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Branchenreport Ausgabe 2019

BANKEN | GENIOS BranchenWissen Nr. 11 vom 04.11.2019


Der deutsche Bankenmarkt

Den deutschen Großbanken geht es auch im Jahr 2019 immer noch nicht gut. Sparkassen und Genossenschaftsbanken lassen sich zwar von den Niedrigzinsen nicht beirren und erwirtschaften weiterhin mehr als auskömmliche Gewinne. Geschäftsbanken und einige Landesbanken hingegen sind weiterhin nicht profitabel genug.

Dabei hatte es zum Anfang dieses Jahres gar nicht mal schlecht ausgesehen. Die Deutsche Bank etwa hat 2018 erstmals nach drei Verlustjahren in Folge wieder einen Gewinn erwirtschaftet. Die Commerzbank konnte ihren Gewinn 2018 im Vergleich mit 2017 sogar versiebenfachen. Für einige Momente sah es danach aus, als ob Deutschlands einst so stolze Großbanken einen Weg aus der Dauerkrise gefunden haben könnten. Doch die gute Stimmung hielt nicht lange an. Deutsche Bank und Commerzbank meldeten 2019 heftige Gewinneinbrüche, die in tiefgreifende Strategiewechsel mündeten. Zeitweilig sah es dabei so aus, als würden sich die beiden ertrinkenden Großbanken aneinanderklammern und fusionieren - doch daraus wurde (erstmal) nichts.

Trotz des verheißungsvollen Vorjahres muss der deutsche Privatbankensektor 2019 also in gewohnter Weise ums nackte Überleben kämpfen. Schon lange war klar, dass deutsche Banken im Vergleich mit europäischen und US-Konkurrenten nicht nur ein Ertrags-, sondern ein Kostenproblem haben. In diesem Jahr werden erstmals Nägel mit Köpfen gemacht. Sowohl die Deutsche als auch die Commerzbank haben die Reißleine gezogen und umfangreiche Maßnahmen zur Kostenreduzierung verkündet. Beide Banken werden die Belegschaften verkleinern, Filialen schließen, Kontogebühren anheben und Geschäftsbereiche eindampfen oder sogar ganz abstoßen. Die erwarteten Einschnitte sind hart: Die Commerzbank will 4 300 Stellen streichen und 200 (von bisher 1 000) Filialen schließen; die Deutsche Bank will ihre Belegschaft sogar um 18 000 Mitarbeiter verkleinern.

Kostendämpfung und Fusionen sind derzeit Themen auch für Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Bankenexperten sehen 2019 daher als das Jahr, in dem die nicht auf Rosen gebettete deutsche Bankenlandschaft endgültig einen strammen Strategie- und Strukturwandel einleitet. Angestoßen wird der neue Fokus auf die Kosten durch die Niedrigzinsen - die die Erträge belasten - und durch neue Konkurrenten wie Smartphone-Banken und die sogenannten Fintechs. Hiermit sind kleine Unternehmen aus dem Bereich Finanztechnologie gemeint, die mit cleveren Apps immer mehr Kunden gewinnen.

Der Verkleinerungskurs der beiden großen Privatbanken kann freilich auch als ein Schritt hin zu der seit Jahren als überfällig angesehenen Konsolidierung des deutschen Kreditsektors gesehen werden. Viele Marktbeobachter - allerdings nicht alle - sehen den deutschen Bankenmarkt als overbanked an. Die starke Konkurrenz zwischen Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken (also u. a. Volks- und Raiffeisenbanken) hat zur Folge, dass ausgerechnet in Europas größter Volkswirtschaft für Banken nur marginale Erträge zu erwirtschaften sind. Mit einer Cost-Income-Ratio (=Aufwands-Ertragsrelation) von 69 Prozent stellen deutsche Banken zusammen mit den französischen Kredithäusern (70 Prozent) im europäischen Vergleich das Schlusslicht dar.

Dass sich die deutschen Banken derzeit tatsächlich dem eigentlich unpopulären Thema Fusion annähern, zeigen insbesondere die Landesbanken. Helaba und DekaBank sind von ihren Mehrheitseignern - den Sparkassen - aufgefordert worden, Verhandlungen über ein mögliches Zusammengehen aufzunehmen. Noch vor wenigen Jahren galt es bereits als Sakrileg, die Möglichkeit einer solchen Fusion auch nur im Konjunktiv zu kommunizieren.

Neben der wachsenden Konkurrenz durch Smartphone-Banken - die neuerdings auch als Neobanken bezeichnet werden - ist es weiterhin die Regulierung, die die Banken viel Aufwand und Geld kostet und die darum mit dafür verantwortlich ist, dass deutsche Geschäftsbanken so wenig profitabel sind. Derzeit sind es die finalen Bestimmungen von Basel III - die wegen ihrer Singularität auch als Basel IV bezeichnet werden - die die deutschen Banken in Unruhe versetzen. Die finalen Richtlinien sollen Banken zwingen, sich noch stärker mit Eigenkapital gegen eventuelle Krisen zu wappnen als bisher schon. In Deutschland ist man jedoch der Meinung, dass die aktuelle Ausgestaltung von Basel III/IV eine Kernkapitalerhöhung verlangt, die kaum noch leistbar ist. Allerdings haben die Banken noch bis 2027 Zeit, um die neuen Bestimmungen umzusetzen. (1), (2), (3)


Unternehmen im Markt

Die Deutsche Bank musste in diesem Jahr endgültig einsehen, dass sie auf den gewohnten Pfaden keine gute Zukunft vor sich hat. Die Bank hat infolge ihrer Ertragsprobleme einen radikalen Konzernumbau eingeleitet - der allerdings erst einmal viel Geld kostet. Alleine im zweiten Quartal dieses Jahres hat die Deutsche Bank ein Minus von 3,1 Milliarden Euro gemeldet. Weil sich der gigantische Rückgang nicht mehr aufholen lassen wird, ist jetzt schon klar, dass die Deutsche Bank nach dem kurzen Zwischenhoch des Jahres 2018 in diesem Jahr erneut tiefrote Zahlen schreiben wird.

Auch bei der anvisierten Belegschaftsverkleinerung macht die Deutsche Bank derzeit ernst. So will sich die Bank in einem nächsten radikalen Schritt vom Aktienhandel zurückziehen und hat dafür bereits einen Vertrag mit der französischen BNP Paribas geschlossen - die die Deutsche-Bank-Aktienkunden weiterbetreuen soll. Zudem haben 900 Aktienhändler von Deutschlands immer noch größter Bank bereits erfahren, dass sie nicht mehr gebraucht werden.

Diese und viele andere Maßnahmen machen klar, dass die Deutsche Bank derzeit einen Wandel durchmacht wie kaum jemals eine andere Großbank. Trotz der aktuell horrenden Einbrüche und Einbußen wollen die Verantwortlichen schon 2020 wieder Gewinne erzielen. Insgesamt sind die Sanierungskosten für das einstige Vorzeigeinstitut auf 7,4 Milliarden Euro veranschlagt. 3,4 Milliarden Euro sind bereits verbucht und tragen den Hauptanteil am überaus schwachen Jahresergebnis 2019.

Viel zu tun hat die Deutsche Bank allerdings nicht nur mit ihrem Strategiewechsel. Weiterhin ein Hauptproblem ist die kriminelle Vergangenheit der einst ruhmreichen Bank. Nach wie vor muss die Deutsche Bank Jahr für Jahr immer neue Millionen- und Milliardenbeträge dafür aufbringen, um sich insbesondere vor US-Behörden von früheren Rechtsverletzungen loszukaufen. 2017 beispielsweise wurden 630 Millionen US-Dollar fällig, weil die Deutsche Bank russische Gelder gewaschen hatte. Das Russland-Thema ist für das Geldhaus aber auch 2019 noch nicht ausgestanden; immer noch steht die Deutsche Bank im Verdacht, Trump-Transaktionen gedeckt und ermöglicht zu haben.

15 Millionen US-Dollar mussten unlängst auf den Tisch gelegt werden, um eine US-Klage wegen angeblicher Manipulationen am Anleihemarkt abzuwenden. Die Beispiele zeigen: Die Resozialisierung der straffällig gewordenen Deutschen Bank ist augenscheinlich noch lange nicht abgeschlossen. (4), (5)

Die genossenschaftliche DZ Bank ist erst infolge ihrer Fusion mit der WGZ Bank zu Deutschlands zweitgrößter Bank aufgestiegen. Die Bank hat ihren Vorsteuergewinn im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um erstaunliche 42 Prozent gesteigert und damit einen stattlichen Gewinnsprung hingelegt. Der Vorsteuergewinn stieg in den ersten sechs Monaten von 1,03 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf 1,46 Milliarden Euro; nach Steuern blieb hiervon gut eine Milliarde Euro übrig, vor einem Jahr waren es nur 731 Millionen Euro gewesen. Für das Gesamtjahr 2019 geht die DZ Bank nun von einem Vorsteuergewinn von zwei Milliarden Euro aus und zeigt damit deutlich, dass auch Großbanken in diesen Zeiten gute Zahlen erwirtschaften können. Voraus hat die DZ Bank den Konkurrenten aus dem Privatbankensektor allerdings die enge Zusammenarbeit mit den Volks-, Raiffeisen- und Sparda-Banken - deren Spitzeninstitut die DZ Bank ist. (7)

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist Deutschlands Nummer drei und gehört als Förderbank keiner der drei Säulen des deutschen Kreditwesens an (dies sind private Geschäftsbanken, Sparkassen und die Kreditgenossen). Förderbanken arbeiten im staatlichen Auftrag und finanzieren Projekte, die im öffentlichen Interesse sind.

Im ersten Halbjahr 2019 ist das Fördervolumen zwar von 36,1 Milliarden Euro (im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum) auf 33,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Trotzdem stieg der Konzerngewinn an, nämlich von 822 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten 2018 auf 904 Milliarden Euro. 2018 hatte die KfW einen Konzerngewinn von stattlichen 1,64 Milliarden Euro erzielt und den Gewinn gegenüber dem Vorjahr damit um über 14,6 Prozent gesteigert. (6)

DZ Bank und KfW gehören mit ihren verlässlichen Gewinnen zu den Musterschülern der größten deutschen Banken. Anders sieht es nicht nur bei der Deutschen Bank aus, sondern ebenso beim zweitgrößten privaten deutschen Geldhaus, der Commerzbank. Die Bank hatte 2018 nach zwei schwachen Jahren einen Gewinn von 865 Millionen Euro ausgewiesen und das Jahresergebnis 2017, das bei 128 Millionen Euro lag, damit versiebenfacht. Trotz des überraschend hohen Ertrags hatte die Bank allerdings schon damals durchblicken lassen, dass die Kosten - etwa 6,83 Milliarden Euro jährlich alleine für die Verwaltung - zu hoch ausfielen.

Schon das Halbjahresergebnis 2019 zeigte auf, dass mit den Gewinnen 2018 noch lange kein nachhaltiger Turnaround geschafft worden war. So brach der Gewinn gleich wieder um 27 Prozent ein und lag noch bei 391 Millionen Euro. Analysten reagierten enttäuscht und bewerteten das Halbjahresergebnis der Commerzbank als ernüchternd. Das am Jahresende 2018 euphorisch ausgegebene Ziel, den Gewinn noch einmal zu steigern, wurde kassiert. Ein Hauptgrund für den Gewinnrückgang war die stark betriebene Risikovorsorge, die alleine 256 Millionen Euro schluckte und die befürchten lässt, dass auch die Commerzbank viel mehr ausfallsgefährdete Kredite in den Büchern hat als bekannt ist. Zudem sollen die Konjunkturabkühlung in Deutschland und Europa sowie die die Banken immer mehr zermürbenden Niedrigzinsen bei den Ergebnisrückgängen eine wichtige Rolle spielen.

Im dritten Quartal 2019 ging die Ergebnis-Achterbahn weiter; diesmal schlug das Pendel - erneut unerwartet - wieder stark nach oben aus. Der Gewinn stieg im Vergleich mit dem Vorjahresquartal um über 100 Millionen Euro auf 448 Millionen Euro. Der rasante Anstieg kam so unerwartet, dass die Commerzbank eine Ad-hoc-Meldung herausbrachte.

Wie es der Commerzbank wirklich geht, ist angesichts der schwankenden Erträge schwierig zu ermessen. Manche Experten sehen sie auf einem guten Weg, andere halten sie für einen Übernahmekandidaten. Nach dem Ende der Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank ist es schon seit längerer Zeit immer wieder die Mailänder UniCredit, der ein Interesse an der Übernahme der Commerzbank nachgesagt wird. (8)

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat 2018 558 Millionen Euro verdient. Gegenüber dem Ergebnis 2017 bedeutete dies einen Zuwachs um 8,4 Prozent. Für 2019 rechnet die Bank mit einem weiteren Anstieg. Dieser wird jedoch nicht sehr deutlich ausfallen, denn auch die LBBW bekommt die konjunkturelle Abkühlung immer stärker zu spüren. Trotzdem fiel das Halbjahresergebnis mit einem Vorsteuergewinn von 319 Millionen Euro um 13 Prozent höher aus als das Ergebnis im Vorjahreszeitraum. (9)

Die Bayerische Landesbank (Bayern LB) war mal eine Pleitebank, musste vom bayerischen Steuerzahler gerettet werden und gilt heute als ebenso saniert wie geläutert. 2018 hat die Landesbank des Freistaats ein Nachsteuerergebnis von 822 Millionen Euro und damit die beste Bilanz ihrer Geschichte erzielt. Das sehr gute Ergebnis wurde an die Eigner der Bank weitergereicht, also an das Bundesland Bayern und die bayerischen Sparkassen, die zusammen eine Dividende von 175 Millionen Euro erhielten.

Blenden lassen sich die Verantwortlichen vom Rekordergebnis jedoch nicht. Stattdessen wird derzeit geprüft, ob die Strategie auch noch richtig ist, wenn Basel IV neue Anforderungen an das harte Kernkapital stellt und die Konjunktur weiterhin nach unten zeigt. Dass auch die mittlerweile als Muster-Landesbank gelobte Bayern LB weiterhin mit wackeligen Fundamentaldaten arbeiten muss, zeigten die ersten sechs Monate dieses Jahres: Das Vorsteuerergebnis fiel - angeblich infolge der schwachen Konjunktur in Deutschland - um satte 30,3 Prozent. Statt der 342 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum standen nun 294 Millionen Euro auf der Haben-Seite. (10)

Derzeitiges Haupt-Sorgenkind des Landesbankensektors ist die - alleine nicht mehr lebensfähige - Nord/LB. Der Stresstest der europäischen Bankaufsichtsbehörde EBA vor einem Jahr hatte deutlich gemacht, dass die Nord/LB die Last der faulen Schiffskredite, die die Bank schon seit der Weltwirtschaftskrise 2009 mit sich schleppt, nicht mehr schultern kann. Gerettet werden soll die Bank von den Eignern, also den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie den niedersächsischen Sparkassen. Trotz neuer Gesetze und der Bankenabgabe ist es damit höchst wahrscheinlich doch wieder der Steuerzahler, die für die Rettung einer Bank herangezogen wird. Das letzte Wort bei der Rettung hat allerdings die EU-Kommission. Sie prüft gerade, ob die geplante Finanzspritze in der Höhe von 3,6 Milliarden Euro mit dem Wettbewerbsrecht vereinbar ist.

Experten glauben, dass die Nord/LB - selbst wenn Brüssel grünes Licht gibt - noch lange Zeit brauchen wird, um wieder eine sich selbst tragende Bank zu werden. 2019 wird jedenfalls erst einmal wieder rote Zahlen bringen. (11), (12)

Das Drama um die ruinierte HSH Nordbank ist erst in diesem Jahr zu Ende gegangen. Die Bank hat den Steuerzahler laut Expertenschätzungen 16 bis 20 Milliarden Euro gekostet, beim Verkauf an US-Investoren kam nur ein Bruchteil zurück. Seit Februar firmiert die einstige Landesbank als Hamburg Commercial Bank AG. Bergauf geht es jedoch trotz der gewaltigen Mitgift immer noch nicht. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat die Bank einen Verlust von 100 Millionen Euro produziert.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) macht derzeit einige Schlagzeilen, allerdings nicht wegen ihrer normalen Geschäftstätigkeit. Vielmehr scheint die seit Jahren aussichtslose Konsolidierung im Landesbankensektor nun endlich doch voranzukommen. Berichtet wird derzeit, dass die Sparkassen die Helaba und das zentrale Wertpapierhaus DekaBank aufgefordert haben, Gespräche über eine Fusion zu beginnen. Bisher hatten sich Landesfürsten und Landesbanker gegen eine Konsolidierung gewehrt - und lieber dabei zugesehen, wie HSH Nordbank oder Nord/LB wegen fehlender Geschäftsmodelle nacheinander in den Ruin steuerten.

Vorangetrieben wird die Schaffung einer zentralen Super-Landesbank traditionell von den Sparkassenpräsidenten, während die Landesbanken auf Stur stellten und nicht mit sich reden ließen. Dass es jetzt erstaunlich einmütig zu einem Beschluss über die Aufnahme von Verhandlungen kam, ist auch ein Erfolg des erst seit zwei Jahren amtierenden Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis. Vorbild soll der genossenschaftliche Finanzverbund sein, der seit der Fusion von DZ Bank und WGZ mit einem einzigen Spitzeninstitut auskommt. Die Sparkassen, die als (anteilige) Eigner der Landesbanken für deren Rettung in der Finanzkrise heftig zur Kasse gebeten wurden, hätten wohl nichts dagegen, alle Landesbanken zu solch einem Zentralinstitut zu verschmelzen. Da u. a. die Bayern LB gerade gut dasteht und von Zusammenschlüssen daher nichts wissen will, ist klar, dass es hierfür noch eines ganz langen Atems bedarf.

Die DekaBank hat 2018 einen Gewinn von 452 Millionen Euro erreicht, die Helaba kam auf 440 Millionen Euro vor Steuern. Gerade die Helaba gilt als eine der stabilsten Banken Deutschlands, muss infolge der bekannten Belastungsfaktoren - Zinsen und Konjunkturdelle - jedoch einen Teil der 6 100 Arbeitsplätze abbauen.

Dass gerade DekaBank und Helaba den Nukleus für die Schaffung einer zentralen Landesbank bilden sollen, liegt an ihrer Eignerstruktur. So gehört die DekaBank komplett den Sparkassen, die Helaba ist - anders als z. B. die Nord/LB - mehrheitlich in Sparkassenhand. Die Sparkassen haben darum besonderen Einfluss und nicht zuletzt Machtmittel im Köcher - die in diesem Jahr augenscheinlich erstmals ausreichten, um wenigstens zwei der zum Starrsinn neigenden Großbanken an einen Verhandlungstisch zu bringen. (18)

Die deutschen Sparkassen lassen sich von schwindendem Provisionsüberschuss und teurer Regulierung nicht beirren und haben 2018 mit 2,2 Milliarden Euro wieder einmal ein sehr gutes Ergebnis vorgelegt. Im Vergleich mit 2017 stieg der Gewinn sogar an, nämlich um 100 Millionen Euro. Das erste Halbjahr 2019 erbrachte ein ansteigendes Kreditgeschäft, was darauf schließen lässt, dass die Sparkassen auch das laufende Geschäftsjahr erfolgreich abschließen werden. (13)

Den Geschäftsbanken eine Nase drehen auch die Genossenschaftsbanken. Volks-, Raiffeisen- und Sparda-Banken haben 2018 wie die Sparkassen einen Jahresüberschuss von 2,2 Milliarden Euro erzielt. Noch eindrucksvoller fiel der Bruttogewinn aus, der bei 7,8 Milliarden Euro lag. Gegenüber 2017 bedeutete dies eine Gewinnsteigerung um zehn Prozent. Die öffentlich-rechtlich und genossenschaftlich verfassten Säulen des deutschen Kreditsektors zeigen damit deutlich, dass in Deutschland mit Bankgeschäften sehr wohl erkleckliche Gewinne erzielt werden können. (14)

Ebenfalls skandalfrei und zudem zuverlässige Gewinnbringer sind die deutschen Förderbanken. Ihre Hauptschlagzeile dieses Jahres betrifft jedoch nicht die Gewinne, sondern die unlängst selbst erstrittene Ausnahmeregelung von der Bankenregulierung. Die großen Förderbanken hatten sich heftig dagegen gewehrt, bei der Bankenregulierung mit risikoreich agierenden, internationalen Großbanken in einen Topf geworfen zu werden. Die Gegenwehr hatte nun Erfolg: Im Zuge der Neufassung der so genannten Eigenkapitelrichtlinie (CRD, Capital Requirement Directive) wurde die Landwirtschaftliche Rentenbank - neben der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW die zweite Förderbank des Bundes - von der CRD ausgenommen und damit auch aus der Aufsicht durch die EZB herausgelöst. Weil die Ausnahme für alle Förderbanken mit einer Bilanzsumme höher als 30 Milliarden Euro gilt, fallen nun auch die NRW.Bank (Bilanzsumme 149,1 Milliarden Euro), die KfW (485,8 Milliarden Euro) und die L-Bank (69,6 Milliarden Euro) aus dem ungeliebten Regime der Europäischen Zentralbank heraus. (6)

Die Bausparkassen hatten es in den vergangenen Jahren besonders schwer, auf auskömmliche Margen zu kommen, denn viele Kunden ließen sich den Altvertrag nicht auszahlen und freuten sich über die hohen Garantiezinsen - die die Bausparkassen an den Märkten gar nicht mehr einspielen konnten. Erst ein Urteil des Bundesgerichtshofes im Jahr 2017 erlaubte es den Bausparkassen, Altverträge zu kündigen, der Schaden war da in den Büchern aber bereits angerichtet.

2018 haben die Institute nach zwei Jahren mit zurückgehenden Neuabschlüssen den Turnaround geschafft und verkaufen jetzt wieder mehr Bausparverträge. Insgesamt stieg die Zahl der Vertragsabschlüsse um 3,1 Prozent. Wie es derzeit aussieht, besteht dieser für die Bausparkassen positive Trend im laufenden Geschäftsjahr weiter. (19)


Internationaler Bankenmarkt

Am Befund, dass US-amerikanische und chinesische Banken die globalen Märkte dominieren und ihre europäischen Wettbewerber abgehängt haben, hat sich weiterhin nichts geändert. Nach wie vor sind es Welten, die die US-Banken von Europas Geldhäusern trennen, sowohl bei den Erträgen als auch bei der Marktkapitalisierung. JP Morgan beispielsweise hat 2018 einen Gewinn von unglaublichen 32 Milliarden US-Dollar eingestrichen - während die Deutsche Bank schon über 341 Millionen Euro jubelt. Die US-Banken können daher hohe Milliardenbeträge in aktuelle Trends wie die Digitalisierung investieren, während Europas Banken jeden Euro zweimal umdrehen müssen.

Die chronischen Probleme der deutschen und europäischen Banken werfen die Frage auf, warum man sich auf dem alten Kontinent schon so lange um Zusammenschlüsse und Fusionen herumdrückt. In den USA sind Fusionen durch die Politik erleichtert und beschleunigt worden, während hierzulande erst kürzlich die Gespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank beendet wurden. Noch seltener gelingen länderübergreifende Zusammenschlüsse - sieht man einmal von der (erfolgreich verlaufenen) Übernahme der HypoVereinsbank durch die italienische UniCredit ab.

Als Hauptgrund für die völlig konträre Entwicklung europäischer und US-amerikanischer Banken gilt das konsequente Vorgehen der US-Regierung nach der Lehman-Pleite. Die US-Banken wurden, ob sie wollten oder nicht, mit Hilfe eines 700 Milliarden US-Dollar schweren Rettungspakets zwangsrekapitalisiert, womit sie einen starken Anschub erhielten, von dem sie bis heute zehren. In Deutschland und Europa gab es eine solche erzwungene Bankenstabilisierung nicht. Die Deutsche Bank etwa konnte daher fast ein Jahrzehnt lang damit prahlen, ohne Rettungsgelder ausgekommen zu sein - und steht heute so schlecht da wie kaum eine andere internationale Großbank. Die große Finanzkrise vor zehn Jahren hat den US-Banken mithin einen Konsolidierungsschub verschafft, der eine der Grundlagen für ihre heute so starke Verfassung lieferte. Für Europas Banken hingegen war die Krise der Einstieg in ein langes Siechtum - das vermutlich noch viele Jahre anhalten wird. (15), (16), (20)



Trends


Weniger Filialen, dafür schöner

Die physische Präsenz von Banken nimmt immer mehr ab. Auch die bisher an ihren rund 1000 Zweigstellen festhaltende Commerzbank hat in diesem Jahr beschlossen, das teure Filialnetz um 200 Zweigstellen zu reduzieren. Laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau ist die Zahl der Bankzweigstellen in Deutschland zwischen den Jahren 2000 und 2015 um 25 Prozent gesunken.

Ein Trend im Trend ist zudem, dass verbliebene Filialen insbesondere an urbanen Knotenpunkten derzeit mit viel Geld aufgerüstet und verschönert werden. Vom Charme eines Wartesaals, wie ihn Bankfilialen früher verströmten, sind die neuen Filialkonzepte weit entfernt: Bequemes Gestühl lädt zum Warten ein, Kaffee gibt es kostenlos, ausliegende Tablet-PCs erlauben den schnellen Gang ins Internet. Der Trend zur Bank als Wohlfühlzone zeigt, dass die Filiale auch im Online-Banking-Zeitalter lange nicht überholt ist - auch wenn ihre Zahl gerade in strukturschwachen Regionen weiterhin abnehmen wird. (17)





Zahlen & Fakten


Abbildung 1: Deutsche Bank bleibt immer noch vorne

Quelle: H. Kuck Entnommen aus: Die Bank, Nr. 07/2019, S. 8-11
Abbildung 2: Tiefer Absturz im zweiten Quartal

Quellen: Deutsche Bank/AFP Entnommen aus: Hessische Niedersächsische Allgemeine - Mündener Allgemeine, 25.07.2019, S. 13
Abbildung 3: Anteilig noch immer in Staatsbesitz

Quelle: Commerzbank Entnommen aus: Börsen-Zeitung, 23.08.2019, Nr. 161, S. 3
Abbildung 4: Steuergelder für die Nord/LB

Quellen: Nord/LB Entnommen aus: Börsen-Zeitung, 16.08.2019, Nr. 156, S. 5

Weiterführende Literatur:

(1.) Fünf erfolgskritische Herausforderungen für Banken
aus Der Bank Blog vom 25.06.2019

(2.) Per Wachstum aus dem Zinstief
aus Handelsblatt Nr. 201 vom 18.10.2019 Seite 026

(3.) Ein Blick hinter die Kulissen des Basel-III-Finales
aus Die Bank, Heft 05/2019, S. 34-41

(4.) Im Sinkflug: Wie die Deutsche Bank weltweit an Ansehen verliert
aus horizont.net vom 10.07.2019

(5.) Deutsche Bank macht 3,1 Milliarden Euro Verlust
aus manager-magazin.de vom 24.07.2019

(6.) BILANZBERICHTE: KfW-Konzern
aus Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Heft 11/2019, S. 564

(7.) DZ Bank steigert Halbjahresgewinn deutlich
aus Welt online vom 29.08.2019

(8.) Commerzbank beschließt Sparpaket und kippt Gewinnprognose
aus manager-magazin.de vom 26.09.2019

(9.) LBBW sieht sich auf Kurs
aus Heilbronner Stimme vom 01.03.2019, S. 10

(10.) Bayern LB feiert Rekordgewinn
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.03.2019, Nr. 69, S. 19

(11.) Neuausrichtung drückt Nord/LB-Ergebnis
aus Börsen-Zeitung vom 30.08.2019, Nr. 166, S. 3

(12.) Gerettet - und dann?
aus Börsen-Zeitung vom 03.09.2019, Nr. 168, S. 6

(13.) Geschäftsentwicklung der 385 Sparkassen im Berichtsjahr 2018
aus Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Heft 7/2019, S. 356

(14.) Geschäftsentwicklung der 875 Kreditgenossenschaften im Berichtsjahr 2018
aus Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Heft 7/2019, S. 359

(15.) MACHT UND OHNMACHT / Warum Europas Banken gegen die US-Konkurrenz immer weiter verlieren
aus manager magazin Nr. 9 vom 23.08.2019 Seite 68

(16.) Top-Banken in Europa bleiben hinter Erwartungen an Widerstandsfähigkeit und Rentabilität zurück
aus news aktuell vom 10.07.2019

(17.) Und das soll eine Bank sein?!
aus Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.05.2019, Nr. 20, S. 28

(18.) Bei der Helaba wird es ungemütlich
aus Handelsblatt Nr. 179 vom 17.09.2019 Seite 033

(19.) Bilanzvergleich der Bausparkassen 2018: Wieder auf Wachstumskurs
aus Immobilien & Finanzierung - Der Langfristige Kredit, Heft 9/2019, S. 412

(20.) Chinas Banken bleiben bezüglich Grösse unerreicht
aus Finanz und Wirtschaft vom 06.07.2019, Seite 1

Andreas Menzen

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 11 vom 04.11.2019
Dokument-ID: r_ban_20191104

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