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Damenwäsche - Fachhändler blicken optimistisch in die Zukunft

TEXTIL | GENIOS BranchenWissen Nr. 01 vom 04.01.2022


Damenwäsche auch in Corona-Zeiten gefragt

Für den Damen-Wäschemarkt scheint die Corona-Krise glimpflich zu verlaufen. Das zeigt die "Image-Analyse Damenwäsche" der Fachzeitschrift TextilWirtschaft (TW), für die im August 2021 132 Einkaufsverantwortliche in Wäschefachgeschäften und Großformen des Einzelhandels befragt wurden. Demnach sagen 86 Prozent der Händler, dass sie bis dahin gut bis sehr gut durch die Lockdowns gekommen sind.

Ein Grund dafür ist, dass aufgrund der Lockdowns und von Homeoffice mehr Gemütliches und Legeres gefragt sind. So legten die Erlöse mit Damen-Loungewear, sowie Tag- und Nachtwäsche in den letzten drei Jahren um zwei Prozentpunkte beziehungsweise einen Prozentpunkt zu.

Die Befragten blicken auch optimistisch in die Zukunft. Jeder Zweite rechnet damit, in diesem Jahr wieder das Niveau von 2019 zu erreichen. Vor drei Jahren lagen die Damenwäsche-Umsätze in Deutschland nach Statista-Erhebungen bei geschätzt 2,79 Milliarden Euro. (1), (2)


Händler sehen großen Nachholbedarf bei Dessous

Der Damenwäschemarkt ist in vier große Warengruppen unterteilt. Der bedeutendste von diesen sind Dessous mit einem Umsatzanteil von 33 Prozent. Es folgen Damen-Tagwäsche mit 26 Prozent sowie Nachtwäsche/Loungewear und Miederwaren mit jeweils 20 Prozent Umsatzanteil.

Die in der TW Image-Analyse befragten Einkäufer sehen vor allem bei Dessous einen großen Nachholbedarf. Die neue Lust der Frauen, sich wieder schick zu machen, soll auch die Nachfrage nach neuen BHs und Slips wecken. Deswegen planen 56 Prozent der Händler ihr Dessous-Angebot auszubauen. (1)

Auch auf die Nachfrage vieler Kundinnen nach gepflegter Loungewear für Homeoffice oder den Wellness-Trip wollen 45 Prozent der Händler mit einem zusätzlichen Angebot reagieren. Jeder Dritte plant zudem auch ein umsatzstärkeres Angebot an Tagwäsche. (2), (3), [Abb. 1]


Händler listen Lieferanten wegen fehlender Partnerschaftlichkeit aus

Eine Folge des Corona-Krise ist auch, dass Händler ihre Wäschesortimente ausdünnen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben 45 Prozent der Einkaufsentscheider Lieferanten ausgelistet. Aktuell werden im Schnitt noch 15,8 Lieferanten geführt, wobei der Hersteller Mey mit 78 Prozent am präsentesten in den Läden ist. Es folgen Triumph und Chantelle mit jeweils 63 Prozent, Marie Jo mit 60 Prozent sowie Sloggi und Nina von C. mit jeweils 56 Prozent. Die Entwicklung soll weitergehen. Bis 2023 will der Einkauf sein Angebot auf 13,8 "alte" Marken und 1,4 "neue" Labels konzentrieren.

Die Trennung von Lieferanten erfolgt nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Zwei Drittel der Einkäufer gaben als Ursache für eine Auslistung fehlende Partnerschaftlichkeit während der Corona-Pandemie an. Denn als im Frühjahr 2020 das Gros der Händler seine Läden schließen musste, stand auch die Auslieferung der bestellten Frühjahrsware an. Während einige Lieferanten sich bei Stornierungen oder neuen Lieferfenstern kulant zeigten, nahmen andere auf die schwierige Situation ihrer Partner keine Rücksicht.

Für letztere folgte die Quittung. Denn viele Einkäufer entschieden sich nun das erste Mal nach der Pandemie für die Lieferanten, die sie als faire Partner kennenlernten. Die Top fünf dieser fairen Partner sind Mey, PrimaDonna, Ulla Dessous, Marie Jo und Calida.

Weitere Kriterien für die Einlistung von Labels sind aber auch eine gute Rendite, die zeitnahe Umsetzung modischer Trends und das Thema Sustainability. 60 Prozent der Händler sagen, dass Nachhaltigkeits-Zertifikate ein gutes Verkaufsargument am PoS bieten. Auch hinsichtlich fairer Arbeitsbedingungen und einer umweltschonenden Produktion können Lieferanten beim Einkauf punkten.

Entsprechend ernst nehmen Lieferanten das Thema Nachhaltigkeit, zum Beispiel durch den Einsatz von GOTS-zertifizierter Biobaumwolle oder recycelten Fasern. So baut Calida sein 100% Nature-Segment aus, Mey setzt unter der Bezeichnung Biotyful auf Lingerie aus Biobaumwolle. Rösch, Triumph und Speidel stellen zertifizierte Nacht- und Tagwäsche-Serien vor. Bei Dessous gibt es eine große Auswahl recycelter Spitzen, darunter von Chantelle, Mey und Passionata.

Für 81 Prozent der Händler sind auch ein gut funktionierendes NOS-Programm oder Depot-System mitentscheidend, ob es eine Marke ins Sortiment schafft. Denn viele Händler sorgen sich um Lieferengpässe. (1), (4), (5)


Wäschefachhandel sieht sich für die Zukunft gerüstet

Wie halten Damen-Wäschehändler während der Corona-Pandemie, vor allem während der Lockdowns, Kontakt mit ihren Kundinnen? Es zeigt sich, dass sie dafür vor allem Onlinekanäle wie Facebook, Instagram, WhatsApp oder eigene Blogs nutzen. Sechs von zehn Befragten der TW Image-Analyse sagen, dass sie verstärkt auf Social Media setzen, um mit ihren Kundinnen zu kommunizieren.

Diese Kanäle werden allerdings selten zur Generierung von Umsätzen genutzt. Nur rund ein Viertel der Teilnehmer verkaufen BHs, Slips oder Loungewear über einen eigenen Onlineshop oder einen E-Commerce-Partner. Gründe dafür sind, dass ihnen der technische und personelle Aufwand auf Dauer zu hoch und die individuellen Warenlager zu klein sind. Zugleich besteht wenig Aussicht auf Profitabilität, da die Umsätze im Vergleich zum Einsatz zu gering sind.

Den Onlinemarkt überlassen viele Händler den auf Wäsche spezialisierten Internetshops und großen Versendern mit ihren hohen Werbe- und Marketing-Budgets. So erwartet mehr als jeder Zweite der Befragten, dass bis 2023 auf Wäsche spezialisierte Onlineshops weiter an Bedeutung gewinnen werden. Dazu zählen auch Plattformen von Markenherstellern und Monobrand-Anbietern wie Triumph, Schiesser, Calida, Sloggi oder Mey.

Dennoch fühlt sich der inhabergeführte Wäschefachhandel sicher. Angesichts der Solidarität von Käuferinnen und die Unterstützung vieler Stammkundinnen während Corona gehen 65 Prozent der Händler davon aus, dass klassische Wäschefachgeschäfte noch vor allen anderen Vertriebsformen an Bedeutung gewinnen werden. Dazu passt auch, dass nur 17 Prozent der Befragten Druck oder Existenzangst durch die Konkurrenz vertikaler Ketten wie Intimissimi oder Hunkemöller fürchten. (6), [Abb. 2]





Fallbeispiele


Hanro: expandiert mit Shop-in-Shop-Konzept

Der österreichische Wäschehersteller Hanro expandiert in Deutschland mit seinem Shop-in-Shop-Konzept. Bereits 2021 wurden fünf neue Flächen ins Portfolio aufgenommen. Drei davon befinden sich in den Weltstadthäusern von Galeria in Frankfurt, Hamburg und Berlin, die anderen im KaDeWe Berlin und bei Breuninger in Ludwigsburg.

In der Frankfurter Galeria-Filiale an der Hauptwache und in Berlin am Alexanderplatz präsentiert Hanro Tagwäsche, Nachtwäsche und Loungewear jeweils auf 40 Quadratmetern für Damen und 20 Quadratmetern für Herren. In der Hamburger Galeria in der Mönckebergstraße und im Berliner KaDeWe ist die Marke auf jeweils 40 Quadratmetern mit ihrer Damenwäsche vertreten. Bei Breuninger in Ludwigsburg sind es 25 Quadratmeter.

2022 plant Hanro fünf neue Shop-in-Shops und zehn Softshops. Bislang gibt es in Deutschland und Österreich 30 Shop-in-Shops und 35 Softshops. Die meisten der Shop-in-Shops werden durch Hanro bewirtschaftet. Hinzu kommen weltweit zwölf Stores, die von der Marke betrieben werden. (7)


Adidas: vergibt Wäschelizenz

Adidas hat eine Wäschelizenz an Delta Galil Industries vergeben. Der Mode- und Wäschekonzern aus Israel, zu dem auch Schiesser gehört, soll künftig Herren- und Damenunterwäsche unter den Adidas-Labels Badge of Sport und Originals designen, produzieren und vertreiben. Die ersten Produkte sollen in diesem Frühjahr in den Regionen APAC (Asien-Pazifik), EMEA (Europa-Naher Osten-Afrika) und Lateinamerika auf den Markt kommen. Die Damenwäsche wird auch in Nordamerika erhältlich sein.

Die Badge of Sport-Kollektion soll über Direct-to-Consumer-Kanäle, Kaufhäuser und Sportartikelhändler von Adidas, die Originals-Kollektion über Direct-to-Consumer-Kanäle, Premium-Kaufhäuser und ausgewählte Modehändler vertrieben werden. (8)



Zahlen & Fakten


Abbildung 1: Frauen wollen Dessous

Entnommen aus: TextilWirtschaft, 44/2021, S. 42, (2)
Abbildung 2: Der Fachhandel wird dominieren

Entnommen aus: TextilWirtschaft, 44/2021, S. 48 bis 49, (6)

Weiterführende Literatur:

(1.) TW Image-Analyse Damenwäsche Ein Markt mit Potenzial
aus TextilWirtschaft 44 vom 04.11.2021 Seite 038 bis 041

(2.) Große Hoffnung auf Nachhol-Effekte
aus TextilWirtschaft 44 vom 04.11.2021 Seite 042

(3.) Plus Sizes versprechen Wachstums-Potenzial
aus TextilWirtschaft 44 vom 04.11.2021 Seite 044

(4.) Frühjahr/Sommer 2022: So geht die Bodywear-Branche in die Orderrunde
aus www.textilwirtschaft.de vom 09.07.2021

(5.) Top oder Flop: NOS und Depot entscheiden
aus TextilWirtschaft 44 vom 04.11.2021 Seite 046

(6.) Im Kleinen stark
aus TextilWirtschaft 44 vom 04.11.2021 Seite 048 bis 049

(7.) Fünf neue Flächen bei ausgewählten Department Stores: Hanro expandiert mit Shops
aus www.textilwirtschaft.de vom 19.10.2021

(8.) Schiesser-Mutter übernimmt: Adidas vergibt neue Wäschelizenz
aus www.textilwirtschaft.de vom 22.06.2021

Markus Hofstetter

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 01 vom 04.01.2022
Dokument-ID: s_tex_20220104

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