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Bio boomt - Naturkost meets Convenience

LEBENSMITTEL | GENIOS BranchenWissen Nr. 07/2005 vom 08.07.2005

Beitrag

Auf der BioFach 2005 in Nürnberg wurde es eindeutig hervorgehoben: Bio boomt und Convenience ist nicht mehr verpönt! Nicht die Biokost im traditionellen Sinn sorgt für das enorme Umsatzwachstum. Es sind vielmehr die neuen Kundenwünsche, die diesen Markt beleben und zum aktuellen Thema machen. Von dem Klischee, wirkliche Bio-Produkte bekommt man nur in Läden mit kleinstmöglicher Verkaufsfläche und auf gar keinen Fall aus der Tiefkühltruhe, ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. (3), (6)


Naturkost: Mehr, als Körner, Müsli und hutzeliges Gemüse in kleinen Bioläden

Inzwischen gibt es in Deutschland ca. 250 größere Bio-Fachmärkte. Als Marktführer stehen Alnatura mit 16 und Basic mit neun Filialen an der Spitze. Das Münchner Unternehmen Basic steigerte im vergangenem Jahr seinen Umsatz um 39 Prozent und untermauert damit die Behauptung, dass das Geschäft mit Bio-Lebensmitteln boomt.
Jetzt springt auch die Kölner Handels-Gruppe Rewe mit einer Bio-Supermarktkette auf diesen rasant fahrenden Zug auf. Rewe ist der erste klassische Lebensmittelhändler, der auf dem Naturkost-Markt mit eigenen Supermärkten Fuß fassen möchte. Zwar bietet das Unternehmen bereits seit 1988 in mehr als 3 000 Supermärkten Bio-Produkte an, will aber nun ein wesentlich umfassenderes Sortiment präsentieren. In den Filialen der neuen Kette Vierlinden sollen auf 700 bis 1 000 Quadratmetern 8 000 Produkte angeboten werden.
Ein großer Verdrängungswettbewerb wird nicht befürchtet, da der Kuchen groß genug zu sein scheint. Dennoch sollte man den Einstieg von Rewe in dieses Segment nicht unterschätzen, da sich die Situation auf diesem Markt grundlegend verändern wird. (1), (2)
Das Angebot von den Bio-Produkten wird, wie es bereits heute schon immer häufiger der Fall ist, äußerst vielseitig sein und den anspruchsvolleren Kundenwünschen absolut gerecht werden.


Naturkost und Convenience: Zwei Kundenwünsche, die sich durchaus vereinbaren lassen

War es in den Anfängen des Bio-Zeitalters mehr als verpönt, als echter Naturkostfreund die in Supermärkten vereinzelt angebotenen Bio-Produkte ernsthaft zum Kauf in Erwägung zu ziehen, so hat man sich heute ganz gut an Supermärkte wie Basic gewöhnt. Inzwischen hat sich auch eine wesentlich größere Zielgruppe entwickelt, was automatisch einen Wandel im Angebot mit sich brachte. Das Potenzial musste genutzt werden.
Der logische nächste Schritt war eine Akzeptanz für bestimmte neue Produkte oder gar Tiefkühlkost und Konserven in Bioqualität zu schaffen, um das Angebot erweitern zu können.
Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass die Kundenwünsche nach biologischen Lebensmitteln und nach Bequemlichkeit sich erfolgreich in Einklang bringen lassen. Allein die stetig steigende Nachfrage nach ökologischen Convenience-Produkten ist ein Indikator dafür, dass Naturkost und Convenience einander nicht widersprechen müssen. (3), (4), (5), (7)

Angeboten wird die Convenience-Naturkost sowohl im Fachhandel, wie auch im konventionellen Handel. Damit im Nicht-Fachhandel z.B. Tiefkühlkost auch als Naturkost wahrgenommen wird, wird diese gut erkennbar platziert und ist dem potenziellen Kunden als ausgewähltes Grundsortiment meist bereits bekannt. Es kann sich dabei z.B. um Fleisch, Fisch, Gemüse, Kartoffelprodukte, Pizzen, Fertiggerichte oder Kräuter handeln. Als ebenso wichtig wird es angesehen, dass der Händler über die Produkte umfangreich informiert ist und dem Kunden fachkundige Auskunft geben kann.
Der Preis spielt bei dem Griff nach Bio-Produkten immer noch keine entscheidende Rolle, da Bioware doch oft 10 bis 20 Prozent teurer ist, ob convenient oder nicht.
Fazit ist, dass die Nachfrage nach Convenience Produkten in Bioqualität weiter deutlich ansteigende Tendenz zeigt. (3), (5)



Fallbeispiele



Fleisch-Snacks und ökologisches Fingerfood

Chicken-Wings und Nuggets von Salomon Hitburger:
Wachstumstreiber in diesem Sortiment sind Biosupermärkte, aber inzwischen vereinzelt auch LEH-Outlets.
Innerhalb eines Jahres hat sich der Umsatz verdreifacht. (7)


Bio-Backwaren

Tiefgekühlte Bio-Backwaren, wie die Mini-Buttercroissants und Baguettebrötchen von Siegfried Schedel e.K., haben großes Interesse geweckt.
Das tiefgekühlte Endverbraucher-Sortiment der Öko-Bäckerei Moin aus Glückstadt umfasst inzwischen 18 Produkte. (7)


Biofisch und Meeresfrüchte

Ristic sieht ein hohes Wachstumspotenzial bei Fisch-Convenience.
Der Berliner Tiefkühlgroßhändler Ökofrost wagt sich z.B. auf Neuland im Fisch-Segment mit tiefgefrorenem Bio-Räucherlachs.
Die Deutsche See GmbH & Co. KG erweiterte ihr Sortiment um gefrorene, tiefgekühlte sowie geräucherte Bachforellen und sieht sehr gute Wachstumschancen. (5), (8)


Teigwaren

Bei der Alb-Gold-Teigwaren GmbH sieht man ebenfalls gute Chancen für Bio-Convenience. Die Nudelspezialisten präsentierten in dem Zusammenhang auf der BioFach zum ersten Mal frische Teigwaren in Bioqualität.
Zum Sortiment gehören Frischenudeln aus Hartweizengrieß, frische Dinkelspezialitäten und vier exotische vegetarische Saucen. (4)

Zahlen & Fakten

Starkes Umsatzwachstum bei Bio-Produkten:

- 2004: EUR 3,5 Milliarden, ein Plus von 10 Prozent

- 2005 (erstes Quartal): ein Plus von 15 Prozent

- auch die Gewinnspanne ist deutlich höher, als bei Nicht-Bio-Läden (1), (2)

Weiterführende Literatur:

(1.) O.V., Alles Bio auch im Supermarkt, Rewe eröffnet ersten Laden der Kette Vierlinden / Steigend Umsätze in diesem Segment, FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2005, S. 19
aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2005, Nr. 98, S. 19

(2.) O.V., Rewe drängt in das Geschäft mit Naturkost, Lebensmittelhandel Kölner Konzern eröffnet heute seinen ersten Bio-Supermarkt Preisdumping nicht geplant, Darmstädter Echo, 28.04.2005
aus Darmstädter Echo, 28.04.2005

(3.) Becker, Lisa, Weg von der Schrumpelmöhre, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.10.2004, S. 41
aus Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.10.2004, Nr. 40, S. 41

(4.) Will, Birgit, Kunden suchen bequem Genuss, Der Convenience-Trend hält Einzug in das Biosortiment, Lebensmittel Zeitung, 11.03.2005, S. 60
aus Lebensmittel Zeitung Nr. 10 vom 11.03.2005 Seite 060

(5.) Will, Birgit, Interview “Bio-Wahrnehmung“, Lebensmittel Zeitung, 11.03.2005, S. 48
aus Lebensmittel Zeitung Nr. 10 vom 11.03.2005 Seite 048

(6.) O.V., Naturkost findet den Weg aus dem Nischendasein, Die BioFach in Nürnberg glänzte als Leitmesse mit Vielfalt im Programm und Superlativen im Ergebnis Ökologisches Sortiment mit Fleisch und Wurst, afz allgemeine fleischer zeitung, 16.03.2005, S. 10
aus afz - allgemeine fleischer zeitung Nr. 11 vom 16.03.2005 Seite 010

(7.) Will, Birgit, Innovative Vielfalt für die Truhe, Tiefgekühlte Geflügelprodukte, Backwaren und Fingerfood, Lebensmittel Zeitung, 11.03.2005, S. 60
aus Lebensmittel Zeitung Nr. 10 vom 11.03.2005 Seite 061

(8.) Will, Birgit, Immer mehr Biofisch im Angebot, Lebensmittel Zeitung 11.03.2005, S. 61
aus Lebensmittel Zeitung Nr. 10 vom 11.03.2005 Seite 061

E.Krug

Metainformationen

Quelle: GENIOS BranchenWissen Nr. 07/2005 vom 08.07.2005
Dokument-ID: s_leb_20050608

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