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Bonbons in aller Munde - die Süßwarenbranche wächst weiter

LEBENSMITTEL | GENIOS BranchenWissen Nr. 10/2008 vom 20.10.2008

Beitrag

Den Herstellern von Süßwaren geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Die Branche rechnet für das laufende Jahr mit immer noch steigenden Umsätzen obwohl die Preise weiter anziehen.


Schokolade gefragt

Nach Erhebungen der Marktforscher stiegen die Umsätze in der deutschen Süßwarenindustrie im Frühjahr dieses Jahres um 5,3 Prozent. Bereits im Vorjahr legte die Branche um 3,5 Prozent zu. Zum Wachstum der Süßwarenbranche trug vor allem das Auslandsgeschäft bei, 2007 wurde eine Exportquote von 39 Prozent erreicht. Insgesamt 202 300 Tonnen Süßwaren wurden in diesem Jahr ins Ausland exportiert ein deutliches Plus von 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Geschäft mit Schokolade lief dabei mit einem Plus von 17,8 Prozent besonders gut. Insgesamt stieg der Exportanteil an deutschen Süßwaren im Zeitraum von 1999 bis 2007 um 85 Prozent auf 3,97 Milliarden Euro. (1)

Vor allem die Gebäck- und Schokoladenproduzenten hoben im laufenden Jahr ihre Preise teils im zweistelligen Bereich an. Mit einem Umsatzplus von 11,6 Prozent erwiesen sich im ersten Halbjahr 2008 vor allem Tafelschokolade und Schokoknabberartikel (+10,6 Prozent) als Wachstumstreiber. Manche Hersteller wie Kraft Foods verzeichnen derzeit sogar ein Wachstum von weit über 20 Prozent, allein Kraft Foods legte mit den Milka-Tafeln um über 30 Prozent zu. Aber auch die Hersteller von Zuckerwaren wie Bonbons und Fruchtgummis, konnten sich über ein gutes erstes Halbjahr freuen. (2), (4)

Die Preiserhöhungen bei Süßwaren haben jedoch einen schalen Beigeschmack. Seit Februar hat das Kartellamt sieben deutsche Süßwarenhersteller darunter Kraft Foods, der Schokoriegelspezialist Mars, Kitkat-Produzent Nestlé und das Familienunternehmen Ritter Sport - unter Verdacht, illegale Preisabsprachen getroffen zu haben. Die Hersteller rechtfertigen die höheren Preise mit gestiegenen Kosten für die Zutaten, womit sie wenigstens zum Teil Recht haben. (4)


China verzehrt sich nach Süßem

In der Tat sind die Rohstoffpreise für Kakao und Getreide innerhalb nur eines Jahres um 20 Prozent gestiegen; vor allem der Kakaopreis ist in die Höhe geschnellt. Kostete die Kakaomasse vor zwei Jahren noch 1,80 Euro pro Kilogramm, steht sie nun bei 2,40 Euro. Vor allem für Dauerbackwaren wie Kekse, Fertigkuchen und Salzstangen, für die unter anderem Getreide verwendet wird, müssen die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen.
Ein weiterer Grund für die Preiserhöhungen sind auch die veränderten Konsumgewohnheiten der Verbraucher, die immer häufiger zu Schokolade mit hohem Kakaoanteil greifen. Hinzu kommt die stark steigende Nachfrage der wirtschaftlich aufstrebenden Schwellenländer Indien, Russland und vor allem China nach Schokolade, die steigende Kakaopreise nach sich zieht. So bewegten sich die Kakaopreise Anfang August dieses Jahres auf dem höchsten Stand seit 1989. Noch vor wenigen Jahren war Schokolade in Ostasien noch weitgehend unbekannt, mittlerweile ist ein regelrechter Run auf das braune Naschwerk ausgebrochen. Nach Angaben des Süßwarenhandelsverbands Sweet Global Network wird sich Schokolade in den kommenden Jahren zu einem der bedeutendsten Wachstumsmärkte für Schokoladenprodukte entwickeln das Potenzial ist allein angesichts der Bevölkerungszahl enorm. Für den chinesischen Markt rechnen Experten mit Zuwachsraten von zehn bis 15 Prozent so viel wie in keinem anderen Markt. Der Pro-Kopf-Verbrauch für Schokolade liegt in China derzeit noch bei 100 Gramm, soll aber in den kommenden fünf Jahren auf fünf Kilogramm ansteigen. Vor allem junge Chinesen im Alter von 15 bis 24 Jahren ziehen Schokolade den traditionellen gesalzenen Trockenfrüchten vor. Schokolade gilt in China, ähnlich wie Zigaretten, als Prestigeobjekt und Symbol für Wohlstand. Zwar produziert bislang noch keiner der deutschen Hersteller in China, doch Markenware aus Deutschland ist heiß begehrt. Schokolade gehört nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie zu den am meisten ausgeführten Süßwaren Deutschlands. Noch ist China fest in den Händen der großen Nahrungsmittelkonzerne Mars (14 Prozent Marktanteil), Cadbury (10 Prozent), Nestlé (acht Prozent) und Ferrero, die 40 Prozent des chinesischen Schokoladenmarktes kontrollieren. (3), (4), (5), (7), [Abb.1]


Die Branche konsolidiert sich

Das Geschäft mit den Süßwaren im In- und Ausland zeigt derzeit eine Dynamik wie nie zuvor. Die Branche konsolidiert sich. Das Bundeskartellamt hat vor Kurzem die Übernahme des US-Familienkonzerns Mars durch den Chicagoer Kaugummi-Hersteller Wrigley für 23 Milliarden US Dollar genehmigt. Auch im Inland verschärft sich der Wettbewerb, da immer mehr Hersteller nach Deutschland drängen der bevölkerungsreichste Staat der EU mit dem größten Süßwarenmarkt hat in den Augen der Hersteller noch immer Potenzial. Vor allem Schokolade aus der Schweiz verspricht hierzulande rosige Wachstumsaussichten. Immer häufiger drängen auch bis dato völlig unbekannte Marken auf den deutschen Markt, wie zum Beispiel die koreanische Lotte-Gruppe, die jüngst den belgischen Schokoladenproduzenten Guylian gekauft hat.
Überproportional stieg der Umsatz von Süßwaren mit Handelsmarken. Vor allem das Wachstum der Harddiscounter in dieser Warengruppe führte zu einem weiteren Ausbau der Handelsmarktanteile. Inzwischen ist fast jede zweite verkaufte Packung Süßgebäck eine Handelsmarke (48,8 Prozent). (6)



Fallbeispiele



Cadbury, der größte Süßwarenhersteller der Welt, hat nicht zuletzt dank höherer Preise für Schokoladenriegel seinen Gewinn im ersten Halbjahr gesteigert. Trotz Sorgen vor der drohenden Konsumschwäche bekräftigte das britische Unternehmen seine positiven Aussichten für das Gesamtjahr. (8)

Lindt & Sprüngli , der größte Hersteller von Edelschokolade der Welt, legte im ersten Halbjahr des laufenden Jahres um 2,9 Prozent zu trotz Preiserhöhungen infolge steigender Preise für Kakao, Rohstoffe, Verpackung, Warentransport und der Schwäche zahlreicher Währungen. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen ein Wachstum von acht bis zehn Prozent. (9)

Zum 320-jährigen Bestehen schließt die Firmengruppe Lambertz das Geschäftsjahr 2007/2008 mit positiven Geschäftszahlen ab. Erstmals in der Firmengeschichte wurde die halbe Milliarde-Euro-Hürde überschritten, der Gesamtumsatz stieg um 7,4 Prozent auf 506,8 Millionen Euro. Auch der Saisonumsatz wuchs um 6,1 Prozent, wobei die Saisonartikel ein Drittel des Gesamtsortiments ausmachen. Die Witterung kühle Temperaturen und hohe Abverkäufe, vor allem bei Dominosteinen, Baumkuchen und Pfeffernüssen, trugen zum guten Ergebnis bei. (10)

Auch Haeberlein-Metzger legte im vergangenen Jahr kräftig zu und erhöhte seinen Umsatz auf 18,7 Millionen Euro. Im Inland waren für den Umsatzanstieg vor allem die neu eingeführten Produkte und gute Abverkäufe bei den Gebäckmischungen und Monogebäcken verantwortlich. (10)

Zahlen & Fakten

Abbildung 1: Top 4 Hersteller von Süßwaren nach Marktanteil 2008



Quelle: Euromonitor International

Entnommen aus: Süddeutsche Zeitung, 30.04.2008, S. 24

Weiterführende Literatur:

(1.) O.V., Süßwarenindustrie, Lebensmittel Zeitung, Nr. 34, 22.08.2008, S. 48
aus Lebensmittel Zeitung 34 vom 22.08.2008 Seite 048

(2.) Chwallek, Andreas, Ungebremste Lust auf Süßes, Eigentlich sind die Preise für Süßigkeiten wie Schokolade und Kekse deutlich gestiegen. Trotzdem wächst der Konsum, Lebensmittel Zeitung, Nr. 35, 29.08.2008, S. 44
aus Lebensmittel Zeitung 35 vom 29.08.2008 Seite 044

(3.) O.V., Süßwarenanbieter erwarten ein Umsatzplus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2008, Nr. 88, S. 16
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2008, Nr. 88, S. 16

(4.) Sudahl, Michael, Preisschock bei Süßigkeiten, Branche steht unter Kartellverdacht - Unternehmen geben Rohstoffkosten die Schuld, Handelsblatt, Nr. 179, 15.09.2008, S. 1
aus Handelsblatt Nr. 179 vom 15.09.08 Seite e01

(5.) Dierig, Carsten, China entwickelt Schokoladenhunger, Branche rechnet mit Wachstumsraten von bis zu 15 Prozent - Höhere Kakaopreise erwartet, Die Welt, 11.08.2008, Nr. 187, S. 13
aus DIE WELT, 11.08.2008, Nr. 187, S. 13

(6.) Chwallek, Andreas, Die Branche sortiert sich, Das Geschäft mit Süßwaren zeigt im In- und Ausland eine Dynamik wie schon lange nicht mehr, Lebensmittel Zeitung, Nr. 35, 29.08.2008, S. 36
aus Lebensmittel Zeitung 35 vom 29.08.2008 Seite 036

(7.) O.V., Schokolade für China, taz, 12.08.2008, S. 8
aus taz, 12.08.2008, S. 8

(8.) O.V., Süßwarenhersteller Cadbury steigert Gewinn, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2008, Nr. 177, S. 15
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2008, Nr. 177, S. 15

K.Zirkel

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 10/2008 vom 20.10.2008
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