GENIOS BranchenWissen > TOURISMUS
Logo GENIOS BranchenWissen

Bleisure - Kombination aus Beruf und Freizeit ist vor allem bei jungen Mitarbeitern beliebt

TOURISMUS | GENIOS BranchenWissen Nr. 10 vom 08.10.2019


Bleisure-Trips werden bei Geschäftsreisenden beliebter

Der Begriff Bleisure wurde 2009 erstmals definiert. Er ist eine Komposition aus den englischen Wörtern Business (Geschäft) und Leisure (Freizeit). Bleisure bedeutet, dass eine Geschäftsreise um einen privaten Urlaub verlängert wird.

Bleisure ist ein wachsendes Segment im Reisemarkt. Nach einer Studie des Reisemagazins Travel Weekly ist der Anteil der Reisenden, die Beruf und Freizeit miteinander verbinden, von 2012 bis 2016 von elf auf 17 Prozent gewachsen. Auch der Geschäftsreisedienstleister CWT Solutions Group kommt auf einen nicht unerheblichen Bleisure-Anteil. 2018 waren rund 15 Prozent aller weltweiten Dienstreisen eine Kombination aus Arbeit und Urlaub, nach sieben Prozent in 2017. Auch eine repräsentative Studie von SAP Concur, einem Anbieter von Lösungen für das Geschäftsreisemanagement, zeigt die große Bedeutung von Bleisure-Trips. Demnach möchten 47 Prozent der befragten 1 053 Berufstätigen gern eine Auszeit an die Dienstreise anschließen, jeder dritte Studienteilnehmer hat dies auch schon gemacht.

Auch die Führungsebene eines Unternehmens scheint Bleisure-Trips nicht abgeneigt zu sein. Das zeigt die Studie Chefsache Business Travel 2019, für die im Auftrag des Deutschen Reiseverbandes (DRV) 100 Geschäftsführer und 100 geschäftlich reisende Führungs- und Fachkräfte aus Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern befragt wurden. Demnach unternahmen bereits 72 Prozent der Teilnehmer Bleisure-Trips.

Und Bleisure bietet noch viel Potenzial. Denn rund ein Fünftel der Geschäftsreisenden haben laut der Bank Chase Card Services noch keinen Bleisure-Trip unternommen, würden dies aber gerne tun. (1), (2), (3)


Vor allem junge Mitarbeiter interessieren sich für Bleisure-Reisen

Für wen sind Bleisure-Trips interessant? Attraktiv ist diese Art zu Reisen für Angestellte und Freiberufler, die selten geschäftlich unterwegs sind, nicht jedoch für vielreisende Beschäftigte. Beim Bleisure-Trend ist auch das Alter entscheidend. Vor allem junge Mitarbeiter fühlen sich davon angesprochen. 78 Prozent der Millennials verlängern laut Chase Card Services Geschäftsreisen mit privater Freizeit.

Zu diesem Ergebnis kommt auch die Studie von SAP Concur. Demnach interessieren sich 44 Prozent der Arbeitnehmer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren für eine Verlängerung einer beruflichen Reise mit einem Urlaub. Mit steigendem Alter lässt die Neigung nach. Bei den 40 bis 59-Jährigen sind es rund 25 Prozent, bei über 60-Jährigen sogar nur noch zwölf Prozent. (2), (4), [Abb. 1]


Bleisure-Reisende wollen nicht allein sein

Untersucht wurde auch, wie Mitarbeiter bei Bleisure-Trips vorgehen. Dabei zeigt sich, dass sie bequem zu sein scheinen. Denn 72 Prozent aller Bleisure-Reisenden bleiben laut einer Umfrage der Hotelkooperation Great Hotels of the World (GHOTW) für die private Verlängerung ihrer Geschäftsreise in derselben Unterkunft. Gewechselt wird nur, um in einer günstigeren Unterkunft zu übernachten.

Wichtig für viele Bleisure-Reisende ist, dass sie nicht allein den Urlaub verbringen. Die SAP Concur-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass fast jeder dritte Befragte einen Bleisure-Trip nur in Begleitung machen würde. Am häufigsten wird mit fast 76 Prozent der Partner als die Person genannt, mit der sie den Urlaub nach der Geschäftsreise verbringen würden. Mit Abstand folgen die Kinder, rund 28 Prozent würden sie gerne mitnehmen. Verwandte liegen in der Gunst gleichauf mit Haustieren. Jeweils neun Prozent möchten sie dabeihaben.

Auf der faulen Haut legen sich die Geschäftsreisenden im anschließenden Urlaub nicht. Denn laut einer Studie von Bridgestreet, einem Anbieter von Serviced Apartments, glauben 96 Prozent der Befragten, dass sie durch Bleisure-Reisen kulturelle Erfahrungen gewinnen und sich neues Wissen aneignen sollten. Die beliebtesten Aktivitäten sind Sightseeing, Essen sowie Kunst und Kultur. (2), (7), (8), [Abb. 2]


Bleisure-Trips können Unternehmen Geld sparen

Wie können Reisebüros vom Bleisure-Trend profitieren? Für sie gibt es zwei Möglichkeiten. Ein Weg ist das offensive Anbieten touristischer Elemente für eine Geschäftsreise. Sie können Pakete schnüren, die Berufliches wie Privates enthalten. Ein Verkaufsargument für die Unternehmen ist, dass sie auch davon profitieren, da sie Reisekosten sparen können. Denn das Reisebüro kann recherchieren, ob zum Beispiel bei der Verlängerung einer Geschäftsreise über das Wochenende die Flugpreise günstiger ausfallen als an einem Werktag, also etwa an einem in der Regel stark nachgefragten Freitagnachmittag.

Zum anderen können sie Urlaubsreisenden Zusatzleistungen verkaufen, die für geschäftliche Aktivitäten notwendig sind. Dazu zählen zum Beispiel Datenpakete für das Smartphone, Mietwagen, Versicherungen oder Mietbüros im Zielort. Und müssen Reisende im Urlaub geschäftlich zurückfliegen, kann das Reisebüro den Flug organisieren. (5), (6)


Viele Arbeitgeber haben Probleme mit Bleisure-Trips

Ein Hindernis für an Bleisure-Trips interessierte Mitarbeiter ist, dass diese in vielen deutschen Unternehmen nicht gern gesehen werden. Ein Ergebnis einer Studie des Geschäftsreisespezialisten Egencia ist, dass 20 Prozent der Geschäftsreisenden ihre Bleisure-Pläne aus Sorge vor negativen Folgen nicht verwirklicht haben. Wie viele Unternehmen ihren Beschäftigten Bleisure gestatten, ist jedoch nicht bekannt.

Es gibt verschiedene Gründe, warum Unternehmen Bleisure-Trips nicht positiv gegenüberstehen. Da sind zum Beispiel Reiserichtlinien, die das nicht erlauben, versicherungstechnische Probleme oder steuerrechtliche Hindernisse. Für den Reisenden selbst von Bedeutung ist, dass der gesetzliche Unfallversicherungsschutz nur den dienstlichen Teil der Reise abdeckt, nicht aber den privaten Teil.

Doch angesichts des stärker werdenden Wettbewerbs um qualifizierte Mitarbeiter werden sich Unternehmen dem Bleisure-Trend nicht verweigern können. Denn mit dem Fachkräftemangel steigt die Anspruchshaltung der Mitarbeiter. Und Mitarbeitern die Möglichkeit zu Bleisure-Trips zu geben, erhöht die Attraktivität im Vergleich zu Unternehmen, die das nicht erlauben.

Was können Firmen tun, um die rechtlichen Probleme bei Bleisure-Reisen aufzulösen? Nach Ansicht der Experten der CWT Solutions Group und SAP Concur sollten die Arbeitgeber für Klarheit sorgen, unter welchen Bedingungen ein Bleisure-Trip möglich ist. Es sollte feststehen wer welche Kosten und Verantwortlichkeiten übernimmt. (1), (5), (6)





Fallbeispiele


Palladium Hotel Group: Marke umwirbt Bleisure-Reisende

Die Palladium Hotel Group will in das moderne Luxussegment vorstoßen. Ein Schritt in diese Richtung ist die Eröffnung eines Hotels unter der Marke Bless Collection Hotels im November 2018 in Madrid. 2019 folgte ein zweites Haus auf Ibiza.

Das Besondere der Bless Collection Hotels ist, das die Zielgruppe Bleisure-Reisende sind. Diese werden mit einer Kombination aus Geschäfts- und Freizeitkomfort umworben. Dazu zählen unter anderem Premium Service, entsprechende IT-Einrichtungen, das Design sowie schnelles WLAN. (9)


Great Hotels of the World: will vom Bleisure-Trend profitieren

Great Hotels of the World (GHOTW) wurde 2004 in Großbritannien gegründet. Die Hotelkooperation konzentriert sich auf 4- und 5-Sterne Hotels ab 150 Zimmern, die im MICE- und Firmenkundengeschäft tätig sind. 2019 erfolgte die Übernahme durch Guest Centric. Das IT-Unternehmen mit Sitz in New York fokussiert sich auf die Unterstützung von Hotels bei der Optimierung ihres Onlinevertriebs.

GHOTW will unter dem neuen Besitzer auf Expansionskurs gehen. Große Chancen für GHOTW sieht Guest Centric dabei im Bleisure-Trend. Wie bereits erwähnt, wechseln Bleisure-Reisende in der Regel nicht die Unterkunft. Die neuen Häuser sollen deswegen Anforderungen erfüllen, die auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind. Gesucht werden MICE-Hotels mit sehr guten Onlinebewertungen und speziellen Serviceangeboten. Dazu zählen, dass die Hotels nicht weiter als eine Stunde von einem Flughafen entfernt liegen sollen und über ein Spaßelement wie beispielsweise eine Rooftop-Bar verfügen.

Derzeit gibt es rund 60 GHOTW-Hotels, die hauptsächlich in Europa, hier vor allem in Portugal und Spanien, liegen. Hinzu kommen Hotels in Asien, Brasilien und dem Mittleren Osten. In Deutschland ist GHOTW noch nicht vertreten. Der Schwerpunkt der Expansion soll auf Europa liegen. Bis Ende 2020 will man 80 Mitglieder haben. (10)



Zahlen & Fakten


Abbildung 1: Bleisure spricht vor allem die Jungen an

Entnommen aus: www.elektrotechnik.de, 16.10.2018, (6)
Abbildung 2: Partner sind die bevorzugten Reisebegleiter

Entnommen aus: www.elektrotechnik.de, 16.10.2018, (6)

Weiterführende Literatur:

(1.) Dienstreisen mit Freizeitwert
aus Personalmagazin Heft 2/2019 S. 74-81

(2.) Job und Reisen kombinieren
aus Westfalen-Blatt vom 24.02.2018 Seite 6

(3.) Studie - 'Bleisure Travel': Drei Viertel der Geschäftsreisenden verbinden Arbeit und Vergnügen
aus Handelsblatt online vom 04.09.2019

(4.) Von der Dienstreise direkt in den Urlaub?
aus Arbeit und Arbeitsrecht, Heft 11 vom 01.11.2018 Seite 629

(5.) "Bleisure" - So wird die Dienstreise auch noch zum Urlaub
aus WELTplus vom 12.01.2019 11:47:35

(6.) Wenn die Grenzen verschwimmen
aus BizTravel 6 vom 06.12.2018 Seite 012 bis 015

(7.) 72 Prozent
aus fvw 9 vom 26.04.2019 Seite 048

(8.) Geschäftsreise-Studie - Bleisure: Am liebsten mit Partner im Gepäck
aus www.elektrotechnik.de vom 16.10.2018

(9.) "Bleisure Traveler" stehen bei den Bless Collection Hotels im Fokus
aus Tourismuswirtschaft Austria & International Nr.2332/2018 vom 15.06.2018, Seite ALL Hotel & Gastronomie"Tourist Austria International" Nr. 2332/2018 vom 15.06.2018 Seite 22

(10.) Häuser mit dem gewissen Etwas
aus Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung 30 vom 27.07.2019 Seite 011

Markus Hofstetter

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 10 vom 08.10.2019
Dokument-ID: s_tou_20191008

Alle Rechte vorbehalten. © GBI-Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH