3.) Selbach, David, Unbegrenztes Flottenmanagement, ftd.de, 27.12.2007
aus ftd.de vom 27.12.2007

(4.) Domina, Robert, Geld sparen mit Lkw-Monitoring, DVZ, 05.02.2008, Nr. 16
aus DVZ, Nr. 016 vom 05.02.2008

(5.) Salvenmoser, Carmen, Fuhrparkdienstleister setzen auf alternative Antriebstechnik, Handelsblatt, 29.10.2007, Nr. 208, S. 3
aus Handelsblatt Nr. 208 vom 29.10.07 Seite e03

(6.) Grund-Ludwig, Pia, Mehr Flexibilität für Transporteure, Handelsblatt online, 02.11.2007
aus HANDELSBLATT online 02.11.2007 09:00:00

(7.) O.V., Aufholjagd der "Freien", Autoflotte, Heft 2/2008, S. 21
aus AUTOFLOTTE, Heft 2/2008, S. 21-27

(8.) O.V., Entdeckung der Einfachheit, Industriemagazin, 01.02.2008, Nr. 02/08, S. 80
aus "Industriemagazin" Nr. 02/08 vom 01.02.2008 Seite: 80

(9.) O.V., Weiter offensiv, Autoflotte, Heft 2/2008, S. 12
aus AUTOFLOTTE, Heft 2/2008, S. 12

(10.) Heusinger, Sabine, Nur fliegen ist schöner, Autoflotte, Heft 12/2007, S. 48
aus AUTOFLOTTE, Heft 12/2007, S. 48-49

R.Reuter

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 02/2008 vom 25.02.2008
Dokument-ID: s_tra_20080225

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