GENIOS BranchenWissen > MASCHINEN- UND ANLAGENBAU
Logo GENIOS BranchenWissen

Aufschwung im Maschinenbau - höchster Produktionsanstieg seit 2011

MASCHINEN- UND ANLAGENBAU | GENIOS BranchenWissen Nr. 10 vom 31.10.2017


2017 verläuft weit besser als erwartet

Die Maschinenproduktion in Deutschland hatte in den letzten fünf Jahren stagniert. Nachdem 2010 und 2011 die Einbußen aus der Weltwirtschaftskrise mit großen Schritten ausgeglichen wurden, ging es seit 2012 - trotz einiger Hoffnungen - nur noch im Schneckentempo vorwärts. Zwischen plus 1,2 Prozent und minus 1,3 Prozent verharrte die Produktion, 2016 gab es dann eine schwarze Null. Noch zum Anfang des laufenden Jahres ging man beim Verband Deutscher Anlagen- und Maschinenbau (VDMA) davon aus, dass auch 2017 bestenfalls eine Stagnation erreicht werden könne.

Das laufende Jahr hat sich jedoch deutlich besser entwickelt als erwartet. Schon der Auftakt verlief verheißungsvoll, als zwischen Januar und April ein Produktionsplus von 2,3 Prozent erzielt werden konnte. Im Mai setzte sich der Trend mit einem Auftragsplus von 17 Prozent im Vorjahresvergleich weiter fort. Der VDMA hatte seinen Jahresausblick darum nach oben korrigiert.

Derzeit steht die Prognose für 2017 bei einem Produktionszuwachs von drei Prozent im Vorjahresvergleich. Dies wäre der höchste Anstieg seit 2011; der Produktionswert würde damit 210 Milliarden Euro erreichen. Analysten der Commerzbank rechnen für 2018 mit einem weiteren Anstieg in dieser Höhe. Die Umsätze sollen um rund drei Prozent zulegen. Dass der Maschinenbau wieder höhere Schlagzahlen erreicht, spiegelt sich auch in der Auslastung der Unternehmen wieder. Diese liegt aktuell bei fast 88 Prozent und damit erstmals seit 2012 über dem langjährigen Branchendurchschnitt. (1), (2), (3), (7), (9)


Haupt-Exportmärkte beflügeln die Produktion

Erreicht wurden die Anstiege insbesondere durch stark ansteigende Bestellungen aus den wichtigsten Exportmärkten des deutschen Maschinenbaus, den USA und China. So legten die Maschinen-Ausfuhren in die Vereinigten Staaten im ersten Halbjahr 2017 um 7,3 Prozent zu. Das größte Exportplus kam jedoch aus China, das um 22,6 Prozent mehr deutsche Maschinen orderte. Insgesamt stiegen die deutschen Maschinenexporte in den ersten zwei Quartalen um knapp sechs Prozent. Wieder ins Rollen gekommen sind auch die Geschäfte mit Russland. Infolge der Sanktionen durch den Westen hatten sich die deutschen Maschinenexporte nach Russland 2013 halbiert. Dieser Trend scheint gestoppt, denn im ersten Halbjahr 2017 legten die Ausfuhren in Putins Reich um 20,6 Prozent zu. VDMA-Vertreter gehen davon aus, dass sich die positive Entwicklung - trotz der neuerlichen Sanktionen gegen Moskau - weiter stabilisieren wird.

Der größte Absatzmarkt der deutschen Maschinenhersteller bleibt Europa, das bei den Zuwächsen aber mit den Bestellungen aus den Schwellenländern nicht mithalten konnte. Nur zwei Prozent betrug das Plus bei den Exporten in Länder des alten Kontinents.

Eingetrübt werden die grundsätzlich guten Perspektiven des deutschen Maschinenbaus nach wie vor durch den angedrohten Protektionskurs des neuen US-Präsidenten und durch den EU-Austritt Großbritanniens. Das Vereinigte Königreich war im vergangenen Jahr der viertgrößte Auslandsmarkt für die deutschen Hersteller, das Exportvolumen betrug 7,3 Milliarden Euro. Ebenfalls auf die Stimmung drückt der vielerorts schlechte Zustand der deutschen Verkehrsinfrastruktur. Kaputte Straßen und Brücken führen zu Verzögerungen beim Transport großer Maschinen und stören die Lieferketten. (4), (9)





Fallbeispiele


Gute Stimmung in der deutschen Antriebstechnik

Für die Antriebstechnik ist das Jahr 2017 ebenfalls deutlich besser verlaufen als erwartet. Die Branche rechnet mit einem Umsatzplus von fünf Prozent. Mit über 89 000 Beschäftigten gehört die Antriebstechnik zu den Schwergewichten im deutschen Maschinenbau. (5)


Robotik und Automation knacken Rekordmarken

Noch eindrucksvoller legt die Teilsparte Robotik/Automation zu. Der VDMA sagt den Unternehmen für 2017 ein Umsatzplus von satten elf Prozent voraus. Damit würde die Sparte erstmals einen Gesamtumsatz von über 14 Milliarden Euro erreichen und eine neue Rekordmarke aufstellen. Das starke Wachstum kommt allen drei Unterbereichen der Robotik/Automation zugute. So wird die Industrielle Bildbearbeitung ein Umsatzplus von satten 18 Prozent erreichen - erwartet worden waren nur zehn Prozent. Die Robotik kommt auf ein Plus von 15 Prozent, dem Bereich Montage- und Produktionslösungen (= Integrated Assembly Solutions) ist ein Umsatzwachstum von sechs Prozent prognostiziert. (6)


Werkzeugmaschinenbau startet erst im zweiten Halbjahr durch

Wohl als Folge der starken Verkäufe 2016 hat der deutsche Werkzeugmaschinenbau im ersten Halbjahr 2017 nicht ganz mit der Entwicklung des Gesamtmaschinenbaus Schritt halten können. Die erfolgsverwöhnte Branche verzeichnete in den ersten sechs Monaten einen Auftragsrückgang um ein Prozent. Das besser verlaufende zweite Halbjahr lässt die Branche aber zuversichtlich davon ausgehen, dass ein Umsatzplus von drei Prozent erreicht werden sollte. (3)



Zahlen & Fakten


Nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA haben die deutschen Maschinenhersteller 2017 nicht nur die Produktion stärker gesteigert als erwartet. Auch der Auftragseingang legte überdurchschnittlich zu: Im ersten Halbjahr stiegen die Orders um real vier Prozent im Vorjahresvergleich. Die Bestellungen aus dem Ausland legten dabei um fünf Prozent zu. Maßgeblich getrieben wurde der Anstieg von den Bestellungen aus Euro-Ländern, die um zwölf Prozent zulegten. Aus dem Inland kamen um ein Prozent mehr Bestellungen.

Auch wenn die USA und China die größten Einzelabnehmerländer deutscher Maschinen sind, bleibt der europäische Heimatkontinent doch die wichtigste Abnehmerregion. Denn während die deutschen Maschinenexporte 2016 im Vergleich mit dem Vorjahr nur um 0,2 Prozent anstiegen, legten die Ausfuhren in die Europäische Union um 4,1 Prozent zu; jene in Länder der Eurozone sogar um 5,3 Prozent. Fast 47 Prozent der deutschen Maschinenexporte gingen damit in europäische Länder. Im Jahr 2012 hatte deren Anteil bei unter 40 Prozent gelegen. (8)

Mittlerweile arbeiten im deutschen Maschinenbau über eine Million Menschen (1,03 Millionen); an der Zahl der Beschäftigten gemessen ist der Maschinenbau damit der wichtigste Industriezweig Deutschlands. Zwei Drittel der rund 6 000 Unternehmen haben weniger als 100 Mitarbeiter. Nur sechs Prozent der Firmen haben 500 Mitarbeiter oder mehr. Diese Großbetriebe erwirtschaften allerdings mehr als 50 Prozent des jährlichen Branchenumsatzes. 2016 betrug der Gesamtumsatz des deutschen Maschinenbaus 228 Milliarden Euro und lag damit um 1,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Für 2017 und 2018 ist ein Umsatzplus von jeweils drei Prozent prognostiziert. (1)



Weiterführende Literatur:

(1.) Geschäftsklima im deutschen Maschinenbau so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr
aus www.maschinenmarkt.de vom 03.01.2018

(2.) Umsatz soll 2018 um 3 Prozent steigen / Commerzbank-Report: Maschinenbau sollte seine Aktivitäten im lukrativen Mid-Tech-Segment ausweiten
aus Produktion, Heft 41-42/2017, S. 18

(3.) Aufwärtstrend im Maschinen- und Werkzeugmaschinenbau / Die Zeichen stehen auf Expansion
aus Maschinenmarkt Nr. 751 vom 17.09.2017 Seite 1

(4.) Auf Rekordkurs / Transporte nehmen nicht den kürzesten Weg /
aus DVZ Verkehrs-Zeitung, Heft BSGT/2017, S. 10

(5.) Positive Stimmung für 2018 in der deutschen Antriebstechnik
aus Maschinenmarkt Nr. 042 vom 16.10.2017 Seite 009

(6.) Automation wächst zweistellig
aus Maschinenmarkt Nr. 042 vom 16.10.2017 Seite 009

(7.) Wachstum bei Verpackung und Etiketten
aus VDI NR. 41 VOM 13.10.2017 SEITE 24

(8.)Maschinenexport / Europa bleibt Erfolgsgarant für deutschen Maschinenbau
aus www.prozess.de vom 24.02.2017

(9.) Maschinenbauer erwarten neuen Aufschwung
aus Maschinenmarkt Nr. 028 vom 10.07.2017 Seite 008

Robert Reuter

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 10 vom 31.10.2017
Dokument-ID: s_mas_20171031

Alle Rechte vorbehalten. © GBI-Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH