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Der Markt für Navigationssysteme - Chancen und Herausforderungen für die Hersteller

IT, ELEKTRONIK, TELEKOMMUNIKATION | GENIOS BranchenWissen Nr. 02/2007 vom 26.02.2007

Beitrag

Früher Luxus-Ausstattung in Nobelfahrzeugen sind Navigationssysteme mittlerweile zu Verkaufsschlagern in den Elektronikmärkten avanciert. Welche Chancen bietet der Markt und mit welchen Herausforderungen sind die Hersteller konfrontiert?


Navigationssysteme Vom Luxus-Equipment zum Massenmarkt

Waren Navigationssysteme früher hauptsächlich in den Premium-Modellen der bekannten Herstellern von Nobelkarossen zu finden, erobern Navigationssysteme heute den Massenmarkt. Navigationssysteme sind mit GPS-Antennen ausgestattete Geräte, die Standorte über Satellitenortung bestimmen können und über Displays dem jeweiligen Nutzer elektronische Wegbeschreibungen liefern. Die Anzahl der in Europa verkauften Navigationssysteme hat sich im Jahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr auf fast 14 Millionen Systeme verdoppelt. Schätzungen gehen davon aus, dass es bis 2009 insgesamt 37 Millionen verkaufte Systeme sein werden. [Abb.1], (1)


Der Markt für Navigationssysteme

Neben einem kleinen Anteil an Herstellern von digitalem Kartenmaterial sowie Softwareproduzenten, unterteilt sich der Markt für Navigationssysteme im Wesentlichen in 2 Kategorien: in Systeme, die fest in Autos installiert werden und in mobile Navigationsgeräte.

In-Car-Navigationssysteme
Beim Markt für In-Car-Navigationssysteme unterscheidet man in Systeme, die direkt im Werk in die Neufahrzeuge eingebaut werden und in Systeme, die nachträglich in die Autos eingebaut werden können. Bei beiden Lösungen wird das Navigationssystem fest in den standardisierten Radioschacht der Mittelkonsole eingesetzt. Derzeit sind in Europa laut Schätzungen erst 15 bis 20 Prozent aller Fahrzeuge mit Navigationssystemen ausgestattet und eine Umfrage ergab, dass rund 50 Prozent aller Autokäufer ein Navigationssystem im Auto für wichtig halten. [Abb.2], (2)


Mobile Navigationssysteme
Der weitaus wichtigere, weil stark wachsend, ist der Markt für Mobile Navigationssysteme. Hier beläuft sich die Anzahl an verkauften Navigationssystemen im Jahr 2006 auf geschätzte 11 Millionen Stück. Bei den mobilen Navigationssystemen unterscheidet man einerseits in reine Navigationssysteme, die so genannten Personal Navigation Assistants (PNA) und andererseits in PDAs, Smartphones oder Handys mit GPS-Empfänger, die zusätzlich zu ihren jeweiligen Funktionen eine Navigationsfunktion beinhalten. Die PNAs spielen mit einem Anteil von fast 70 Prozent derzeit die bedeutendste Rolle innerhalb der mobilen Navigationssysteme. So können diese Stand-Alone-Geräte problemlos an- und abmontiert werden und überall mit hingenommen werden. (2), [Abb.3]


Chancen für die Hersteller von Navigationssystemen

Während die Anzahl der fest installierten In-Car-Navigationssysteme nur leicht zunehmen wird, wird insbesondere der Markt für mobile Navigationssysteme stark wachsen. Hier wird erwartet, dass sich die Anzahl der verkauften Geräte in Europa bis zum Jahr 2008 von heute rund 11 Millionen Stück auf fast 22 Millionen Stück steigern wird. [Abb.1], [Abb.2]

Marktforscher sehen insbesondere bei den Mobilfunkunternehmen und Handyherstellern noch großes Potential auf dem Gebiet der mobilen Navigation. So könnten Handys, die mit GPS-Empfängern und einer speziellen Navigationssoftware ausgestattet sind, als mobile Navigationssysteme eingesetzt werden. Derzeit spielt die mobile Navigation via Handy aber noch keine große Rolle. So waren im Jahr 2006 weniger als 2 Prozent der weltweit verkauften Handys mit GPS-Funktion ausgestattet. Allerdings hat Nokia kürzlich angekündigt, künftig Geräte mit Navigationsfunktion auf den Markt zu bringen. (1), (3), (4)


Herausforderungen im Markt für Navigationssysteme

Das steigende Angebot an Navigationssystemen geht mit einem zunehmenden Preisverfall einher. So werden in den bekannten Elektronikmarktketten oder bei Aldi und Tchibo, portable Systeme teilweise bereits für weniger als 200 Euro angeboten. (1)

Darüber hinaus sind die Hersteller gefragt, die Bedienerfreundlichkeit ihrer Systeme weiter zu erhöhen. So ergab eine aktuelle Umfrage des ADAC, dass 70 Prozent aller befragten Autofahrer mit ihrem Navigationssystem unzufrieden sind. Neben veraltetem Kartenmaterial oder veralteter Software sind es auch die teilweise unklaren bzw. uneindeutigen Wegbeschreibungen sowie ungünstige Bedienelemente an den Geräten selbst. (5)

Bislang sprachen die hohen Entwicklungskosten für Handys mit integrierter GPS-Funktion sowie technische Schwierigkeiten beim flächendeckenden Empfang der Satellitensignale gegen eine massenweise Verbreitung von GPS-Handys in Europa. (4)


Fazit

Der Markt für Navigationssysteme ist sicherlich ein viel versprechender Markt. Prognosen gehen aber davon aus, dass insbesondere der Markt für portable Stand-Alone-Navigationsgeräte massiv wachsen wird. Um allerdings eine breite Nutzerakzeptanz zu erreichen, werden die Hersteller trotz anhaltendem Preisverfall weiter an der Entwicklung von bedienerfreundlichen Navigationssystemen arbeiten müssen.


Trends

Mit der Einführung des europäischen Satellitennavigationssytems Galileo bis Ende 2010 werden die derzeitigen technischen Schwierigkeiten teilweise, wie z.B. beim flächendeckenden Empfang von Satellitensignalen, behoben, so dass sich hier definitiv neue Potenziale für die Industrie ergeben werden. (4)

Laut der Technologieberatung Accenture ist auf dem Gebiet der Navigationssysteme auch eine Konvergenz der einzelnen Technologien denkbar: So könnten spezielle Geräte während der Fahrt im Auto als Navigationsgerät genutzt werden und anschließend, nach der Autofahrt, als Telefon mit Navigationsfunktion. (4)

Hinsichtlich der Bedienerfreundlichkeit werden die Hersteller weiter an der Entwicklung von realistischeren Darstellungen der digitalen Straßenkarten arbeiten. Denkbar sind hier dreidimensionale Darstellungen der Straßenumgebung, Reliefabbildungen oder die Integration fotorealistischer Elemente. (5)



Fallbeispiele



Der weltweit größte Handyhersteller Nokia hat kürzlich angekündigt, Teile seiner höherwertigen Handys künftig mit Navigationsfunktionen auszustatten. Das Navigations-Know-how hat sich Nokia u.a. durch den Kauf der deutschen Firma Gate5 angeeignet. (1)

T-Mobile bietet Kunden, die ein GPS-Handy besitzen, einen Routenplan-Service an. Das Geschäftsmodel sieht zwei Angebote für eine Streckenempfehlungen aufs Handy vor: Entweder pro Abruf oder im monatlichen Abo. Einen ähnlichen Service hat auch Vodafone bereits in Planung. (6)

Zahlen & Fakten

Abbildung 1: Markt für Navigationsgeräte nach Hersteller-Marktanteilen, Europa



Quelle: Telematics. PRO

Entnommen aus: Wirtschaftswoche, 33/2006, S. 68



+ Abbildung 2: Verbreitung von In-Car-Navigationssystemen 2003 2008, Europa



* Prognose

** Ab Werk installierte Systeme

*** Nachträglich eingebaute Systeme

Quelle: Tele Star, Canalys

Entnommen aus: Automobilwoche, 11/2006, S. 24



+ Abbildung 3: Absatz und Marktanteil von mobilen Navigationssystemen nach Gerätetyp 2003 2008



* Prognose

Quelle: Tele Star, Canalys

Entnommen aus: Automobilwoche, 11/2006, S. 24

Weiterführende Literatur:

(1.) Riedl, Thorsten, Routenplanung für Fußgänger, Süddeutsche Zeitung, 13.02.2007, Ausgabe Deutschland, S. 20
aus Süddeutsche Zeitung, 13.02.2007, Ausgabe Deutschland, S. 20

(2.) Schwickal, Udo, Mobil ist Trumpf, Autohaus, Heft 23 24, 2006, S. 24 26
aus AUTOHAUS, Heft 23-24/2006, S. 24-26

(3.) O.V., Das Handy als Fernseher, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2007, Nr. 37, S. 15
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2007, Nr. 37, S. 15

(4.) O.V., Immer vor Ort, Navigationssysteme für das Handy zeigen dem Nutzer den Weg und anderen, wo er gerade steckt, Financial Times Deutschland, 23.11.2006, S. UP12
aus Financial Times Deutschland vom 23.11.2006, Seite UP12

(5.) Rehwald, Felix, Wie lang sind 200 Meter? Die Tücken der „Navis“, Allgemeine Zeitung, 08.01.2007
aus Allgemeine Zeitung vom 08.01.2007

(6.) Rees, Jürgen, Kuhn, Thomas, Rother, Franz, Fährte aufgenommen, WW NR. 044, 30.10.2006, S. 090
aus WW NR. 044 VOM 30.10.2006 SEITE 090

S.Naujoks

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 02/2007 vom 26.02.2007
Dokument-ID: s_ele_20070226

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