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Buchhandel - war das Jahr 2018 ein Wendepunkt

MEDIEN & VERLAGE | GENIOS BranchenWissen Nr. 07 vom 22.07.2019


Umsatz im Buchhandel stagniert

Im deutschen Buchhandel sind die Erlöse 2018 mit 9,13 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau geblieben. Die Zahl der verkauften Bücher sank um 1,4 Prozent, was durch Preiserhöhungen im gleichen Umfang aufgefangen wurde. Der stationäre Buchhandel entwickelte sich mit einem Volumen von 4,27 Milliarden Euro weiter leicht rückläufig, das entspricht einem Marktanteil von 46,8 Prozent. Auf den Direktverkauf der Verlage an Großkunden entfielen 1,9 Milliarden Euro beziehungsweise 21 Prozent Marktanteil, auf den Internethandel 1,8 Milliarden Euro beziehungsweise 19,5 Prozent Marktanteil. Gefragt unter den Buchkäufern ist derzeit vor allem das Sachbuch, das einen Zuwachs von 5,5 Prozent verzeichnete. Der Marktanteil des E-Books stieg leicht auf fünf Prozent. Die Zahl der Buchhandlungen nimmt dagegen kontinuierlich ab, derzeit gibt es noch 3 600. Die Zahl der veröffentlichten Titel fiel um 1 000 auf 71 500. (1), [Abb. 1]


Buchhandel zeigt sich zufrieden

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat sich mit den Zahlen von 2018 zufrieden gezeigt, sogar von einem "Wendepunkt" war die Rede. Denn obwohl der Umsatz 2018 stagnierte, nahm die Zahl der Käufer erstmals seit fünf Jahren wieder zu, und zwar um 300 000 auf 29,9 Millionen. Grund ist ein Plus im Alterssegment 20 bis 40 Jahre. Zuvor war die Zahl der Buchkäufer gesunken, von 37 Millionen 2012 auf unter 30 Millionen 2017. Der Börsenverein führt die Wende unter anderem auf eine veränderte Kundenansprache zurück. Die Buchbranche werbe heute sehr viel stärker im Internet und in sozialen Medien. Hinzu kommen neue Ladenkonzepte, kreative Veranstaltungsformate sowie Social-Media-Aktionen. Der positive Trend setzt sich 2019 fort. In den ersten fünf Monaten 2019 stieg der Absatz um 1,7 Prozent, der Umsatz um 4,1 Prozent. (1), (2), (3)


Konzentration in der Branche nimmt zu

Im Buchhandel nimmt die Konzentration zu. Nachdem die Mayersche Buchhandlung von dem Konkurrenten Thalia übernommen wurde, gibt es mit Thalia und dem Online-Händler Amazon nun zwei Adressen, die mehr als eine Milliarde Euro mit Büchern umsetzen. Auf die beiden Branchenführer folgt ein kleines Mittelfeld aus den Buchhandlungen Hugendubel, Weltbild und Osiander mit jeweils 100 Millionen bis 300 Millionen Euro Umsatz. Danach kommen nur noch regionale Buchhandlungen. Der Druck auf die Branche ist bereits 2014 in der Insolvenz des kirchlichen Verlags Weltbild sichtbar geworden. Bis dahin hatte Weltbild zusammen mit dem Partner Hugendubel als größte Buchhandelskette gegolten. Seit 2017 gehört Weltbild komplett zur Droege Group. Thalia wiederum, die einst zu Douglas gehörte, wurde im Sommer 2016 mehrheitlich an die Verlegerfamilie Herder veräußert. (1), (9)





Fallbeispiele

Die Buchhandelskette Thalia hat die Mayersche Buchhandlung übernommen. Gemeinsam wollen beide dem US-Internetkonzern Amazon die Stirn bieten. Bei Thalia handelt es sich um die größte Buchhandelskette in Deutschland, die Mayersche Buchhandlung ist die Nummer vier. Das fusionierte Unternehmen kommt damit auf etwa 350 Buchläden sowie mehr als 1 000 Buchecken im Einzelhandel. Der gemeinsame Umsatz beträgt rund 1,1 Milliarden Euro. Die Mayersche Buchhandlung bringt dabei 55 Filialen und 120 Millionen Euro Umsatz in das Unternehmen ein. Für die 5 000 Mitarbeiter bei Thalia und 1 000 bei der Mayerschen soll sich vertraglich nichts ändern, alle Filialen sollen weitergeführt werden. (6)

Mit einem Umsatz von knapp 100 Millionen Euro ist Osiander eine der wenigen verbliebenen Buchhandelsketten in Deutschland. Die Schwaben gehören zu den wenigen Händlern, die das stationäre Geschäft weiter ausbauen. Im Visier sind dabei kleine Läden in kleinen Städten. So hat man zuletzt in Böblingen, Esslingen, Göppingen, Waiblingen, Stuttgart und Ditzingen zugekauft. Zur Strategie gehört zudem ein guter Online-Shop. Denn die Kunden bestellten online, um die Ware im Laden abzuholen. Das Geschäftsmodell von Osiander ist so gesehen eine Kombination aus einem finanzstarken Filialisten und inhabergeführten Buchhandel. (7)

Mit neuen Ideen versuchen die Filialisten die Kunden in der Buchhandlung zu halten. Hugendubel etwa, drittgrößter Buchhändler in Deutschland, hat ein erlebnisorientiertes Filialkonzept aufgesetzt. Im "Future Store" am Münchener Stachus etwa gibt es neben Büchern einen Krabbeltunnel und Malplatz, Café-Frühstück und Kochevents, einen Raum der Stille und einen Yoga-Treff. Seit dem Umbau im Herbst 2018 ist der dreistöckige Laden zu einer Art Riesen-Wohnzimmer für Stadtbewohner geworden. Das Buch wird neu inszeniert. So hat Hugendubels "Welt der Bücher" eine neue Ordnung bekommen: weg von der alphabetischen Bibliothekssortierung im Regal, hin zu fünf neuen Themenwelten auf dekorierten Kisten, Tischen, Bühnen. (8)

Der insolvente Buch- und Mediengroßhändler Koch, Neff & Volckmar (KNV Gruppe) ist von dem Logistikunternehmen Zeitfracht übernommen worden. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Alle Standorte und die 1 600 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. KNV ist der größte deutsche Buch- und Mediengroßhändler und hatte im Februar wegen Überschuldung Insolvenz beantragt. Für das Unternehmen gab es mehrere Interessenten. Zeitfracht ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Berlin. Der Mittelständler hat über 1 800 Beschäftigte. Der Umsatz betrug 2018 über 350 Millionen Euro. KNV indes fungiert als Bindeglied zwischen Verlagen und Buchhandlungen. Der Händler hat ständig 590 000 lieferbare Titel von mehr als 5 000 Verlagen im Zentrallager in Erfurt vorrätig. Insgesamt werden 5 600 Buchhandelsfilialen beliefert. (4), (5)



Zahlen & Fakten


Abbildung 1: Buchhandelsumsatz 2005 - 2018
JahrGesamtumsatz in Milliarden Euro
20059,16
20069,26
20079,58
20089,61
20099,69
20109,7
20119,6
20129,52
20139,54
20149,32
20159,2
20169,28
20179,13
20189,13

Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels Eigene Recherchen

Weiterführende Literatur:

(1.) Der Buchhandel gewinnt junge Leser zurück
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2019, Nr. 131, S. 19

(2.) Käufer gefunden
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2019, Nr. 131, S. 11

(3.) Den Weg zum Lesen weiter ebnen
aus Frankfurter Rundschau, v. 07.06.2019, S. 30, Ausgabe: Deutschlandausgabe

(4.) Buchgroßhändler KNV gerettet
aus Frankfurt Neue Presse vom 27.06.2019, Seite 21

(5.) Beben im Buchhandel
aus Allgemeine Zeitung Mainz vom 21.02.2019 Seite 20

(6.) Die Buchbranche rückt zusammen
aus Süddeutsche Zeitung, 11.01.2019, Ausgabe Deutschland, S. 19

(7.) Warum Osiander die kleinen Buchläden kauft
aus Stuttgarter Zeitung, 16.03.2019, S. 26

(8.) Hugendubel in München: Neue Weltenordnung
aus www.lebensmittelzeitung.net vom 13.06.2019

(9.) Thalia und Mayersche bieten Amazon Paroli
aus Börsen-Zeitung vom 11.01.2019, Nr. 7, S. 11

Thomas Trares

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 07 vom 22.07.2019
Dokument-ID: s_med_20190722

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