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Bezahlfernsehen - Umsatzwachstum und ein defizitärer Marktführer

MEDIEN & VERLAGE | GENIOS BranchenWissen Nr. 01 vom 29.01.2016


Bezahlfernsehen weiter auf Wachstumskurs

Obwohl das Bezahlfernsehen in Deutschland traditionell einen schwierigen Stand hat, wachsen die Umsätze kontinuierlich. 2015 hat der Markt mit Pay-TV und Video-on-Demand-Angeboten um sieben Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zugelegt. Die Zahl der Abonnenten beträgt inzwischen sieben Millionen. Zurzeit sind in Deutschland 90 Pay-TV-Programme abonnierbar, davon die meisten im Genre Unterhaltung, gefolgt von Sport, Dokumentation, Musik- und Kinderprogrammen. Für die kommenden Jahre erwartet die Branche eine anhaltende Dynamik bei den Bezahlfernseh- und Video-on-Demand-Angeboten. (1), [Abb. 1]


Sky ist der dominierende Pay-TV-Anbieter in Deutschland

Im deutschen Bezahlfernsehen gab es mit Premiere lange Zeit nur einen nennenswerten Anbieter. Zunächst beschränkte sich dieser auf Filme und Live-Übertragungen von Fußballspielen. 2005 erfolgte dann der Gang an die Börse. Später wurde der Sender in Sky Deutschland umbenannt. Rentabel war Bezahlfernsehen in Deutschland allerdings nie. Erst 2014 ist Sky Deutschland erstmals in die Gewinnzone vorgestoßen. Inzwischen ist der Sender im britischen Mutterkonzern Sky aufgegangen, der dem australoamerikanischen Medienunternehmer Rupert Murdoch gehört. Über den Fußball hinaus will Sky nun mit Spielfilmen und Serien zu einem Familiensender aufsteigen. Helfen soll der Zusammenschluss mit den Sky-Gesellschaften in England und Italien. (7), (8)





Fallbeispiele

Der britische Medienkonzern Sky, unter dessen Dach sich Sky Deutschland befindet, hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 (30.9.) das operative Ergebnis um zehn Prozent auf umgerechnet gut 500 Millionen Euro gesteigert, der Umsatz legte vor Währungseffekten um sechs Prozent auf 3,8 Milliarden Euro zu. Grund für die Zuwächse war das gute Geschäft auf den Heimatmärkten Großbritannien und Irland. Anfang 2015 hat Mehrheitseigentümer Rupert Murdoch seine Sky-Sender in Großbritannien, Irland, Deutschland, Österreich und Italien zum größten privaten Fernsehkonzern Europas zusammengelegt: mehr als 22 Millionen Kunden, 14 Milliarden Euro Umsatz, 31 000 Mitarbeiter. (2), (7)

Sky Deutschland ist nach wie vor ein defizitäres Unternehmen. Im Geschäftsjahr 2014/2015 (30.6.) gab es einen Verlust von 77,4 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 8,8 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Ähnlich war auch die Entwicklung im ersten Quartal 2015/2016. Hier fiel in Deutschland und Österreich ein Verlust von etwa elf Millionen Euro an. Der Umsatz stagnierte bei rund 450 Millionen Euro. Die Verluste führt Sky unter anderem auf gestiegene Kosten für die Übertragungsrechte für Bundesliga und Champions League zurück. Sky Deutschland hat derzeit rund 4,3 Millionen Kunden. (2), (4)

Das mit Abstand wichtigste Produkt im deutschen Bezahlfernsehen sind die Live-Übertragungen von Fußballspielen. Möglicherweise stehen hier einschneidende Veränderungen bevor. Denn das Bundeskartellamt will von der Deutschen Fußball Liga eine Nachbesserung des anstehenden Vergabeverfahrens für Senderechte verlangen. "No Single Buyer Rule" heißt die Forderung und bedeutet, dass ein einzelnes Unternehmen nicht alle Pakete kaufen darf. Das heißt, ab der Saison 2017/18 könnten Live-Bilder nicht mehr nur bei einem Pay-TV-Anbieter zu sehen sein. Sky träfe die Regel am stärksten. Der Pay-TV-Anbieter zeigt derzeit alle Spiele live und besitzt damit ein exklusives Angebot. (3)

Trendsetter in der globalen Medienbranche sind die USA. Dort wirbelt derzeit der Streamingdienst Netflix die Branche durcheinander. Traditionelle Anbieter haben dem wenig entgegenzusetzen. Das gilt auch für das Bezahlfernsehen. Knapp fünf Millionen Amerikaner haben sich bereits von ihrem Bezahlfernsehabonnement getrennt und dieses durch ein günstigeres Netflix-Abonnement ersetzt. Im laufenden Jahr soll eine weitere Million hinzukommen. Inwieweit dieser Trend auch die europäischen Sender erfassen könnte, ist umstritten. Manche Beobachter gehen davon aus, dass den hiesigen TV-Konzernen keine besondere Gefahr droht, weil das Bezahlfernsehen in den USA stärker verbreitet ist als in Europa. (5), (6)



Zahlen & Fakten


Abbildung 1: Pay-TV-Umsätze in Deutschland
Jahrin Millionen Euro
2002790
2003890
2004940
20051.040
20061.090
20071.090
20081.150
20091.070
20101.260
20111.460
20121.840
20132.052
20142.200
2015*2.400

* Prognose Quelle: VPRT Entnommen aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.07.2015, Nr. 162, S. 13 (1), eigene Recherchen

Weiterführende Literatur:

(1.) Mitten im Boom
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.07.2015, Nr. 162, S. 13

(2.) Sky punktet auch ohne Champions League
aus Börsen-Zeitung vom 22.10.2015, Nr. 202, S. 10

(3.) Muss der Fußball-Fan bald zwei Pay-TV-Anbieter bezahlen?
aus Westdeutsche Zeitung Ausgabe Gesamt vom 25.01.2016

(4.) Sky legt zu, bleibt aber defizitär
aus Horizont 32 vom 06.08.2015 Seite 008

(5.) Netflix hängt die Rivalen an der Wall Street ab
aus Börsen-Zeitung vom 31.12.2015, Nr. 250, S. 15

(6.) TV-Aktien für jeden Geschmack
aus Börsen-Zeitung vom 24.10.2015, Nr. 204, S. 18

(7.) James Bond schießt keine Tore
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2015, Nr. 239, S. 21

(8.) Sky will mit eigener Krimi-Serie Kunden gewinnen
aus Welt online vom 26.06.2015

Thomas Trares

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 01 vom 29.01.2016
Dokument-ID: s_med_20160129

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